Zum Muttertag – aus dem Buch der Etikette von 1956

Eine besonders liebenswerte Einrichtung neueren Datums ist der Muttertag. Man mag gegen ihn einwenden, daß er von Werbefachleuten zur Umsatzsteigerung von Blumen- und Süßwarengeschäften erfunden wurde. Dennoch hat dieser kommerzielle Hintergrund nichts daran ändern können, daß sich jeder, der noch eine Mutter hat, ihrer einmal im Jahr mit besonderer Herzlichkeit erinnert. Das liebevolle Gedenken, mit dem die Kinder Blumen überreichen,die Aufmerksamkeit, mit der der Ehemann seiner Frau für ihr tägliches, unermüdliches Sorgen dankt, sind Ausdruck der Anerkennung und Bitte um Verständnis dafür, daß nicht jeder Tag – wie er sein sollte – ein Muttertag ist. Wenn der Herr des Hauses die Möglichkeit dazu hat, sollte er es so einrichten, daß er der Hausfrau und Mutter diesen Tag zu einem Festtag macht – mit ihr außerhalb des Hauses ißt, sie ins Theater führt und mit ihr ausgeht, auf daß auch sie, die tagaus, tagein in das Gleichmaß des Haushalts gezwungen ist, einmal ein paar Stunden aller Hausfrauenpflichten entledigt ist und sich bedienen lassen kann.

Wer bereits erwachsen ist und den Tag nicht mehr gemeinsam mit der Mutter verbringen kann, wird ihr Blumen oder ein nettes Geschenk und einen Brief zukommen lassen, dessen Herzlichkeit die Trennung überbrückt.

Aus: Graudenz, Karlheinz: Das Buch der Etikette. Marbach am Neckar 1956, S. 132-15. Die Illustration stammt ebenfalls aus dem Buch.

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