Dokumentiert: Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zur Eröffnung der Hannover Messe am 7. April 2013 in Hannover

Sehr geehrter Herr Staatspräsident, lieber Wladimir Putin,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Weil,
sehr geehrte Minister aus Deutschland und Russland,
sehr geehrter Herr Loh, stellvertretend für alle hier anwesenden Verbände,
meine Damen und Herren,

es ist schon seit längerem klar, dass derjenige, der etwas auf sich hält, bei der Hannover Messe nicht fehlen darf, sofern er sich zum industriellen Bereich Deutschlands oder der Welt zählt. In diesem Jahr ist dies in besonderer Weise klar geworden. Herr von Fritsch als Chef der Messe hat schon darauf hingewiesen, dass wir hier so viele Ausstellungen wie schon lange nicht mehr haben und die Messe aus allen Nähten platzt. Über 6.000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern präsentieren sich. Das heißt, die Hannover Messe ist das Schaufenster der Industrie weltweit. Darüber freuen wir uns natürlich.

Wir haben in diesem Jahr Russland als Gastland. Ich möchte alle Aussteller, alle Vertreter der russischen Regierung und besonders natürlich auch den Präsidenten hier in Hannover begrüßen. Die Präsentation Russlands als Partnerland reiht sich in eine politische Gemeinsamkeit ein, nämlich in das Russland-Jahr in Deutschland 2012/2013 mit zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen, die deutlich machen sollen, wie sehr unsere beiden Länder miteinander verbunden sind. Deshalb ist die Wahl Russlands zum Partnerland dieser Hannover Messe eine wunderbare Facette dieses gesamten Russland-Jahres. Präsident Wladimir Putin hat soeben dargestellt, wie viele russische Aussteller sich hier präsentieren werden. Wir freuen uns über die 160 Aussteller – mehr als je zuvor auf einer Industriemesse außerhalb Russlands. Ich freue mich auch, dass wir uns morgen gemeinsam einiges anschauen werden.

Wenn wir auf Russland schauen, dann sind wir aus deutscher Sicht natürlich zuerst einmal von den Bodenschätzen, den Ölvorkommen und den Erdgasvorkommen beeindruckt. Wir wissen, dass es einer modernen Technologie bedarf, um das alles zu erschließen. Deutschland will auf diesem Gebiet natürlich auch hilfreich sein. Die Kooperationsmaßnahmen zeigen ja, dass wir auf einem erfolgreichen Weg sind.

Russland ist ein riesiges Land. Es ist heute schon darauf hingewiesen worden: Es ist das größte Flächenland der Erde. Das bedeutet, dass in den nächsten Jahren viele Investitionen in die Infrastruktur notwendig sein werden und heute schon getätigt werden. Auch hier gibt es viele Beispiele für eine intensive Zusammenarbeit. Wir auf deutscher Seite können sagen, dass alles, was wir mit Russland an wirtschaftlicher Zusammenarbeit vereinbart haben, zuverlässig und planmäßig erfolgt ist. Die gewachsene Solidität der Beziehungen wollen wir erweitern. Ich will das, was Herr Loh gesagt hat, unterstreichen: Wichtig ist dabei, dass unsere Unternehmen mit deutscher Herkunft in Russland Rechtssicherheit vorfinden und sie motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben.

Wir setzen noch an einer weiteren Stufe der deutsch-russischen Kooperation an. Denn Russland hat als eine Säule die Rohstoffe. Russland hat als andere Säule die großen Investitionen in die Infrastruktur. Aber Russland möchte seine Fähigkeiten und Möglichkeiten diversifizieren. Deshalb wollen wir auch auf diesem Gebiet hilfreich sein. Hierbei geht es um Innovation, um Forschung, um Entwicklung, um die Ausbildung von jungen energiegeladenen Menschen, die in die Zukunft vorstoßen wollen, um den Wohlstand für die russische Bevölkerung zu verbessern. Wir sind der Überzeugung: Dies gelingt dann am besten, wenn es eine aktive Zivilgesellschaft gibt. Wir haben darüber im Rahmen des Petersburger Dialogs schon viel gesprochen. Wir müssen diese Diskussion intensivieren, unsere gegenseitigen Vorstellungen weiterentwickeln und auch den Nicht-Regierungsorganisationen, den vielen Vereinigungen, die wir in Deutschland als Innovationsmotoren kennen, in Russland eine gute Chance geben.

Wir haben Verbesserungen erzielt, was die Visa-Möglichkeiten anbelangt. Wir hoffen, dass wir hier Schritt für Schritt weiterkommen. Das wird zwar nicht so schnell sein, wie Russland sich das an vielen Stellen wünscht. Aber ich glaube, einige wesentliche Erfolge, gerade auch für diejenigen, die im ständigen wirtschaftlichen Kontakt sind, sind sichtbar. Daran werden wir weiterarbeiten. Ich weiß ja, dass das Thema auch die Vertreter der deutschen Wirtschaft sehr bewegt.

Ich will hervorheben, dass die Vollmitgliedschaft Russlands in der WTO ein Riesenschritt zu einem offenen multilateralen Handel ist. Wir werden auch in diesem Jahr – das will ich abschließend zum Thema Russland erwähnen – eine gute Zusammenarbeit mit Russland im Rahmen der G20-Präsidentschaft haben. Ich bedanke mich auch sehr dafür, dass Russland ein G20-Mitgliedstaat ist, der, was gleichzeitig solide Haushaltsführung und Wachstum anbelangt, hierbei Deutschland an vielen Stellen unterstützt hat.

Wir sind jetzt auf einer Hannover Messe, auf der Russland das Partnerland ist, aber auf der sich auch viele andere Länder und die deutsche Industrie präsentieren. Ich glaube, dass diese Hannover Messe zusammen mit der schon vor einigen Wochen eröffneten CeBIT ein Meilenstein im Blick auf zukünftige industrielle Entwicklungen ist. Wir reden von „Industrie 4.0“. Hier in diesem Saal kennen sich damit alle mehr oder weniger wunderbar aus. Ob das Thema außerhalb dieses Saals schon so weit verbreitet ist, wie es wichtig wäre, um die gesellschaftliche Veränderung, in der wir leben, begreifbar zu machen, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat hier jeder von uns eine Botschafteraufgabe. Denn es geht nicht um irgendeine Entwicklung, die sich gerade abspielt, sondern es ist eine Entwicklung, die mit der Erfindung der Dampfmaschine oder der Massenproduktion an Fließbändern vergleichbar ist, wie wir sie etwa von der Automobilproduktion Anfang des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika kennen. Nachdem wir in Deutschland ja immerhin das Auto erfunden haben, ist die Massenproduktion dann in die Vereinigten Staaten von Amerika gekommen.

Wir haben die Automatisierung durch Elektronik und Informationstechnologie gesehen. Wir sind jetzt in einer Phase, in der sozusagen die Möglichkeiten der Software mit den Fähigkeiten der Hardware verschmelzen. Nachdem wir schon erleben mussten – das muss ich als deutsche Bundeskanzlerin sagen –, dass auch die Entwicklung des Internet und alles, was dazu gehört, sehr stark in den Vereinigten Staaten von Amerika stattgefunden haben, besteht jetzt für uns in Deutschland, aber auch für die europäische Industrie insgesamt und natürlich für die Industrie weltweit – ich sehe da genauso nach Russland –, eine Chance, völlig neue Fußstapfen zu hinterlassen. Was sich da abspielt, ist im wahrsten Sinne des Wortes revolutionär.

Wenn man liest, dass jetzt zum Beispiel VW, ohne dass ich hier in irgendeiner Weise Schleichwerbung für irgendjemanden machen möchte – ich rede also besser von einer großen deutschen Automobilfirma –, ihre gesamte Fertigungsanlage im Nachhinein digitalisiert, um sozusagen den Überblick zu bekommen, welche Art von Informationen sie eigentlich speichern muss, um aus diesen vorhandenen Informationen wieder die nächsten Entwicklungen voranzutreiben, dann ist das die Ausfüllung des Anspruchs, den ich oft gehört, aber nie in diesem umfassenden Sinne – das gilt jedenfalls für mich – verinnerlicht gesehen hatte: Alles, was man digitalisieren kann, wird in Zukunft digitalisiert werden. Okay, dass das für Töne gilt, habe ich schon irgendwann verstanden. Dass es für Bilder gilt, auch. Aber dass alle industriellen Fertigungsprozesse in Zukunft sozusagen von der schon vorhandenen Digitalisierung getrieben werden, dass wir das nächste Modell aus dem Vorhandenen als Erstes quasi nicht mehr real weiterentwickeln, sondern virtuell, das bringt uns natürlich völlig neue Aufgaben – vom Patentschutz angefangen bis hin zu den Kopiermöglichkeiten. Es kann auch ein Vorteil sein, dass man ein vorhandenes Produkt gar nicht mehr so schnell kopieren kann, wie man das virtuelle Produkt bereits weiterentwickelt hat. Es ist also eine völlig neue Dimension.

Wenn man auf der Hannover Messe ist und nicht auf der CeBIT, sollte man nicht nur über „big data“ sprechen, sondern auch noch ein bisschen über die Präzision einer Schraube und die Qualität eines Stücks Stahl. Ich denke, auch das werden wir in Zukunft brauchen. Aber in welcher Art und Weise die beiden Bereiche zusammenwachsen werden, was das für unsere Studiengänge, für unsere Ausbildung, für unser Betrachten der Welt bedeutet, wie viel mehr Individualisierung es möglich machen wird, wie es uns ermöglicht, nicht mehr so viele ungebrauchte Produkte, wie wir es von der Massenfertigung kennen, zum Schluss auf Halde liegen zu haben – alle diese Fragen haben sich gesellschaftlich noch gar nicht abschließend gestellt. Ich habe heute eine schöne Aussage eines Vertreters von Siemens gelesen: Die Masse von Daten nützt natürlich nur, wenn man weiß, welche Fragen man zum Schluss beantworten wird.

Die gute Botschaft lautet: Selbst wenn die Maschine mit der Maschine oder das Werkstück mit der Maschine miteinander kommunizieren, irgendwo wird dann doch noch der Mensch vorkommen, der seine Wünsche äußert und schließlich sein Produkt in die Hand bekommt. In diesem Sinne freue ich mich auf den morgigen Rundgang. Ich freue mich, ihn mit dem russischen Präsidenten gemeinsam durchzuführen und einige Aussteller zu besuchen.

Allen Ausstellern möchte ich eine erfolgreiche Messe wünschen – eine Messe, die uns ein Stück weiter in das 21. Jahrhundert führt und die vielleicht auch eine große Chance für die Zukunft Europas ist. Denn sie sagt auch: Bildet euch weiter in den ingenieurwissenschaftlichen, technischen Berufen aus. Wenn man sich anschaut, dass wir in Europa, in der Europäischen Union, im Augenblick rund sieben Millionen arbeitslose junge Menschen haben und dass gleichzeitig in großen Zahlen Software-Ingenieure gesucht werden und Start-ups gegründet werden müssen, dann weiß man, dass das ein Bereich ist, in dem Europa seine Probleme bewältigen kann. Denn allein darüber zu klagen, dass wir keine Arbeitsplätze haben, wird nicht helfen, sondern wir müssen in Europa innovativ sein und andere auf der Welt von unseren Produkten überzeugen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche und gute Hannover Messe, die damit – bei uns geht ja alles nach Recht und Gesetz – eröffnet ist.

Märchen: Die Prinzessin auf der Erbse

Es war einmal ein Prinz, der wollte eine Prinzessin heiraten. Aber das sollte eine wirkliche Prinzessin sein. Da reiste er in der ganzen Welt herum, um eine solche zu finden, aber überall fehlte etwas. Prinzessinnen gab es genug, aber ob es wirkliche Prinzessinnen waren, konnte er nie herausfinden. Immer war da etwas, was nicht ganz in Ordnung war. Da kam er wieder nach Hause und war ganz traurig, denn er wollte doch gern eine wirkliche Prinzessin haben.

Eines Abends zog ein furchtbares Wetter auf; es blitzte und donnerte, der Regen stürzte herab, und es war ganz entsetzlich. Da klopfte es an das Stadttor, und der alte König ging hin, um aufzumachen.

Es war eine Prinzessin, die draußen vor dem Tor stand. Aber wie sah sie vom Regen und dem bösen Wetter aus! Das Wasser lief ihr von den Haaren und Kleidern herab, lief in die Schnäbel der Schuhe hinein und zum Absatz wieder hinaus. Sie sagte, daß sie eine wirkliche Prinzessin wäre.

‚Ja, das werden wir schon erfahren!‘ dachte die alte Königin, aber sie sagte nichts, ging in die Schlafkammer hinein, nahm alles Bettzeug ab und legte eine Erbse auf den Boden der Bettstelle. Dann nahm sie zwanzig Matratzen, legte sie auf die Erbse und dann noch zwanzig Eiderdaunendecken oben auf die Matratzen.

Hier sollte nun die Prinzessin die ganze Nacht über liegen. Am Morgen wurde sie gefragt, wie sie gesehlafen hätte.

»Oh, entsetzlich schlecht!« sagte die Prinzessin. »Ich habe fast die ganze Nacht kein Auge geschlossen! Gott weiß, was in meinem Bett gewesen ist. Ich habe auf etwas Hartem gelegen, so daß ich am ganzen Körper ganz braun und blau bin! Es ist ganz entsetzlich!«

Daran konnte man sehen, daß sie eine wirkliche Prinzessin war, da sie durch die zwanzig Matratzen und die zwanzig Eiderdaunendecken die Erbse gespürt hatte. So feinfühlig konnte niemand sein außer einer echten Prinzessin.

Da nahm sie der Prinz zur Frau, denn nun wußte er, daß er eine wirkliche Prinzessin gefunden hatte. Und die Erbse kam auf die Kunstkammer, wo sie noch zu sehen ist, wenn sie niemand gestohlen hat.

Seht, das war eine wirkliche Geschichte!

Die „Prinzessin auf der Erbse“ von Hans Christian Andersen erschien erstmals am 7. April 1837.

Köpfe: Alexander Wilson

Alexander Wilson war ein schwarzer Mann (16), der am 7. April 2013 in Phoenix (AZ) von der Polizei erschossen wurde.

Köpfe: David Mulder

David Mulder war ein hinsichtlich seiner Herkunft nicht erfasster Mann (43), der am 7. April 2013 in Fontana (CA) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einem Messer bewaffnet.

Köpfe: Douglas Musto

Douglas Musto war ein hinsichtlich seiner Herkunft nicht erfasster Mann (28), der am 7. April 2013 in Westfield (MA) von der Polizei erschossen wurde. Er selbst war mit einem Messer bewaffnet.

Dokumentiert: Trump auf twitter – 07. April 2013

Der 07. April 2013 war ein Sonntag und der 1435. Tag von @realdonaldtrump auf twitter. Er schrieb an diesem Tag 25 Tweets, die zusammen insgesamt 1.210 Likes sowie 1.620 Retweets erhielten. Die tweets finden Sie hier bald.