Immer mehr Energielieferanten bieten zertifizierten Ökostrom an. Doch was genau bedeuten die einzelnen Zertifikate? Mittlerweile existieren 5 verschiedene Zertifikate in Deutschland, die zum einen nachweisen, ob der Strom aus erneuerbaren Energien produziert wurde und zum anderen je nach Zertifikat, ob die nachhaltige Förderung von regenerativen Quellen unterstützt wird.
Grüner-Strom-Label
Das älteste Ökostrom-Gütesiegel in Deutschland ist das Grüner-Strom-Label. Er gilt als das strengste Ökostrom-Label. Die Richtlinien des Labels schreiben vor, dass Strom nur aus erneuerbaren Energien oder aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK), ohne fossile Brennstoffe, produziert wird. Die Energielieferanten müssen den nachhaltigen Ausbau erneuerbarer Energien mit einem festen Betrag pro Kilowattstunde fördern. Bei Privatkunden liegt der Mindestförderbetrag ab 1 Cent je Kilowattstunde.
ok-Power-Label
Das ok-Power-Label zertifiziert nach zwei Modellen, dem „Händlermodell“ und dem „Fondsmodell“. Das Händlermodell definiert, dass Strom aus KWK-Anlagen gestattet ist, doch diese dürfen ein gewisses Alter nicht überschreiten. Somit soll ein Anstoß zu dem Bau von neuen Anlagen gegeben werden. Mit diesem Zertifikat soll Strom aus neuartigen erneuerbaren Energien gewonnen werden, aber nicht aus denen, die schon von staatlichen Fördermaßnahmen gefördert werden, sondern darüber hinaus. Hier steht der „zusätzliche Umweltnutzen“ im Vordergrund. Das Fondsmodell sagt, dass die extra Gebühr, die auf den Preis für Ökostrom anfällt, in den Bau von regenerativen Anlagen investiert wird.
Die TÜV-Zertifikate
TÜV Nord und TÜV Süd vergeben auch zertifizierte Dokumente, doch die beiden Unternehmen bescheinigen die Förderung von Energie unterschiedlich. TÜV Nord verteilt Zertifikate nach einer einheitlichen Basisrichtlinie, wobei TÜV Süd nach 4 verschiedenen Kriterien zertifiziert.
Das TÜV Nord Zertifikat
Die Basisrichtlinie des TÜV Nord Zertifikates gibt vor, dass der Strom zu 50% aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen produziert werden muss. Diese Anlagen arbeiten zwar energieeffizient und umweltfreundlich, jedoch werden sie mit Kohle oder Gas betrieben. Laut TÜV Nord haben diese Zertifikate den Ausbau erneuerbarer Energien zum Ziel. Das heißt, dass die Energieversorger die Verpflichtung haben in regenerative Energiequellen zu investieren.
Das TÜV Süd Zertifikat
TÜV Süd zertifiziert nach 4 verschiedenen Kriterien.
EE01 – Erneuerbaren Energien (EE)
- Strom muss aus 100% erneuerbaren Quellen gefördert werden
- mindestens 25% aus neuen Kraftwerken
- Preisaufschläge für Ökostrom dienen zur Förderung neuer Anlagen
EE02 – Wasserkraft
- Energieträger ist zu 100% Wasserkraft
- mindestens 25% aus neuen Kraftwerken
- Preisaufschläge für Ökostrom dienen zur Förderung neuer Anlagen
UE01 – Erneuerbaren Energien + KWK + neue Anlagen
- Energieträger müssen zu 50% aus erneuerbaren Energien gefördert werden, der Rest aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
- Zeitgleichheit zwischen Erzeugung und Verbrauch im Viertelstunden-Raster
- Mindestens 24% aus neuen Kraftwerken
- Preisaufschläge für Ökostrom dienen zur Förderung neuer Anlagen
UE02 – Erneuerbaren Energien + KWK
- Energieträger müssen zu 50% aus erneuerbaren Energien gefördert werden, der Rest aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
- Preisaufschläge für Ökostrom dienen zur Förderung neuer Anlagen
RECS zertifizierter Strom
Das „Renewable Energy Certificates System“, kurz RECS, wird ausgestellt, um als Nachweis für die Produktion aus erneuerbaren Energien zu dienen. Im Grunde funktioniert das so: Eine bestimmte Menge Strom (1.000 kWh) wird aus Wasserkraftwerken gewonnen, dafür wird ein RECS-Zertifikat ausgestellt. Das Zertifikat wird dann von den Anlagenbetreibern an Energieversorger weiterverkauft. Diese kaufen entweder Strom in der gleichen Menge aus erneuerbaren Energien oder Atom- und Kohlekraftwerken ein. Die Zertifizierung der Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen ist aber nicht nachhaltig, sondern nur für die gerade benötigte Menge. Auch hat das RECS keine Anforderungen an die Anlagen, wie z.B. an das Alter oder die Ökologie.
RenewablePlus
RenewablePlus ist ein weiteres Label, das die Stromherkunft aus erneuerbaren Energien zertifiziert. Weiterhin wird eine Garantie für Investitionen in neue Strom-fördernde Anlagen oder für die Erweiterung bestehender Anlagen gegeben. Das renewablePlus Label stellt keine Anforderungen an das Alter der Kraftwerke. Denn wenn diese ausgebaut werden, so befinden sie sich auch auf dem neuesten Stand und können weiterhin umweltbewusst Strom erzeugen. Es wird ebenfalls zertifiziert, dass tatsächlich 100%ige CO2-freie Energie geliefert wird. Jährlich wird das Label von TÜV Rheinland überprüft, ob es weiterhin den Anforderungen nachkommt.