Meinung: Warum ich die schwarze Arielle problematisch finde

Arielle gehört inzwischen zu den Disney Klassikern und die meisten werden die kleine Meerjungfrau, angelehnt an Hans Christian Andersens Märchenfigur, mit ihren roten Haaren zumindest vom Sehen her kennen.

Nun wird es eine Neuverfilmung mit realen Figuren geben und Arielle wird von der Schauspielerin Halle Bailey gespielt wird – und die ist schwarz. Von der hellhäutigen rothaarigen Arielle unterscheidet sich die neue Figur also recht deutlich.

Nun kann ich offen sagen, dass mir dies im Grunde herzlich egal ist. Arielle ist eine Kunstfigur und sowieso neuen Interpretationen zugänglich. Ob Disney mit diese Neuinterpretation wirtschaftlich erfolgreich ist oder nicht, ist mir ebenso egal. Außerdem hat mich Arielle im Grunde noch nie interessiert. Und damit könnte das Thema erledigt sein.

Was mir aber nicht egal ist, ist der Umstand, dass die schwarze Arielle wieder zu Diskussionen führt, die Gräben vertiefen. Während sich die eine Seite freut, dass Arielle jetzt eine PoC ist, empört sich die andere Seite, dass jetzt alles woke und politisch korrekt wirkt. Downvoting des gerade erschienen Trailers, #NotMyArielle Hashtags und rassistische Beleidigungen inklusive. Darauf wird dann wieder entsprechend mit Belehrungen und Beschimpfungen reagiert… ein Teufelskreis, der Unterschiede zwischen Hautfarben fördert.

Das Problem bei vielen, die sich von der Entscheidung für die „Schwarze Arielle“ angegriffen fühlen, ist mE weniger Rassismus – auch der wird vorkommen – aber viel eher die Angst, dass ihnen etwas weggenommen werden soll – eine Kindheitserinnerung, ein vertrautes Bild. Dies vermeintlich von oben diktiert, im Namen der besseren Moral.

Unfreiwillig gestützt wird dieser Gedanke auch durch ein ein eigentlich rührendes Video in dem gezeigt wird, wie sich schwarze Kinder freuen, dass Arielle jetzt „ihre Hautfarbe“ hat; ihnen werde so Identifikation gegeben, sagen viele. Das heißt im Gegenzug aber auch, dass anderen Kindern genau diese Identifikation mit der Figur genommen wird, wenn man auf dieser Ebene argumentieren will.

Aus meiner Sicht tut Disney dem aus meiner Sicht mehr als berechtigten Anliegen, vielfältige Heldinnen und Helden zu schaffen, keinen Gefallen, wenn es bestehende Figuren ohne eigentliche Not neu interpretiert und verändert.

Besonders auch, da es einen reichen Fundus afrikanischen und afro-amerikanischen kulturellen Erbes gibt, der es auch verdient hat, auf die große Bühne gehoben zu werden, hier konkret z.B. die Mami Wata, Njuzu oder Jengu, afrikanische Wasser- und Meereswesen, den Meerjungfrauen nicht unähnlich.

Warum also nicht Arielle auf eine neue Freundin, eine Jengu, treffen lassen, die dann beide beweisen, dass Freundschaft keine Hautfarben kennt. Und Disney freut sich, dass man Merch für zwei Heldinnen verkaufen kann…

Doch das bloße Blackpainting europäischer Geschichten wirkt da seltsam gewollt und uninspiriert und schafft nur Konflikte, die nicht sein müssten.

tl;dr

Mir ist es völlig egal, ob Arielle schwarz, weiß, gelb oder meinetwegen grün ist. Ich finde nur den angelegten Konflikt, der sich ja zeigt, beim „Farbwechsel“ ungünstig, da der Fronten in gesellschaftlich wichtigen Diskussionen verhärtet.

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Der Trailer

Die Illustration zum Beitrag wurde von der Midjourney AI erstellt.

4 Antworten auf „Meinung: Warum ich die schwarze Arielle problematisch finde“

  1. Auch so herum nennt man das „kulturelle Aneignung“ ;-), in die andere Richtung wäre das allerdings extrem verpönt. Diese Political Correctness ist völlig bescheuert. Ist wie bei „Ringe der Macht“, dunkelhäutige Elben passen auch da einfach nicht zur Beschreibung im Buch. Das Thema ist aber ja nicht neu, im Theater und in der Oper werden schon lange klassische Stücke dermaßen „verwurstet“, man erkennt die ursprüngliche Geschichte oft kaum mehr wieder, grässlich. Wer etwas Neues erzählen möchte, der denke sich bitte auch etwas Neues aus….

  2. aber die jüngste war die schönste von allen. Ihre Haut war so klar und zart wie ein Rosenblatt, ihre Augen so blau wie die tiefste See, – so beschrieb übrigens Hans Christian Andersen seine kleine Meerjungfrau. Ein bisschen Anlehnung an das Original darf man als Zuschauer also schon erwarten. Zumal bei einer Realverfilmung des Trickfilms ja schon eine Figur vordefiniert worden ist.

  3. Was für Nicht-Argumente.
    Mit Nemo konnte sich nach dieser Logik keiner identifizieren, niemand ist orange mit weißen Streifen. Oder ein Fisch.
    Oder Simba, ist jemand ein Löwe?
    Ich hätte mich nie mit Cinderella identifizieren dürfen, bin nicht blond oder schlank.
    Pippi Langstrumpf? Rote Haare mit Sommersprossen? Geht gar nicht.

    Niemanden wird was weggenommen, Kindern sind solche Äußerlichkeiten nämlich vollkommen egal.
    Wir reden es ihnen ein, dass sie nicht egal sind.
    Denkt mal drüber nach.

    1. Was hast du denn für eine Logik? 🤣🤣🤣 Ja, ich kann weder Fisch noch Löwe sein, der Vergleich ist sowas von bescheuert, denn es is eine Menschenrolle.

      Es gab eine Geschichte, die eine Figur beschreibt, weicht diese ab, gibt es natürlich viele Fragen. Sonst hätte man ja einfach eine eigene Geschichte mit einer schwarzen Meerjungfrau schreiben können. Diese Geschichte jedenfalls ist unnötig umgeschrieben worden und mir stößt es auch gewtig auf. Die einen Kinder freuen sich, die anderen wundern sich einfach nur. Punkt.

      Aber schaut euch diese Dis ney Schauspieler an, die sind eh alle so kaputt, man sollte sich einfach von der Firma verabschieden… Das ist wirklich zeitgemäß! 😉

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