Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass viele Fans von Fußball und Co. zusätzlich zum Adrenalin im Stadion auf Sportwetten setzen. Neidvolle Blicke der anderen sind garantiert, wenn aus dem Tipp plötzlich ein Gewinn wird. Immer wieder stellt sich die Frage, wie hoch der Anteil von Glück bei Wetten tatsächlich ist.
Die deutschen Finanzämter stufen Dauergewinner regelmäßig als „Profi-Spieler“ ein und die Gewinne damit als Einkommen. Wir verraten, welchen Einfluss Mathematik auf das Ergebnis beim Wetten haben kann.
Wahrscheinlichkeitsrechnung als Fundament bei Sportwetten
Der Kern einer jeden Sportwette ist die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten, auch für Buchmacher. Die geltenden Quoten basieren darauf, denn jedes sportliche Ereignis hat eine bestimmte Wahrscheinlichkeit für unterschiedliche Ausgänge. Ist eine Mannschaft schwach und tritt gegen einen starken Gegner an, ist die Gewinnwahrscheinlichkeit für dieses Team äußerst gering. Buchmacher setzen die Quoten hoch an, wer darauf tippt, gewinnt mehr Geld, hat aber ein höheres Verlustrisiko.
Selbst dem besten Buchmacher unterlaufen Fehler und darauf setzen Profi-Wetter. Eine sogenannte Value-Bet zeigt anhand der Quote eine geringe Wahrscheinlichkeit für ein eintreffendes Ereignis. Der Wetter glaubt allerdings (aufgrund eigener Analysen und Informationen), dass die Chancen für das vorhergesagte Ergebnis deutlich besser sind als angegeben.
Beispiel: Durch Betrachtung der Wettquoten lässt sich die implizierte Wahrscheinlichkeit ableiten. Zur Berechnung wird die Zahl eins durch die herausgegebene Quote geteilt und dann mal 100 genommen. Das Ergebnis ist eine Prozentzahl, die die aktuelle Wahrscheinlichkeit wiedergibt. Ein Sportexperte vermutet nun aber durch Informationen und Statistikanalysen, dass die prozentuale Ergebniswahrscheinlichkeit deutlich höher liegt. Er setzt auf den Ausgang, gewinnt und hat damit eine „Value Bet“ absolviert.
Echte Experten machen sich gezielt auf die Suche nach solchen Wetten, bei denen die echte Gewinnwahrscheinlichkeit über der berechneten Chance liegt. Faktisch gewinnt nicht jede dieser Wetten wirklich, langfristig machen einige erfahrene Sportwetter damit aber Gewinn.
Korrelationen bei Sportwetten – Muster erkennen und nutzen
Ein weiterer, gern genutzter Faktor bei erfolgreichen Wettern ist die Korrelation. Dabei handelt es sich um die Beziehung zwischen zwei Dingen oder Ereignissen, eine sogenannte „wenn-dann-Situation“. Regnet es draußen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen einen Regenschirm mitnehmen. Dahinter steckt simple Mathematik, allerdings unter dem Einfluss der Korrelation.
Bei Sportwetten dienen Korrelationen dazu, ein bestimmtes Muster anhand von Analysen zu finden. So ist es denkbar, dass eine Mannschaft häufiger gewinnt, wenn sie im Heimstadion spielt oder wenn ein bestimmter Stürmer auf dem Platz steht. Das zeigt an, dass es eine positive Korrelation zwischen einem bestimmten Ereignis und den Siegen des Teams gibt. Umgekehrt lassen sich auch negative Korrelationen ermitteln. Spielt das Team auswärts, ist die Wahrscheinlichkeit eines Sieges geringer.
Es ist nicht immer einfach, solche Einflüsse zu erkennen. Manche Teams gewinnen, wenn es regnet, häufiger und nur echte Fans und Experten erkennen dieses Muster. Hinzu kommt, dass nicht jede Korrelation auch wirklich kausal ist. Gewinnt die Mannschaft in einem bestimmten Stadion häufiger, kann Zufall dahinter stecken. Umso wichtiger ist es, zwischen Trugschluss (Zufall) und echtem Zusammenhang zu entscheiden.
Achtung Zielscheibenfehler: Nach einem außergewöhnlichen Sportereignis ist es typisch, dass Gründe dafür gesucht werden. Unterliegt die stärkere Mannschaft, haben Experten das Ergebnis laut eigener Aussage immer bereits vorausgesehen. Da wird stundenlang darüber debattiert, welche Gründe ersichtlich und im Vorfeld bereits bekannt waren. An dieser Stelle muss die Frage erlaubt sein, warum bei so viel Expertenwissen nicht auf diesen Ausgang gewettet wurde? Es ist nicht zielführend, im Rückblick auf den Spielausgang Korrelationen zu ermitteln, denn dann kommt es schnell zum Zielscheibenfehler.
Tipp: Je häufiger ein bestimmtes Ereignis im Zusammenhang mit einer anderen Situation eintritt, desto wahrscheinlicher ist eine Korrelation. Gewinnt eine Mannschaft zweimal bei Regen, heißt das nicht, dass sie bei diesem Wetter stärker spielt. Siegt sie allerdings bei 90 Prozent aller Regenspiele innerhalb von 500 Begegnungen, ist eine Korrelation wahrscheinlicher.
Mathematisches Modell für Sportwetten erstellen – wie Profis ihre Einsätze planen
Wer häufig wettet, nutzt dafür fast immer ein eigenes Wettmodell. Um selbst ein solches zu erstellen, braucht es im ersten Schritt ein Ziel. Dann wird festgelegt, mit welcher Metrik die potenziellen Wahrscheinlichkeiten berechnet werden. Die simpelste Variante sind Sieger-Wetten, denn hier liegt der Fokus klar auf einem Ergebnis. Erfahrene Wettspieler analysieren verschiedene Wahrscheinlichkeiten mit ihrer Metrik und stellen sie mit unterschiedlicher Gewichtung einander gegenüber.
Um das Wettmodell mit Daten zu füttern, ist es wichtig, die berücksichtigten Einflussfaktoren zu definieren. Basisinput beim Fußball sind Torverhältnis der Mannschaft, Tabellenposition, Siegesquote und Erfolgserlebnisse. Je detaillierter die Informationen, desto genauer die Ergebnisse. Faktoren wie gefährliche Angriffe, Eckballquoten, Schüsse aufs Tor, Foulspiele, rote Karten und vieles mehr präzisieren die Resultate des Wettmodells.
Die größte Herausforderung ist die Sammlung von Daten, um sie dem Wettmodell zur Verfügung zu stellen. An dieser Stelle könnte KI künftig einen Einfluss haben, denn sie ist in der Lage, Daten in kürzester Zeit zu suchen, zu analysieren und aufzubereiten. Für Einsteiger bedeuten Profi-Modelle meist nur eines: Pures Chaos! Für den Anfang reicht es völlig aus, mithilfe einer Excel-Tabelle erste Berechnungen anzustellen.
Sind alle Daten vorhanden, geht es darum, sie auszuwerten. Dabei spielen Korrelationen wieder eine wichtige Rolle. Je umfangreicher der Datensatz, desto leichter lassen sich Muster für künftige Spiele ermitteln. Sind schließlich alle vorhandenen Daten ins Berechnungsprogramm (meist Excel) eingefügt, lässt sich mittels mathematischer Formel die Wahrscheinlichkeit für ein gewisses Ergebnis bei Sportevents berechnen. Das machen sich Profis zunutze, um gezielt nach Value-Bets und damit potenziell höheren Gewinnen zu suchen.
Tipp: Kein Modell ist für die Ewigkeit geschrieben und nicht selten gibt es Schwachstellen. Permanente Kontrollen und Optimierungen tragen dazu bei, die Effizienz zu erhöhen.
Fazit: Viel Mathematik und eine Menge Glück
Tatsächlich basieren Wettquoten ausschließlich auf Wahrscheinlichkeiten. Es ist möglich, mit dem Tipp auf einen Underdog als Einsteiger einen großen Gewinn einzufahren. Die Chance dafür ist aber gering, da die Wahrscheinlichkeit für das getippte Ergebnis nicht hoch ist. Hier kommt das Glück zum Einsatz, denn nicht vorhersehbare Faktoren können das Spiel beeinflussen. Beispiel: Bei einem Fußballspiel rennt ein Flitzer auf den Platz, der stärkste Stürmer weicht aus und verletzt sich. Er kann nicht weiterspielen und infolgedessen gewinnt das schwächere Team. Für den verletzten Spieler ist es „Pech“, für den Tipper (auf das schwache Team) Glück. Solche Faktoren lassen sich nicht prognostizieren und vorhersagen, daher basieren Gewinn und Verlust bei Sportwetten sowohl auf Wahrscheinlichkeit als auch auf Glück!