Bei Tunte handelt es sich um ein in Deutschland gebräuchliches Schimpfwort, allerdings auch einen anerkannten Begriff in der Schwulenszene.
Das Wort beginnt mit dem Anfangsbuchstaben T und hat 5 Zeichen.
Der Begriff „Tunte“ wird vor allem in der deutschsprachigen LGBTQ+-Szene verwendet und hat im Laufe der Zeit verschiedene Bedeutungen und Konnotationen angenommen. Ursprünglich abwertend gebraucht, um homosexuelle Männer oder Männer, die als feminin wahrgenommen wurden, zu verspotten, wurde der Begriff in queeren Kontexten teilweise neu angeeignet und positiv umgedeutet. Heute beschreibt „Tunte“ oft eine schwule oder queere Person (häufig Männer oder nicht-binäre Personen), die bewusst übertriebene Formen von Weiblichkeit, Glamour oder Camp-Ästhetik inszeniert.
In den 1970er und 1980er Jahren, insbesondere in der Schwulenbewegung in Westdeutschland, begann die bewusste Aneignung des Begriffs „Tunte“. Tuntenbewegungen entwickelten sich als Teil der queeren Subkultur, vor allem in Städten wie Berlin und Hamburg. Sie dienten als Form des Widerstands gegen gesellschaftliche Normen von Geschlecht und Sexualität. Durch das Spiel mit Geschlechterrollen und das bewusste Brechen von heteronormativen Erwartungen wurden Tunten zu Symbolen des Protests gegen ein binäres und konservatives Verständnis von Geschlecht und Sexualität.
Die Tunte verkörpert oft eine radikale Kritik an patriarchalen Strukturen und heteronormativen Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Durch bewusst übertriebene Darstellungen von Weiblichkeit wird das rigide System von Geschlechterrollen dekonstruiert. Tunten spielen mit Stereotypen, überzeichnen sie und machen sie dadurch sichtbar. Diese Art des Protests gegen die Norm kann als eine Form von queerer Subversion verstanden werden.
Ein zentrales Anliegen der Tuntenbewegung war und ist die politische Sichtbarkeit und das Einfordern von Akzeptanz und Rechten für queere Menschen. Viele Tunten engagierten sich in der Anti-AIDS-Bewegung der 1980er und 1990er Jahre, als die Schwulenbewegung stark von der Pandemie betroffen war. Dabei war das öffentliche Auftreten in „tuntiger“ Inszenierung ein Akt des Widerstands gegen Diskriminierung und Stigmatisierung.
Die Tunte ist nicht nur eine queere Identität, sondern auch eine politische Figur, die gegen gesellschaftliche Normen ankämpft und durch ihre provokative Präsenz einen Beitrag zur Emanzipation und zur Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen leistet.
Zitat
„Die Mehrzahl der Homosexuellen gleicht dem Typ des unauffälligen Sohnes aus gutem Hause, der den größten Wert darauf legt, männlich zu erscheinen. Sein größter Feind ist die auffällige Tunte. Tunten sind nicht so verlogen wie der spießige Schwule. Tunten übertreiben ihre schwulen Eigenschaften und machen sich über sie lustig. Sie stellen damit die Normen unserer Gesellschaft in Frage und zeigen, was es bedeutet, schwul zu sein.“
– aus: Rosa von Praunheim: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, 197
Siehe auch
Vergleiche auch Schwutte.