10 Fakten zum 15. Juli

margarine

  1. Heute ist Zwölfbotentag, an dem nach alter christlicher Vorstellung die 12 Apostel ausströmten, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Traditionell wurden in der bäuerlichen Welt des Mittelalters an diesem Tag die Schnitter ausgeschickt, um die Ernte einzuholen.
    Bernhard, Donald und Egon haben heute Namenstag.
  2. 1099 erobern die Ritter des ersten Kreuzzuges Jerusalem nach einmonatiger Belagerung und töten fast alle Einwohner.
  3. Der Stein von Rosetta wird 1799 im Niltal von Pierre François Xavier Bouchard, einem Offizier Napoleons, entdeckt. Der Stein enthält ein Priesterdekret in Altgriechisch, Demotisch und in Hieroglyphen-Schrift. Damit ist er ein Schlüssel zum Verstehen der ägyptischen Hieroglyphen.
  4. 1869 erhält der französische Chemiker Hippolyte Mège-Mouriés ein Patent für einen Butterersatz, Margarine genannt. Gesundheitlich ist Margarine nach wie vor umstritten, da sie Transfettsäuren enthalten kann.
  5. Der berühmte Goldrausch am Klondike River beginnt 1897.
  6. Es ist 1965, als die Raumsonde Mariner 4 im Vorbeiflug die erste Nahaufnahme von einem Planeten unseres Sonnensystems macht – dem Mars.
  7. 1997 wird Modedesigner Gianni Versace an seinem Haus in Miami Beach von dem gesuchten Serienmörder Andrew Phillip Cunanan erschossen.
  8. Teile des türkischen Militärs beginnen 2016 einen Putsch gegen die türkische Regierung mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und dem Kabinett Yıldırım. Der Versuch scheitert am folgenden Tag. Nach offiziellen Angaben sterben dabei 249 Menschen ums Leben, über 2000 werden verletzt.
  9. Rembrandt van Rijn kommt 1606 auf die Welt.
  10. Walter Bendix Schoenflies Benjamin wird 1892 geboren.

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Die Henkersmahlzeit

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Hintergrund und Geschichte

In den meisten Kulturen war es Brauch, den zu Tode verurteilten einen letzten Wunsch in Form einer letzten Mahlzeit zu erfüllen. Und auch in den meisten Staaten der Welt, die noch die Todesstrafe vollstrecken, hat sich dieser Brauch gehalten.

Es gibt viele Versuche, diesen Brauch zu erklären und zu begründen. Meist wird angeführt, dass diese letzte Mahlzeit eine Form der Annahme des Urteils durch den Verurteilten sei und somit eine Versöhnung zwischen Gesellschaft und Täter erfolge. In ähnlichem Zusammenhang ist es zu sehen, dass in vielen Staaten der USA der Gefängnisdirektor die letzte Mahlzeit gemeinsam mit dem Todeskandidaten einnimmt.

Zurückverfolgen lässt sich das Ritual der Henkersmahlzeit in Europa bis mindestens ins 14. Jahrhundert. Aber auch schon im alten Ägypten oder Persien wurde den Todgeweihten jeder kulinarische Wunsch erfüllt.

Inzwischen ist die Tendenz in Teilen der USA eine andere. Texas hat ihn ganz abgeschafft, in den gesamten USA sind seit 1976 Alkohol und Zigaretten verboten, in Florida darf die letzte Mahlzeit nicht mehr als 40 US$ kosten, in Oklahoma gar nur 15 US$.

Die meisten Todeskandidaten in den USA wünschen sich Burger, Steaks, Pizza und frittierte Speisen. Aber es gibt auch Ausnahmen… einige Klassiker und Ausnahmen – nicht nur aus den USA – habe ich im nächsten Abschnitt zusammengefasst. Die Fälle sind chronologisch sortiert.

Einige ausgesuchte Henkersmahlzeiten

  • Susanna Margaretha Brandt, hingerichtet am 14. Januar 1772 in Frankfurt am Main; die Kindsmörderin diente Goethe als Vorlage für die Gretchentragödie: ein Glas Wasser. Das angebotene Essen – Gerstensuppe, Blaukraut, Bratwurst, Rindfleisch, Karpfen, Kalbsbraten, Konfekt, Brot, Wein – lehnte sie ab. Dies galt als schlechtes Zeichen, da sie ja so die Versöhnung ablehnte (s.o.).
  • Karl Ludwig Sand, Mörder von August von Kotzebue, hingerichtet mit dem Schwert am 20. Mai 1820 in Mannheim: Mehlsuppe
  • Charles Peace, Serienmörder, hingerichtet durch den Strang am 25. Februar 1879: Eier mit Speck (Frühstück).
  • Fritz Haarmann, Serienmörder aus Hannover, geköpft 1925: eine Zigarre und eine Tasse brasilianischen Kaffees.
  • Peter Kürten, Serienmörder und Vergewaltiger (Der Vampir von Düsseldorf), hingerichtet mit dem Fallbeil am 2. Juli 1931 in Köln: Wiener Schnitzel, frittierte Kartoffeln, eine Flasche Weißwein. Er bat um einen Nachschlag, der ihm gewährt wurde.
  • Louis „Lepke“ Buchalter, Mobster, wird am 4. März 1944 hingerichtet. Er entscheidet sich für gebratenes Hähnchen, Shoestring Potatoes und Salat. Das gleiche wählen seine willfährigen Gehilfen Emanuel Weiss und Louis Capone.
  • Hans Frank, Wilhelm Frick, Alfred Jodl, Ernst Kaltenbrunner, Wilhelm Keitel, Joachim von Ribbentrop, Alfred Rosenberg, Julius Streicher, Fritz Sauckel, Arthur Seyß-Inquart, allesamt verurteilt bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und am 16. Oktober 1946 durch den Strang hingerichtet: Würstchen mit Kartoffelsalat. Der verurteilte Herman Göring hat sich der Hinrichtung nach der Mahlzeit durch Selbstmord mittels einer Zyankali-Kapsel entzogen.
  • Raymond Fernandez, Serienmörder, hingerichtet auf dem elektrischen Stuhl in New York am 15. März 1951: Zwiebel-Omelette, Pommes Frites, Schokolade und eine kubanische Zigarre.
  • Carol Whittier „Caryl“ Chessman, Raub und Vergewaltigung, hingerichtet am 2. Mai 1960 mit Gas im im San Quentin State Prison (Kalifornien): Kaffee, Milch etwas Eiscreme. Er wurde bekannt, da er 12 Jahre in der Todeszelle 2455 einsass. Seine Schuld ist bis heute umstritten.
  • Joseph „Mad Dog“ Taborsky, Mörder, hingerichtet auf dem elektrischen Stuhl am 17. Mai 1960 in Connecticut: Banen Split, Kirschlimo, Kaffee mit Sahne und Zucker und eine Packung Zigaretten.
  • Adolf Eichman Organisator des Holocaust, gehängt am 1. Juni 1962 in Israel: er wählte die normale Kost im Gefängnis (Brot, Oliven, Käse). Er wünschte sich aber eine Flasche trockenen israelischen Rotwein (Carmel) dazu, die er zur Hälfte austrank.
  • Arthur Lucas, Mörder, gehängt am 11. Dezember 1962 in Toronto und einer der beiden letzten Hingerichteten in Kanada. Er wählte Steak, Kartoffeln, Gemüse und Kuchen. Der mit ihm gleichzeitig gehängte Ronald Turpin (Polizistenmord) entschied sich für das gleiche Gericht.
  • Victor Feguer, Mörder, gehängt am 15. März 1963 in Iowa: eine einzelne Olive mit Stein.
  • Ted Bundy, mehrfacher Mörder und Vergewaltiger,  hingerichtet am 24. Januar 1989 auf dem elektrischen Stuhl: Er lehnte eine besondere Mahlzeit ab und bekam Steak , Eier, Hash Browns, Toast mit Butter und Konfitüre, Milch und Orangensaft. Er soll diese nach verschiedenen Berichten nicht angerührt haben.
  • John Wayne Gacy, Mörder und Vergewaltiger, hingerichtet mit der Giftspritze am 10. Mai 1994:  12 frittierte Crevetten, ein Bucket Kentucky Fried Chicken, Pommes Frites, 450g Erdbeeren.
  • Thomas J. Grasso, Mörder, hingerichtet mit einer Giftspritze am 20. März 1995 in Oklahoma: zwei dutzend Muscheln, zwei dutzend Krabben, ein doppelter Cheeseburger von Burger King, ein halbes Dutzend Barbecued Spare Ribs, zwei Erdbeer-Milkshakes, ein halber Kürbiskuchen mit Schlagsahne und Erdbeeren sowie eine große Dose Spaghetti mit Fleischbällchen (bei Raumtemperatur serviert).
  • Leo Echegaray, Vergewaltigung seiner 10 Jahre alten Stieftochter, 5. Februar 1999 durch eine Giftspritze in den Philippinen hingerichtet: Sardinen und Trockenfisch, die er sich mit seinen Verwandten teilte.
  • Joseph Mitchell Parsons, hingerichtet in Utah mit einer Spritze am 15. Oktober 1999 wegen Mordes: drei Burger King Whopper, zwei große Fritten, Schoko-Shake, Schoko Eis und eine Packung Hubba Bubba, die er sich mit seinem Bruder und Cousin teilte.
  • Timothy McVeigh, Terrorist (Bombenanschlag mit 168 Toten), mit einer Injektion am 11. Juni 2001 in Indiana hingerichtet: 2 Pint (ca. 1,1l) Minzeis mit Schokostückchen (siehe Bild).
  • Ma Qingxiu, Drogendelikte, getötet bei einer Massenhinrichtung in China am 25. Juni 2003: Reisnudeln in Schweinefleischbrühe, Obsttasche.
  • Ernest Carter, Raubmord, 17. Dezember 2003 in Oklahoma, Pfannenpizza, 7-Up und ein Stück Käse-Kirschkuchen
  • Saddam Hussein, irakischer Diktator, gehängt 2006: verzichtete angeblich auf die Henkersmahlzeit (Reis und Huhn) sowie die angebotene Zigarette. Anderen Quellen zufolge soll er die Mahlzeit gegessen haben und dazu ein Wasser mit Honig getrunken haben.
  • Kenneth Biros, hingerichtet am 8. Dezember 2009 in Ohio: Pizza, Zwiebelringe, frittierte Pilze, Chips mit Zwiebeldipp, Kirschkuchen, Blaubeereis, Dr. Pepper.
  • Erik Wrinkles, hingerichtet am 11. Dezember 2009 in Indiana: Rinderbraten, Ofenkartoffel, Kotelett, Steak House Fritten, zwei Salate mit Ranch Dressing, Brötchen.
  • Lawrence Russell Brewer, Mörder, hingerichtet am 21. September 2011 in Texas: zwei frittierte Hähnchenteile in Zwiebelsauce, einen dreifachen Bacon Cheeseburger, eine große Schüssel frittierte Okra Schoten mit Ketchup, ein Käse Omelette mit Hackfleisch, Tomaten, Zwiebeln, Paprika und Jalapeños, ein Pfund Barbecue Fleisch, drei Fajitas, eine Meat Lover’s Pizza, ein Pint Eis (ca 600ml) und Erdnussbutter-Fudge mit Erdnussstückchen. Da er davon dann nichts anrührte, schaffte der Gouverneur von Texas die besondere Henkersmahlzeit ab.
  • Gary Carl Simmons Jr., Mord, hingerichtet am 20. Juni 2012 in Mississippi durch eine Giftspritze: Eine Pizza Hut medium „Super Supreme Deep Dish“ Pizza mit doppelt Pilzen, Zwiebeln, Jalapeño, Pepperoni. Eine weitere Pizza mit drei Käsesorten, Oliven, Paprika, Tomate, Knoblauch und italienischer Wurst. Zudem 10 Beutel Parmesan, 10 Portionen Ranch Dressing, eine Familienpackung Doritos Nachos mit Käse Geschmack, 224g Jalapeño Nacho Cheese, 122g Jalapeños, 2 große Erdbeershakes, zwei 0,6l Cherry Coke, eine Super-Size Portion McDonald’s Fritten mit extra Ketchup and Mayonnaise und zum Nachtisch knapp 1l Erdbeereis. Er hat angeblich die Hälfte seiner Henkersmahlzeit gegessen.
  • Andrew Chan, Drogenschmuggel, durch ein Erschießungskommando am 29. April 2015 in Indonesien erschossen: verschiedene Gerichte von Kentucky Fried Chicken. Myuran Sukumaran wurde gleichzeitig hingerichtet und wählte auch die gleiche Mahlzeit.
  • Edmund Zagorski, wegen zweifachen Mordes auf dem elektrischen Stuhl in Tennessee hingerichtet am 1. November 2018: eingelegte Schweineschwänze und Haxe.
  • Donnie Edward Johnson, wegen Mordes am 16. Mai 2019 mit Giftspritze in Tennessee hingerichtet: Verzichtete auf eine Henkersmahlzeit. Stattdessen sollten Essen für Obdachlose gespendet werden, wozu er auch öffentlich aufrief.
  • Donnie Cleveland Lance, wegen Mordes 2020 in Georgia mit der Giftspritze hingerichtet: Zwei Chili-Steak-Burger, Pommes Frites, Zwiebelringe, Senf, Ketchup und ein Soda.
  • James Barber, wegen Mordes am 20. Juli 2023 in Alabama mit der Giftspritze hingerichtet: Gefüllte Rösti, herzhaftes Rührei, scharfe Brühwurst und Toast.
  • Jack Dorsey, am 9. April 2024 wegen zweifachen Mordes in Missouri mit der Giftspritze getötet: zwei Cheeseburger, zwei Portionen frittierte Hühnchen-Teile, zweimal große Pommes sowie eine Pizza mit Salami, Peperoni, Zwiebeln, Pilzen und Extra-Käse.
  • Im Film „The Green Mile“ wünscht sich der unschuldig zum Tode verurteilte John Coffey Hackbraten, Maisbrot, Stampfkartoffeln mit Sauce, Okra and Pfirsich Cobbler (mit Teig überbackener Pfirsich).

Weitere Links zum Thema

Übrigens, die Liste mit den Henkersmahlzeiten werde ich fortlaufend ergänzen.

Schreckensorte: Bonn Buchholzstraße, RAF Mord an Gerold von Braunmühl

Der Ort

Buchholzstraße, 53127 Bonn

Hintergrund

Die Buchholzstraße ist eine eher beschauliche Straße im Bonner Stadtteil Ippendorf, einer in dern 1980er Jahren beliebten Wohngegend von Ministerialbeamten. So lebte in der Nummer 39 Gerold von Braunmühl, ein Spitzenbeamter im Auswärtigen Amt und Vertrauter des damaligen Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher.

Von Braunmühl entstammte einem alten Adelsgeschlecht und wurde am 15. September 1935 in Breslau geboren. Er wuchs in Mainz auf, studierte Jura und nach dem Zweiten Staatsexamen Internationale Beziehungen an der Johns-Hopkins-University in Baltimore. Seit 1966 gehört er dem Auswärtigen Dienst an und machte rasch Karriere. 1985 wurde der Ministerialdirektor u.a. verantwortlich für die Beziehungen zum „Ostblock“; er setzte sich dabei nachhaltig für eine Verbesserung derselben ein.

Am 10. Oktober 1986 fuhr von Braunmühl wie üblich mit dem Taxi aus Auswärtigen Amt nach Hause. Als er dort gegen 21h ankam und aussteigen wollte, schoss ihm eine vermummte Person zweimal in den Oberkörper. von Braunmühl versuchte noch, in Deckung zu gehen, doch ein zweiter Täter traf ihn tödlich am Kopf.

Der von von Braunmühls Ehefrau Hilde informierte Außen­minister Hans-Dietrich Genscher fuhr sofort nach Ippendorf. In seinen „Erinnerungen“ schreibt er: „Das Bild des vor mir auf der Straße liegenden Gerold von Braunmühl werde ich nie vergessen.“

Ein Bekennerschreiben des RAF Kommandos „Ingrid Schubert“ wurde an der nahen damaligen Botschaft der Tschechoslowakei gefunden.

Der Diplomat hinterließ neben seiner Frau drei Kinder. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Poppelsdorfer Friedhof, am Hang des Bonner Kreuzbergs.

Die Waffe, mit der von Braunmühl erschossen wurde, ist wahrscheinlich die gleiche, mit der Schleyer getötet wurde; als Täter werden Barbara und Horst Ludwig Meyer vermutet.

Eine in den Boden eingelassene Gedenktafel  zwischen zwei Bäumen erinnert heute an das Attentat.

Anfahrt

Mit den Buslinien 602 (Haltestelle Wasserturmstraße) oder 603 (Haltestelle Buchholzstraße), ca. 15 Minuten  ab Bonn Hauptbahnhof.

Die Aktion Spindy, Klaus Pflieger – und noch einiges mehr

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„Die Aktion Spindy“ – was sich vom Titel her wie ein Kinderabenteuer anhört, ist viel mehr: es geht um die Schleyer Entführung. Dieser wurde von seinen Entführern mit dem Spitznamen „Spindy“ bedacht, da er oft in einem Spind eingesperrt war.

Ich darf zu dem Buch aus dem Klappentext zitieren:

Die Darstellung der Schleyer-Entführung ist das Ergebnis jahrelanger Ermittlungen des Autors. Klaus Pflieger war als Oberstaatsanwalt bei der Bundesanwaltschaft. U.a. Anklageverfasser gegen Peter-Jürgen Boock, Koordinator der Anklage gegen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, vernahm 1990 den ersten aussagewilligen Aussteiger der RAF (Werner Lotze) und war dann auch Vernehmender bei der „Lebensbeichte“ von Boock vom März bis Mai 1992. Seine Darstellung der Aktion „Spindy“ (wie Schleyer von seinen Entführern genannt wurde) basiert in erster Linie auf den Angaben und Erläuterungen von Tatbeteiligten und den polizeilichen Fahndungsergebnissen.

Für jeden, den die Geschichte der RAF interessiert, ist dieses Buch hochspannende Lektüre. Leider ist derzeit keine aktuelle Auflage verfügbar, hin und wieder findet man aber noch gebrauchte Exemplare:

Die Aktion ‚Spindy‘alt

In manchen Punkten ist das 1996 erschienene Buch daher auch nicht mehr aktuell (so hat sich die RAF 1998 aufgelöst) – die tiefen Einblicke und die Schilderung des ambivalenten Verhältnisses zwischen Schleyer und seinen Entführern, Stichwort Stockholm Syndrom, machen das aber mehr als wett.

Zur Schleyer Entführung habe ich ein ambivalentes Verhältnis, da man durchaus sagen könnte, dass es „den richtigen“ getroffen hat. Denn Schleyer war schon früh überzeugter Nazi: 1931 Hitlerjugend, 1933 SS. 1935 trat er unter viel Gewese aus seiner Studentenverbindung aus, als dieses sich weigerte, jüdische Altherren auszuschließen – er warf ihr „mangelnde nationalsozialistische Gesinnung“ vor. Später machte er im Dritten Reich Karriere: Im „Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren“ war er Leiter des Präsidialbüros und persönlicher Sekretär des Präsidenten. Der Verband war für die „Arisierung“ der tschechischen Wirtschaft und die Beschaffung von Zwangsarbeitern für das Deutsche Reich zuständig. Nach dem Krieg machte Schleyer rasch Karriere in der Bundesrepublik. Zum Zeitpunkt seiner Entführung war er Vorstand der Daimler Benz AG und Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Als Schleyer anlässlich seiner Ernennung zum BDI-Präsidenten gefragt wurde, wie er zu seiner SS-Vergangenheit stehe, sagte er öffentlich im Fernsehen, dass er stolz darauf sei. So war er aus RAF Sicht das perfekte Opfer. Doch bei aller Kritik an der Person Schleyer will und kann ich seine Entführung und Ermordung durch die RAF freilich nicht gutheißen.

Mit der Schleyer Entführung und der Familie verbinde ich zudem noch drei recht persönliche Erlebnisse:

Zum einen ist das Bild von Schleyer als „Gefangener der RAF“ eine meiner ersten „Medien-Erinnerungen“.

Kurz darauf portraitierte meine Mutter die Kinder eines Schleyer Sohns – und bevor diese vorbei kamen, wurde uns eingebleut, ja alle Spielzeugpistolen zu verstecken, schließlich sei der Großvater gerade erst getötet worden. Die Geschichte endete so, dass die Schleyer Enkel mit ihren mitgebrachten Spielwaffen fast alle unsere Goldfische umbrachten…

Und zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte ich mit dem Schleyer Sohn Hanns-Eberhard beruflich im Rahmen des damaligen Projekts handwerk.de zu tun… die Zusammenarbeit mit dem ZDH verlief so „gut“, dass ich eines Tages zusammen mit anderen vom ZDH geprellten Herren in der Redaktion des „Der Spiegel“ saß und mit meinen Informationen die Grundlagen zum Artikel „Handwerk: Finanzielle Grenzerfahrung“ legte. Lieber Christoph von Hammerstein, Sie müssen also nicht länger rätseln, woher „Der Spiegel“ das alles wusste – do ut des.

Was ist um 14:51 Uhr passiert?

Unfall

In dieser Minute am 27. September 2011 kommt es in der Metro Shanghai zu einem schwereren Unfall. Auf der Linie 10 in der Nähe des Yu-Gartens kollidieren zwei Züge. 260 Menschen werden verletzt, davon 20 schwer.

Mord

Am 10. Januar 2023 ermordet ein 17-Jähriger in dieser Minute an einem Berufskolleg in Ibbenbüren seine Lehrerin. Er griff sie mit einem Messer an und tötete sie. Anschließend hat er den Notruf der Polizei gewählt und sich von Einsatzkräften widerstandslos festnehmen lassen.

Köpfe: Elizabeth Ruth „Betsy“ Aardsma

Leben

Elizabeth Ruth „Betsy“ Aardsma wurde am 11. Juli 1947 als zweites von vier Kindern in Holland, Michigan, als Tochter von Esther und Richard Aardsma geboren und wuchs in einem bürgerlichen, religiösen und konservativen Haushalt in der West 37th Street auf. Aardsmas Vater war Umsatzsteuerprüfer beim Finanzamt des Staates Michigan, während ihre Mutter Hausfrau war.

Schon als Kind zeigte Aardsma ein Gespür für Kunst und Poesie. In ihrer Jugend hatte sie liberale Ideale entwickelt und setzte sich für die Unterprivilegierten ein. Aardsma besuchte die Holland High School und erzielte gute akademische Leistungen, die sie 1965 mit Auszeichnung abschloss.

Bereits kurz nach dem Highschool-Abschluss schrieb sich Aardsma im Herbst 1965 am Hope College ein, mit dem Ziel, Ärztin zu werden. Ihre Zimmergenossin Linda DenBesten erinnerte sich später an Aardsma als eine intelligente und faszinierende Person, die feministische Züge aufwies.

Im Herbst 1967 schrieb sich Aardsma an der University of Michigan ein, studierte Kunst und Englisch und teilte sich eine Wohnung mit drei anderen Studentinnen. In ihrem letzten Studienjahr ging sie mit einem Medizinstudenten namens David Wright aus, der dem Vernehmen nach ihr erster ernsthafter Freund war. Im Sommer 1969 schloss sie ihr Studium mit Auszeichnung ab.

Nach ihrem Abschluss an der University of Michigan beabsichtigte Aardsma zunächst, dem Friedenskorps beizutreten und nach Afrika zu reisen. Sie entschied sich jedoch für ein Studium an der Pennsylvania State University (Penn State), als sie erfuhr, dass ihr Freund Wright beabsichtigte, dort zu studieren, und dass er nicht garantieren konnte, dass er ihr treu bleiben würde, wenn sie für längere Zeit ins Ausland gehen würde.

Aardsma schrieb sich Anfang Oktober 1969 an der Penn State ein. Sie wohnte auf dem Campus in Atherton Hall und teilte sich ihr Wohnheim mit einer Studentin namens Sharon Brandt, die sich später daran erinnerte, dass Aardsma nur selten außerschulischen Aktivitäten nachging und einen Großteil ihrer Freizeit entweder mit Lernen oder – an den Wochenenden – mit Reisen zur Penn State Hershey verbrachte, um in der Gesellschaft von Wright zu sein.

Es ist bekannt, dass Aardsma an Thanksgiving Stresssymptome zeigte, weil sie mit einer Englischarbeit in Verzug geraten war. Den Tag vor Thanksgiving verbrachte sie in der Gesellschaft ihres Freundes, seiner Mitbewohner und deren Freundinnen, bevor sie am nächsten Tag in ihr Wohnheim zurückkehrte, um sich mit ihren Professoren zu treffen und Ratschläge für eine Forschungsarbeit einzuholen, die sie für ihre Aufgabe benötigte. Wright fuhr Aardsma am Nachmittag des 27. November zu einer nahegelegenen Bushaltestelle in Harrisburg.

Zum Zeitpunkt ihres Todes war Aardsma seit etwa einem Jahr mit Wright liiert, und die beiden hatten Pläne besprochen, sich bis Weihnachten zu verloben. Sie war erst seit acht Wochen Studentin an der Penn State, als sie ermordet wurde.

Aardsma wurde am 3. Dezember 1969 zu Grabe getragen. Ihr Sarg blieb während der gesamten Zeremonie vor ihrer Beisetzung geöffnet. Sie wurde auf dem Aardsma-Familiengrab auf dem Pilgrim-Home-Friedhof in ihrer Heimatstadt Holland beigesetzt, und ihr wurde eine einzelne Rose von ihrem Freund in die Hand gedrückt. Der letzte Brief, den Aardsma an ihren Freund schrieb, war am Tag nach ihrer Ermordung bei ihm eingetroffen.

Der Mord

Am Nachmittag des 28. November 1969 verließen Aardsma und Brandt ihre Wohnung, um in der Pattee Bibliothek der Penn State Universität Forschungsmaterial für Aardsmas Englisch-Arbeit zu besorgen. Unterwegs trennten sie sich mit dem Plan, sich später wiederzutreffen, um entweder „Easy Rider“ oder „Take the Money and Run“ im Kino anzusehen. Gegen 16 Uhr sprach Aardsma mit einem ihrer Professoren, Nicholas Joukovsky, und erzählte ihm von ihrem Vorhaben, das Stack-Gebäude zu besuchen. Kurz darauf traf sie zwei Freunde, Linda Marsa und Robert Steinberg, mit denen sie kurz sprach, bevor sie die Bibliothek betrat. Sie legte ihre Tasche, Jacke und ein Buch in eine ihr zugewiesene Kabine, bevor sie sich zu einem Karteikartenkatalog begab. Nachdem sie die gesuchte Referenz gefunden hatte, ging Aardsma gegen 16:30 Uhr eine Treppe hinunter in die Kernbereiche der Ebene 2.

Die letzte mögliche Sichtung von Aardsma in den Kernbereichen der Ebene 2 erfolgte Minuten nach 16:30 Uhr, als ein stellvertretender Aufsichtsbeamter, Dean Brungart, ein Mädchen in einem roten Kleid allein in einem Gang sah, während zwei junge Männer in einem nahen Gang, näher am westlichen Ende des Kerns, leise miteinander sprachen. Etwa zehn Minuten später hörte ein anderer Zeuge, Richard Allen, ein Gespräch zwischen einem Mann und einer Frau in der allgemeinen Richtung, wo Aardsma stand, während er einen Fotokopierer bediente. Obwohl Allen nicht hören konnte, worüber die beiden sprachen, informierte er die Polizei, dass nichts unangemessen klang. Kurz darauf hörte Allen ein metallisches Krachgeräusch, bevor ein junger Mann, der aussah wie ein Student, an ihm vorbeirannte.

Irgendwann zwischen 16:45 und 16:55 Uhr wurde Aardsma einmal mit einem Messer durch die linke Brust gestochen, während sie zwischen den Reihen 50 und 51 im schlecht beleuchteten Stack-Gebäude der Pattee Bibliothek stand. Die Wunde durchtrennte ihre Lungenarterie und durchbohrte den rechten Ventrikel ihres Herzens. Nach der Stichverletzung sackte Aardsma zu Boden, zog mehrere Bücher aus benachbarten Regalen und fiel auf den Rücken. Zwei Studenten beobachteten dann einen Mann, der vom Ort des Geschehens wegrannte und seine rechte Hand verbarg, während er ausrief: „Dieses Mädchen braucht Hilfe!“ Die Polizei konnte die Person oder Personen, die diese Worte aussprachen, bevor sie aus der Bibliothek flohen, nie identifizieren.

Während Uafinda versuchte, die fliehende Person zu verfolgen, versuchte Erdley, Aardsma Erste Hilfe zu leisten, einschließlich Mund-zu-Mund-Beatmung. Aardsma wurde schnell auf eine Trage gelegt und aus der Bibliothek entfernt, um ins Gesundheitszentrum gebracht zu werden, während die Sanitäter weiterhin CPR durchführten. Obwohl Aardsma zum Zeitpunkt der Stichverletzung einen weißen Rollkragenpullover trug, produzierte die Wunde nur eine kleine Menge sichtbaren Bluts. Kurz nachdem Aardsma ins Gesundheitszentrum gebracht wurde, bemerkte eine medizinische Fachkraft Blut, das durch ihre Kleidung sickerte, und ordnete sofort an, die Wiederbelebungsmaßnahmen zu stoppen. Aardsma wurde von einem Arzt um 17:19 Uhr für tot erklärt.

Die Autopsie

Die Autopsie von Aardsma wurde von Dr. Thomas Magnani im Bellefonte Hospital in Bellefonte um 23 Uhr am 28. November durchgeführt und endete um 4 Uhr morgens am folgenden Morgen. Magnani kam zu dem Schluss, dass Aardsma durch eine einzige Stichverletzung getötet wurde, die ihr Brustbein durchdrungen und ihr Herz sowie ihre Lungenarterie durchtrennt hatte, was zu einer umfangreichen Blutung in die Brusthöhle führte. Der Tod trat innerhalb von fünf Minuten ein, und Aardsma hätte nicht um Hilfe schreien können, da sie im Wesentlichen in ihrem eigenen Blut ertrank. Darüber hinaus war sie keiner Form von sexuellem Übergriff ausgesetzt gewesen.

Es wurden auch Anzeichen von petechialen Blutungen auf Aardsmas Brust entdeckt, und leichte Anzeichen von Prellungen und Abschürfungen um ein Ohr herum, die wahrscheinlich entstanden, als sie zu Boden fiel. Magnani vertrat weiterhin die Meinung, dass der Mörder von Aardsma absichtlich auf ihr Herz gezielt hatte, als er sie von Angesicht zu Angesicht erstach, und dass der Angreifer rechtshändig war.

Die Morduntersuchung

Die Pennsylvania State Police setzten etwa fünfunddreißig Beamte ein, um den Mord an Aardsma zu untersuchen. Sie nutzten das Boucke Building als temporäres Kommandozentrum und führten Befragungen durch, wobei hunderte von Studenten in den Wochen nach ihrem Tod interviewt wurden. Trotz der Suche auf dem gesamten Campus konnte die Mordwaffe nicht gefunden werden, und es wurde eine Belohnung von 25.000 Dollar für Informationen, die zur Verhaftung des Mörders führen, ausgesetzt. Ermittler stellten fest, dass normalerweise bis zu 400 Personen zwischen 16:30 und 17:00 Uhr die Pattee Bibliothek betreten oder verlassen, am fraglichen Tag waren es jedoch nur etwa 90. Keiner der Befragten galt als verdächtig.

Zwei Phantombilder des flüchtenden Mannes wurden erstellt, nur das Bild, das mit Erdleys Hilfe erstellt wurde, wurde an die Medien weitergegeben. Bevor die Polizei vom Tod Aardsmas informiert wurde, wurde der Tatort kompromittiert, da Bibliotheksmitarbeiter den Boden reinigen ließen, weil sie dachten, Aardsma sei ohnmächtig geworden oder gefallen. Trotzdem sicherte der erste am Tatort eintreffende Beamte, Mike Simmers, das Gebiet, und es wurden frische Blutstropfen, die zu Aardsmas Blutgruppe passten, auf einer Treppe gefunden.

Mehrere Umstände rund um Aardsmas Tod ließen die Polizei glauben, dass sie ihren Mörder kannte, da sie offensichtlich von vorne von ihrem Angreifer angesprochen wurde. Die Ermittler schlossen auch die Möglichkeit aus, dass sie gestalkt wurde. Andere untersuchte Theorien beinhalteten die Möglichkeit, dass Aardsma über einen homosexuellen Akt, Exhibitionismus oder masturbatorische Fantasien gestolpert sein könnte und ermordet wurde, um ihr Schweigen zu sichern. Trotz mehrerer Ermittlungsansätze und Hunderten von befragten Zeugen wurde niemand für ihren Mord verhaftet. Der Fall wurde zu einem Cold Case, bleibt ungelöst, und die Akten sind unter dem Open Records Act versiegelt. Die Pennsylvania State Police suchen jedoch weiterhin aktiv nach Informationen zum Fall.

Verdächtige

William Spencer, Larry Maurer und Richard Haefner waren drei Individuen, die in Verbindung mit dem Mord an Aardsma untersucht wurden. Spencer, ein Bildhauer, wurde aufgrund einer angeblichen Geständnisäußerung befragt, seine Verbindung zu Aardsma konnte jedoch nicht bestätigt werden. Maurer, ein Klassenkamerad von Aardsma, wurde trotz seines unterschiedlichen Aussehens von den Beschreibungen des flüchtenden Täters freigesprochen. Haefner, ein Penn State Professor, wurde aufgrund seines Verhaltens und einer möglichen Verbindung zu Aardsma intensiv untersucht, aber nie offiziell für ihren Tod verantwortlich gemacht. Trotz verschiedener Verdächtiger und Theorien bleibt der Fall ungelöst.

Nachwirkungen

Der Mord an Aardsma wurde schließlich zu einem wichtigen Faktor bei der Einrichtung einer Universitätspolizei an der Penn State. In den Jahren vor ihrem Tod war es zu einer Zunahme von Gewaltverbrechen, sexuellen Übergriffen und lautstarken Studentenprotesten an der Universität gekommen, an der nur eine Campus-Patrouille für Recht und Ordnung sorgte. Ihr Tod verdeutlichte die Notwendigkeit verstärkter öffentlicher Sicherheitsmaßnahmen auf dem Universitätscampus, und Anfang der 1970er Jahre wurde eine Universitätspolizei eingerichtet.

Die Abbildung wurde mit AI erstellt und sieht ihr ähnlich.