Märchen und Sagenfiguren: Wichtel

Wilhelm Vollmer schreibt im Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874:

Wichtel, Wichtelmaennchen (Deutsche M.). Das Wort Wicht hiess im Alt-Deutschen so viel als Geschöpf überhaupt. Hat es nun im Neu-Hochdeutschen immer eine gewisse geringschätzige Nebenbedeutung erhalten, wie man sagt: ärmlicher Wicht, Bösewicht, so hat insbesondere die Verkleinerungsform W., Wichtlein, bloss noch die Bedeutung einer Art von halbgöttlichen Geistern, wie Elfen oder Zwerge, mit deren Charakterzügen oder Verrichtungen der Volksglaube die W. völlig zusammenstellt, was einzelne in demselben lebende Märchen beweisen, z.B. folgende hessische Sage: An der Schwalm bei Uttershausen liegt der Dosenberg; dicht am Ufer gehen zwei Löcher hervor, die waren vor Alters Aus- und Eingänge der W. Zu einem Bauern kam öfter ein W. freundlich auf den Acker. Eines Tages, als der Bauer Korn schnitt, fragte es, ob er in der folgenden Nacht für reichen Geldlohn Fuhren durch den Fluss übernehmen wolle? Der Bauer sagte zu. Abends brachte der W. einen Sack voll Weizen als Handgeld in des Bauern Haus; nun wurden vier Pferde angeschirrt, und der Bauer fuhr zum Dosenberg. Aus den Löchern lud der W. schwere unsichtbare Lasten auf den Wagen, die der Bauer durch’s Wasser an das andere Ufer brachte; so fuhr er hin und wieder von Abends zehn bis Morgens vier Uhr, dass die Pferde endlich ermüdeten. Da sprach der W.: »Es ist genug; nun sollst du auch sehen, was du gefahren hast!« Er hiess den Bauer über die rechte Schulter blicken, da sah er, wie das weite Feld voll von W. war. Darauf sagte das W.: »Seit tausend Jahren haben wir im Dosenberge gehaust; jetzt ist unsere Zeit um, wir müssen in ein ander Land; im Berge aber bleibt so viel Geld zurück, dass die ganze Gegend genug daran hätte.« Darauf lud er dem Bauer seinen Wagen voll Geld und schied. Dieser blieb mit Kind und Kindeskindern reich, die W. aber waren für immer aus dem Lande verschwunden.

Auch die Heinzelmännchen sind eine Wichtelart.

Sagengestalt: Der Dengelgeist

Der Dengelgeist ist in Schwaben und im alemannischen Raum die Personifikation des Todes (Sensenmann), der in Gestalt eines alten bärtigen Mannes auf den Kirchhöfen sitzt und seine Sense schärft („dengelt“). Nach dem Zweck des Dengelns befragt, gibt er den Bescheid, er mähe Futter für des Christkindleins Esel, des heil. Fridolins Kühe etc.

Wer ist die Loreley?

Die Loreley – auch Lorelei – wird von vielen für eine alte Sagenfigur gehalten.

Der Fels am Rhein, an dem es gefährliche Strömungen gibt, heißt schon lange so, die Frauenfigur der Loreley wurde aber erst im frühen 19. Jahrhundert geschaffen, und zwar durch die Ballade Lore Lay von Clemens Brentano.

Herdes Konversationslexikon von 1856 schreibt:

Lurlei od. Lorelei, Fee am Rheine auf dem von ihr benannten Felsen bei Oberwesel, zieht durch ihren zauberhaften Gesang den Schiffer in den verschlingenden Strudel; vielfach künstlerisch bearbeitete Sage.

Der entsprechende Fels liegt bei Rheinkilometer 555.

Was bedeutet Zyklop in der Mythologie?

Die Zyklopen, ein mythisches Hirtenvolk bei den Griechen. Sie sind riesenhaft, gesetzlos, menschenfressend Hirtenvolk. Angebliche Erbauer der nach ihnen benannten zyklopischen Mauern, Erfinder der Schmiedekunst, Schmiedegesellen des Vulkan (u. als solche Verfertiger der Blitze des Jupiter). Sie sind alle nur mit einem Auge mitten auf der Stirn versehen.

Heute versteht man unter einem Zyklopen in der Regel einen groben, einäugigen Riesen.

Liste: Deutsche Sagen- und Märchengestalten

Hier entsteht eine Liste von Märchen- und Sagengestalten, die es in Deutschland und im deutschsprachigen Raum gibt:

A

B

  • Bahkauv
  • Bergmönch
  • Bilwis
  • Bruder Rausch
  • Burkart Keller
  • Buschgroßmutter
  • Busebeller

D

E

  • Ekerken
  • Elwetritsch
  • Enerbanske
  • Entenwick

F

  • Fährmann Hildebrand
  • Fenixmännlein
  • Fraa vun Bensem
  • Frau Holle

G

  • Geldmännlein
  • Gluhschwanz
  • Gonger
  • Grinkenschmied

H

  • Habergeiß
  • Hägglmoo
  • Hakemann
  • Hanns von Hackelberg
  • Heinzelmännchen
    Gute Hausgeister.
  • Hermann Gryn
  • Hinzelmann
  • Hödeken
  • Holzfräulein

J

  • Juffer

K

  • Katzenveit (Waldgeist)
  • Kielkropf
  • Klabautermann
  • Kobold
  • Kopfloser Reiter
  • Kornmann (Korndämon)
  • Krampus

L

  • Langtüttin
  • Lorelei (auch Loreley, Lore Lay etc.)

M

  • Moosmann
  • Moosweiblein
  • Muhkalb

N

  • Nachtgiger
  • Nachtkrabb
  • Nachzehrer
  • Nebelmännle

P

  • Percht
  • Perchta
  • Petermännchen
  • Popelmann

Q

  • Querx

R

S

  • Salige Frau
  • Schmied von Kochel
  • Schneewittchen (Bild)
  • Schöne Lau
  • Schrat
  • Spätlesereiter
  • Stüpp
  • Sürthgens Mossel

V

  • Venedigermännle

W

Z

  • Zwerg

Sagengestalt: Dengelmandl

In Tirol bezeichnet man den Geist eines Mannes, der immerfort seine Sense schärfen (dengeln) muss als Denglmandl oder Dengelmandl.

Der Geist ist zu dieser Strafe verdammt, das er zu Lebzeiten mit dem Schärfen der Sense die Sonntagsruhe störte.

Siehe auch Dengelgeist.

Sagengestalt: Der Aufhocker

Bei einem Aufhocker handelt es sich um einen Geist, der sich auf andere Menschen setzt. Ist besonders im norddeutschen und im Sorbischen sehr verbreitet.

Adalbert Kuhn: Der Aufhocker

Leute, die Sonntags in der Nacht zwischen elf und zwölf Uhr geboren sind, können Geister bannen. Nun müßen sich aber Geister immer an einer bestimmten Stelle aufhalten und zwar gewöhnlich da, wo sie ein größeres Verbrechen begangen haben. Spukts deshalb an irgend einer Stelle, so holt der Geisterbanner seinen Sack hervor, fängt den Geist in demselben und trägt ihn nach einer andern Stelle, wo er ihn festbannt. Den Geist läßt es nun aber hier noch weniger ruhn, als an seiner frühern Stätte und er sehnt sich namentlich zurück an dieselbe, weshalb er, sowie jemand des Weges kommt, demselben aufhockt und sich von ihm tragen läßt, um vielleicht an sein Ziel zu gelangen; aber sobald er an die vom Banner gesteckte Gränze kommt, fällt er ab, und geht wieder zurück und so geht’s fort in alle Ewigkeit.

Der Tote als Vogel (sorbisches Märchen)

Wie mal ein Mädchen Gras holte auf dem Bannfleck, im Bürgerwald vor Lübbenau, wo ein Graf gebannt worden ist und sich als Aufhocker zeigt, da flog ein schöner grosser Vogel immer vor ihr her und sang auf den Zweigen.

Der Büdner (sorbisches Märchen)

S. war ein Büdner zu Schmogrow. Zu Zeiten betrank er sich und so war er auch in Fehrow und nahm da auch einige Schnäpse zu sich. Dann kommt er von Fehrow nach Schmogrow zu. Wie er von Fehrow, »auf die Eichen« kam, da hockte sich ihm etwas auf den Hals auf. Und da musste er das tragen bis nach Schmogrow. Je näher er nach Hause zu war, desto schwerer war das. Wie er an seine Scheune nach Schwogrow kam, da hat es ihn verlassen oder sich abgewälzt.