Wie Deutschland sich auf den Klimawandel vorbereiten könnte – ein Vorschlag von ChatGPT

Ich bin davon überzeugt, dass die Anpassung an den Klimawandel höchste Priorität haben sollte – und habe ChatGPT gebeten einige Vorschläge zu machen, wie dies für Deutschland aussehen könnte. Die Vorschläge finde ich so lesenswert, dass ich sie hier unverändert vorstellen möchte.

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Klimawandel: Es muss Priorität haben, sich den neuen Realitäten anzupassen

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, denen sich die Menschheit im 21. Jahrhundert gegenübersieht. Durch den zu beobachtenden und nach Stand der Forschung weiter zu erwartenden Temperaturanstieg steht unsere Welt vor einer drastischen Veränderung. Die bisherigen Bemühungen, den Klimawandel aufzuhalten, haben zwar Fortschritte gemacht, aber es stellt sich die Frage, ob es realistisch ist, zu glauben, dass wir ihn vollständig stoppen können. Daher ist es an der Zeit, sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten und sich auf die Anpassung an den Klimawandel zu konzentrieren.

Hier sind einige Gründe, warum Anpassung an den Klimawandel wichtiger ist als der Versuch, ihn aufzuhalten:

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Meinung: Nein, ihr seid nicht die letzte Generation der Menschheit*

Befasst man sich in sozialen Netzwerken mit der Fridays for Future Bewegung und ihrem Umfeld, so stößt man auf nicht wenige Jugendliche, die sich als Vertreter der letzten Generation der Menschheit sehen. Sie haben so große Angst vor den Folgen des Klimawandels, dass sie glauben, dass schon in einem überschaubaren Zeitraum kein menschliches Leben mehr auf der Erde möglich sei. Andere interpretieren den plakativen Spruch so, dass es die letzte Generation vor irreversiblen Kippunkten sei.

Nun stellt der Klimawandel sicherlich eine sehr große Herausforderung für die Menschheit dar, seine Folgen sind derzeit kaum absehbar. Auch wird wohl kaum jemand ernsthaft bestreiten, dass der Mensch daran einen Anteil hat. Auch klar sollte aber sein, dass bei allen Anstrengungen zum Klimaschutz ein wie auch immer gearteter Klimawandel grundsätzlich nicht aufgehalten sondern allenfalls abgemildert werden kann.

Doch der Mensch ist extrem anpassungsfähig, er lebt nicht nur im gemäßigten Deutschland, sondern sowohl am Polarkreis als auch in Wüsten. Und er hat in der Geschichte immer wieder extreme Änderungen überlebt. Schauen wir uns z.B. diese Karte an, als die britische Insel noch keine Insel war und große Teile der heutigen Nordsee Land waren:

Das ist noch gar nicht so lange her, erst zu Beginn des Holozäns stieg der Meeresspiegel in 2000 Jahren – von ca. 8.000 bis 6.000 vor Christus – um rund 35m, was fast zwei Zentimeter pro Jahr entspricht. Der Lebensraum der dort als Jäger und Sammler lebenden Menschen wurde durch die rasch ansteigende Nordsee immer kleiner. Das Doggerland (Dogger Hills) wurde eine Insel, die dann vor rund 8200 Jahren durch die durch das Storegga-Ereignis ausgelösten Tsunamis endgültig zerstört wurde und heute eine Untiefe in der Nordsee ist.

Der Anstieg des Meeresspiegels erfolgte in der Folgezeit weniger schnell, es wechselten sich Phasen des Wasseranstiegs und der Wassersenkung ab. Stillstand war nie, immer Veränderung. Und um dramatische Veränderungen in vorindustrieller Zeit zu sehen, muss man gar nicht so weit in die Vergangenheit gehen: man muss sich nur ansehen, wie die Sturmfluten insbesondere in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends die Küstenverläufe an der Nordsee und damit wichtige menschliche Lebensräume fundamental veränderten, siehe die Karte oben.

Anders als die Menschen damals haben wir heute aber ganz andere Möglichkeiten, uns diesen Herausforderungen zu stellen und diese zu meistern. So können wir dank intensiver Erdbeobachtung Veränderungen früher absehen, uns auf diese einstellen und versuchen, diese abzumildern. Durch Küstenschutzmaßnahmen, Aufforstungsprojekte zum Stoppen von Wüsten, Entwicklung von robusten Getreidesorten, Maßnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas oder Verringerung des Bevölkerungswachstums.

Angst und Verzweiflung sind ein schlechter Ratgeber, trotz allem ist Optimismus gefragt. Denn es gibt so viel zu tun – packen wir es also an. Gemeinsam und über alle Generationen hinweg.

* Disclaimer: Natürlich kann immer etwas unvorhergesehenes passieren, was die Menschheit auslöscht – z.B. ein versehentlicher Atomkrieg, eine Meteorit, eine Superpandemie, die Explosion der Yellowstone Superplume, eine Supernova in der Nähe oder der Bau einer intergalaktischen Hyperspace Strecke… 

Bildnachweis:
Karte oben, urheberrechtsfrei.
Karte des Doggerlands von Max Naylor – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6011686

Dokumentiert: Der Tom Radtke tweet der DIE LINKE Hamburg

Der Kandidat Tom Radtke der DIE LINKE Hamburg bei der Bürgerschaftswahl Hamburg 2020 hatte mit einem Vergleich von Holocaust und Klimawandel für einen Skandal gesorgt.

Die Partei hat schnell reagiert und teilt auf twitter folgendes mit:

#Antifaschismus ist Grundkonsens unserer Partei. Wer ihn nicht mitträgt, ist in der #Linke|n falsch. Nach intensiver Beratung beenden wir die Zusammenarbeit mit Tom R., fordern ihn auf, seine Kandidatur zurückzuziehen & beraten ein ordentl. Parteiverfahren bis hin zum Ausschluss.

Dokumentiert: Der erste tweet von Greta Thunberg

Dies ist der erste tweet, den Greta Thunberg abgesetzt hat. Er ist vom 21. Juni 2018 und es handelt sich dabei um einen Link auf einen Artikel, der sie und ihre Sichtweise auf den Klimawandel stark geprägt haben dürfte:

„A top climate scientist is warning that climate change will wipe out all of humanity unless we stop using fossil fuels over the next five years.“

„Ein führender Klimaforscher warnt davor, dass der Klimawandel die gesamte Menschheit auslöschen wird, wenn wir in den nächsten fünf Jahren nicht aufhören, fossile Brennstoffe zu nutzen“.

Hier ist noch der Link zu dem Artikel.

Übrigens, zum Zeitpunt der Dokumentation hier gab es lediglich 15 Retweets und 22 Likes.

Meinung: Bevölkerungswachstum stoppen – und die Erdbevölkerung reduzieren

Der überfüllte Planet

Derzeit (Juli 2023) leben rund 8 Milliarden Menschen auf der Erde. 2050 werden von der UNO 9,7 Milliarden erwartet und für das Jahr 2100 rund 11 Milliarden Menschen prognostiziert.

Auch andere Quellen zeigen eine ähnlich Tendenz. Wie man an diesen Zahlen sieht, verlangsamt sich das Wachstum, hört aber nicht auf. Und 11 Milliarden Menschen sind für den Planeten eine riesige Belastung und dürften nach dem Stand der Technik nur schwierig zu ernähren sein: man denke allein an den Bedarf an Agrarflächen oder an Süßwasserreserven. Und auch in vielen anderen Bereichen ist der Bedarf von 11 Milliarden Menschen enorm. Überspitzt gesagt gäbe es nicht mal genug Rohstoffe für genug Akkus für alle Smartphones, von E-Autos ganz zu schweigen.

Der Mangel an und der Kampf um Ressourcen wird in Zukunft zu einem massiven Problem werden, insbesondere, wenn man über das Jahr 2100 hinaus denkt. Die CO2 Emissionen, die eine so hohe Weltbevölkerung verursacht, sind da dann schon fast das kleinste Problem.

Robert Engelmann merkt an, dass das Thema Bevölkerungswachstum und Überbevölkerung für die meisten Staats- und Regierungschefs ein Tabuthema ist.  Die Ursachen dafür sind vielfältig: Sei es, dass man den Konflikt mit der Empfängnisverhütung ablehnenden katholischen Kirche scheut (Südamerika, Afrika, Philippinen), dass man eine wachsende Bevölkerung sogar als Zeichen von Stärke sieht (viele islamische Staaten) oder dass man – insbesondere in den westlichen Staaten mit hohem Lebensstandard und geringem Bevölkerungswachstum – ethische Bedenken hat, anderen Ländern in diesem sensiblen Bereich Vorschriften zu machen. Nur wenige Staaten – allen voran China – sind das Problem bislang aktiv und letztlich erfolgreich angegangen, wenn auch mit Methoden, die mit westlichen Moralvorstellungen und den den allgemeinen Menschenrechten nur schwer vereinbar sind (Ein-Kind-Politik).

Was könnte man also tun, um das Bevölkerungswachstum zu verlangsamen, bestenfalls sogar zu einer Abnahme der Weltbevölkerung auf zunächst ca. 4 Milliarden Menschen zu kommen.

Maßnahmen zur Verlangsamung und Umkehr des Bevölkerungswachstums

Die wichtigste Grundlage ist Bildung. Höhere Bildung führt zu mehr wirtschaftlichem Erfolg, dieser wiederum zu einer niedrigeren Geburtenrate, werden doch Kinder insbesondere in den sog. Entwicklungsländern meist als „Altersvorsorge“ geboren. So ist z.B. die Geburtenrate im kriegsgebeutelten Afghanistan eine der höchsten der Welt. Parallel dazu sollten Staaten Unterstützung beim Aufbau von Kranken- und Alterssicherungssystemen erhalten, was ebenfalls zur Senkung der Geburtenrate führt.

Wichtig ist zudem – insbesondere in islamischen Staaten – die Stärkung der Stellung der Frau, da es in gleichberechtigten Gesellschaften ebenfalls weniger Kinder je Frau gibt.

Während diese Maßnahmen eher langfristig wirken, sollten parallel dazu auch Sofortmaßnahmen ergriffen werden.

Hier ist in erster Linie an die kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln zu denken, vorzugsweise Kondome. Eine Jahresration mit 150 Präservativen für ein Paar würde in der Herstellung um die 3 Euro kosten. Wollte man also 100.000.000 Paare mit Kondomen versorgen, wäre das für 300.000.000 Euro zuzüglich Verteilkosten möglich – für das Geld hat man während der Bankenkrise keine Regionalbank gerettet. Dass damit auch die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten gestoppt würde, ist ein wünschenswerter Nebeneffekt. Übrigens: die kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln an Geringverdiener wäre auch in Industrie- und Schwellenländern sinnvoll.

Noch langfristiger wäre die dauerhafte Sterilisation möglichst vieler Menschen im fortpflanzungsfähigen Alter. Hier sollten die entsprechenden Eingriffe natürlich nicht nur kostenlos durchgeführt, sondern auch mit einer als hinreichenden Anreiz dienenden monetären oder anderweitigen Entschädigung.

Andere denkbare Maßnahmen zur Senkung der Geburtenrate verbieten sich aus westlicher Sicht aufgrund des Verstoßes gegen die Menschenrechte, da sie ineffektiv sind oder gleich beides – freilich bin ich für Anregungen offen, sollte ich hier etwas vergessen haben.

Auf jeden Fall muss das Thema Senkung des Bevölkerungswachstums dringend enttabuisiert und schnell auf die Agenda gesetzt werden.

Nein, Prince Charles glaubt nicht, dass die Welt in 18 Monaten untergeht

Prince Charles gibt der Welt noch 18 Monate Zeit

titelt u.a. die Bild-Zeitung. Und je nach aufgeregtem Standpunkt könnte man nun die Queen anrufen und ihr die Einweisung des Prince of Wales empfehlen oder sich schnell zu Tode saufen.

Oder man schaut genauer hin, was er wirklich gesagt hat:

Ladies and gentlemen, I am firmly of the view that the next 18 months will decide our ability to keep climate change to survivable levels and to restore nature to the equilibrium we need for our survival.

The next 18 months will see critical meetings that will collectively determine the global agenda for the coming decade.

Meine Damen und Herren, ich bin fest davon überzeugt, dass wir in den nächsten 18 Monaten entscheiden werden, ob wir den Klimawandel auf einem überlebensfähigen Niveau halten und die Natur wieder in das Gleichgewicht bringen können, das wir für unser Überleben benötigen.

In den nächsten 18 Monaten werden wichtige Konferenzen stattfinden, die gemeinsam die globale Agenda für das kommende Jahrzehnt bestimmen.

Ob jetzt wirklich die 18 nächsten Monate entscheidend sind oder nicht, darüber mag man trefflich streiten.

Aber dass Prince Charles der Welt nur noch 18 Monate gibt, ist eine unverantwortliche Schlagzeile, Julian Reichelt.

 

Dokumentiert: Mainauer Erklärung zum Klimawandel

Wir unterzeichnenden Wissenschaftler, die mit Nobelpreisen ausgezeichnet wurden, sind an den Bodensee gekommen, um unsere Erkenntnisse mit vielversprechenden jungen Forschern zu teilen, die wie wir aus der ganzen Welt kommen. Vor fast 60 Jahren hat hier auf der Insel Mainau ein ähnliches Treffen der Nobelpreisträger stattgefunden. Sie gaben eine Erklärung zu den Gefahren der neu entdeckten Nuklearwaffen‐Technologie ab — eine Technologie, die durch Fortschritte in der Grundlagenforschung entstand. Bisher konnten wir einen Atomkrieg vermeiden, obwohl die Bedrohung immer noch besteht.

Nachfolgende Generationen von Wissenschaftlern haben dazu beigetragen, die Welt immer wohlhabender zu machen. Dieser Wohlstand wurde auf Kosten eines weltweit rasch ansteigenden Rohstoffverbrauchs erzielt. Wenn wir dem nicht entgegensteuern, so wird die Erde schließlich nicht mehr in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden und unsere ständig zunehmende Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Und dies wird zu einer umfassenden menschlichen Tragödie führen. Bereits jetzt beobachten Klimaforscher die negativen Auswirkungen menschlichen Handelns.

Als Reaktion auf die Möglichkeit eines durch Menschen verursachten Klimawandels haben die Vereinten Nationen den Zwischenstaatlichen Ausschuss über Klimaveränderung IPCC ins Leben gerufen, um den Regierungen der Welt einen Überblick über den aktuellen Stand der maßgeblichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu vermitteln. Auch wenn er bei weitem nicht perfekt ist, so glauben wir doch, dass die Bemühungen, die zum aktuellen Fünften Sachstandsbericht des IPCC geführt haben, eine der besten Informationsquellen über den heutigen Kenntnisstand zum Klimawandel hervorgebracht haben. Wir behaupten das nicht als Experten auf dem Gebiet des Klimawandels, sondern vielmehr als eine vielfältige Gruppe von Wissenschaftlern, die Hochachtung vor der Integrität des wissenschaftlichen Prozesses haben und ein tiefes Verständnis dafür aufbringen.

Obwohl über das genaue Ausmaß des Klimawandels noch Ungewissheit herrscht, so sind die Schlussfolgerungen der wissenschaftlichen Community, die im jüngsten IPCC‐Bericht enthalten sind, alarmierend ‐ vor allem im Zusammenhang mit den genannten Risiken, die eine Aufrechterhaltung des menschlichen Wohlstands angesichts eines Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur von mehr als ein 2 °C mit sich bringen würde. Im Bericht kommt man zu dem Schluss, dass die von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen die wahrscheinliche Ursache der derzeitigen globalen Erderwärmung sind. Prognosen mittels Klimamodellen weisen darauf hin, dass diese Erwärmung mit großer Wahrscheinlichkeit im kommenden Jahrhundert zu einer Temperatur führen wird, die mehr als 2 °C über dem vorindustriellen Niveau liegt, sofern die von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten nicht drastisch gesenkt werden.
Der Bewertung des IPCC zufolge muss die Welt rasche Fortschritte bei der Senkung aktueller und zukünftiger Treibhausgasemissionen erzielen, um die wesentlichen Risiken des Klimawandels zu minimieren. Wir sind der Meinung, dass die Nationen der Welt die Chance der UN‐Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 nutzen und entschlossen handeln müssen, um die künftigen Emissionen weltweit zu begrenzen. Dieses Ziel wird die Zusammenarbeit aller Nationen erfordern, ganz gleich, ob Industriestaat oder Entwicklungsland, und es muss in Übereinstimmung mit aktuellen wissenschaftlichen Bewertungen bis in die Zukunft aufrechterhalten werden. Untätigkeit würde bedeuten, dass wir künftige Generationen der Menschheit einem unzumutbaren Risiko aussetzen.

Mainau Island, Germany 3 July 2015

Peter Agre
J. Michael Bishop
Elizabeth Blackburn
Martin Chalfie
Steven Chu
Claude Cohen-Tannoudji
James W. Cronin
Peter Doherty
Gerhard Ertl
Edmond Fischer
Walter Gilbert
Roy Glauber
David Gross
John L. Hall
Serge Haroche
Stefan Hell
Jules A. Hoffmann
Klaus von Klitzing
Harold Kroto
William Moerner
Ferid Murad
Ei-ichi Negishi
Saul Perlmutter
William Phillips
Richard John Roberts
Kailash Satyarthi
Brian Schmidt
Hamilton O. Smith
George Smoot
Jack Szostak
Roger Y. Tsien
Harold Varmus
J. Robin Warren
Arieh Warshel
Torsten Wiesel
Robert Wilson

Weitere Unterzeichner bis Ende 2015

Hiroshi Amano
David Baltimore
Aaron Ciechanover
Elias Corey
Robert Curl
Johann Deisenhofer
Sheldon Glashow
Robert Grubbs
Leland Hartwell
Dudley Herschbach
Roald Hoffmann
Wolfgang Ketterle
Walter Kohn
Yuan T. Lee
Michael Levitt
John Cromwell Mather
Arthur B. McDonald
Edvard Moser
May-Britt Moser
Ryōji Noyori
Paul Nurse
John O’Keefe
Douglas Osheroff
Arno Penzias
Carlo Rubbia
Oliver Smithies
Jack Steinberger
Thomas Steitz
Horst Störmer
Thomas Südhof
John Sulston
Joseph H. Taylor
Steven Weinberg
Carl Wieman
David Wineland

Meinung: Warum es völlig egal ist, ob der Klimawandel vom Menschen verursacht wird oder nicht – und noch ein paar andere Gedanken zur Umwelt

Der Klimawandel ist eine Realität

Das Klima war schon immer großen Schwankungen unterworfen, so auch in der jüngeren Geschichte. Noch vor 7.000 war die britische Insel mit dem europäischen Festland verbunden war, vor 2.000 Jahren haben die Römer weit im Norden von England Weinbau betreiben können und vor rund 400 Jahren froren in den Niederlanden die Grachten regelmäßig zu.

Einfluss auf das Klima haben viele Faktoren: Sonnenaktivität, mögliche andere astronomische Ursachen, die Vegetation, Meeresströme, Vulkanausbrüche, Meteoriten…  Kurzum: Das Klima wird von vielen komplexen Faktoren bestimmt, die sich auch wiederum gegenseitig beeinflussen können.

Der stetige Klimawandel ist jedenfalls eine Realität auf unserer Erde. Wer ihn leugnet glaubt wahrscheinlich auch noch, dass Gott unseren Planeten am 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt geschaffen hat.

Trefflich streiten mag man darüber, wie groß der menschliche Einfluss auf den Klimawandel ist. Dass wir grundsätzlich ein Faktor sind, sollte eigentlich klar und unstreitig sein: Wir holzen Wälder ab, verbrennen Kohle, Gas und Öl, züchten Vieherden und greifen massiv in Landschaften ein – man denke allein an den Aralsee. Die Frage kann also allenfalls sein, ob dieser Einfluss eher vernachlässigbar oder massiv ist.

Wir haben eine Verantwortung für die Erde

Letztlich kommt es auf diese Frage aber auch gar nicht an – und das gleich aus zwei Gründen:

Zunächst einmal aus der rein pragmatischen Überlegung heraus, dass der stetige Klimawandel so oder so Realität ist und damit auch Auswirkungen auf uns alle hat. Wenn in Afrika die Ernten wegen Hitze oder Regenmangel ausfallen, werden dadurch Migrationsströme ausgelöst. Ebenso wenn Küstenregionen in Asien unbewohnbar werden. Und eine Auswirkung ist auch, wenn rund um Eltville kein Riesling mehr angebaut werden kann, weil es für die Traube schlicht zu warm und zu trocken geworden ist. Oder wenn in den Alpenregionen winters kein Schnee mehr liegt und daher dort keiner mehr Skifahren kann. Auf all diese mehr oder weniger großen Herausforderungen müssen wir jedenfalls Antworten finden.

Weiter sehe ich aber auch eine rein moralische Verpflichtung: Wenn ich irgendwo zu Gast bin, benehme ich mich ordentlich und mache nichts kaputt. Und so finde ich, dass wir die Verpflichtung haben, mit der Erde und ihren Ressourcen so schonend wie nur möglich umzugehen. Und das fängt schon im kleinen an: Müll trennen, möglichst wenig Auto fahren, auf Plastik verzichten, Zug statt Flug… all das schont die Umwelt.

Ob Sie also vom menschgemachten Klimawandel ausgehen oder nicht – es gibt mehr als genug Gründe, sich für die Umwelt einzusetzen.

Disclaimer

Übrigens hier noch meine private Meinung: Ich selber glaube, dass der Mensch großen Einfluss auf das Klima hat, andere Faktoren aber auch. Welchen Anteil der Mensch daran hat, kann ich angesichts vieler auch widerstreitender Studien und Modelle also nicht beurteilen – und ich sehe in dieser Frage auch keinen wissenschaftlichen Konsens.

Allerdings sollte uns das aus den dargelegten Gründen eben kein Freibrief sein, die Umwelt zu zerstören.

Rede von Bundeskanzlerin Merkel zum 10. Petersberger Klimadialog am 14. Mai 2019 in Berlin

Sehr geehrte Frau Umweltministerin Schmidt Zaldívar,
sehr geehrte, liebe Kollegin Svenja Schulze,
sehr geehrte Damen und Herren und Teilnehmer am Petersberger Klimadialog, der in der Tat nach Ruhrgebietszählung schon lange Tradition ist – aber beim zehnten Mal wird selbst in Berlin etwas zur Tradition –,

ich möchte Sie alle hier in Berlin zu dieser Veranstaltung herzlich willkommen heißen. Es freut mich sehr, dass Chile und Deutschland gemeinsam den diesjährigen Petersberger Klimadialog ausrichten. Ich bitte Sie, ganz herzliche Grüße an Präsident Piñera zu übermitteln.

Wir haben erfahren, dass Chile große Ambitionen hat. Das freut mich. Die geografische Distanz zwischen unseren Ländern ist zwar beträchtlich, aber das gemeinsame Wollen ist erkennbar. Deshalb freut es mich, dass es hier eine sehr gute Zusammenarbeit gibt.

Die nächste Konferenz wird in rund einem halben Jahr stattfinden. Es ist guter Brauch, dass immer in der Mitte zwischen diesen Konferenzen der Petersberger Dialog mit vielen wesentlichen Akteuren versucht, die Weichen zu stellen und die Dinge voranzubringen.

Gegenüber den vergangenen Jahren hat sich etwas verändert. Es hat sich nicht nur verändert, dass das Thema als solches weiter an Bedeutung gewonnen hat. Weltweit treffen jetzt auch Kinder und Jugendliche immer freitags zum Schulstreik für den Schutz des Klimas zusammen und machen Druck auf die Politiker weltweit. Ehrlich gesagt, ist das natürlich alles andere als bequem. Aber ich will ausdrücklich sagen: das ist verständlich. Denn aus der Perspektive junger Menschen stehen unsere Natur und unser Zusammenleben zur Disposition. Sie fühlen, dass sie vor dieser Katastrophe warnen und den heutigen Akteuren sozusagen Dampf und Druck machen müssen. Das sollten wir aufnehmen und in Handeln umsetzen.

Das Klimaabkommen von Paris aus dem Jahr 2015 gibt das Versprechen ab, dass wir dem Klimawandel wirksam begegnen und seine Folgen begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es sowohl des globalen Handelns als auch der jeweils nationalen Beiträge. Jedes Land ist aufgefordert, seinen eigenen Weg zu beschreiten. Aber es stellt sich eben auch die Aufgabe, die globalen Zusammenhänge zu erkennen und dafür zu sorgen, dass wir weltweit vorankommen. Es ist völlig klar – das ist seit Beginn der Klimadiskussion auch immer wieder gesagt worden –, dass wir eine gemeinsame Verantwortung haben, aber aus sehr unterschiedlichen Situationen heraus agieren. Das heißt, dass wir die unterschiedlichen Situationen in den verschiedenen Regionen der Welt auch berücksichtigen, wenn es darum geht, Klimapolitik global zu gestalten.

Auf der einen Seite geht es darum, Emissionen von CO2 und anderer klimaschädlicher Gase zu reduzieren. Auf der anderen Seite geht es auch um Resilienz, also um Widerstandsfähigkeit, um mit den Folgen des Klimawandels fertigzuwerden. Dabei gilt es, die Kosten der Klimaschäden auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Als Instrument dafür haben sich Versicherungslösungen durchaus etabliert und können auch weiterentwickelt werden. Während unserer G7-Präsidentschaft und der G20-Präsidentschaft in den Jahren 2015 und 2017 haben wir die Globale Partnerschaft für Klimarisikoversicherungen ins Leben gerufen und weiterentwickelt. Damit sollen bis 2020 zusätzlich 400 Millionen Menschen gegen Klimarisiken abgesichert werden. Wir kennen solche Absicherungen in Industriestaaten. Sie sind dort gang und gäbe. In wirtschaftlich schwächeren Ländern sind sie noch nicht so ausgeprägt. Aber gerade sie sind ja die Länder, die die Folgen des Klimawandels besonders zu spüren bekommen.

Daher wollen wir auch in und mit der Globalen Anpassungskommission den politischen Stellenwert der Anpassung an den Klimawandel steigern. Wenn wir beispielsweise mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele Armut und Hunger bekämpfen wollen und dabei ja auch einige Fortschritte erreicht haben, dann darf uns das natürlich in keiner Weise ruhig stimmen, sondern wir dürfen uns über die Gefahren nicht täuschen lassen. Klimabedingte Naturkatastrophen können und werden Hunger und Elend wieder verschärfen, wenn wir nicht handeln. Die Landwirtschaft wird leiden. Immer mehr Menschen werden den ländlichen Raum verlassen. Und auch die Anfälligkeit für politische Instabilität und Terrorismus wird wachsen. Dem müssen wir uns entgegenstemmen. Ich habe mir bei einem Besuch in drei westafrikanischen Ländern in den letzten Tagen wieder angeschaut, wie schwierig die Situation ist. In Ländern wie Burkina Faso, Niger oder Mali kann man dieses Zusammenspiel sehr gut, aber eben auch sehr leidvoll beobachten.

Wenn wir beim Klimaschutz versagen, sind angesichts der wachsenden Weltbevölkerung Konflikte geradezu vorprogrammiert, weil Ressourcen zunehmend knapper werden. Das ist auch der Grund dafür, dass Deutschland als nicht-ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat derzeit auch einen Schwerpunkt auf das Thema Sicherheit und Klimaschutz legt. Ich freue mich auch sehr, dass Sie das Thema Frauen hier diskutiert haben. Auch das ist ja ein Thema der deutschen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat – auch in dem Monat, in dem wir die Präsidentschaft innehatten. Ich denke, Frauen als Akteure zu ertüchtigen und zu befähigen, ist auch im Zusammenhang mit Sicherheit und Klimaschutz von besonderer Bedeutung.

Klimaschutz und Resilienz kosten Geld, das ärmere Staaten nicht ausreichend aufbringen können. Daher haben die Industrieländer zugesagt, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für diese Staaten aufzubringen. Für Deutschland kann ich nur wiederholen, dass wir zu diesem Ziel der 100 Milliarden US-Dollar stehen und bis 2020 unsere öffentliche Klimafinanzierung verdoppeln werden.

Für die Förderung einer emissionsarmen und klimaresilienten Entwicklung ist auch die Wiederauffüllung des Grünen Klimafonds sehr wichtig. Dieses Thema wird auf der diesjährigen Klimakonferenz in Chile eine besondere Bedeutung haben. Deutschland hat angekündigt, seinen Beitrag zum Grünen Klimafonds im Vergleich zur ersten Auffüllungsrunde zu verdoppeln. Wir haben uns vorgenommen, insgesamt 1,5 Milliarden Euro bereitzustellen. Es würde mich freuen, wenn sich dem möglichst viele Länder anschlössen und ihre Beiträge ebenfalls substanziell erhöhten. Mit Blick auf die besonders betroffenen Länder will ich sagen: auch wenn es um große Zahlen geht, müssen wir aber aufpassen, dass daraus auch Projekte werden. Denn vieles wird in Töpfe getan. Aber wenn man dann auf kleinen Inseln oder anderswo nachfragt, was denn nun vor Ort wirklich angekommen und geschehen ist, dann zeigt sich, dass der Weg vom Pledging über den Fonds bis hin zur Umsetzung des Projekts oft ein sehr langer ist, obwohl die Zeit drängt.

Letztlich müssen wir als Weltgemeinschaft dafür sorgen, dass die globalen Finanzflüsse insgesamt stärker als bislang auf Nachhaltigkeit und auf die Ziele des Pariser Abkommens ausgerichtet werden. Deshalb kann ich nur begrüßen, dass sich auf Initiative von Chile und Finnland eine Finanzministerkoalition gebildet hat, der auch Deutschland beigetreten ist. Die verabschiedeten Helsinki-Prinzipien machen deutlich, was eine klimafreundliche Finanzpolitik ausmacht.

Es kommt natürlich auch auf geeignete Rahmenbedingungen an, um privates Kapital für den Klimaschutz zu mobilisieren und klimafreundliche Investitionen anzuregen. Investoren müssen und sollen sehen, dass es sich lohnt, in moderne Effizienztechnologien zu investieren statt in ressourcenverschlingende Anlagen. Viel zu lange Zeit waren Innovation und Wachstum mit mehr Rohstoffverbrauch und mehr Schadstoffemissionen verbunden. Dies können wir uns auch angesichts der wachsenden Weltbevölkerung nicht länger leisten. Dabei kommt es besonders darauf an, dass Industriestaaten ihre Innovationsfähigkeiten noch mehr im Sinne von Nachhaltigkeit nutzen.

Bei uns in Deutschland gibt es sehr oft die Diskussion, dass wir doch nur einen geringen Anteil an den CO2-Emissionen hätten; von uns hänge doch gar nicht so viel ab. Den Menschen, die so diskutieren, muss man immer und immer wieder sagen: wir haben einen unglaublichen Ressourcenverbrauch bereits hinter uns, womit auch wir die Weichen dafür gestellt haben, dass die Welt heute in einer so schwierigen Lage ist. Deshalb haben wir angesichts unseres Wohlstands auch die Verantwortung, für klimafreundliche Innovationen in ganz besonderer Weise da zu sein. Diese Diskussion müssen wir in den entwickelten Industrieländern führen.

Deutschland hat bei der Entwicklung erneuerbarer Energien einiges geleistet und ist hiermit sozusagen in Vorleistung getreten. Wir haben relativ hohe Förderkosten auf uns genommen, bevor diese Technologien jetzt fast Marktreife erlangt haben. Wir haben gesehen, dass Skalierungseffekte dazu geführt haben, der Wirtschaftlichkeit doch sehr nahezukommen. Heute zeigt es sich, dass wir über Ausschreibungen zum Beispiel für die Vergabe von Windenergien an vielen Stellen ohne zusätzliche Subventionen Windenergie erzeugen können.

Es ist also eine Frage der Gerechtigkeit, dass Industrieländer klimafreundliche Technologien entwickeln und zum Einsatz bringen, da sie eben über lange Zeit Hauptverursacher klimaschädlicher Emissionen gewesen sind. Es ist eine weitere Frage der Gerechtigkeit, dass sie sich auch für den Technologietransfer verantwortlich fühlen. Das heißt, dass wir zum Beispiel im Rahmen unserer Entwicklungspolitik Einführungsmöglichkeiten in anderen Ländern suchen, um dann auch dort zu marktreifen Produkten zu kommen. Das wird im Übrigen unsere Entwicklungspolitik in den nächsten Jahren verändern. Wir müssen Entwicklungspolitik in Zukunft stärker sozusagen als Scharnier zu einer marktwirtschaftlichen Nutzung von Innovationen begreifen. Heute verlaufen marktwirtschaftliche Mechanismen der Wirtschaft einerseits und Entwicklungspolitik andererseits häufig noch auf völlig getrennten Gleisen. Wir müssen im Grunde dazu kommen, dass ein Teil von Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit auch auf einen Transfer von Innovation hin zu einem marktreifen Produkt vor Ort abstellt.

Technologische Neuerungen spielen also eine wichtige Rolle für die Transformation hin zur globalen Treibhausgasneutralität. In diesem Zusammenhang gibt es neben vielem, was uns Sorge machen kann, auch sehr viele positive Beispiele. Ich will Chile nennen. Wir sehen dort einen bemerkenswerten Aufschwung erneuerbarer Energien. Windenergie, Fotovoltaik und Solarthermie verzeichnen seit fünf Jahren hohe Wachstumsraten. Ich finde es auch sehr schön, dass die deutsch-chilenische Zusammenarbeit in diesem Zusammenhang Früchte trägt. Costa Rica ist ein weiteres Beispiel. Das Land arbeitet an einer Energie-, Verkehrs- und Agrarwende mit dem Ziel von Nullemissionen bis 2050. Auch China weist ein weiterhin beachtliches Wachstum der erneuerbaren Energien auf. 2018 haben sie dort bereits mehr als ein Viertel zur Stromproduktion beigetragen. Wenn man sich überlegt, dass China ein sehr großes Land mit einer sehr großen Bevölkerung ist, dann sieht man, dass das etwas ist, was im weltweiten Maßstab auch wirklich Wirkung zeigt und deutlich macht, mit welcher Entschiedenheit sich China der Herausforderung des Klimawandels stellt.

Wir sehen sehr große Potenziale für erneuerbare Energien in Afrika. So bringt sich Deutschland auch in den „Compact with Africa“ mit ein. Das ist eine Initiative, die wir während unserer G20-Präsidentschaft entwickelt haben. Hierbei geht es darum, Investitionen in Afrika anzureizen – darum, afrikanische Länder dazu zu ermutigen, ihre gesamte Finanzpolitik transparenter auszurichten, die Kreditwürdigkeit zu verbessern und auch deutsche Unternehmen dazu aufzufordern, gerade in diesen Ländern zu investieren. Im Rahmen unserer bilateralen Reformpartnerschaften zum Beispiel mit Ghana und der Elfenbeinküste haben wir schon recht gute Erfolge erzielt.

Die Transformationsfortschritte dürfen sich nicht nur auf den Energiebereich beschränken. So stellt zum Beispiel der indische Bundesstaat Sikkim seine Landwirtschaft auf 100 Prozent ökologischen Landbau um. Drei weitere indische Bundesstaaten planen dies ebenfalls. Auch das ist ein Beitrag für den Klimaschutz.

Aber wir sind uns einig – ich könnte natürlich noch viele gute Beispiele aufzählen –, dass das alles noch nicht ausreicht, um unsere Ziele wirklich zu erreichen. So sehen wir nach wie vor, dass die Erwärmung in den nördlichen Polarregionen zunimmt. Eisflächen und Permafrostböden drohen zu verschwinden, was dann die Erderwärmung noch weiter anheizt.

Wir wissen, dass es im Klimawandel Kipppunkte gibt, die sehr schwer vorauszusagen sind, die dann aber auch neue große und qualitative Auswirkungen haben werden. Deshalb muss es uns auch mit Sorge erfüllen, dass lange Hitze- und Dürreperioden ihre Folgen zeigen. Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, die FAO, schätzt, dass die weltweite Getreideernte im aktuellen Agrarjahr 2018/19 nicht ausreichen wird, um den Verbrauch zu decken. Wir sehen also an einigen Stellen, dass es wirklich im wahrsten Sinne des Wortes an die Reserven geht. Auch Stürme und Überschwemmungen tragen dazu bei. Und wir wissen, dass das viele Menschenleben kostet und viel Leid verursacht.

Wir sehen, dass der Klimawandel eine Tatsache ist. Ich begrüße es deshalb sehr, dass uns der Generalsekretär der Vereinten Nationen zusätzlich zu der Klimakonferenz in Chile für den September auch noch einmal als Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel der Vereinten Nationen eingeladen hat, um zu sehen, welche Fortschritte wir seit der Verabschiedung des Abkommens in Paris erreicht haben. Ich werde daran teilnehmen. Er wird dort auch noch einmal Druck machen. Und Frau Schulze hat natürlich recht: mit dem Thema Klimaschutz darf man die Umweltminister nicht allein lassen, sondern jeweils das ganze Kabinett und damit auch die politische Leitung jedes Landes muss dahinterstehen.

Jetzt komme ich zu Deutschland. Wir haben uns, wie es in Europa auch verabredet wurde, Ziele gesetzt. Beim ersten Ziel für 2020 gibt es – das muss man ganz offen sagen – eine Lücke zu dem, was wir bezüglich der Frage „Werden wir das umsetzen können?“ in Aussicht genommen haben. Wir haben uns für 2020 ein sehr ambitioniertes Ziel vorgenommen. Es gab von 1990 bis 2010 eine CO2-Reduktion um 20 Prozent – also 20 Prozent innerhalb von 20 Jahren. Das beinhaltete noch den gesamten Strukturwandel nach der deutschen Wiedervereinigung. Wir haben dann gesagt: von 2010 bis 2020 wollen wir noch einmal 20 Prozent schaffen. Das erweist sich jetzt doch als nicht ganz einfach. Umso mehr fühlen wir uns verpflichtet, jetzt bei den Zielen für 2030 deutlich zu machen: diese müssen wir erreichen.

Deshalb ist es nicht immer bequem, aber richtig, dass die Umweltministerin darauf beharrt, dass wir dazu auch rechtliche Rahmensetzungen vornehmen. Uns kann zwar erfreuen, dass die Treibhausgasemissionen im letzten Jahr um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken sind. Das liegt unter anderem auch daran, dass wir erneuerbare Energien inzwischen zum wesentlichen Pfeiler unserer Energieversorgung ausgebaut haben. Weit mehr als jede dritte verbrauchte Kilowattstunde in Deutschland kommt jetzt aus Wind-, Wasser-, Solar- oder Bioenergie. Womit wir große Schwierigkeiten haben, ist, den Leitungsausbau zeitgerecht voranzubringen, damit die Energie von einem Teil Deutschlands auch in die Teile transportiert werden kann, in denen mehr Strom gebraucht wird. Das drängt, weil wir ja Anfang der Zwanzigerjahre auch aus der Kernenergie aussteigen werden und damit noch einmal vor großen Herausforderungen stehen werden.

Wir haben in den letzten Monaten einen großen Erfolg errungen, der uns bis 2030 auch sehr helfen wird. Wir haben in einer umfassend zusammengesetzten Kohlekommission Einigkeit darüber hergestellt, bis 2038 aus der gesamten Kohleverstromung auszusteigen. Das ist im Hinblick auf die Rolle der Kohle und im Hinblick auf die Tatsache, dass wir vorher aus der Kernenergie aussteigen, wirklich ein Kraftakt. Dass parteiübergreifend und vor allen Dingen auch zwischen Umweltverbänden und deutscher Wirtschaft vereinbart wurde, den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2038 vorzunehmen, ist eine sehr wichtige Wegmarke. Wir werden nächste Woche im Kabinett die Eckpunkte für die betroffenen Regionen beschließen, da die Menschen in den betroffenen Kohleproduktionsregionen natürlich fragen: Was wird aus uns, was bedeutet das für unsere Zukunft? Die entsprechenden strukturellen Zusagen müssen wir dann auch einhalten. Eines ist nämlich auch wichtig: Wir müssen gesellschaftliche Akzeptanz für diesen Wandel haben; und das heißt, eine breite Diskussion zu führen.

Ich glaube also, vor uns liegt noch viel Arbeit. Wir werden noch vor Ende dieses Jahres die Maßnahmen in Bezug darauf beschließen, wie wir vorgehen wollen. Wir diskutieren noch über verschiedene Mittel und Wege. Es gibt ja in der Europäischen Union für einen Teil der Emissionen, insbesondere im Industriebereich, einen Zertifikatehandel. Nach langem Ringen ist die Menge jetzt sozusagen auch wieder so weit austariert, dass man einen signifikanten CO2-Preis für die Zertifikate hat. Aber für die Bereiche Verkehr, Wohnen und Landwirtschaft haben wir ein solches Instrument noch nicht. Wir werden uns fragen müssen: Welches ist das richtige Instrument? Welcher Mix aus Ordnungsrecht und marktwirtschaftlichen Methoden ist der richtige Weg, um auch in der Landwirtschaft, im Verkehr und im Bereich des Bauens, im Gebäudebereich, die CO2-Emissionen so zu verringern, dass wir unsere Ziele für 2030 – eine Reduktion in Höhe von 55 Prozent – auch wirklich erreichen? Das wird nicht einfach, da Deutschland zum Beispiel ein Transitland ist. Im Verkehrsbereich zählt jeder, der bei uns tankt. Das können deutsche Autohalter und Lkw-Halter sein, es können aber auch polnische oder französische sein oder andere aus unserer Nachbarschaft.

Wir müssen schauen, dass wir auch viele europäische Maßnahmen haben. Die haben wir auch. Europa hat ja einen sehr detaillierten Plan hinsichtlich der Budgets für die Zeit von 2020 bis 2030, die jedem Mitgliedstaat zur Verfügung stehen. So kann und muss man jetzt im Grunde in jährlichen Scheiben vorgehen und die jeweiligen Ziele erreichen. Und das muss dann auch wirklich verlässlich umgesetzt werden. Ansonsten wird das eine sehr teure Angelegenheit. Ansonsten müssen wir für viel Geld Zertifikate kaufen. Das Geld können wir besser investieren, wenn wir unsere Ziele einhalten.

Nun gibt es eine neue Diskussion. Die schließt an das an, was auch in Paris gesagt wurde. In Paris wurde gesagt, dass man „in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau solcher Gase durch Senken“ erreichen soll. Darüber, wie die „zweite Hälfte des Jahrhunderts“ zu definieren ist, gibt es eine Debatte. Sie wird unstrittig im Jahr 2050 beginnen. Deshalb haben neun europäische Länder unter der Führung von Frankreich gesagt: Wir wollen die Klimaneutralität 2050 erreichen.

Auch wir in Deutschland führen jetzt eine Diskussion darüber. Und ich will hier an dieser Stelle ganz deutlich Folgendes sagen: Es geht um Klimaneutralität. Das heißt, es muss nicht sichergestellt werden, dass es überhaupt keine CO2-Emissionen mehr gibt, sondern man muss, wenn es noch CO2-Emissionen gibt, alternative Mechanismen dafür finden, wie man diese Emissionen kompensieren kann. Das kann man etwa durch Aufforstungen machen – das ist in entwickelten Ländern begrenzt möglich –; und das kann man durch CO2-Speicherung tun. Die CO2-Speicherung ist in Deutschland sehr umkämpft. Viele Menschen haben Sorgen. Andere Länder nehmen diesen Weg ins Auge.

Ich schlage vor – ich habe das der Umweltministerin gerade gesagt –, dass wir im Klimakabinett, das wir haben, eine Diskussion darüber führen, wie wir dieses Ziel, 2050 klimaneutral zu sein, erreichen können. Die Diskussion soll sich nicht darum drehen, ob wir es erreichen können, sondern darum, wie wir es erreichen können. Wenn wir darauf eine vernünftige Antwort finden, dann können wir uns der Initiative der neun Mitgliedstaaten der Europäischen Union anschließen. Ich würde mir wünschen, dass wir das können. Ich möchte aber auch, dass wir nicht einfach Ja sagen, sondern dass wir das untermauern und es fundiert betreiben. Unser Klimakabinett ist der richtige Ort dafür, diese Diskussion miteinander zu führen.

Meine Damen und Herren, damit zeigt sich: wir haben als Bundesregierung viel zu tun. Es gibt den Kohleausstieg, die 2030er Ziele; und wir blicken in Richtung 2050. Wir wissen noch nicht ganz genau, was wir in 10, 20 Jahren technologisch können werden. In der Zeit ab 2030 wird es vielleicht Dinge geben, die wir heute noch gar nicht genau überblicken können. Aber ich glaube, wenn wir uns keine ehrgeizigen Ziele setzen, dann werden wir auch große Schwierigkeiten damit haben, überhaupt den Weg dorthin zu finden. Deshalb ist die Zielsetzung über lange Zeiträume hinweg richtig. Und deswegen werden wir hierbei auch sehr intensiv miteinander ringen.

Meine Damen und Herren, die Frage lautet ja nicht „Was kostet es uns, diese Ziele zu erreichen?“, sondern die Frage lautet: Wie viel mehr würde es uns kosten, wenn wir nichts täten? Leider sind noch nicht alle auf der Welt davon überzeugt, dass das die richtige Fragestellung ist. Ich bin es. Deshalb ist es aus meiner Sicht richtig, sich auf langfristige Wege zu machen, weil dann die Anpassungskosten geringer sind, als wenn man ad hoc entscheiden muss. Das ist das, was uns leitet. Ich bin sehr froh, dass Chile mit an unserer Seite ist und dass Sie alle, die Sie hier sind, auf diese und jene Weise Ihren Beitrag dazu leisten, dass wir das Pariser Abkommen auch wirklich umsetzen.

Meine politische Laufbahn hat unter anderem mit der Berliner Konferenz begonnen, bei der wir das Kyoto-Protokoll vorbereitet haben. Wir haben dann sehen müssen, dass die verpflichtenden, völkerrechtlich bindenden Ziele sozusagen nicht der Weg waren, auf dem wir wirklich vorangekommen sind. Aber wir haben nach Kopenhagen dann in Paris mit dem Erreichen des Pariser Abkommens einen Weg gefunden, der es sehr viel mehr Ländern möglich macht, den Weg der CO2-Reduktion mitzugehen. Dabei geht es um nicht völkerrechtlich bindende Verpflichtungen, aber zum Schluss geht es darum, für die gesamte Welt etwas Bindendes zu erreichen. Das appelliert nun an die Verantwortung von jedem. Deutschland will seinen Beitrag dazu leisten und wird seinen Beitrag dazu leisten. Ich freue mich, dass wir dabei bei Weitem nicht allein sind auf der Welt.

Herzlichen Dank.