Gastbeitrag: Ein kleiner Einblick in die Numismatik

Hobbymäßig sammle ich alte Münzen und Banknoten. Nach einem Twitter-Austausch mit Severin hat er mich eingeladen, einen Gastbeitrag für seinen Blog zu schreiben. Und ich habe naiverweise zugestimmt. Selber schuld! Ursprünglich war sein Beitrag über den Freistaat Flaschenhals, der ein Bild einer 50-Pfennig-Notgeld-Banknote zeigte.

Alte Münzen und Banknoten sind Zeugen der Geschichte. Wenn man zum Beispiel über einen König in einem Geschichtsbuch oder bei Wikipedia liest, wirkt das alles ein wenig abstrakt. Es ist jedoch ein ganz anderes Gefühl, wenn man einen Gegenstand aus seiner Zeit in den Händen hält. Und so kann ein Hobby beginnen!

I. Kaiser Konstantin

Ich bin in einem Ostblock-Land aufgewachsen. Dort werden in der griechisch-orthodoxen Kirche Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena als Heilige verehrt. Zu dieser Person hatte ich immer ein Bild im Kopf, bekannt aus der Kirche, das halbwegs so aussah:

Was für eine Überraschung, als mir zufällig eine Kupfermünze aus seiner Zeit in die Hand fiel! Seine Zeitgenossen hatten ihn ganz anders gesehen, nämlich als einen römischen Kaiser!

II. Die 30 Silberstücke

Wir wissen aus der Bibel, dass Jesus für 30 Silberstücke verraten wurde. Es kann nur eine einzige Münze in Frage kommen, der Tyros Schekel. Alle anderen wurden im Tempel gewechselt – und anscheinend zu einem Kurs, der nicht gerade fair war 😊, deswegen die Wut Jesu gegen die Geldwechsler. Die einzige Münze, die vom Tempel in Jerusalem angenommen wurde und die Judas für seinen Verrat angenommen hätte, sah so aus:

III. Pirates of the Caribbean

Ein Sprung in der Geschichte. Wer hat nicht die „Piraten der Karibik“ Filmserie geschaut? Um Calypso zu befreien, waren ja 9 Pieces of 8 notwendig. Ursprünglich waren dies Spanische 8 Reales Münzen, eine sehr verbreitete standardisierte internationale Währung.

In der Filmserie begann der Begriff, sich auf verschiedene Gegenstände und Kleinigkeiten zu beziehen, als die Piraten feststellten, dass ihnen das Geld ausging. Sie behielten einfach den ursprünglichen Begriff bei, da er mehr nach Piratensprache klang.

Die 8 Reales Silbermünze sieht so aus:

Die beiden Säulen sind ein Symbol für die Straße von Gibraltar. Darauf steht: PLUS VLTRA in Referenz zu der neuen Welt, die jenseits Gibraltars liegt.
Ein gewisser Herr Napoleon B, der in Deutschland auch nicht unbekannt ist, hatte mal die Spanische Halbinsel samt Armee besucht. Der Portugiesische König ist dabei in einer der Kolonien – Brasilien – geflüchtet. Dort hatte er selbstverständlich sein eigenes Geld herausgegeben, hatte aber die häufige 8 Reales Münze als Rohling benutzt.

Die Säule von der alten 8 Reales Münze ist immer noch sichtbar:

Jemand, der im 21. Jahrhundert lebt, fragt sich natürlich: Hä, 960, was ist das für ein Nennwert auf dieser 960 Reis Münze?

Naja… in der Vergangenheit hat man auch ein Dutzend (12) benutzt. Und 960 ist ja wohl 12*80 😊

Wieso wurde 10 oder ein Dutzend benutzt? 10 kann man leicht nachvollziehen – 10 Finger. Aber ein Dutzend? Nun, dafür sollte man mit den Daumen die Knochen an den restlichen 4 Fingern zählen 😊

IV: Notgeld

Das Notgeld, das vom Freistaat Flaschenhals ausgegeben wurde, stammt aus einer Zeit, in der eine Hyperinflation herrschte – nach dem Ersten Weltkrieg. In Deutschland musste in großen Mengen Geld gedruckt werden, und es verlor daher rasch an Wert. So kamen Banknoten mit einem Nennwert von tausend, Million oder Milliarde Mark zustande:

Auf der anderen Seite ist uns allen der US-Dollar bekannt. Wer kennt jedoch den Confederate Dollar, die Währung der Südstaaten während des Bürgerkriegs?

Zu dieser Zeit hatten auch die Südstaaten dasselbe Problem mit Hyperinflation, wenn auch nicht im Ausmaß, wie es Deutschland getroffen hatte. Joan Baez hat dazu einen Vers in ihrem Cover von „The Day they drove old Dixie down“: „Don’t care if our money’s no good“.

Anders als Deutschland hatten die Südstaaten jedoch nicht die Maschinen; die Banknoten wurden manuell mit Scheren geschnitten und von den Bankbeamten persönlich unterschrieben. So lässt sich erklären, dass die Ränder der Banknoten unregelmäßig geschnitten sind und dass die Unterschriften mit eigener Tinte erkennbar sind.

V. Die deutsche Rupie

Wer hat nicht schon den Spruch gehört: „Vor dem Euro war doch alles besser“? Meine Antwort darauf ist: Als wir die Rupie hatten? Normalerweise ernte ich eine verwirrte Reaktion. Hä? Hatten wir die Rupie? Ist die nicht aus Indien? Naja…

Wer nicht bereits eingeschlafen ist oder weiter geklickt hat und dessen Interesse geweckt wurde, möchte vielleicht auch den Kostenpunkt für solche Stücke wissen. Grundsätzlich gilt – je besser der Zustand, desto teurer! Aber die Richtwerte sind:

I Kupfermünze Kaiser Konstantin – ab ca. 5-10 EUR,

II Tyros Schekel Silber – rund 2000 EUR, wenn diese kurz vor die Zeiten Jesu geprägt wurde

III 8 Reales, 960 Reis Silber: ab ca. 150 EUR/Stück.

IV Deutsches Notgeld aus den 20er Jahren – ab ca. 1-2 EUR. Confederate Dollar Banknote: ab ca. 60 EUR

V 1 Rupie Deutsch Ostafrika Silber: ab ca. 120 EUR

Am Ende möchte ich mich recht herzlich an Severin für die Chance bedanken, seine Lesern zu langweilen – und gratuliere herzlichst diejenigen, die es bis zu Ende geschafft haben!

Autor

Dies ist ein Gastbeitrag von @GfdsdsfCsmbv (Rorschach). Auch Sie sind herzlich eingeladen, hier zu veröffentlichen, schreiben Sie mich einfach an!

Quellen der Bilder:

I: https://www.facebook.com/sfantulgheorghenou.ro/posts/26814947454444

https://www.ebay.com/itm/144484840430

II:

https://www.muenzen-ritter.de/57268-phoenicia-tyros-shekel-year-32-95-94-bc-nearly-xf.html?___store=gb

III:

https://en.wikipedia.org/wiki/Spanish_colonial_real

Eigene Kollektion

IV:

https://www.pmgnotes.com/gallery/featured-note/featured-note-9/

Eigene Kollektion

V:

Eigene Kollektion

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