Meinung: Alkoholfreier Wein und Alkoholiker – dürfen die den überhaupt trinken?

Alkoholiker und alkoholfreier Wein – eine Entscheidung, die gut abgewogen werden muss

Vielen trockenen Alkoholikern stellt sich die Frage, ob sie alkoholfreien Wein trinken dürfen.

Eine Frage, die von vielen Suchtmedizinern antworten aus verschiedenen Gründen zunächst mit einem klaren „Nein“ beantwortet wird. Als Argumente dagegen werden meist angeführt:

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Hilfe, ich habe einen trockenen Alkoholiker eingeladen!?

„Hast Du schon gehört? Der Severin ist Alkoholiker und ist jetzt trocken!“ – „Das hab ich mir schon immer gedacht, so wie der früher den Wein bei uns weggezogen hat.“ – „Ja schon, aber jetzt kommt er am Freitag auf Dein Geburtstagsessen, was machen wir denn da?“

Nicht automatisch davon ausgehen, dass alle Alkohol trinken

Das Thema Alkoholismus ist – m.E. zu unrecht – immer noch ein großes Tabu in unserer Gesellschaft, ein offener Umgang damit immer noch nicht selbstverständlich. Daher sprechen viele trockene Alkoholiker ihre Krankheit nicht von sich aus an, was ich persönlich falsch finde und daher selbst mit meiner Alkoholkrankheit nicht hinterm Berg halte. Warum, habe ich hier beschrieben.

Jedenfalls: Wenn Sie zum Essen oder einer Party einladen, kann es also immer sein, dass ein trockener Alkoholiker dabei ist, von dem Sie es vielleicht gar nicht ahnen. Oder eine Schwangere, die es noch nicht öffentlich machen will. Oder jemand, der gerade Medikamente nimmt, mit denen sich Alkohol nicht gut verträgt. Ein Autofahrer, dem 0,0 Promille wichtig sind. Oder einfach jemand, dem Alkohol nicht schmeckt.

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Ab wann ist man genau ein Alkoholiker? Die medizinische Definition

Die ICD-10 definiert sechs Kriterien, um die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms (F10.2) stellen zu können. Von diesen müssen drei oder mehr mindestens einen Monat lang oder – bei kürzerer Dauer – innerhalb eines Jahres wiederholt gleichzeitig vorhanden sein:

  1. Starkes Verlangen, Alkohol zu trinken, das sog. Craving.
  2. Verminderte Kontrollfähigkeit hinsichtlich des Beginns, der Menge und/oder Ende des Konsums – man trinkt früher als man will, mehr und kann nicht aufhören.
  3. Es treten körperliche Entzugserscheinungen bei Konsumstopp oder Konsumreduktion auf, z.B. Schwitzen oder Herzrasen.
  4. Nachweis einer Toleranz gegenüber Alkohol: um die gewünschte Rauschwirkung hervorzurufen, sind zunehmend größere Mengen erforderlich.
  5. Einengung des Denkens auf Alkohol. Diese äußert sich in der Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums.
  6. Anhaltender Substanzkonsum trotz gesundheitlicher und sozialer Folgeschäden für den Konsumenten, obwohl der Betroffene sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte (z. B. Leberkrankheiten wie Leberzirrhose, eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen, Verlust des Führerscheins oder Arbeitsplatzes, Trennung des Lebenspartners, Rückzug des Bekannten- und Freundeskreises etc.)

Hier können Sie eine vereinfachte Version dieses Selbsttests mit Auswertung vornehmen.

Jessica Simpson bekennt sich zu ihrer Alkoholsucht

Mit diesem Facebook Post bekennt sich Jessica Simpson zu ihrem Alkoholproblem.

Sie schreibt;

This person in the early morning of Nov 1, 2017 is an unrecognizable version of myself. I had so much self discovery to unlock and explore. I knew in this very moment I would allow myself to take back my light, show victory over my internal battle of self respect, and brave this world with piercing clarity. Personally, to do this I needed to stop drinking alcohol because it kept my mind and heart circling in the same direction and quite honestly I was exhausted. I wanted to feel the pain so I could carry it like a badge of honor. I wanted to live as a leader does and break cycles to advance forward- never looking back with regret and remorse over any choice I have made and would make for the rest of my time here within this beautiful world.
I can’t believe it has been 4yrs! It feels like maybe 2. I think that is a good thing. Ha. There is so much stigma around the word alcoholism or the label of an alcoholic. The real work that needed to be done in my life was to actually accept failure, pain, brokenness, and self sabotage. The drinking wasn’t the issue. I was. I didn’t love myself. I didn’t respect my own power. Today I do. I have made nice with the fears and I have accepted the parts of my life that are just sad. I own my personal power with soulful courage. I am wildly honest and comfortably open. I am free.

Diese Person am frühen Morgen des 1. November 2017 ist eine nicht wiederzuerkennende Version meiner selbst. Ich hatte so viel zu entdecken und zu erforschen. Ich wusste, dass ich mir in diesem Moment erlauben würde, mein Licht zurückzuerobern, meinen inneren Kampf um Selbstachtung zu gewinnen und dieser Welt mit durchdringender Klarheit zu trotzen. Um dies zu tun, musste ich aufhören, Alkohol zu trinken, denn er ließ meinen Verstand und mein Herz in dieselbe Richtung kreisen, und ehrlich gesagt war ich erschöpft. Ich wollte den Schmerz spüren, damit ich ihn wie ein Abzeichen der Ehre tragen konnte. Ich wollte wie ein Anführer leben und Zyklen durchbrechen, um voranzukommen – und niemals mit Bedauern und Reue auf die Entscheidungen zurückblicken, die ich getroffen habe und für den Rest meiner Zeit hier in dieser schönen Welt treffen würde.
Ich kann nicht glauben, dass es schon 4 Jahre her ist! Es fühlt sich an wie vielleicht 2. Ich denke, das ist eine gute Sache. Ha. Das Wort „Alkoholismus“ oder die Bezeichnung „Alkoholiker“ ist mit so vielen Stigmata behaftet. Die eigentliche Arbeit, die in meinem Leben geleistet werden musste, bestand darin, Versagen, Schmerz, Gebrochenheit und Selbstsabotage zu akzeptieren. Das Trinken war nicht das Problem. Sondern ich. Ich habe mich selbst nicht geliebt. Ich habe meine eigene Kraft nicht respektiert. Heute tue ich das. Ich habe mich mit den Ängsten versöhnt und die Teile meines Lebens akzeptiert, die einfach nur traurig sind. Ich besitze meine persönliche Macht mit seelenvollem Mut. Ich bin wild und ehrlich und angenehm offen. Ich bin frei.

Und ich als ebenfalls trockener Alkoholiker kann nur empfehlen, sich dem Thema zu stellen und offen damit umzugehen. Hier haben wir Tipps, wie man Hilfe bei der Alkoholkrankheit erhalten kann.

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Themenseite Alkoholismus.

Erfahrungsbericht: Warum ich als trockener Alkoholiker offen über meinen Alkoholismus spreche

Seit spätestens 2016 bin ich schwerer Alkoholiker: ohne den morgendlichen Vokda kam ich nicht mehr durch den Tag, Alkohol bestimmte mein Leben. Aufgeschrieben, wie ich in diese massive Alkoholabhängigkeit rutschte, habe ich hier.

Inzwischen bin ich nach dem dritten Anlauf seit dem 24.  Januar 2020 trocken und fühle mich gut dabei. Dass ich mich damit so wohl fühle, hat sicher viele Gründe, ein wichtiger ist aber, dass ich extrem offen mit meinem Problem umgehe.

Eigentlich ist ja Alkoholismus ein Thema, über das man nicht spricht – zu groß ist die Angst vor Nachteilen im Beruf und einer Stigmatisierung im Freundeskreis. Trinkt man, versucht man den übermäßigen Konsum zu verbergen: Wo verstecke ich die Vodkafläschchen? Wie verhindere ich, dass man die Fahne riecht? Hat mein Chef heute was gemerkt? Wie kann ich jetzt unauffällig noch ein Glas Wein bestellen? Heimliches Trinken macht Stress und kann dadurch blöderweise den Saufdruck weiter erhöhen – ein Teufelskreis. Die wenigen Menschen, die das Problem kannten – engste Familie und wenige Kollegen – rieten allerdings zum Schweigen.

Trinkt man nichts, versucht man das ebenfalls zu verschleiern. Und erst recht, dass man deswegen in einer Behandlung ist.

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Meinung: Kann kontrolliertes Trinken bei Alkoholikern funktionieren?

Für viele Menschen, die sich ihrem Alkoholproblem stellen, kann es es anfangs ein Schock sein, wenn ihnen dämmert, dass Sie nach Meinung nahezu aller Experten nie wieder in ihrem Leben Alkohol trinken können.

Die Gründe für dieses Unbehagen können vielfältig sein: Angst davor, nie mehr mit einem Glas Sekt oder Champagner auf einen Geburtstag anstoßen zu können, auf immer auf den Lieblingsrotwein verzichten zu müssen oder Angst vor Fragen, warum man denn nicht mehr trinke – oft noch andere und alles zusammen.

Die Hoffnung für einige ist, das Konzept „Kontrolliertes Trinken“ auszuprobieren, so dass man im kontrollierten Rahmen Alkohol trinken kann. Beim kontrollierten Trinken handelt es sich einerseits generell um jeden kontrolliert begrenzten Alkoholkonsum, andererseits ganz konkret aber auch um ein bestimmtes 10 Schritte Programm, mit dem man einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Suchtmittel lernen soll, mehr dazu auch hier.

Die meisten Suchtexperten sehen kontrolliertes Trinken wie eingangs angedeutet sehr skeptisch und lehnen die Methode ab, da sie nahezu immer zum Scheitern verurteilt sei.

Auch ich selbst als Alkoholiker mit zeitweise sehr hohen Konsum habe kontrolliertes Trinken mit Unterstützung von Naltrexon ausprobiert und es hat – wie man hier nachlesen kann – nicht lange funktioniert.

Dennoch würde ich persönlich jedem, der noch nicht für eine Abstinenz bereit ist, raten, es zunächst mit einer Form des kontrollierten Trinken zu probieren.

  1. Ist jeder Tag, an dem man nichts oder weniger trinkt, ein guter Tag.
  2. Kann die mögliche Erkenntnis, dass kontrolliertes Trinken eben doch nicht funktioniert, dazu führen, dass man sich der Wahrheit stellt, dass der Weg in die lebenslange Abstinenz wohl unvermeidlich ist.
  3. Und last but not least besteht die Möglichkeit, dass man einer der wenigen Fälle ist, bei denen das kontrollierte Trinken funktioniert.

Tatsächlich kann es aus meiner Sicht Fallkonstellationen geben, in denen es klappt, womöglich besonders dann, wenn man Genusstrinker ist, dessen Konsum aus dem Ruder gelaufen ist und der eben nicht trinkt, um betrunken zu sein. Auf eine professionelle Begleitung und möglicherweise auch die Unterstützung von Naltrexon sollte man jedoch auch nicht verzichten.

Im Regelfall ist es bei Alkoholikern aber – anders als oft in den Medien dargestellt keine Alternative zu einer dauerhaften Abstinz.

Adressen, die beim kontrollierten Trinken helfen, finden Sie hier.

Dieser Beitrag stellt die persönliche Meinung des Autors dar und ersetzt keine Beratung durch einen Arzt oder eine professionelle Suchtberatung. Wo Sie grundsätzlich Unterstützung bei Alkoholproblemen finden können, erfahren Sie hier.

Alkoholismus: Kontrolliertes Trinken

Kontrolliertes Trinken (abgekürzt kT) bezeichnet zum einen einen generell kontrollierten beschränkten Alkoholkonsum, zum anderen ein konkretes Trainingsprogramm zur Konsumreduktion von Alkohol, das vom deutschen Psychologen und Suchtforscher Joachim Körkel entwickelt wurde.

Kontrolliertes Trinken nach Körkel

Bei Körkels Behandlungskonzept steht nicht die Abstinenz des Alkoholkranken, sondern die Selbstkontrolle des Verhaltens im Umgang mit Alkohol im Vordergrund.

Das Training zum kontrollierten Trinken kann im Einzel- oder im Gruppensetting durchgeführt werden und umfasst ein 10-Schritte-Programm, das zu einem selbstverantwortlichen kontrollierten Umgang des Betroffenen mit Alkohol führen soll.

Nahezu alle Suchtmediziner kritisieren das Konzept als nicht zielführend. Langzeituntersuchungen würden zeigen, dass nur etwa 1,6 % aller Patienten, die bereits einmal wegen einer Alkoholkrankheit behandelt wurden, zum moderaten Konsum ohne exzessive Phasen zurückkehren könnten.

Mehr dazu

Dieser Beitrag gehört zu unserer Reihe Alkoholismus.

Liste: Hilfe für Alkoholiker in Würzburg

Hier erfahren Sie, wo Sie Hilfe bei Alkoholismus in und in der Nähe von Würzburg finden.

Die erste von uns empfohlene Anlaufstelle ist grundsätzlich immer Ihr Hausarzt. Warum, können Sie hier nachlesen. Dort finden Sie auch mehr Informationen zu anderen Hilfsangeboten für Alkoholiker.

Weitere Hilfsangebote bei Alkoholproblemen

BLAUKREUZ-ZENTRUM WÜRZBURG

Haugerring 8
97070 Würzburg
Tel.: 0931/35905220

Telefonische Hilfe

Akute telefonische Hilfe erhalten Sie auch bei der bundesweiten Sucht- und Drogenhotline unter 01806-313031.

Grundsätzliche Tipps

Hier haben wir grundsätzliche Tipps und Hinweise, wie Sie Hilfe bei der Alkoholkrankheit finden.

Liste: Hilfe für Alkoholiker in Wuppertal

Hier erfahren Sie, wo Sie Hilfe bei Alkoholismus in und in der Nähe von Wuppertal finden.

Die erste von uns empfohlene Anlaufstelle ist grundsätzlich immer Ihr Hausarzt. Warum, können Sie hier nachlesen. Dort finden Sie auch mehr Informationen zu anderen Hilfsangeboten bei der Alkoholkrankheit.

Weitere Hilfsangebote

BLAUKREUZ-ZENTRUM WUPPERTAL

Schubertstraße 41
42289 Wuppertal
Tel.: 0202/62003-0

Telefonische Hilfe

Akute telefonische Hilfe erhalten Sie auch bei der bundesweiten Sucht- und Drogenhotline unter 01806-313031.

Liste: Hilfe für Alkoholiker in Wolfsburg

Hier erfahren Sie bald, wo Sie Hilfe bei Alkoholismus in und in der Nähe von Wolfsburg finden.

Generell ist unser Rat, als ersten Ansprechpartner den Hausarzt zu wählen, mehr dazu finden Sie hier.

Telefonische Hilfe

Akute telefonische Hilfe erhalten Sie auch bei der bundesweiten Sucht- und Drogenhotline unter 01806-313031.