10 Tipps, was man an #FridaysForFuture sinnvolles für Klima und Umwelt machen kann, statt nur zu demonstrieren

Die junge Schwedin Greta Thunberg hat die #FridaysForFuture initiiert, an dem Schüler die Schule bestreiken und für den Klimawandel demonstrieren sollen. Ich habe diese Ansatz kritisiert und geschrieben, dass die Aktion viel glaubwürdiger wäre und mehr Menschen für die Sache begeistern würde, wenn sich die Schüler dabei auch für die Umwelt einsetzen würden. Hier sind 10 Ideen dazu.

  1. Aufklären
    Statt einfach nur zu demonstrieren und die Schule zu bestreiken – und damit im schlechtesten Fall auf Unverständnis zu sorgen – könnt Ihr andere über die Themen Klimawandel und Umweltschutz aufklären. Arbeitet ein Thema aus und stellt dies vor – ob auf einem Infostand oder mittels eines Blogs. Das lässt sich übrigens unter Einbeziehung Eurer Lehrer fächerübrgreifend in den Schulalltag integrieren.
  2. Müll einsammeln
    Ob im Wald, in Parks, am Ufer oder nur auf dem Schulhof: überall liegt Müll herum. Sammelt diesen ein!
  3. Einen Teich renaturieren oder bauen
    Teiche bieten Lebensraum für viele Tiere. Vielleicht gibt es bei Eurer Schule einen Teich, der renaturiert werden kann oder ihr legt einen Teich ganz neu an – das haben wir übrigen 1988 als Projekt im Bio-LK am CoJoBo in Bonn gemacht.
  4. Nistkästen bauen
    Baut Nistkästen, Eichhörnchenkobel oder Insektenhotels und hängt diese auf oder verkauft diese.
  5. Bäume pflanzen
    Bäume sind besonders in der Stadt wichtig: Sie bieten einen Lebensraum für viele Tiere und leisten einen wichtigen Beitrag zum lokalen Klima. Pflanzt Bäume, z.B. in Eurer Schule oder in den Gärten Eurer Eltern, Verwandten und Bekannten. Alternativ erkundigt Ihr Euch bei einem Förster ob und wie Ihr bei Wiederaufforstungsprojekten helfen könnt.
  6. Geld sammeln für den Regenwald
    Sammelt Geld und kauft damit ein Stück Regenwald, um es vor der Abholzung zu bewahren. Verbindet dies z.B. mit einem Stand, an dem Ihr über den Schutz des Regenwalds informiert.
  7. Seedbombs bauen
    Bastelt Seedbombs und verteilt diese oder verkauft sie – mit dem eingenommen Geld könnt Ihr Zutaten für weitere Seedbombs kaufen. So leistet ihr einen wichtigen Beitrag für Bienen und andere Insekten.
  8. Imkern als Schulprojekt
    Bienen sind wichtig für unser Ökosystem. Regt an, dass in Eurer Schule ein Bienenstock als Schulprojekt betreut wird.
  9. Batterien, Leuchtmittel und Toner sammeln
    Viele Abfälle, die wertvolle Rohstoffe enthalten, landen unnötigerweise im Müll, wo sie auch die Umwelt unnötig belasten. Stellt Sammelbehälter in Eurer Schule auf oder nutzt den #FridayForFuture, um eine Sammelaktion durchzuführen.
  10. Defekte Dinge aufarbeiten
    Viel zu schnell landen Dinge heute im Müll, wenn Sie kaputt sind. Warum nicht gemeinsam aufarbeiten? Zum Beispiel alte Notebooks und Tablets wieder fit machen, Socken stopfen oder Pullover nähen und Menschen geben, die sie noch brauchen können oder verkaufen. Mit dem Erlös kann man dann wieder was für die Umwelt tun.

Ein paar Gedanken über den Klimawandel, Umweltschutz, Verantwortung, Greta Thunberg, Aktivismus und Anstand

Es ist keine 7.000 Jahre her, dass Großbritannien mit dem europäischen Festland verbunden war. Vor 2.000 Jahren haben die Römer weit im Norden von England Weinbau betrieben, es war damals deutlich wärmer.  Die kleine Eiszeit war eine der wesentlichen Ursachen für den dreißigjährigen Krieg.

Stetiger Klimawandel ist eine Realität, er wird von vielen komplexen Faktoren beeinflusst und ist daher nur schwer vorhersehbar. Dass der Mensch Einfluss auf das Klima hat, ist sicher. Darüber, wie groß dieser ist, von vernachlässigbar bis massiv, darüber mag man sicher trefflich streiten. Ich kenne mich nicht gut genug mit der Thematik aus, um das beurteilen zu können, auch wenn ich immerhin – im Gegensatz zu vielen anderen – Klima und Wetter zu unterscheiden vermag. Doch will ich hier an dieser Stelle keine Grundsatzdiskussion führen.

Denn unabhängig davon sollte uns eine Sache Bewusst sein: Wir als die Lebensform mit dem derzeit wohl größten Gestaltungsspielraum auf diesem Planeten haben auch die größte Verantwortung für ihn. Dabei geht es nicht nur um die Verantwortung für die viel beschworenen kommenden Generationen, sondern in erster Linie um Verantwortung für alles derzeitige Leben auf diesem Planeten, eben nicht nur das menschliche.

Klar ist daher aus meiner Sicht: Wir sollten keine Wälder abholzen, unseren Müll nicht ins Meer schmeißen und keine Klimaglase in die Luft ablassen. Und wir sollten jede Technologie nutzen, die unsere Existenz auf diesem Planeten umweltverträglicher macht. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit und gilt unabhängig davon, wie groß der Einfluss unserer Taten auf den Klimawandel ist.

Insoweit finde ich das Engagement der 16-jährigen Greta Thunberg für das Klima im Grundsatz gut und richtig. Bemerkenswert finde ich besonders, dass sie Berichten zufolge ihr Leben und das ihrer Familie unter vielen Aspekten in Sachen Klimaschutz und Umwelt geändert hat – ein gutes und wichtiges Signal.

Ich wage es aber zu bezweifeln, dass der von ihr ins Leben gerufene „Skolstrejk för klimatet“ („Schulstreik für das Klima“, „school strike for the climate“) ein richtiges und gutes Signal und Vorbild ist: Wir schwänzen die Schule, haben Spaß und fühlen uns so toll, da wir damit ja fürs Klima kämpfen – für viele ist das einfacher Wohlfühlaktivismus, der das Gewissen ohne große Anstrengung beruhigt.

Wie wäre es, wenn man nicht nur der Schule fernbliebe, sondern sich dabei auch wirklich für Umwelt und Klima einsetzen würde? Zum Beispiel Müll aus Wald, Parks und vom Bachufer wegholen. Seedbombs basteln. Bäume pflanzen. Einen Teich renaturieren. Geld für Umweltprojekte sammeln, entsprechende Ideen habe ich hier gesammelt. Und das ganze am besten auch noch in der Freizeit, damit man in der Schule fürs Abi lernt, damit man später einmal Physik studieren und dann den umweltfreundlichen Fusionsreaktor entwickeln kann. Wenn man dann noch mit dem Rad oder mit dem Bus fährt, statt Mamas SUV-Taxi zu nutzen, sich nicht immer das neueste Smartphone schenken lässt und Wanderurlaub in der Eifel macht, statt nach Mallorca zu fliegen, ist dem Klimaschutz wirklich gedient, man könnte so viel machen. Aber das wäre ja anstrengend und mit Arbeit und Verzicht verbunden. Im Ernst – bei nicht wenigen dieser Generation wäre schon viel gewonnen, wenn sie ihren Müll nicht überall herumliegen lassen würde – siehe Bild*.

Überhaupt ist es auffällig, dass viele, die sich lautstark und prominent für die Umwelt einsetzen, im eigenen Leben dann doch ganz anders handeln. Exemplarisch möchte ich nur auf den Einweg-Eisbecher der bayerischen Grünen Vorsitzenden Katharina Schulze in Kalifornien verweisen. Ihr Trip dorthin hat vermutlich ihre jährliche CO2 Bilanz fast verdoppelt. Dahingegen bemüht sich der von vielen gescholtene Blogger Don Alphonso wirklich um einen nachhaltigen Lebensstil, ohne dass er groß darauf hinweist. So kann man sich täuschen.

Doch wieder zurück zu Greta. Ich maße mir nicht an darüber zu urteilen, ob und inwieweit sie von ihrer Familie und ihrem Umfeld instrumentalisiert wird, wofür es zumindest Anzeichen gibt. Instrumentalisiert wird sie jedenfalls von vielen Journalisten und Lobbyisten, die ein 16 Jähriges Mädchen mit Asperger in eine Rolle drängen, in der es schnell überfordert sein kann. Ich finde dies unanständig.

Instrumentalisiert wird sie ebenfalls von vielen Klimaleugnern und Hetzern, die ihre Verachtung für Gretas Anliegen Klimaschutz auf ihre Person projizieren und sie besonders in den sozialen Medien angreifen und beleidigen.

Und auch das ist besonders unanständig.

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Anmerkung

* Das Bild entstand im Bonner Kottenforst, wo ich bei meinen Waldrunden immer wieder Müll finde und entsorge. Und ausweislich der Verpackungen stammt dieser im Regelfall von Schülern und nicht von älteren Zeitgenossen.