Meinung: Was China eigentlich wirklich mit seinem 12 Punkte Plan für die Ukraine sagen will

Chinas hat am 24. Februar 2023, zum Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine, einen 12 Punkte Plan „zur politischen Beilegung der Ukraine-Krise“ vorgelegt, den Sie hier nachlesen können.

Was aber eigentlich mehr oder weniger offen zwischen den Zeilen in dem Plan steht, habe ich hier zusammengefasst.

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Meinung: Warum man den Verkauf der kleinen Schnapsflaschen an Supermarktkassen nicht staatlich regulieren sollte

Das Problem der kleinen Flaschen

Karl Lauterbach hat mit einem tweet für Aufsehen gesorgt, in dem er den Verkauf der kleinen Schnapsflaschen an Supermarktkassen kritisiert.

Über diese Art Regale an der Supermarktkasse muss gesprochen werden. Hier werden Menschen mit Alkoholkrankheit gezielt gefährdet. Das ist eine unethische Form der Werbung.

Ich selbst bin Alkoholiker. Und auch ich habe mir früher diese kleinen Flaschen gekauft. Und ja, die meisten Kunden dieser kleinen Flaschen werden ein Alkoholproblem haben, an deutschen Autobahnraststätten ist eine der häufigsten um 7h früh verkauften Kombis die kleine Flasche und dazu der Kaugummi, wie mir einmal jemand von Tank&Rast erzählte.

Jetzt bin ich trocken und trinke nichts mehr. Und dennoch bin ich gegen ein Verbot der kleinen Flaschen und deren Präsentation an Kiosken oder Tankstellen- und Supermarktkassen.

Wenn ich mir meine persönliche Alkoholgeschichte so anschaue, haben diese kleinen Fläschchen mit Vodka, Jägermeister, Korn und Whisky darin natürlich auch eine Rolle gespielt. Ob sie meinen Konsum befördert haben – mein erster harter Alkohol mittags an einem Arbeitstag war immerhin einmal so ein kleines Fläschchen – oder nicht doch eher gebremst haben – ich habe mir anfangs extra nur die ganz kleinen Alkoholfaschen gekauft, damit es nicht aus dem Ruder läuft – ist höchst spekulativ. Wahrscheinlich hätte es nicht viel geändert, sondern mich nur in der Beschaffungslogistik noch mehr gestresst (ich könnte jetzt Geschichte, erzählen, was ich in Ländern angestellt habe, wo es diese kleinen Flaschen nicht gibt) und noch schneller für einen höheren Konsum gesorgt – denn am Ende habe ich so oder so nur noch die großen Flaschen gekauft, trotz der Verfügbarkeit der kleinen Portionen.

Und wenn ich jetzt die kleinen Flaschen sehe, löst das in mir nichts spezielles mehr aus. Jedenfalls nichts anderes, als wenn ich an großen Flaschen vorbeigehe, Leuten beim Sekt zuschaue oder in einer Talkshow höre, dass Karl Lauterbach Rotwein für gesund hält. Alkohol ist in unserer Gesellschaft sowieso allgegegenwärtig.

Natürlich mag es auch wieder individuelle Fälle geben, bei denen die kleinen Flaschen ein Problem sind. Sie zu verstecken, wird aber auch bei diesen Menschen nichts zugrundeliegendes lösen.

Wollen wir den Nanny-State?

Ich möchte aber auch nicht in einem Nanny-State leben, der alles kontrolliert und reguliert. Ich möchte in einem Staat leben, der liberal ist, sich zurücknimmt, auf die großen Themen konzentriert und auf die Eigenverantwortung seiner Bürger setzt, ja auch die des Suchtkranken. Und das darf ich als Suchtkranker, der ich mein Leben lang bleiben werde, auch so schreiben. Eine Regulierung der Werbung und dieser Form der Warenpräsentation wäre jedenfalls eine solche Einmischung in ein Klein-Klein, die ich allein schon deswegen für falsch halte. Die Supermärkte können ja von sich aus aktiv werden.

Viel wichtiger ist aber noch abseits von dieser vielleicht ideologischen Sichtweise: Ein Verbot dieser Warenpräsentation wäre reine Augenwischerei und würde am Grundproblem nichts ändern.

Wenn man das Thema Alkoholismus und Alkoholmissbrauch in der Gesellschaft ernsthaft angehen will, muss man zunächst offen über das Problem sprechen und eine neue Offenheit im Umgang mit dem Thema Sucht in der Gesellschaft schaffen. Dazu ist Lauterbachs tweet immerhin ein kleiner Beitrag. Zur Wahrheit gehört aber auch klar zu sagen, dass die kleine Flasche an der Tankstelle genau so eine Manifestierung des Problems darstellen kann wie die Zelebrierung eines Château Léoville Las Cases Saint-Julien AC, 2ème Cru Classé, eines Glenfarclas 26 Jahre Oloroso Sherry Casks, Sierra Nevada Torpedo Extra IPA oder Roederer Cristall. Denn um ehrlich zu sein war das der Einstieg in mein Problem, nicht die kleinen Fläschchen.

Viel wichtiger ist aber, dass die Menschen, die sich diesem Problem stellen wollen, auch Hilfe bekommen. Es braucht mehr Anlaufstellen für Alkoholiker, die weniger oder nichts mehr trinken wollen, mehr Plätze und Personal in Suchtkliniken, mehr Psychologen und Therapeuten. Es braucht auch einen ganz neuen Blick auf Therapieformen. Aber all das zu ändern, würde Geld kosten und Arbeit machen.

Mit wohlfeilem Aktionismus wirkt man jedenfalls nicht gegen Alkoholismus.

Aber immerhin – mit Lauterbachs tweet ist eine Diskussion über die Rolle von Alkohol in der Gesellschaft eröffnet.

Wenn Sie übrigens Ihren Konsum selbst hinterfragen wollen, geht das am ganz schnell mit dem LAST Test

Gastbeitrag: Was ist dieses Woke?

Dieser Gastbeitrag von @Linzgaurider befasst sich mit dem Thema Wokeness:

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Meinung: Warum ich mich ein ein bisschen über die Tagesschau geärgert habe

Die Floskelwolke hat „Freiheit“ zur Floskel des Jahres 2022 gewählt. Darüber mag man streiten, aber es gibt Gründe die dafür, andere die dagegen sprechen. Tatsächlich finde ich auch, dass der Freiheitsbegriff ein überdehnter ist. Aber das ist ein anderes Thema und keinen Aufreger wert.

Worüber ich mich aber ein bisschen geärgert habe, dass die Tagesschau darüber berichtet hat, z.B. hier, gar nicht wegen der Sache an sich, siehe oben. Aber die Floskelwolke ist ein Privatinitative von zwei Köpfen: Sebastian Pertsch und Udo Stiehl.

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Warum ich glaube, dass rückblickend das Jahr 2022 als Beginn der KI Revolution gesehen werden wird

Wenn in einigen Jahren über das Thema KI gesprochen werden wird, wird 2022 als das Jahr gesehen werden, in dem die KI-Revolution angefangen hat.

An dieser Stelle möchte ich gar nicht über den Begriff KI streiten oder mich darüber auslassen, dass das, was wir derzeit KI nennen im Grunde allenfalls eine Simulation von Intelligenz ist. Aber diese Simulation ist inzwischen so gut, dass sie auf den ersten Blick wirkt wie Intelligenz. Und das ist das entscheidende.

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Meinung: Nein, Musks twitter Amnestie ist kein Dammbruch – sondern eine dringend erforderliche Maßnahme.

Nachdem Elon Musk in einer Umfrage auf twitter darüber entscheiden ließ, ob der Account von Donald Trump wieder freigeschaltet werden solle und sich eine knappe Mehrheit der abstimmenden User dafür entschied, war der Aufschrei in der deutschen Presse groß. Wie konnte er nur. Nun, der Account von Trump ist wieder da, Trump selbst aber nicht. Er treibt sich lieber weiter auf seinem eigenen sozialen Netzwerk Truth Social herum.

Nicht ganz so viel mediale Aufmerksamkeit erhielt im Vorfeld eine andere Umfrage Musks, ob bislang gesperrte Accounts wieder freigeschaltet werden sollten oder nicht. Diesmal sprachen sich 72,4% der 3.162.112 Nutzer, die an der Abstimmung teilgenommen hatten, dafür aus. Und so kündigte Musk jetzt an:

The people have spoken. Amnesty begins next week. Vox Populi, Vox Dei.

Der Aufschrei in einigen deutschen Bubbles ist wieder groß. Nicole Diekmann wittert schon den „Beginn eines Dammbruchs“  und ihre Follower sekundieren.

Bei aller wohlfeilen Empörung wird aber folgendes übersehen: Musk hatte die Amnestie vorher deutlich eingeschränkt, Voraussetzung ist:

that they have not broken the law or engaged in egregious spam.

Und auch die wieder freigeschalteten Accounts haben danach ja keine Narrenfreiheit sondern müssen sich an die twitter Regeln und natürlich die jeweils nationalen Gesetze halten. Der Dammbruch bleibt also aus.

Ganz im Gegenteil, die Amnestie, um mit Musk zu sprechen, war dringend überfällig, Denn die bisherige Sperrpraxis bei twitter war von viel Willkür geprägt, was übrigens rechte wie linke Accounts betraf.

Und so ist die Freischaltung der oft ohne belastbaren Grund gesperrten Nutzerkonten ein wichtiger Teil eines glaubwürdigen Teils der Plattform twitter.

Nachtrag vom 2. Dezember 2022

Inzwischen hat sich auch gezeigt, dass die Mechanismen weitgehend funktionieren. Der zunächst freigeschaltete Account von Ye, bekannt auch als Kayne West, wurde wieder gesperrt, nachdem dieser das Symbol der Raelianer Sekte, ein Hakenkreuz in einem Davidstern, gepostet hatte.

Die Illustration wurde mit Midjourney AI erstellt,

 

 

 

Meinung: Warum „Aber die Endlager…“ kein Argument gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke ist

Bei jeder Diskussion um die Verlängerung des Betriebs der letzten deutschen Kernkraftwerke kommt irgendwann das Argument, das sei ja allein schon deswegen unverantwortlich, da es ja kein Endlager gibt.

Ja, das ist richtig. Das Endlagerproblem ist eins und wirft viele Fragen auf, die noch nicht gelöst sind, angefangen vom richtigen Ort bis hin zur Atomsemiotik.

Allerdings – die Frage nach dem Endlager stellt sich uns schon seit Jahrzehnten und muss so oder so geklärt werden. Die Menge der zu lagernden Abfälle wird sich durch den Weiterbetrieb der derzeit – Sommer 2022 – noch drei deutschen AKW nicht wesentlich vergrößern. Ein Endlager brauchen wir ganz unabhängig davon.

Anmerken möchte ich weiter, dass durch Wiederaufbereitungsanlagen und Reaktortypen das Atommüll Problem deutlich entschärft werden könnte. Doch dank des Atomausstiegs hat sich Deutschland in diesem Bereich ja auch weitgehend von der entsprechenden Forschung verabschiedet.

Meinung: „Menschen mit Gebärmutter“ – gut gemeint, aber auch nicht durchdacht

Menschen mit Gebärmutter

Immer wieder liest man inzwischen den Begriff „Menschen mit Gebärmutter“, wenn es um Frauen und andere Menschen geht, die Kinder kriegen bekommen können.

So schrieb der SPD Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby auf twitter:

Ärzt:innen, die über Schwangerschaftsabbrüche informieren, werden bisher durch das „Werbeverbot“ kriminalisiert. Das ist absurd & deshalb streichen wir §219a! Wir stärken die Selbstbestimmung von Menschen mit Gebärmutter & rehabilitieren alle, die wegen #219a verurteilt wurden.

Auf den Begriff „Menschen mit Gebärmutter“ gab es wieder viel mehr oder weniger sachliche Kritik, warum er nicht einfach Frauen schreibe. Diaby antwortet darauf:

Meine Wortwahl hat teils für Unverständnis gesorgt. Zur Erklärung: Nicht alle Menschen, die gebären können, sind Frauen. Auch trans Männer & non-binäre Personen können schwanger sein. Frauen sind hier also nicht ausgeschlossen sondern andere betroffene Gruppen wurden inkludiert.

Warum auch „Menschen mit Gebärmutter“ nicht wirklich korrekt ist

Das ist gut gemeint und soll eine wissenschaftliche Objektivität vorgaukeln – es sollen eben genau alle Menschen angesprochen werden, die schwanger werden können. Mit der Formulierung „Wir stärken die Selbstbestimmung von Frauen…“ – um beim obigen Beispiel zu bleiben – würden diese ausgeschlossen.

Wirklich korrekt ist „Menschen mit Gebärmutter“ allerdings nicht.

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Joseph F. Kolibowski, Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ukraine

Das ist das Grab von Joseph F. Kolibowski aus Indiana.

Am 3. Dezember 1944 ist er gefallen, als er zusammen mit anderen alliierten Soldaten Europa von einer Schreckensherrschaft befreite. Steht man auf dem Henri-Chapelle Soldatenfriedhof, auf dem Koliboswki seine letzte Ruhe fand und blickt über die die fast 8.000 Gräber, wird einem die Dimension des Zweiten Weltkriegs in besonderer Form bewusst.

Auch jetzt herrscht wieder in einem europäischen Land Krieg. Kinder, Frauen und Männer werden getötet, gefoltert, vergewaltigt und verschleppt. Doch viele Deutsche stehen auf dem Standpunkt, die Ukraine und die Menschen dort gingen uns nichts an. Man solle ja nichts tun, was Putin reizen und das Öl teurer machen könne. Die Lieferung von Waffen und Sanktionen lehnen sie ab. Die Werte, auf denen unsere Freiheit fußt, sind ihnen gleichgültig. Und selbst Bundeskanzler Olaf Scholz findet statt klarer Worte und Positionen nur halbwarme Worte und Ausreden, wenn es dem Krieg und das Leid in unserer europäischen Nachbarschaft geht.

Kolibowski ist im Kampf gegen eine Diktatur gestorben, damit wir heute in Europa in Frieden und Freiheit leben können. Wir sind ihm dauerhaft verpflichtet.

Wer „Nie wieder“ ernst meint, darf dies nicht vergessen und die Ukraine nicht im Stich lassen.

Dokumentiert: Der Klassenfahrt tweet von Mic de Vries – und ganz wenig Meinung dazu

Der Klassenfahrt tweet

Mic de Vries, lokaler FDP Politiker aus Köln, twitterte:

Wahnsinn. Meine Tochter darf morgen an der allerersten Klassenfahrt wegen eines positiven #Corona-Schnelltests nicht teilnehmen. Sie hat keine Symptome, ihr geht es sehr gut!
Es zerreißt mir als Vater das Herz, wenn man  erlebt, wie bitterlich sie gerade weint und traurig ist,

Weiter führt er aus, dass er bedauert, dass seine Tochter offiziell getestet werden musste, hätte er nur zuhause testen müssen, hätte das Ergebnis wohl unter den Tisch fallen lassen, was sich aus zahlreichen Antworten von Mic de Vries auf zahlreiche Nachfragen ergibt:

Wie man sich vorstellen kann, wird dieser tweet im deutschen twitter Frühjar 2022 heftig diskutiert, wobei weder das extreme Maßnahmen abschaffen Lager einerseits noch die Zero und No-Covid Fraktionen andererseits eine gute Figur machen. de Vries hat seinen Account inzwischen auch privat geschaltet, dann zunächst deaktiviert ist wenig später wieder privat geschaltet zurückgekommen, hat sein Profil dann wieder öffentlich gestellt, aber wohl sehr viele Nutzer geblockt, weswegen ich den tweet hier dokumentiere.

Und noch eine schnelle Meinung dazu

Ansonsten zeigt die gesamte Diskussion leider nur, wie verhärtet die Fronten in Sachen Corona hierzulande sind.

Ich frage mich ehrlich, ob es Deutschland so schnell gelingen wird, einen pragmatischen Umgang mit dem nun endemisch werdenden Virus zu finden. Denn weder der Weg von Mic de Vries einerseits, insbesondere das später offen angedeutete für vertretbar gehaltene Pfuschen beim Test, noch die extremen Forderungen nach weiteren Einschränkungen durch die Rotpunkt Fraktion sind ein geeigneter Weg für den Umgang mit Corona und untereinander als Gesellschaft.

Und mehr schreibe ich an dieser Stelle dazu nicht.