Das Land mußt du ehren, worinnen du wohnest. Denn es thut dir gutes, also mußt du ihm wieder gutes thun, so viel du nur vermagst. Du kannst auch in Zeiten kommen, wo du dein Blut für dasselbe vergießen mußt. Was saget nun ihr dazu, ihr Landverderber, die ihr dem Lande Schaden thut, es betrüget und bevortheilt, auch wohl Zank und Uneinigkeit darinne stiftet. Denn nur gerade heraus geredet! warum leben die Menschen zusammen, und geben dir Brod, Sicherheit und Schutz? Es ist nicht darum, daß du das Deine behaltest, und vor Feinden, Dieben und Räubern verwahret lebest? Ei Lieber, erkennest du dich darum nicht schuldig, auch dafür dankbar, und dem Lande förderlich zu sein auf alle Art und Weise? So du nun ein Müßiggänger bist, und nichts für das Land thust, worinne du wohnest, oder, so etwas löbliches und ersprießliches angefangen werden soll, dich dawider setzest, und nicht einen Heller dazu verwenden willst, so verdienst du nicht in dem Lande zu wohnen, denn du lebst nur dir und deinem Nutzen, aber nicht dem Lande. – Es hat wohl Männer in dem Heidenthume gegeben, die für ihr Land freiwillig ungezwungen in den Tod giengen, wenn sie meinten, daß ihr Tod Nutzen und Heil bringe. Und du Christ, schämst dich nicht, dein Land geringe zu achten und ihm nicht zu helfen, wo du wohl könntest? Denn ich meine jeder Inwohner könne dem Lande helfen, nicht nur, wo es in Gefahr vor Feinden ist, sondern auch in Friede und Ruhe, daß jeglicher das treulich thue, was ihm obliegt, und an seinem Theile arbeite an der gemeinen Wohlfarth, wie geschrieben stehet I Petr. 4, 10. Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnaden Gottes.
Aus Martin Luthers Sittenbuch.