Warum einige es problematisch finden, die Feuerzangenbowle zu schauen

Die Diskussion ist ein Widergänger: Jüngst am 26. Januar 2024 thematisiert die SZ es mal wieder:

Schaue man „Die Feuerzangenbowle“ so spiele man auch der AfD in die Hände. „Wenn Nazis lachen“ ist dann auch die Überschrift des Beitrags zum 80. Geburtstag des Films.

Nun, dass der Film 1944 im dritten Reich gedreht wurde, dürfte bekannt sein.

Der Film sollte aber gerade nicht politisch sein, sondern rein der Unterhaltung dienen. Daher ist die Handlung auch in einer unbestimmten guten alten Zeit angesiedelt. Lediglich bei Dr. Brett, der einmal vom Erziehungsbild der neuen Zeit spricht, kann man mit etwas Phantasie Anklänge an das Menschenbild der Nazis finden.

Und ganz im Gegenteil: Reichserziehungsminister Bernhard Rust versuchte, den Film  zu verhindern, da er die Autorität der Schule und der Lehrer gefährde. Rühmann selbst holte dann in der Wolfsschanze über Hermann Göring die Meinung des Führers zum Film ein, der diesen dann freigab.

Was weiter vorgebracht wird: die Filmrechte liegen bei Dr. Cornelia Meyer zur Heyde, die im Vorstand der AfD Münster aktiv war. Und so gab es schon immer wieder Forderungen, die Aufführung des Filmes zu unterlassen, z.B. hier beim Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Münster von 2021. Mal abgesehen, dass der Ursprung des Films hier nochmals beleuchtet wird, wird kritisiert, dass Meyer zur Heyde Aufführungen des Films in kritischem Kontext regelmäßig nicht zulasse. Der Spiegel wies schon 2017 auf die Hintergründe hin. Interessant ist auch ein Artikel in der Welt von 2013. Neu ist an der Geschichte von der Süddeutschen also nichts.

„Die Feuerzangenbowle“ fällt jedenfalls nicht in die Kategorie der typischen NS-Propagandafilme wie „Der ewige Jude“ oder „Jud Süß“, die explizit ideologische Inhalte und politische Botschaften vermittelten. Der Film sollte vielmehr von der Realität ablenken und beschwört eine längst vergangene alte Zeit, die in vielem einen Gegensatz zur NS-Ideologie darstellt. Insoweit kann er sogar eher als ein Eingeständnis des Scheiterns des Systems angesehen werden.

Dass man aber der AfD in die Hände spielt, wenn man ihn doch schaut, ist nach allem also übertrieben und Feuerzangenbowlen-Shaming ist aus meiner Sicht wirklich nicht notwendig.

Das Bild wurde mit der Midjourney AI erstellt.

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