Gedicht: Was zieht dort zur Brigittenau

Was zieht dort zur Brigittenau
Im blutigen Morgenroth?
Das sind die kroatischen Jäger,
Sie führen den Fahnenträger
Der Freiheit hin zum Tod.

Sie haben ihn gefangen
Trotz Recht und Reichsgesetz,
Es hat ihm das Urtheil gesprochen,
Es hat ihm den Stab gebrochen
Der Mörder Windisch-Grätz!

Zum Richtplatz sie ihn führen,
Ihn schreckt nicht Tod noch Grab!
Doch als er gedenket der Lieben
Die ihm daheim sind geblieben,
Rollt still‘ eine Thräne herab.

„Die Thräne für Weib und Kinder
Entehret keinen Mann!
Lebet wohl! Jetzt gilt es zu sterben
Für die Freiheit mit Blute zu werben!
Ihr Jäger wohlauf! schlagt an!“

Er schlinget selbst die Binde
Wohl um der Augen Licht:
„O mein Deutschland, für das ich gestritten
Für das ich im Leben gelitten
Verlaß die Freiheit nicht!“

Es krachen die Gewehre,
Im Blute liegt der Held.
Es haben die Büchsen der Jäger
Der Freiheit Fahnenträger
Den Robert Blum gefällt!

Der Fähndrich ist erschlagen
Es fiel der Robert Blum:
Auf Brüder die Fahne zu retten,
Die Freiheit aus Banden und Ketten
Zu Deutschlands Eigenthum.

Das Gedicht ist dem liberalen Abgeordneten der Paulskirchenversammlung Robert Blum gewidmet, der am 9. November 1848 hingerichtet wurde. Es wurde von Adolf Stahr im Jahr 1848 verfasst.

Die Illustration wurde von Midhourney AI erstellt.

 

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