Was bei Amen schief läuft

Ich kam recht früh in den Genuß, das Berliner Hype-Startup Amen testen zu dürfen und ich fand es wie viele andere Tester „very addictive“ und „besser als Porno„; eine genaue Beschreibung des Dienstes gibt es z.B. bei Gründerszene. Die Erstellung von Listen liegt mir eben, wie man an meinen 10 Fakten erkennen kann.

Und bei einem Dienst wie Amen erwarte ich, dass hier durch die Crowd Listen entstehen, die mir auch einen Mehrwert bieten. „Figlmüller is the Best Place for Wiener Schnitzel Ever. Amen.“ – „Hell No – Einstein is the Best Place for Wiener Schnitzel Ever.“ – und so könnten dann zu allen möglichen Personen, Plätzen und insbesonderen Dingen (2012 epische Kämpfe zwischen Apples iPhone 5 und Samsungs „Nexus Fruitcrunch“) Listen entstehen, die der Marktforschung im allgemeinen und der persönlichen Meinungsbildung im besonderen helfen können.

Ansatzweise ist das auf Amen auch so. Probleme wie die, dass gleichgemeinte Einträge in Listen nicht zusammengeführt werden („Steve Jobs is the Best CEO Ever“, „steve jobs is the best CEO Ever.“) oder dass es keine vernünftige Suchfunktion gibt, sind angesichts des frühen Stadiums des Projekts noch verzeihbar. Auch die Apple-Fixiertheit nervt – es ist einfach für ein StartUp mit diesem Anspruch nicht mehr zeitgemäß, nur mit einer iOS App zu starten. Schwamm drüber, ich kann es ja im Web nutzen und irgendwann kommen Android und vielleicht auch WP7. Dass CEO Felix Petersen anfänglich SEHR viel Hype um Amen entfachte, geht auch noch in Ordnung, gehört doch Klappern zum Handwerk – und die daraufhin erfolgte massive Berichterstattung spricht ja für sich und ihn.

Inzwischen übertreibt er es aber. Er nennt sich selbst CEA (Chief Executive Amener), lädt zu Treffen der AA (Amenites Anonymous) ein, findet „Amen is clearly a political movement“ oder macht sich Aussagen wie diese zu eigen: „Wer oder was ist eigentlich Hamburg, München, Köln oder wer auch immer?! Es kann festgehalten werden, dass sie alle am Ende vor der Hauptstadt niedergeknien“. Für mich zu viel.

Und auch was er so auf Amen mitteilt, trägt imho nicht zur Qualitätssteigerung der Plattform bei:

  • Cleaning your ear with a Q-tip is the Best cleaning satisfaction Ever.
  • Chill The Fuck Out and Move the Fuck On is the Best Advice I Have For That Gründerszene.de Clown Right Now
  • Will the Dentist Flip out Because I Was Supposed to Have my Wisdom Teeth Removed A Year Ago is the Best Question To Ask At This Point!
  • Sending Someone Else to Say You Killed Yourself is the Best Tactic To Get Out Of Late Rental Fees and Keep The Movie
  • A Cat is the Worst Naked Being Ever

Klar, er „amened“ auch viel sinnvolles – „Ishin Sushi is the Best Place for Sushi in Mitte“ – aber ein schaler Beigeschmack bleibt, treibt doch der CEO mit den vielen Fun-Beiträgen Amen in eine Ecke, in die es nicht gehört – und in der es kommerziell nur schwerlich erfolgreich sein wird.

Übrigens, das ganze erinnert mich fatal an Ehssan Dariani und sein Verhalten auf und um das von ihm mitgegründete StudiVZ. Und was aus ihm und aus StudiVZ geworden ist, wissen wir ja.

Ich habe zudem den Eindruck, dass all dies schon Folgen hat. So beobachtet Marcel Weiss, dass 90% der Beiträge in seinem Amen-Stream von Felix Petersen stammen. Hier sein lesenswerter Blogbeitrag Amen? dazu.

So hoffe ich, dass Petersen das Ruder noch herumreißt und aus Amen das macht, was es werden könnte. Und wir nicht bald schreiben müssen:

RIP. Amen.

Update zur aktuellen Entwicklung von Amen: