Meinung: Wie man den ÖRR fundamental reformieren könnte – und damit auch den Rundfunkbeitrag senken

ÖRR soll bleiben, muss aber reformiert werden

Vorab: Einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der eine mit Rundfunkbeitrag finanzierte Grundversorgung an Fernseh- und Radiosendern bietet, die ohne technische Hürden für jedermann frei empfangbar ist, halte ich trotz der zahlreichen Alternativen wie SAT.1, dem RTL, National Geographic Channel, Sky, Netflix und YouTube für grundsätzlich wünschenswert.

Doch ob die Live Übertragung der Fußball EM, Rosamunde Pilcher, das Traumschiff oder die große Helene Fischer Show zur Grundversorgung zählen, darf mehr als nur bezweifelt werden.

Problematisch finde ich derzeit insbesondere zwei Punkte.

  • Zum einen, dass durch teure Sportrechte eine Quersubventionierung des Profi Sports, z.B. Fußball, stattfindet, die mit den für eine Grundversorgung vorgesehenen Rundfunkbeitrag finanziert wird
  • Und zum anderen, dass sich die ÖRR Sender in einen – teuren – Quotenkampf mit den privaten Sendern begeben, durch den Rundfunkbeitrag aber gegenüber letzteren einen unfairen Vorteil haben und damit den Markt verzerren.

Dass es dazu dann über 70 öffentlich rechtliche Radiosender und 21 Fernsehsender gibt, mit denen eine Grundversorgung geleistet werden soll, ist im Gesamtkontext mE jedenfalls nicht mehr darstellbar und passt in dieser Form und in dieser Höhe nicht mehr in die Zeit.

Wie man den ÖRR reformieren könnte – schnelle erste Schritte

Erste Sofortmaßnahmen könnte man ohne viel Aufwand umsetzen:

  • So sollte man den ÖRR verpflichten, für mehr Transparenz zu sorgen. Dies kann allein schon dadurch geschehen, dass die Geschäfts- und Rechenschaftsberichte leicht zugänglich auf den Websites der Sender zu finden sein müssen. Solange das nicht bei allen Anstalten der Fall ist, übernehmen wir es teilweise hier. Ein weitere Vorschlag zu mehr Transparenz wäre auch, dass im Abspann einer Sendung der Gesamt- und Minutenpreis angezeigt wird.
  • Dann sollte es ein Verbot geben, Werbung zu schalten, um damit den Privaten in einem ohnehin schwieriger werdenden Umfeld nicht noch mehr Butter vom Brot zu nehmen. Auch Sponsorings oder andere wirtschaftliche Kooperationen in diesem Sinne, vulgo Schleichwerbung, dürfen nicht mehr realisiert werden.
  • Besondere Rechte an Sportveranstaltungen und anderen Events dürfen nur noch erworben werden, wenn es keinen privaten Bieter, der in Deutschland sendet, gibt. Damit könnten auch sonst im Fernsehen nicht oder kaum stattfindende Nischensportarten sowie Behindertensport wieder eine größere Rolle im Fernsehen finden.
  • Neue Arbeitsverträge mit langfristigen Pensionsverpflichtungen – zu diesem Themenkomplex an anderer Stelle ggf. später einmal mehr – dürfen nicht mehr abgeschlossen werden.
  • Generell muss versucht werden, die Gehaltsstrukturen marktgerecht zu halten.

Allein schon diese Maßnahmen würden helfen, die Kosten deutlich zu senken und man könnte statt Beitragserhöhungen schon bald Senkungen in die Wege zu leiten.

Ziel: Reduzierung der Sender

In einem zweiten Schritt sollte unabhängig davon die Zahl der Sender deutlich reduziert werden. Im TV Bereich von derzeit 21 in zwei Schritten auf zunächst 13 und dann acht, bei den Radiosendern von derzeit über 70 auf 35 und letztlich dann 19.  Dass in diesem Zusammenhang auch Konstrukte wie die ARD Degeto oder die Mediatheken auf den Prüfstand gehören, sei nur am Rande erwähnt.

Übrigens, gerade die Reduzierung der ÖRR Radiosender könnte durch frei werdende Frequenzen auch den – nicht nur regionalen – Privatradios in Deutschland einen neuen Schub geben und ganz neue Formate ermöglichen.

Wie diese und weitere Reformen im Detail umgesetzt werden können, soll durch eine auf einen breite Basis gestellte Reformkommission erörtert werden, die ergebnisoffen und transparent diskutiert.

Insbesondere muss ein Weg für den Umbau gefunden werden, der eine breite gesellschaftliche Zustimmung findet und für die betroffenen Mitarbeiter sozialverträglich ist. So könnten die durch die Reduzierung der Sender nicht mehr benötigten Menschen, Rechte, Ausstattung, Standorte und andere Ressourcen in eine oder mehrere Auffanggesellschaften überführt werden, die dann z.B. einen neuen hochwertigen PayTV Sender betreiben, sich im werbefinanzierten Wettbewerb behaupten können oder die an bestehende Medienunternehmen verkauft werden.

Aber auch, was Grundversorgung in einer sich schnell wandelnden Medienwelt bedeutet, muss ganz neu festgelegt werden.

Während die Sofortmaßnahmen in ein bis zwei Jahren umgesetzt werden könnten, würde ein grundlegender Umbau, insbesondere die Reduzierung der Zahl der Sender, deutlich länger dauern.

Gerade deswegen sollte man nicht zögern, sondern mit den Planungen baldmöglichst beginnen.

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Meinung: Wie man die Zahl der öffentlich-rechtlichen Radiosender von über 70 auf 19 reduzieren könnte

Über 70 öffentlich rechtliche Radiosender gibt es offensichtlich in Deutschland – die Liste im Anhang habe ich der Wikipedia entnommen, um dann schnell festzustellen, dass sie anscheinend nicht vollständig ist. Von den rund 30 Radiosendern der Deutschen Welle einmal ganz zu schweigen,

So oder so: Mehr als 70 Programme für die einheimische Bevölkerung sind für eine Grundversorgung nicht notwendig, insbesondere, da es zahlreiche lokale, landesweite und sogar bundesweite Privatradiosender gibt. Ähnlich

Stufe 1

Analog zu meinem ersten Vorschlag zur Reduzierung der ÖRR Fernsehsender werden der SR dem SWR zugeschlagen, Radio Bremen dem NDR. Allein dadurch fallen schon acht Radiosender weg. Zudem wird die Zahl der Radiosender, die eine Anstalt betreiben darf, auf vier begrenzt. Da in meinem Konzept zunächst sieben Landesmedienanstalten übrig bleiben, gibt es dadurch maximal 28 Sender. Es kommen die vier Sender des DLF dazu, dann einer für die sorbische Minderheit, ggf. einer für die dänische Minderheit sowie ein bundesweiter Kindersender, der vom KIKA betrieben werden soll. Damit wird die Zahl der ÖRR Radiosender auf 35 mehr als halbiert. „Meinung: Wie man die Zahl der öffentlich-rechtlichen Radiosender von über 70 auf 19 reduzieren könnte“ weiterlesen

Meinung: Wie man die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zusammenführen könnte

Um die Kosten des ÖRR in Deutschland zu verringern, könnte man in zwei Schritten die Zahl der derzeit 21 öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auf zunächst 13 und dann acht verringern:

Stufe 1

  1. 3Sat
    Mit Arte zu einem europäischen Sender zusammenlegen.
  2. ARD alpha
    Mit phoenix, tagesschau24 und ZDFinfo zu einem News- und Dokumentationskanal zusammenführen
  3. arte
    Mit 3SAT zu einem europäischen Sender zusammenlegen.
  4. BR Fernsehen
    bleibt bestehen
  5. Das Erste
    bleibt bestehen
  6. DW-TV
    bleibt bestehen
  7. hr Fernsehen
    bleibt bestehen
  8. KIKA
    bleibt bestehen
  9. mdr Fernsehen
    bleibt bestehen
  10. NDR Fernsehen
    bleibt bestehen, Radio Bremen TV geht darin auf
  11.  One
    wird gestrichen
  12. phoenix
    Mit ARD Alpha tagesschau24 und ZDFinfo zu einem News- und Dokumentationskanal zusammenführen.
  13. Radio Bremen TV
    geht in NDR Fernsehen auf
  14. rbb Fernsehen
    bleibt bestehen
  15. SR Fernsehen
    geht in SWR Fernsehen auf
  16. SWR Fernsehen
    bleibt bestehen, SR Fernsehen geht darin auf
  17. tagesschau24
    Mit ARD alpha, Phönix und ZDFinfo zusammenführen.
  18. WDR Fernsehen
    bleibt bestehen
  19. ZDF
    bleibt bestehen
  20. ZDFinfo
    Mit ARD alpha, Phönix und tagesschau24 zusammenführen.
  21. ZDFneo
    Wird gestrichen.

Es bleiben also:

  1. Europäischer Sender
    Vormals 3Sat und arte
  2. News- und Doku-Sender
    vormals ARD alpha, Phönix, tagesschau24 und ZDFinfo
  3. BR Fernsehen
  4. Das Erste
  5. DW TV
  6. hr Fernsehen
  7. KIKA
  8. mdr Fernsehen
  9. NDR Fernsehen
  10. rbb Fernsehen
  11. SWR Fernsehen
  12. WDR Fernsehen
  13. ZDF

Stufe 2

„Meinung: Wie man die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zusammenführen könnte“ weiterlesen