Marie Juchacz, geborene Marie Gohlke am 15. März 1879 in Landsberg an der Warthe (heute Gorzów Wielkopolski, Polen), war eine herausragende deutsche Sozialreformerin, Frauenrechtlerin und Politikerin.
Marie wuchs in einer Arbeiterfamilie auf und begann bereits in jungen Jahren, sich politisch und sozial zu engagieren. Sie schloss sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an und setzte sich intensiv für die Rechte von Frauen und Arbeitern ein. Im Jahr 1908 zog sie nach Berlin, wo sie ihre Aktivitäten fortsetzte und als Redakteurin für die sozialdemokratische Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“ arbeitete.
Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Marie Juchacz 1919 die Arbeiterwohlfahrt als Selbsthilfeorganisation der SPD, um notleidenden Menschen zu helfen. Unter ihrer Leitung entwickelte sich die AWO zu einer der größten Wohlfahrtsorganisationen Deutschlands. Ihre Arbeit für die AWO und ihr soziales Engagement machten sie zu einer zentralen Figur in der Weimarer Republik.
Als Mitglied der SPD wurde Marie Juchacz 1919 in die Weimarer Nationalversammlung gewählt und ging als erste Frau in die Geschichte ein, die in einem deutschen Parlament sprach:
Meine Herren und Damen!“ (Heiterkeit.) „Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier feststellen, ganz objektiv, dass es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat.
(Marie Juchacz: am 19. Februar 1919 in ihrer Rede vor der Nationalversammlung in Weimar)
Ihre Rede ist auch berühmt für die Worte:
Was diese Regierung getan hat, war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen, die die Hälfte des Volkes ausmachen, das gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten wurde.
Marie Juchacz setzte ihre politische Karriere fort und wurde 1920 in den Reichstag gewählt, dem sie bis 1933 angehörte. Während der Zeit des Nationalsozialismus musste sie Deutschland verlassen und emigrierte in die Vereinigten Staaten, wo sie bis zu ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1949 lebte. Nach ihrer Rückkehr widmete sie sich erneut der Arbeit für die AWO und setzte sich bis zu ihrem Tod am 28. Januar 1956 in Bonn für soziale Gerechtigkeit und die Rechte von Frauen ein.
Sie ist auf dem Kölner Südfriedhof beerdigt.