Der offene Brief der Familie Kretschmer

Fast eine Woche nach dem Amoklauf des Sohnes Tim Kretschmer hat heute die Familie über ihre Rechtsanwälte einen offenen Brief herausgegeben, den ich hier unkommentiert darstelle:30

Offener Brief

Ihnen wurde das Wertvollste und Wichtigste, ein geliebter Mensch, durch die entsetzliche und unbegreifbare Tat unseres Sohnes und Bruders, genommen. Immer und immer wieder fragen wir uns, wieso dies geschehen konnte. Warum wir seine Verzweiflung und seinen Hass nicht bemerkt haben. Bis zu dem furchtbaren Geschehen waren auch wir eine ganz normale Familie. Wir hätten Tim so etwas nie zugetraut und kannten ihn anders.

Wir sind bestürzt und stehen weinend und stumm vor der unfassbaren Tragödie.

Unser tiefstes Mitgefühl möchten wir den Opfern, Angehörigen und Freunden aussprechen. Alle unsere Gedanken sind auch bei den körperlich und seelisch Verletzten.

Leutenbach, den 17.03.09

 

Staatsanwaltschaft eröffnet Ermittlungsverfahren gegen Jörg Kretschmer

Wie heute bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Ermittlungsverfahren gegen Jörg Kretschmer, den Vater des Winnender Amokläufers Tim Kretschmer, eröffnet. Dabei geht es auch um den Vorwurf fahrlässiger Tötung.

Kern der Vorwürfe:

  • Jörg Kretschmer hat die Tatwaffe und die zugehörige Munition nicht verschlossen aufbewahrt.
  • Schon dem 10-jährigen Tim gab er Schießunterricht.

Mehr dazu auch auf Spiegel online.

Die Tricksereien von Jörg Kretschmer

Jörg Kretschmer, der Vater des Amokläufers Tim Kretschmer, lässt derzeit seinen Anwalt erklären, sein Sohn sei nicht in psychotherapeutischer Behandlung gewesen.

Dies ist allenfalls juristische Haarspalterei. Denn dass Tim Kretschmer mehrfach bei Psychiatern vorstellig war, ist unstrittig. Ob dies nun im streng juristischen Sinne eine Psychotherapie war oder nicht, mag dahingestellt bleiben.

Dass Tim psychisch verhaltenauffällig war, ist aber wohl offensichtlich. Um so mehr ist fraglich, wieso der Vater seinen Sohn auf den Schiesstand begleitete und ihn weiter an Waffen heranführte.

Es ist zu wünschen und zu hoffen, dass Jörg Kretschmer deswegen (und wegen der Verstösse gegen das Waffenrecht) nicht nur zivilrechtlich in Anspruch genommen wird, sondern sich auch seiner strafrechtlichen Verantwortung stellen muss.

Auf eine Entschuldigung für die Tat des Sohnes und vielmehr noch für die eigenen massiven Versäumnisse wartet man nach wie vor vergebens. Charakter ist etwas anderes.

Lesenswert dazu der aktuelle Artikel auf SPON, aus dem ich zitieren darf:

Ein Grund für das Dementi der Eltern lässt sich womöglich in dem Umstand finden, dass Tim K. mit der Beretta 92 seines Vaters um sich schoss. Sollte sich nämlich herausstellen, dass K. schon vor der Tat gefährlich erscheinende Auffälligkeiten an den Tag gelegt hatte, könnte sich der Vater einem Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegenübersehen.

Den kompletten Artikel findet man hier.

Neues von den Kretschmers

Die Eltern von Tim Kretschmar scheinen den Amoklauf Ihres Sohnes mit anderen Mitteln fortsetzen zu wollen.

Über Ihren Anwalt nehmen Sie Ihren Sohn in Schutz und lassen z.B. erklären, dass er nicht in Psychotherapie gewesen sei. (Dass das aber wohl durchaus angebracht gewesen wäre, steht auf einem anderen Blatt). Und auch sonst sind sie bemüht, ihr Bild in der Öffentlichkeit möglichst positiv darzustellen. Das mag ihr gutes Recht sein.

Aber der Anstand gebietet es, solche Erklärungen vorerst zu unterlassen und der Opfer zu gedenken.

Eine klare, unverschnörkelte Entschuldigung und Beileidsbekundung an die Angehörigen der von ihrem Sohn getöteten Opfer wäre zu diesem Zeitpunkt (und schon viel früher) das einzig Richtige gewesen.

Nein, Killerspiele und das Waffenrecht sind nicht die vorrangige Ursache für solche Amokläufe, sondern eine augenscheinlich emotionale Vernachlässigung von Kindern, die zwar materiell übervorsorgt sind, aber sonst von Ihren Eltern im Stich gelassen werden und falsche Ziele aufgezeigt bekommen.

Dieses Bild verfestigt sich gerade im Fall Tim Kretschmer zusehends.

Die Schwaben Team GmbH

Es erreichen mich einige Mail Anfragen und auch Suchanfragen, wie denn die Firma heisst, deren Geschäftsführer Jörg Kretschmer, der Vater des Amokläufers von Winnenden Tim Kretschmer, ist.

Auch hier bildet richtiges Googeln:

jörg kretschmer geschäftsführer

…und siehe da, unter den ersten Treffern ist die Schwaben-Team GmbH.

Inzwischen führt die verlinkte Website ins Leere, denn die Gesellschaft ist aufgelöst.

Der letzte Handeslregisterauszug beim Amtsgericht Stuttgart lautet:

HRB 311037: Schwaben-Team GmbH Industrielle Lohnverpackungen, Montagearbeiten an techn. Bauteilen, Affalterbach, Winnender Str. 75, 71563 Affalterbach. Allgemeine Vertretungsregelung geändert; nun: Ist nur ein Liquidator bestellt, vertritt er allein. Sind mehrere Liquidatoren bestellt, vertreten zwei gemeinsam oder ein Liquidator gemeinsam mit einem Prokuristen. Bestellt als Liquidator: Kretschmer, Ute Gabriele, geb. Bahler, Marbach am Neckar, *xx.xx.xxxx , einzelvertretungsberechtigt mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. Nicht mehr Geschäftsführer: Kretschmer, Ute Gabriele, geb. Bahler, Marbach am Neckar, *xx.xx.xxxx . Die Gesellschaft ist aufgelöst.

Und wie man diesem Eintrag auch sieht, war Jörg Kretschmer schon nicht mehr Geschäftsfüher:

Handelsregister Veränderungen vom 01.02.2010
Schwaben-Team GmbH Industrielle Lohnverpackungen, Montagearbeiten an techn. Bauteilen, Affalterbach, Winnender Str. 75, 71563 Affalterbach.Bestellt als Geschäftsführer: Kretschmer, Ute, geb. Bahler, Leutenbach, *xx.xx.xxxx , einzelvertretungsberechtigt mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. Nicht mehr Geschäftsführer: Kretschmer, Jörg, Dekorateur, Winnenden- Birkmannsweiler.

Handelsregister Veränderungen vom 01.02.2010
Schwaben-Team GmbH Industrielle Lohnverpackungen, Montagearbeiten an techn. Bauteilen, Affalterbach, Winnender Str. 75, 71563 Affalterbach.Bestellt als Geschäftsführer: Kretschmer, Ute, geb. Bahler, Leutenbach, *xx.xx.xxxx , einzelvertretungsberechtigt mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. Nicht mehr Geschäftsführer: Kretschmer, Jörg, Dekorateur, Winnenden- Birkmannsweiler.

Jörg Tauss und die Kinderpornos

Über die Geschichte von Jörg Tauss muss man wohl nicht zu viel erzählen… Seit 1994 für die SPD im Bundestag, aus BaWü und jetzt hat man kinderpornographisches Material bei ihm gefunden. So weit so gut – oder auch nicht. Tauss jedenfalls redet sich damit heraus, dass er in der Szene recherchieren wollte, da er den Behörden nicht traue.

Dann frage ich mich aber doch, wieso er im Vorfeld nicht zumindest die Staatsanwaltschaft darüber informiert hat oder sich zumindest mit Parteifreunden über das Vorgehen abgesprochen hat.

Denn was Tauss wissen sollte, wenn er sich doch seit Jahren mit der Szene befasst:

Mache ich mich strafbar, wenn ich im Internet nach Kinderpornografie suche, um dies der Polizei mitzuteilen?

Wir raten Ihnen dringend ab, im Internet nach Kinder- bzw. Jugendpornografie zu suchen.

Nach § 184 b Abs. 2 und 4 Strafgesetzbuch bzw. § 184 c Abs. 2 und 4 Strafgesetzbuch (Unternehmensdelikt) wird derjenige bestraft, der es unternimmt, sich oder einem Dritten Besitz von kinder- oder jugendpornografischen Schriften zu verschaffen.

Auch wenn nach einschlägigen Strafrechtskommentaren erst die Speicherung der Daten auf dem Computer und nicht bereits der Anblick des Materials auf dem Bildschirm den Tatbestand erfüllt (vg. Tröndle/Fischer aaO Rdnr. 42), kann es in jedem Fall für Sie zu Schwierigkeiten kommen, selbst wenn sie die Absicht hatten, die Strafverfolgungsbehörden bei ihrer Arbeit zu unterstützen und dies den Ermittlungsbehörden oder dem Gericht darlegen.

Die Suche nach solchen Materialien im Internet ist Aufgabe der zuständigen Behörden.

Quelle dieser Infos ist das BKA selbst.

Restaurantbericht: Das Himmelreich ist keins

Das hier beschriebene Restaurant Himmelreich hat inzwischen geschlossen.

Das Restaurant „Himmelreich“ liegt auf der rechten Rheinseite in Bonn Oberkassel.

Wir waren mit insgesamt fünf Personen da, so dass man eine gewissen Überblick über die Speisen hat.

Das Ambiente im alten Fachwerkhaus ist sehr schön, man sitzt gemütlich, wenn auch etwas eng und laut.

Der Service ist eher unfreundlich und langsam (Wartezeit auf ein Kölsch >10 Minuten, und das öfters) – der Höhepunkt war, als jemanden von uns die Karte weggenommen wurden, ohne dass derjenige vorher die Möglichkeit hatte, einen Blick hineinzuwerfen. Aber das kann ja ein Einzelfall sein.

Vorneweg bestellten wir zusätzlich zum Brot noch Aioli und Oliven. Aufs Haus gab es noch einen Quark – alles sehr schmackhaft und mit Preisen unter 3 EUR auch recht günstig.

Hauptspeisen:

  • Garnelen in Knoblauch (ca, 9 EUR) normale Portion fürs Geld, recht schmackhaft.
  • Salat mit Schweinefiletspieß (ca. 14 EUR) guter Salat, gutes Dressing, aber Schweinefilet kalt, wenig, faserig und mit dem Holzspießchen verwachsen.
  • Hirschfilets mit Apfel/Kartoffelpürree und Brokkoli (ca. 25 EUR): Hirsch ok, aber deutlich zu wenig gewürzt, Pürree recht gut, Brokkoli zu weich gegart und mit bereits Haut bildender Sauce Hollandaise ertränkt.
  • Pasta mit Pilzen für ca 13 EUR. Annehmbare Qualität, recht große Portion.
  • Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln (ca. 19 EUR) eine Zumutung und eine Beleidigung für ein echtes Wiener Schnitzel. Zwar vom Kalb, aber viel zu dick, innen noch roh (!!!), undefinierbare Panade. Jedes Schweineschnitzel von der Frittenbude hat mehr mit einem echten Wiener Schnitzel gemein, wie man es zB sehr gut beim Figlmüller oder Plachutta jeweils in Wien bekommt (wie man es selbst besser macht, steht übrigens hier). Das hier waren halbgare Brocken vom Kalb in Pampe. Bratkartoffeln waren ok, auch wenn diese an sich die falsche Beilage zum Schnitzel sind.

Alles in allem war bis auf das Schnitzel alles im Rahmen, jedoch zu teuer.

Tiroler Stuben in Bonn

Die Tiroler Stuben sind leider inzwischen geschlossen.

Als gebürtiger Österreicher weiß ich gute österreichische Küche zu schätzen. Wie schön, dass es ganz in meiner Nähe die „Tiroler Stuben“ gibt.

Im ältesten erhaltenen Gebäude Röttgens sitzt man in sehr gemütlichen Ambiente und genießt eine Küche, die noch mit „echten“ Zutaten arbeitet.

Besonders, wer auf der Suche nach einem wirklich guten Wiener Schnitzel in Deutschland ist, sollte hier einkehren: wunderbar dünn und schöne Panade. Dazu original österreichischer warmer Kartoffelsalat oder auf Wunsch “deutsche” Bratkartoffeln (ca. 16 EUR).

Empfehlenswert zudem: Frittatensuppe, Brettljause, Tiroler Schnitzel (mit Kapernsauce) und Kässpätzle. Der Käse für letztere wird in Eigenregie aus Vorarlberg importiert, ebenso wie die guten diversen Obstbrände.

Leider nur wenig Plätze, im Sommer kann man aber schön draussen sitzen. Vorreservieren kann nicht schaden.

Was mir noch fehlt: österreichisches Bier, dafür aber viele gute Weine aus dem Nachbarland.

Neuer Skandal um Ex-Postchef Zumwinkel

…das behauptet jedenfalls die Bild. Und warum? Er hat sich seinen Pensionsanspruch in Höhe von 20 Millionen Euro auszahlen lassen. Einen Anspruch, den er sich vertraglich erarbeitet hat und auch ein ganz gängiges Verfahren, das in vielen Fällen für die Unternehmen sogar noch günstiger ist, als die fortlaufende Zahlung der Pension.

Wo hier also der Skandal ist? Vielmehr soll wohl mal wieder Volkes Seele billig befriedigt werden.

Waffenrecht nach Winnenden

Wie immer nach solchen Ereignissen wird auch nach dem Amoklauf von Winnenden über das Waffenrecht diskutiert.

Tims Vater, Jörg Kretschmer, hatte nach den vorliegenden Informationen seine Waffen aufgrund seines Hobbys, jedoch sonst keinen Waffenschein. Hier stellt sich zunächst die Frage, wieseo ein Sportschütze dann eine Barretta in seinem Nachtkästchen aufbewahrt, wenn er doch keinen Waffenschein hat. Und auch die Munition war ja augenscheinlich nicht weggesperrt. Desweiteren ist mir nicht klar, wozu ein Sportschütze so viele Waffen – kolportiert wird zwischen 15 und 18 – zu Hause haben muss und darf.

Dass das deutsche Waffenrecht sonst recht scharf ist, ist unbestritten, jedoch zeigen sich hier in Hinblick auf die Sportschützen m.E. Defizite, die wirklich behoben werden sollten. Eine Beschränkung der erlaubten Anzahl und höhere Strafen bei unzureichender Sicherung sind wohl das Mindeste.

So oder so – durch das Unterlassen des Wegsperrens der Barretta und der Munition dürfte sich Herr Kretschmer strafbar gemacht haben. Und auch zivilrechtliche Schadensersatzklagen der Angehörigen der Opfer dürften nicht ganz aussichtslos sein.

Dass dann noch der Umgang des Sohnes mit Waffen von den Eltern gefördert wurde, steht auf einem ganz anderen Blatt.