Wann wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet?

Immer wieder taucht in Diskussionen die Frage auf, wann genau die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde.

Auf den ersten Fall scheint die Antwort einfach zu sein: das Grundgesetz der Bundesrepublik wurde am 23. Mai 1949 ausgefertigt und verkündet (Art. 145 Abs. 1) und trat dann mit Ablauf des Tages in Kraft (Art. 145. Abs 2 GG). Allerdings ist tatsächlich strittig, ob dies dann am 23. Mai um 24:00 Uhr oder am 24. Mai um 0:00 Uhr war, Dies ist letztlich eher akademisch Natur, die meisten gehen vom 23. Mai aus.

Wer nun aber vom 23. oder 24. Mai 1949 als Gründungstag der Bundesrepublik ausgeht, hat die Rechnung ohne das Bundesverfassungsgericht gemacht, denn dieses stellt fest:

Mit der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland wurde nicht ein neuer westdeutscher Staat gegründet, sondern ein Teil Deutschlands neu organisiert (vgl. Carlo Schmid in der 6. Sitzung des Parlamentarischen Rates – StenBer. S. 70). Die Bundesrepublik Deutschland ist also nicht „Rechtsnachfolger“ des Deutschen Reiches, sondern als Staat identisch mit dem Staat „Deutsches Reich“.

(Urteil vom 31. Juli 1973, Absatz-Nr. 54 – 2 BvF 1/73 – BVerfGE 36, S. 1 ff.)

Damit ist also das Gründungsdatum der 1. Januar 1871 (Kaiserreich),  völkerrechtlich sogar der 1. Juli 1867, die Gründung des Norddeutschen Bundes.

Bei oberflächlicher und allgemeiner Betrachtung wird man es aber beim 23. Mai 1949 belassen können.

Nicht haltbar ist der – ohnehin nur sehr vereinzelt geäußerte – Ansatz, dass die Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 mit der Wiedervereinigung (neu) gegründet wurde. Man hatte sich ganz bewusst für einen Beitritt der Länder der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes entschlossen, also zur bestehenden Bundesrepublik und eben nicht für eine nach Art. 146 GG möglich Neugründung mit neuer Verfassung. Mit der Wiedervereinigung verlor das Grundgesetz nur seinen provisorischen Charakter.

Meinung: Das Versagen der Methode Merkel – oder: Deutschland, das nächste Shithole Country

Es geht abwärts

Seit rund 20 Jahren fahre ich ziemlich viel mit der Bahn zwischen Köln und Bonn. Viele Artikel hier im Blog sind auf diesen Zugfahrten entstanden. Und es werden eher mehr denn weniger werden, da ich immer mehr Zeit zum Schreiben habe. Denn die Zeiten, die ich im Zug verbringe, werden immer länger: Stellwerkstörungen, Verspätungen aus vorausfahrender Fahrt, Überholung durch einen verspäteten Zug des Fernverkehrs, Verzögerungen wegen Bauarbeiten, Defekt am Zug, Notfalleinsatz am Gleis, Vandalismus, polizeiliche Ermittlungen… es häuft sich. Das obige Bild ist symptomatisch für einen Freitagnachmittag, an dem der Berufsverkehr eigentlich schon vorbei ist. Wer mit der Bahn fährt, erlebt exemplarisch den Niedergang der gesamten Infrastruktur in Reinkultur.

Wenn ich während der Bahnfahrt wenigstens durchgehend Internet hätte. Doch auch das ist in Deutschland im Jahr 2018 Wunschdenken. Seit Jahren bemängele ich die massiven Funklöcher entlang einer kurzen dicht besiedeltem Bahnstrecke zwischen zwei Großstädten. Getan hat sich seitdem nichts. Sogar unser Wirtschaftsminister schämt sich angesichts der vielen Gesprächsabbrüche auf Autobahnen für unsere Mobilfunknetze.

Von Großprojekten wie dem Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 will ich erst gar nicht sprechen. „Erfolgreiches Großprojekt in Deutschland” ist inzwischen eine contradictio in adiecto.

Die Automobilindustrie – Tragpfeiler unserer Wirtschaft – sucht ihr Heil im Dieselbetrug statt in echter Innovation. Und dass mit der deutschen Wirtschaft etwas nicht stimmt, sieht man schon daran, dass alle DAX30 Unternehmen zusammen an der Börse derzeit nur soviel wert sind, wie Microsoft.

Die Strompreise sind dank einer völlig verfehlten EE Förderungspolitik mit die höchsten in Europa und trotzdem haben wir hierzulande z.B. keine nennenswerte Solartechnik mehr.

Und wird es beim Abi einmal anspruchsvoll, starten die Schüler gleich eine online Petition, damit nicht so hart bewertet wird. Von den Zuständen an anderen Schulen ganz zu schweigen.

Die Liste unserer bestehenden und kommenden Probleme ließe sich fortsetzen, an dieser Stelle will ich es einmal belassen.

Deutschland steht vor dem Niedergang. Und wenn wir nicht dagegen steuern, sind wir in wenigen Generationen ein Shithole Country.

Die drei Entscheidungen der Angela Merkel – und viel Nichtstun

„Moooment“, werden jetzt viele z.B. von der „Union der Mitte“ in der CDU und andere Merkel-Fans sagen, „ging und geht es uns unter Merkel nicht so gut, wie noch nie in der jüngeren deutschen Geschichte?“ Ja, das mag richtig sein. Aber es geht uns (vermeintlich und noch) nicht wegen Angela Merkel, sondern trotz Angela Merkel gut.

Bedanken können wir uns dafür vielmehr bei Gerhard Schröder, von dessen Entscheidungen und Weichenstellungen – Stichwort Agenda 2010 – Merkel und ihre Große Koalition profitiert haben.

Ich wage zu behaupten, dass die Geschichtsschreibung drei Bereiche von Merkels Politik besonders herausheben wird:

  • Der Atomausstieg nach Fukushima.
  • Die Euro-Rettungspolitik.
  • Die Flüchtlingspolitik.

Alle diese Entscheidungen hat sie aus dem Bauch heraus getroffen, ohne echten Plan. Nur den Stimmungen des Moments, einem gewissen Populismus und in erster Linie dem reinen Machterhalt geschuldet. Es dürfte niemanden verwundern, dass ich diese drei wesentlichen Entscheidungen sehr kritisch sehe.

Der Atomausstieg macht es Deutschland nicht nur schwerer, die Klimaziele zu erreichen, sondern hat die deutsche Industrie auch einer Schlüsseltechnologie beraubt. Die Euro Rettungspolitik – auch wenn es um sie gerade etwas ruhiger ist – mag kurzfristig erfolgreich gewesen sein, hat aber große Risiken für die Zukunft (u.a. Target II Salden) aufgebaut und die unkontrollierte Migrationspolitik wird die Sozialsysteme nicht stärken, sondern zerstören.

Ebenso schwer wiegt, was Merkel eben nicht getan hat.

Sie und ihre Minister haben es nämlich versäumt, Schröders Reformen – insbesondere im Sozialbereich – weiterzudenken, offensichtliche Fehler – wie z.B. das EE Gesetz – zu korrigieren und neue eigene Akzente für Deutschlands Zukunft zu setzen: Zum Beispiel eine in die Zukunft gerichtete umfassende Steuerreform oder die Vorbereitung der Politik auf technologische Herausforderungen wie KI und Blockchain.

Sowohl eine Agenda 2020 und 2030 – Fehlanzeige. Beides hätte Deutschland aber dringend gebraucht.

Die Methode Merkel färbt ab

Die „Methode Merkel“, also das Vermeiden von Entscheidungen, hat sich zusehends – mehr oder weniger unbemerkt und unbewusst – auf die gesamte Politik und Gesellschaft ausgewirkt. Ebenso ihr bis zur Prinzipienlosigkeit reichender Machtwille, der nicht nur in ihren wenigen und  wenn sprunghaften Entscheidungen sondern gerade auch in der Neuauflage der GroKo deutlich wurde.

Viel größeren Einfluss hat aber ihre grundsätzliche Verweigerung jeglicher Diskussion ihre Politik und deren Folgen. Dieser Mangel an Diskussionsbereitschaft hat die gesamte politische Kultur vergiftet, den Erfolg der AfD erst möglich gemacht und die politischen Ränder gestärkt und radikalisiert. In der Mitte der Gesellschaft herrscht dagegen herrscht aus Angst, politisch inkorrekt zu sein, intellektueller Stillstand.

In den Merkel-Jahren wurden nicht nur fatale Fehlentscheidungen getroffen, sondern es wurde auch wertvolle Jahre versäumt, unsere Gesellschaft und Wirtschaft auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. An den Folgen werden Deutschland und Europa noch lange zu leiden haben.

Um so wichtiger ist, dass wir uns und unser Denken so schnell wie möglich von der Methode Merkel lösen und Deutschland und Europa fit für die Zukunft machen.

Liste: Typische Getränke in verschiedenen Ländern

Hier entsteht eine Liste typischer Getränke in verschiedenen Ländern, man könnte auch Nationalgetränke sagen.

Diese Liste ist in Arbeit.

A

  • Australien
    LLB (Lemon, Lime, Bitter)

B

  • Belgien
    Bier (Trappistenbiere)
  • Brasilien
    Caipirinha Cocktail

C

  • China
    Tee

D

  • Deutschland
    Bier, Wein (Riesling, Silvaner, Spätburgunder), Kaffee („Draußen nur Kännchen“), Tee (Ostfriesische Mischung), Schnaps (Korn im Norden, Obstbrände im Süden), Mineralwasser, Apfelwein

F

  • Finnland
    Milch, Vodka, Kaffee, Cidre, Kotikalja
  • Frankreich
    Wein, Champagner, Pernod

G

  • Griechenland
    Wein (Retsina), Ouzo
  • Großbritannien
    Bier (Ale), Whisky (Schottland), Gin, Cidre, Sherry, Portwein, Tee (Earl Grey)

Haiti

  • Barbancourt

I

  • Indien
    Lassi, Tee
  • Indonesien
    Tee, Kaffee
  • Irland
    Bier (Guinness), Whisky
  • Island
    Egils Appelsín, Brennivín
  • Italien
    Wein, Prosecco, Grappa, Amaretto, Espresso, Wasser (San Pellegrino)

J

  • Japan
    Sake, Bier (Kirin) , Tee

K

  • Kambodscha
    Sombai
  • Kanada
    Caesar Coctail
  • Kolumbien
    Aguardiente, Kaffee
  • Korea (Süd)
    Soju
  • Kuba
    Rum

M

  • Macau
    Cha Gordo
  • Marokko
    Tee (Minze)
  • Mexiko
    Bier (Corona), Tequila

N

  • Niederlande
    Bier (Heineken), Genever
  • Nordkorea
    Pyongyang Soju

O

  • Österreich
    Wein (Grüner Veltliner, blauer Zweigelt), Biere (Stiegl, Gösser), Schnäpse (Obstbrände), Kaffee (Kleiner Brauner…)

P

  • Peru
    Pisco Sour
  • Polen
    Vodka
  • Portugal
    Wein, Portwein

R

  • Russland
    Vodka, Kwas

S

  • Schweiz
    Absinth, Wein (Fendant), Rivella (Limonade mit Milchserum)
  • Singapur
    Singapore Sling
  • Slowakei
    Sliwowitz
  • Spanien
    Wein, Sherry, Sangria

T

  • Taiwan
    Bubble Tea
  • Tschechien
    Bier (Pils), Becherovka
  • Türkei
    Ayran, Tee, Raki

U

  • Ukraine
    Kwas
  • Ungarn
    Wein (Tokayer), Unikum
  • USA
    Bier, Milch, Cola, Root Beer und andere Softdrinks

W

  • Weißrussland
    Byarozavik (Birkensaft)

Verwandte Listen

Hier finden Sie eine Liste mit Nationalgerichten.

Liste: Typisch deutsche Gerichte

Angeregt von der Diskussion, ob es ein deutsches Nationalgericht gibt, sammle ich hier in lockerer Liste locker typisch deutsche Gerichte:

  • Bratwurst
  • Butterbrot
  • Currywurst
  • Döner
  • Grünkohl (mit Pinkel)
  • Kartoffelklöße
  • Kartoffelsalat
  • Leberkäse
  • Mettbrötchen
  • Nudelsalat
  • Reibekuchen
  • Rinderroulade
  • Sauerbraten
  • Sauerkraut
  • Saure Linsen
  • Schweinebraten
  • Schnitzel
  • Semmelknödel
  • Spaghetti Carbonara mit Sahnesauce
  • Spargel
  • Weißwurst

 

Was ist das deutsche Nationalgericht?

Viele Länder haben so etwas wie ein Nationalgericht, doch welches ist das in Deutschland?

Diese Frage habe ich in einer Umfrage auf twitter gestellt, die immerhin über 300 Teilnehmer mitgemacht haben. Zur Abstimmung stellte ich „Eisbein mit Sauerkraut“, „Schnitzel mit Pommes“, „Döner“ sowie die Möglichkeit, einen eigenen Vorschlag zu machen.

Die meisten Stimmen konnte „Schnitzel mit Pommes“ für sich verbuchen, gefolgt von „Döner“ und „Eisbein mit Sauerkraut“. Bei den individuellen Vorschlägen wurden u.a.

  • Currywurst (mehrfach)
  • Brot, insbesondere Roggenbrot (mehrfach)
  • Wurst (mehrfach)
  • Bier (mehrfach)
  • Spargel, Kartoffeln, Schnitzel
  • Grünkohl
  • Weißwürste mit Brezeln und süßem Senf
  • Grie Soß mit Kartoffeln und Ei und vorneweg ein lecker Handkäse mit Musik.Und dazu ein klaane Bembel Sauergespritzter…
  • Sauerbraten
  • Schweinebraten
  • Pizza

genannt.

Nun sind einige der genannten Gerichte typisch für regionale Küchen: Weißwürste in Bayern, Grünkohl im Norden, Sauerbraten im Rheinland oder die Grüne Soße in Hessen. Und so machten auch einige darauf aufmerksam, dass die Deutsche Küche doch eher regional geprägt sei.

Doch was ist ein Nationalgericht. Wikipedia schreibt:

Als Nationalgericht werden Speisen bezeichnet, die als typischer Bestandteil einer Nationalküche gelten. Mit dem Begriff ist im Allgemeinen die Vorstellung verbunden, es handele sich um traditionell überlieferte Gerichte, die im betreffenden Land von der Mehrheit der Bevölkerung gegessen werden.

Die regionalen Gerichte fallen damit weg – sie werden nicht von der Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland gegessen.

Viele Gerichte, die von der Mehrheit der Bevölkerung gegessen werden, sind andererseits kein Bestandteil der deutschen Nationalküche, zumindest noch nicht. Das gilt z.B. für Döner, Pizza und streng genommen sogar für Wiener Schnitzel.

Was traditionell tatsächlich überall in Deutschland gegessen wird, ist Sauerkraut. Nicht umsonst werden wir im Ausland als „Krauts“ bezeichnet und „Sauerkraut“ wurde in die englische Sprache übernommen. Und schon Heinrich Heine schrieb in Deutschland ein Wintermärchen:

Der Tisch war gedeckt, hier fand ich ganz die altgermanische Küche, sei mir gegrüßt mein Sauerkraut, holdselig sein deine Gerüche…

Und was passt dazu? Das Eisbein ist überall in Deutschland verbreitet, worauf auch die vielen regionalen Bezeichnungen wie Hachse, Haxe, Haxn, Schweinshaxe, Knöchla, Hechse, Hämmchen, Bötel, Haspel, Stelze, Schweinshaxn, Knöchla und Adlerhaxe hinweisen. Ein zweiter Kandidat ist die Bratwurst, die es in ganz Deutschland verbreitet ist. Da passt ja, dass beides oft zusammen auf sog. Schlachtplatten serviert wird.

Wem das zu traditionell ist, der kann zur Currywurst greifen, die inzwischen auch in ganz Deutschland verbreitet ist – auch wenn die Schwerpunkte in Berlin, Hannover und dem Ruhrgebiet liegen.

Und wem all das nicht schmeckt, der kann bei den vielen regionalen oder hier angekommen internationalen Spezialitäten zulangen.

Liste: Deutsche Sagen- und Märchengestalten

Hier entsteht eine Liste von Märchen- und Sagengestalten, die es in Deutschland und im deutschsprachigen Raum gibt:

A

B

  • Bahkauv
  • Bergmönch
  • Bilwis
  • Bruder Rausch
  • Burkart Keller
  • Buschgroßmutter
  • Busebeller

D

E

  • Ekerken
  • Elwetritsch
  • Enerbanske
  • Entenwick

F

  • Fährmann Hildebrand
  • Fenixmännlein
  • Fraa vun Bensem
  • Frau Holle

G

  • Geldmännlein
  • Gluhschwanz
  • Gonger
  • Grinkenschmied

H

  • Habergeiß
  • Hägglmoo
  • Hakemann
  • Hanns von Hackelberg
  • Heinzelmännchen
    Gute Hausgeister.
  • Hermann Gryn
  • Hinzelmann
  • Hödeken
  • Holzfräulein

J

  • Juffer

K

  • Katzenveit (Waldgeist)
  • Kielkropf
  • Klabautermann
  • Kobold
  • Kopfloser Reiter
  • Kornmann (Korndämon)
  • Krampus

L

  • Langtüttin
  • Lorelei (auch Loreley, Lore Lay etc.)

M

  • Moosmann
  • Moosweiblein
  • Muhkalb

N

  • Nachtgiger
  • Nachtkrabb
  • Nachzehrer
  • Nebelmännle

P

  • Percht
  • Perchta
  • Petermännchen
  • Popelmann

Q

  • Querx

R

S

  • Salige Frau
  • Schmied von Kochel
  • Schneewittchen (Bild)
  • Schöne Lau
  • Schrat
  • Spätlesereiter
  • Stüpp
  • Sürthgens Mossel

V

  • Venedigermännle

W

Z

  • Zwerg

Übersicht: Historische Bahnen in Deutschland

Hier im Blogmagazin gibt es Listen mit historischen und Museumsbahnen in Deutschland, die nach Bundesländern geordnet sind. Hier finden Sie die Übersicht der bereits bestehenden Listen nach Bundesländern:

Nordrhein-Westfalen

Meinung: Warum die Nationalspieler bei der WM die Nationalhymne mitsingen sollten – gerade in Russland

Ob man will oder nicht, eine Fußball-WM ist mehr als nur hintergründig auch immer etwas politisches. Das zeigt aktuell allein schon die Diskussion rund um das Austragungsland Russland, das vom mehr oder weniger lupenreinen Demokraten Putin regiert wird. Hier spielen eben Nationalmannschaften als Vertreter ihrer Staaten und keine kommerziellen Vereine wie der FC Bayern oder Beşiktaş Istanbul. Na gut, auch die Nationalmannschaften werden immer kommerzieller, worüber man diskutieren kann und sollte. Aber das ist ein anderes Thema.

Auch wird immer wieder heftig diskutiert, ob und welche Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft vor dem Spiel die Nationalhymne mitsingen und welche nicht. Die, die nicht mitsingen werden dann nicht selten aus einschlägigen Ecken bisweilen scharf und persönlich kritisiert.

Die deutschtümelnde und nationalistische Intention dieser Kritik lehne ich ab.

Gleichwohl plädiere ich dafür, dass jeder Nationalspieler die Hymne mitsingen sollte. Und wenn einer nicht singen kann, sollte er zumindest so tun.

Warum?

Schauen wir zunächst auf den Text der Hymne, die dritte Strophe des Gedichts „Das Lied der Deutschen“, verfasst von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben:

Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
|: Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland! :|

Zugegeben, in heutigen Tagen mag man über den Text aus Gender-Gesichtspunkten – Vaterland, brüderlich – problematisch finden. Aber die besungenen Werte „Einigkeit und Recht und Freiheit“ sind nach wie vor – vielleicht gerade jetzt wieder – durchaus erstrebenswert und alles andere als verwerflich.

Weiter ist die Hymne ein Symbol für das Deutschland des Bonner Grundgesetzes. Ein demokratischstes, liberales, werteoffenes, rechtsstaatliches Deutschland. Einfach gesagt, wahrscheinlich das beste Deutschland, das es wahrscheinlich je gab.

Durch das Mitsingen der Hymne wird unterstrichen, dass man diese Werte unterstützt und hinter diesem Deutschland des Bonner Grundgesetzes steht.

Gerade bei der WM in Russland, das es mit dem Rechtsstaat und Menschenrechten nicht ganz so genau nimmt, und bei der auch viele Länder mitspielen, in denen die diesbezüglich Situation noch fragwürdiger ist, kann und sollte man als Spieler und mithin Repräsentant dieses Staates und damit auch seiner Werte diese offen vertreten und sich erst gar nicht dem Verdacht aussetzen, nicht hinter diesen zu stehen.

Danach geht es eh dann eh nur noch um den Ball.

Sollte es jedenfalls.

Disclaimer: Der Autor dieses Artikels hat die deutsche und die österreichische Staatsbürgerschaft und multikulturelle Vorfahren. An sich ruft er bei einer WM gerne „Hup Holland Hup“, aber die sind ja diesmal nicht dabei. So schreit er „Hopp Schwiiz“ solange das „Nati“ dabei ist und freut sich dann aber auch, wenn Deutschland am Ende wieder im Finale steht.

Nachtrag: Ursprünglich habe ich auf Facebook und twitter geschrieben:

Wer als Nationalspieler die Nationalhymne nicht mitsingt, hat in der Nationalmannschaft nichts verloren. Denn diese steht für das Deutschland des Bonner Grundgesetzes. Aufgeklärt, rechtsstaatlich, liberal, werteoffen. Und das kann und muss man offen vertreten und verteidigen.

Von dem „nichts verloren“ rücke ich hiermit ab, das war zu sehr überspitzt ausgedrückt. Der Spieler sollte mitsingen. Er hat aber im Zweifel auch die Freiheit es nicht zu tun. Auch das gibt unsere Werteordnung her. Wenngleich ich diese Entscheidung aus den genannten Gründen problematisch sehe.

Kommentar: ein paar kurze Gedanken zu Aygül Kilic

Wer in sozialen Netzen unterwegs und politisch interessiert ist, wird in den letzten Tagen über den Namen Aygül Kilic gestolpert sein, die Direktkandidatin der FDP bei den Kommunalwahlen in Neumünster ist. Der Grund für die Aufregung: Sie ist bekennende Muslima, trägt Kopftuch und ist mit diesem auch auf dem Wahlplakat abgebildet – siehe oben.

Ich habe das schon recht früh wahrgenommen, aber mich nicht weiter damit befasst. Man mag darüber diskutieren, was es heißt, dass oder ob der Islam zu Deutschland gehört und wieviel Islam, aber das Tragen des Kopftuchs ist ja nun einmal nicht verboten.

Als der Shitstorm gegen Sie dann immer größere Ausmaße annahm, habe ich einen Blick auf ihr Facebook Profil geworfen und wurde dann nach kurzer Sichtung doch etwas skeptischer – es wirkte auf den ersten Blick doch recht AKP-lastig. Aufgrund der Ostertage habe ich das aber auch nicht weiter verfolgt.

Der twitter User Timothy Spinoza hat sich jedoch nun ausführlicher mit ihren facebook Postings und Likes auseinandergesetzt und diese in einem Thread zusammengefasst:. Dabei findet man sehr viel AKP, sehr viel Erdogan, sehr viel Israelkritik, sehr viel Verschwörungstheorien.

Darunter nichts offensichtliches strafrechtlich relevantes. Und das hohe Gut der Meinungsfreiheit gebietet, dass man auch solche Meinungen aushalten muss, auch wenn sie einem nicht gefallen.

Ob diese von Kilic auf facebook verbreiteten Postings jedoch mit dem Parteiprogramm und Geist einer liberalen Partei – eben der FDP – in Einklang zu bringen sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Frau Kilic allein wegen ihres Glaubens und speziell wegen des Tragens des Kopftuchs abzulehnen, ist ein NoGo.

Sich sachlich kritisch mit ihren öffentlichen – gerade auch auch politischen – Äußerungen auseinanderzusetzen ist aber geboten.

Gehört der Islam zu Deutschland? Und was bedeutet „gehört dazu“?

Die Islam Frage…

Derzeit wird sie wieder heiß diskutiert, die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht. Die Regierungskoalition ist sich nicht einig, Leitartikler bekriegen sich und entsprechenden Umfragen kann man derzeit kaum entgehen.

…doch was heißt „gehört dazu“?

Bevor man diese Islam Frage stellt muss man mE aber zunächst eine ganz andere Frage stellen:

Was heißt „gehört dazu“?

Sieht man die Frage historisch und zielt sozusagen auf die religiös-kulturelle DNA Deutschlands ab, muss die Antwort ob der Islam dazu gehört, wohl recht eindeutig mit Nein beantwortet werden. Deutschland steht in einer christlich jüdischen, vornehmlich aber aufgeklärten Tradition, aber auf keinen Fall in einer islamischen.

Blickt man hingegen auf die bundesdeutsche Lebenswirklichkeit, darf man die Millionen Muslime nicht übersehen, die hier mal mehr mal weniger intensiv ihren Glauben ausleben – und dazu auch das grundgesetzlich verbriefte Recht haben. Sieht man diese Frage unter diesem Aspekt kann die Antwort also nur „Ja“ lauten.

Aus beiden Sichtweisen folgt aber die eigentliche Frage: „Wie islamisch ist Deutschland?“ bzw. „Welche gestaltende Rolle soll, kann, muss, darf der Islam in Deutschland spielen?“. Wie halten wir es mit Scharia, Beschneidung, Schächten, Minaretten, Kopftuch, Burka, islamischen Feiertagen und vielem mehr.

Klar ist hier einerseits: Auf viele dieser Fragen kann unser Grundgesetz schon die Antworten geben. Auf andere nicht. Denn Grundrechte unterliegen der Auslegung und dem Wandel der Zeit. Und so werden wir uns mit dem Thema Islam und Deutschland weiter auseinandersetzen müssen.

Als kleine Leseempfehlung dazu von mir ein etwas älterer Blogbeitrag zum Thema „Islam und Deutschland„.

Anhang: noch was zu den Umfragen

Ich muss zugeben, dass auch ich selbst auf twitter eine Umfrage mit der schlichten Frage „Der Islam gehört zu Deutschland?“ und den Antwortmöglichkeiten „ja, und das ist gut so“, „Ja, leider“, „Nein“ und „Keine Meinung“ erstellt habe.

38% der Teilnehmer meinten, dass dem erfreulicherlicherweise so sei; 6% stimmen der Frage zu, bedauern diesen Umstand aber. 48% meinen „Nein“ und 8% haben keine Meinung.

Dieses recht ausgewogene Ergebnis mag meiner bunten Followerschaft geschuldet sein. Umfragen in eher linken Filterblasen haben naturgemäß mehr Ja-Stimmen, Umfragen in rechten Filterblasen meist mehr Nein stimmen.

Zu beobachten ist zudem, dass beide Lager versuchen, die Umfragen des jeweils anderen Lagers zu kapern und so für „erwünschte“ Ergebnisse zu sorgen. Mal gelingt das, mal nicht.

Repräsentative Umfragen zeigen übrigens im Regelfall ein „Nein“ als überwiegende Antwort.