10 Fakten zum 10. Oktober

  1. Die WHO und hat den heutigen Tag zum „Welttag für die geistige Gesundheit“ ausgerufen. Außerdem ist heute Welttag gegen die Todesstrafe, der von Amnesty International ins Leben gerufen wurde. Luxemburg gedenkt seiner Opfer des zweiten Weltkriegs, Taiwan begeht heute seinen Nationalfeiertag und die Fidschi-Inseln freuen sich über ihre 1970 erlangte Unabhängigkeit von Großbritannien. Nordkorea feiert heute ebenfalls: den „Tag der Gründung der Partei der Arbeit Koreas“ – es finden viele pompöse Aufmärsche statt. Und noch ein Fest: das österreichische Bundesland Kärnten feiert heute das Ergebnis der Volksabstimmung von 1920, bei der sich Südkärnten für den Verbleib beim Land und gegen den Anschluss an den SHS Staat entschied.
    Florentin und Gereon haben heute Namenstag.
  2. Die Alma Mater Berolinensis, die heutige Humboldt-Universität zu Berlin, nimmt 1810 ihren Lehrbetrieb auf.
  3. Liberale entwerfen 1847 auf der Heppenheimer Tagung im Gasthof „Zum halben Monde“ (Bild) ein politisches Programm zur Einigung Deutschlands und zur Einführung von Bürgerrechten. Das Ereignis gilt als wegbereitend für die Märzrevolution und die Frankfurter Nationalversammlung.
  4. Südtirol wird 1920 von Italien annektiert.
  5. Das Kontrollratsgesetz Nummer 2 wird 1945 verabschiedet, mit dem zahlreiche Nazi Organisationen aufgelöst werden.
  6. In „Der Spiegel“ erscheint 1962 der Artikel „Bedingt abwehrbereit“ von Conrad Ahlers, der die Verteidigungsmöglichkeiten der Bundeswehr im Falle eines sowjetischen Angriffs kritisiert. Die Spiegel-Affäre nimmt ihren Lauf, die die junge Bundesrepublik erschüttern wird,
  7. 1981 findet im Bonner Hofgarten eine der bekanntesten und größten Demonstrationen in der Geschichte der Bundesrepublik statt: 300.000 laufen gegen den NATO Doppelbeschluss im besonderen und Atomwaffen im Allgemeinen.
  8. Am 10. Oktober 1986 wird der Diplomat Gerold von Braunmühl in Bonn von der RAF erschossen.
  9. Guiseppe Verdi kommt 1813 auf die Welt.
  10. Im Jahre 1861 wird Fridtjof Nansen – norwegischer Zoologe, Polarforscher und Diplomat, Friedensnobelpreisträger – geboren.

Meinung: Armenien Resolution – und sie distanzieren sich doch

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Der Spiegel meldet, dass sich die Bundesregierung von der Armenien-Resolution distanzieren wolle.

Diese nimmt die Meldung zum willkommenen Anlass, sich davon zu distanzieren, dass Sie sich distanziere, distanziert sich dann aber von der Verbindlichkeit der Resolution. Getreu dem Motto – „Was kümmert mich das Geschwätz vom Bundestag.“.

Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Lesenswert dazu Christian Geyer in der FAZ.

Warum ich den Biedermeier mache – eine Antwort auf Markus Feldenkirchen

biedermeier

Lieber Markus Feldenkirchen,

ich möchte Ihnen auf Ihren Artikel „Fremdenhass in Deutschland: Nie wieder“ antworten. Sie schreiben darin:

Wir können es uns nicht länger leisten, keine Haltung zu haben. Wer jetzt Biedermeier bleibt, also unbeteiligt und rein mit sich selbst beschäftigt, darf sich nicht beklagen, wenn das Land, in dem er lebt, irgendwann nicht mehr sein Land ist.

Ich bin eigentlich ein sehr politisch denkender Mensch. Jemand, der nicht in die klassischen Raster der Parteipolitik passt. Jemand, der versucht, sich differenzierte Gedanken zu machen und diese auch mehr oder weniger gelungen niederschreibt und öffentlich machte.

Denn vor einigen Tagen schrieb ich auf facebook:

Ich werde mich über Facebook und andere „sozialen“ Netzwerke nicht mehr politisch äußern. Egal ob rechts oder links: Die meisten pauschalisieren eh nur (meist ohne jegliche Sachkenntnis).

Weimar 2.0?

Mir ab heute egal. Ich mach erst mal den Biedermeier.

Joachim Stamp, seines Zeichens stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag von NRW kann das sogar nachvollziehen und bringt meinen wichtigsten Beweggrund, mich nicht mehr zu äußern, auf den Punkt:

Die grundsätzliche Kritik von Severin ist berechtigt. Gilt nicht nur für Social Media. Mit differenzierter Position bin ich in letzter Zeit entweder als „linksversiffter Gutmensch“ oder als „Rechtspopulist“ geschmäht worden. Mich besorgt der verrohte Umgang sehr und es ist schade, dass sich so keine ernsthaften Diskurse um vernünftige Antworten auf die großen Herausforderungen führen lassen. Allerdings gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass jeder sachliche Beitrag sinnvoll für das Gesamtklima ist.

Stimmt. Warum soll ich mir das antun? Wenn ich damit wenigstens etwas bewegen würde, wären mir Beschimpfungen aus den extremen Lagern ja egal. Doch in diesem Punkt widerspreche ich Joachim allerdings. Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass man mit differenzierten Beiträgen etwas bewegt.

Odder glauben Sie, jemand ändert durch Ihren Artikel seine Meinung? Die einen werden ihnen zustimmen, den anderen gehen sie nicht weit genug, wieder andere werden Sie für einen Gutmenschen von der Lügenpresse halten. Und die, die ihre Meinung Ihrer Meinung nach ändern sollten, werden es eh nicht lesen.

Die gesamte politische Diskussion ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Wer auf die Vorfälle in Clausnitz einfach mit #refugeeswelcome reagiert (wie es auch einige Politiker getan haben), hat genau so wenig verstanden wie die, die sich dem Bus entgegenstellten und „Wir sind das Volk“ brüllten. Mehr will ich dazu gar nicht schreiben, sonst würde es wieder zu politisch und ich würde gegen meinen Vorsatz verstossen…

Ob an dieser Diskussionsunkultur die alternativlose Kanzlerin, die CSU, Pegida, AfD, die SZ, RT-Deutschland, die taz oder Stefan Kuzmany schuld sind, ist da letztlich egal.

Gedanken machen werde ich mir weiterhin, nur nicht mehr in dem Maße öffentlich. Ich werde auch bei der nächsten Bundestagswahl wählen gehen, im Zweifel die „Die PARTEI“. So, genug politisiert.

Jetzt freue ich mich aber auf das Wochenende mit Sonntagsbraten und Spaziergang.

Nichts für ungut,

Ihr Severin Tatarczyk

Bild: Carl Spitzweg, der Sonntagsspaziergang
(Quelle: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH., Gemeinfrei)

10 Fakten zum 4. Januar

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  1. Heute ist der Welttag der Brailleschrift. Blindenverbände weltweit begehen so den Geburtstag des Erfinders der tastbaren Punktschrift. Der 1809 geborene Loius Braille. Braille erblindet im Alter von vier Jahren und entwickelte das System im Alter von 16 Jahren, stößt damit jedoch zunächst auf Widerstände. Erst nach 25 Jahren wird die Schrift zum Unterricht an französischen Blindenschulen zugelassen. Den großen internationalen Durchbruch erlebt Braille nicht mehr, er stirbt 1852.
    Myanmar feiert heute seine 1948 erlangte Unabhängigkeit von Großbritannien.
    Angela, Angelika und Roger haben heute Namenstag.
  2. Die erste Blinddarmoperation wird heute 1885 in den USA durch den Arzt William W. Grant an Mary Gartside durchgeführt.
  3. 1933 treffen sich Reichskanzler Franz von Papen und Adolf Hitler zum ersten mal, um über eine Regierungsbeteiligung der NSDAP zu verhandeln. von Papens Plan – getrieben durch Paul von Hindenburg – ist es, Hitler in die Regierung einzubinden und dann an die Wand zu drängen. Der Rest ist Geschichte und Papen wird diesen historischen Fehler schon 17 Monate einsehen, wie seine Marburger Rede zeigt.
  4. Das US-Magazin „The Billboard“ veröffentlicht heute im Jahr 1936 zum ersten mal auf der Welt eine Hitparade beliebter Musiktitel. Die erste Nummer 1 ist Stop, Look And Listen von Joe Venuti.
  5. Die erste Ausgabe von Rudolf Augsteins Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ erscheint 1947 in Hamburg.
  6. Israel erklärt Jerusalem 1950 zur Hauptstadt. Die Entscheidung wird international nach wie vor (Stand 2020)  kontrovers diskutiert.
  7. Duisburg stellt 1954 als erste deutsche Stadt Parkuhren auf.
  8. Der 110. Kongress der Vereinigten Staaten wird 2007 eröffnet und mit Nancy Pelosi erstmals eine Frau zur Sprecherin des Repräsentantenhauses gewählt.
  9. Isaac Newton wird 1643 geboren.
  10. Jacob Grimm kommt 1785 auf die Welt.

Wie Stefan Kuzmany dafür sorgt, dass sie am Montag wieder „Lügenpresse, halt die Fresse“ rufen werden

denkverbot

Diskussionsverbote

Es mag zur Hybris eines „DER SPIEGEL“ Redakteuers gehören, dass man sich für einen der großen Weltversteher und Erklärer berufen fühlt. Und dass man davon überzeugt ist, dass das Publikum nur simple plakative Botschaften versteht.

Anders lässt sich Stefan Kuzmanys Kommentar über die „Die Früchte des Terrors“ nicht erklären, in dem er Diskussionen über einen Zusammenhang mit der Flüchtlingsdiskussion und den Terroranschlägen von Paris abtut:

Ausgerechnet jene des Terrors zu verdächtigen und deshalb aussperren zu wollen, die vor genau diesem Terror zu uns fliehen, kann man dabei nur mit viel Nachsicht als offensichtlichen Denkfehler bezeichnen.

Über Einwanderung, Flüchtlinge und einen eventuellen Zusammenhang mit Terror zu sprechen, ist also mindestens ein offensichtlicher Denkfehler und daher unzulässig. Beschlossen und Verkündet. Gezeichnet Kuzmany (DER SPIEGEL).

Diese Diskussion muss aber geführt werden. Allein schon deswegen, weil sie ohnehin schon geführt wird und man sie daher nicht den radikalen Köpfen beider Seiten überlassen darf. Einerseits Denkverbote und „Refugees welcome, jetzt erst recht“ und andererseits „Macht die Grenzen dicht“ und – schlimmer noch – Anschläge auf Unterkünfte oder gar Menschen. Ich habe dazu gestern schon etwas zu dem Thema geschrieben (bitte alle lesen, die jetzt schon hyperventilieren und mich jetzt in eine Ecke stecken wollen).

Es mag richtig sein: ein Großteil der Flüchtlinge flieht vor diesem Terror (oder waren bis Freitag Abend nicht bei über 70% der Syrer Assads Fassbomben Motiv für die Flucht?). Ein anderer Teil vielleicht auch nur aus wirtschaftlichen Erwägungen. Einzelne nutzen die Balkanroute auch mit nicht so hehren Motiven.

So oder so: wir müssen darüber diskutieren können, wie wir die Flüchtlingsbewegung steuern (ich habe nicht Ströme oder Lawine geschrieben…), welchen Schutzstatus wir gewähren, wie wir den Familiennachzug regeln, welche Menschen dauerhaft hier bleiben dürfen und wie wir diese integrieren und verhindern können, dass Parallelgesellschaften frustrierter, sich abgelehnt fühlender Menschen entstehen, die eine Brutstätte für radikale Ansichten und in letzter extremer Konsequenz Gewalt sein können. Wie man es nicht machen sollte, sehen wie in den französischen Banlieues.

Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unermesslichem Leid.

Yoda

Die Fragen nach dem Zusammenhang zwischen Flüchtlingen und Terror in der Bevölkerung sind da. Einige Menschen haben vielleicht sogar Ängste.

Wenn sich die Politik und die Medien differenzierten Diskussionen aber verweigern und denen, die Fragen stellen, Denkfehler vorwerfen, fühlen sich viele Menschen nicht mehr ernstgenommen. Einige wenden sich einfach nur von der Politik ab, andere gehen auf die Straße – „Lügenpresse, halt die Fresse!“

Aus Furcht wird Wut.

Wir dürfen nicht zulassen, dass durch solche herablassenden Kommentare notwendige Diskussionen nur noch in Kreisen geführt werden, in denen die Antworten ohnehin schon vorher klar werden. Und aus Wut Hass und schlimmeres wird.

Wir brauchen einen breiten, auf Fakten basierenden, differenzierten gesellschaftlichen Diskurs, der den Menschen die Furcht nimmt und Lösungen findet. Für alle.

Ein paar andere Gedanken zu Snowden

Thrilling Spy Stories - Pulp Poster, 1939Ich habe noch keine Meinung, was ich von Edward Snowden halten soll. Held oder Verräter? Wahrscheinlich ist er beides. Ganz einfach, weil die Welt nicht so einfach Schwarz/Weiß ist, wie wir das oft gerne hätten.

Spionage gab es schon immer. Sascha Lobo macht in seiner Kolumne bei SPON auf einen Spiegel Artikel von 1989 über die NSA aufmerksam, in dem ich besonderen Absatz bemerkenswert finde:

Daß in Bad Aibling, ähnlich wie in anderen NSA-Stationen auf deutschem Boden, offenbar mit Wissen und Billigung der Bundesregierung jeder Piepser abgehört wird, gilt zumindest unter amerikanischen Geheimdienstexperten als sicher. „Warum auch nicht, ihr hört uns doch auch ab“, sagt Autor Richelson.

Früher wurden Brieftauben abgefangen, Funksprüche entschlüsselt, Briefe heimlich gelesen, Wanzen installiert, Telefonate abgehört und Menschen mit schießenden Kugelschreibern, Gift oder radioaktivem Material getötet. Heute wird eben zusätzlich der Internet-Verkehr gescannt und statt des Agenten eine Drohne losgeschickt. Die Dimension ist allein schon angesichts der Möglichkeiten eine andere, rechtlich und moralisch sind die Fragestellungen aber immer gleich geblieben.

Jeder, der jetzt überrascht ist, ist naiv. PRISM, Tempora und Co sind nur konsequente Fortsetzungen dessen, was es eigentlich schon immer gab und was man an sich schon immer wusste.

Zwischen den Staaten scheint es das stillschweigende Abkommen zu geben „Ich spionier Dich aus, weil Du es andersrum genau so machst.“ Und manchmal rumpelt es halt und Spione werden – wie jetzt gerade in Stuttgart – verurteilt. Das meiste wird aber stillschweigend abgewickelt.

Letztlich ist dies ein mehr weniger ausbalanciertes System. Wer mag ernsthaft bezweifeln, dass Russland oder China nicht ihre eigenen groß angelegten Überwachungssysteme haben und Ihre Verbündeten mit Informationen versorgen. Wie groß und mächtig deren Überwachungsapparate sind, wissen wir nicht. Eben weil es in diesen repressiveren Ländern keine Snowdens gibt.

Er hat ohne Zweifel diese „Balance of Power“ für den Moment durcheinandergewirbelt. Und wahrscheinlich alle, die dieses Spiel mitspielen, haben kein wirkliches Interesse daran, den bisherigen Status Quo grundsätzliches zu ändern. Das zeigt schon Putins Reaktion auf Snowdens Asylantrag.

Es ist immer problematisch, wenn ein Recht absolut verteidigt wird. Auch in unserem Grundgesetz begrenzen und kontrollieren sich Grundrechte gegenseitig. Und so wie die USA bei der Verteidigung ihrer Sicherheit zu weit gegangen sind, ist Snowden möglicherweise bei der Verteidigung der Freiheit an sich zu weit gegangen – jedenfalls soweit er dadurch seinerseits Menschenleben gefährden sollte.

Weiter befürchte ich, dass das Bekanntwerden von Prism, Tempora und Co. zu einem weiteren Hochrüsten der Spionagesysteme auf allen Seiten führen wird, womit der Freiheit ein Bärendienst erwiesen worden wäre.

Die Zukunft wird es zeigen.

Bild: (c) Allposters

graSS – der Blechtrommler

Bild (c) Der Spiegel

Die verlorene Ehre des Christian W.

Bild (c) Der Spiegel

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Der Spiegel

Bild: (c) DER SPIEGEL

25 Jahre Atomausstieg

25-jahre-atomausstieg

Der Spiegel, 21/1986.