Die fiktive Neujahrsansprache von Reichskanzler Olaf Scholz 1924/1925

Was hätte Olaf Scholz vielleicht in seiner Neujahrsansprache gesagt, wenn er 1924 Reichskanzler gewesen wäre? Wir haben ChatGPT gefragt:

Meine verehrten Mitbürgerinnen und Mitbürger,

während wir das Jahr 1925 betreten, ist es an der Zeit, innezuhalten und auf die Ereignisse des vergangenen Jahres zurückzublicken sowie einen Blick auf das zu werfen, was vor uns liegt. 1924 war ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch eines des Fortschritts und der Hoffnung.

Wir blicken zurück auf ein Jahr, in dem die junge Weimarer Republik erneut ihre Standhaftigkeit unter Beweis gestellt hat. Die wirtschaftliche Stabilisierung, die mit der Einführung der Rentenmark begann, hat erste Früchte getragen. Die Hyperinflation, die so viele von Ihnen an den Rand der Verzweiflung brachte, konnte eingedämmt werden. Dies war ein entscheidender Schritt, um das Vertrauen in unsere Wirtschaft und in unsere gemeinsame Zukunft wiederherzustellen. Doch wir wissen: Es gibt noch viel zu tun, um die Grundlagen für dauerhaften Wohlstand zu schaffen.

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Transkript: Die Habeck Rede zu Israel und Antisemitismus

Hier ein – noch unbearbeitetes – Transkript der Rede von Robert Habeck zu Israel und Antisemitismus.

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Dokumentiert: Die Ströme von Blut Rede

Diese Rede hielt der britische Politiker Enoch Powell am 20. April 1968. Auch wenn Sie nach heutigen Maßstäben teilweise radikal klingt, greift sie viele Probleme auf, mit denen sich westliche Staaten zusehends konfrontiert sehen. Das englische Original finden Sie hier.

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Dokumentiert: Rivers of Blood

Diese Rede hielt der Englische Politiker Enoch Powell am 20. April 1968. Auch wenn sie nach heutigen Maßstäben teilweise radikal klingt, greift sie doch viele Probleme auf, mit denen sich westliche Staaten zusehends konfrontiert sehen. Eine deutsche Übersetzung finden Sie hier.

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Angela Merkel CCCXIV – 70. Geburtstag von NRW

Angela Merkel CCCXIV.

Am 23. August 2016 hält Angela Merkel eine Rede zum 70. Geburtstag des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die ganze Rede ist hier dokumentiert.

Karikatur mit Midjourney erstellt.

Dokumentiert: Rede von Angela Merkel zum 50. Geburtstag von Greenpeace

Rede von Angela Merkel 50. Jubiläum von Greenpeace International am 30. August 2021 in Stralsund:

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, liebe Frau Schwesig,
liebe Kolleginnen und Kollegen aus den Parlamenten,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Alexander Badrow,
sehr geehrte Frau Morgan,
sehr geehrter Herr Kaiser,
sehr geehrter Herr Hipp,
liebe Vertreterinnen und Vertreter von Greenpeace hier im Raum und natürlich auch im Stream,
sehr geehrte Vertreter des Meeresmuseums,
meine Damen und Herren,

vielen Dank für die Einladung zu diesem besonderen Jubiläumsfest an diesem ganz besonderen Ort! Das Stralsunder Ozeaneum zählt zu den Museen, die man einfach gesehen haben muss – schon allein wegen des Ausstellungsbereichs „Riesen der Meere“, der zusammen mit Greenpeace konzipiert wurde.

Aber nicht nur deshalb bietet sich das Ozeaneum an, um hier die Gründung von Greenpeace vor 50 Jahren zu feiern. Denn wie ein roter Faden zieht sich der Einsatz für den Schutz der Meere von Anfang an durch die Geschichte von Greenpeace. Wir haben es gesehen: Sie begann mit einer Kutterfahrt im September 1971 und Protesten gegen amerikanische Atombombentests vor Alaska.

Schnell richtete sich das Augenmerk der noch jungen Organisation auch auf den Schutz der größten Säugetiere unserer Erde, der Wale. Bereits 1977 erhielt Greenpeace einen Beobachterstatus bei der Internationalen Walfangkommission. Zunehmend ebenso spektakuläre wie umstrittene Schlauchbootaktionen sorgten für großes Aufsehen. Meeresschutz war auch der wesentliche Beweggrund zur Gründung von Greenpeace Deutschland 1980. Der Protest richtete sich damals gegen die Dünnsäureverklappung in der Nordsee.

Die Liste der Aktionen von Greenpeace, um die Weltöffentlichkeit auf ökologische und humanitäre Missstände aufmerksam zu machen, ist lang. Greenpeace machte sich damit wahrlich nicht nur Freunde, wie die Behinderung und Verfolgung von Aktivisten in vielen Staaten der Welt immer wieder zeigten.

Mitunter ging die Organisation erhebliche Risiken ein. Unvergessen bleibt die Versenkung der Rainbow Warrior 1985 mit dem tragischen Tod des Greenpeace-Fotografen Fernando Pereira. Aber wir kommen auch an einem Tag wie heute nicht umhin, auch die, wie ich finde, missglückte Gleitschirm-Aktion im Münchner Stadion während der Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft im Juni dieses Jahres zu erwähnen. Mit ihr wurde ja nicht nur die eigene Gefährdung des Greenpeace-Aktivisten in Kauf genommen, sondern war auch eine erhebliche Fremdgefährdung der Stadionbesucher verbunden. Es war deshalb wichtig, dass Greenpeace hinterher sein Bedauern über diese Aktion ausgedrückt hat, die noch erheblich schlimmer hätte ausgehen können.

Gleichwohl: Greenpeace konnte in den letzten 50 Jahren Erhebliches bewegen:

So beschloss die Internationale Walfangkommission 1982 ein Verbot des kommerziellen Walfangs.
Mit dem Antarktis-Protokoll von 1991 wurde der Schutz der Antarktis vor kommerziellem Rohstoffabbau für 50 Jahre geregelt. Ich habe heute darüber nachgedacht, dass die 50 Jahre auch irgendwann vorbei sind. Wenn ich mir anschaue, welche Aktivitäten um die Antarktis herum stattfinden, möchte ich sagen: Man muss früh anfangen, auch für die Zeit danach zu arbeiten.
Mehrere Waldflächen zum Beispiel in Kanada, Finnland und Russland wurden, angestoßen durch Greenpeace-Aktionen, geschützt.
Dies leistet auch einen Beitrag zu dem Ziel, eine, wenn nicht die zentrale Herausforderung unserer Zeit zu bekämpfen: den Klimawandel. Der Klimawandel muss eingedämmt werden, damit die Erde auch für unsere Kinder und Enkelkinder ein lebenswerter Ort bleiben kann. Das ist eine nationale, eine europäische, eine globale Aufgabe. Sie verlangt ein grundlegendes Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit – in unserer Art zu leben, zu arbeiten und zu wirtschaften. Bei uns zu Hause und weltweit.

Eine solche Transformation ist mit Aufwand und Kosten verbunden. Das ist wahr. Aber wahr ist auch, dass die Folgen des Klimawandels noch dramatischer und noch weniger beherrschbar wären, wenn wir zu wenig oder noch später handeln, als das ohnehin schon der Fall ist. Die Folgen des Klimawandels würden uns im Vergleich zu frühzeitigen Gegenmaßnahmen noch wesentlich teurer zu stehen kommen. Teurer, was finanzielle Kosten anbelangt, und teurer, was den Verlust von Natur- und Lebensräumen anbelangt.

Vielleicht ein Beispiel: Wir haben den Kohleregionen in Deutschland versprochen, dass wir für den Ausstieg aus der Kohle 40 Milliarden Euro an Transformationsleistungen einsetzen werden. Wir haben jetzt einen Fluthilfefonds in Höhe von 30 Milliarden Euro für zwei tragische Flutereignisse aufgesetzt. Für zwei. Aber man weiß nicht, wie viele noch kommen können.

Dabei dürfen wir nicht übersehen, dass die Erderwärmung und Naturveränderungen derzeit schneller und dramatischer erfolgen, als dies in bisherigen Prognosen der Wissenschaft angenommen wurde. Der jüngste Bericht des Weltklimarats IPCC lässt darüber keine Zweifel zu. Auch bei uns – ich habe es eben erwähnt – zeigen Extremwetterereignisse – Dürre und Hitze zum Beispiel in den Sommern 2018 und 2019, Flutkatastrophen nicht nur in diesem Sommer, sondern auch in zurückliegenden Jahren –, was auf uns noch verstärkt zukommen wird. Leidtragende sind schon wir, ganz besonders aber natürlich die künftigen Generationen.

Es geht hierbei also auch um Generationengerechtigkeit. Sie leitete auch das Bundesverfassungsgericht bei seinem Beschluss im März dieses Jahres, in dem das Gericht auf die Notwendigkeit verweist, „mit den natürlichen Lebensgrundlagen so sorgsam umzugehen (…), dass nachfolgende Generationen diese nicht nur um den Preis radikaler eigener Enthaltsamkeit weiter bewahren könnten.“ Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bekräftigte die Auswirkungen naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf rechtliche Verpflichtungen.

Auch deshalb setzte die Bundesregierung diesen Beschluss schnellstens um, indem im Klimaschutzgesetz noch ehrgeizigere Klimaschutzziele verankert wurden. Demnach soll der Treibhausgasausstoß bis 2030 um mindestens 65 Prozent gesenkt werden und das Ziel der Klimaneutralität bereits bis 2045 erreicht sein. Wir haben zusätzlich zu unserem Klimaschutzprogramm 2030 ein Sofortprogramm 2022 auf den Weg gebracht. Aufgabe der nächsten Bundesregierung wird es sein, über die weiteren konkreten Schritte in den Folgejahren zu entscheiden und zwar immer mit Blick auf das vorgegebene Ziel der Klimaneutralität. Dieses soll 2050 auch in der ganzen Europäischen Union erreicht werden. Darauf hat sich die Europäische Union im vergangenen Jahr während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft verständigt. Die Europäische Kommission hat umfassende Gesetzgebungsvorschläge vorgelegt. Darüber stehen jetzt im Herbst intensive Beratungen an.

Zugleich müssen wir sorgfältig darauf achten, dass Emissionsminderungen bei uns nicht darauf beruhen, dass der Treibhausgasausstoß lediglich in andere Länder verschoben wird, etwa durch Firmenverlagerungen. Damit wäre weder unserer Wirtschafts- und Innovationsfähigkeit gedient noch für den Klimaschutz etwas gewonnen. Umgekehrt ist aber auch klar, dass Fortschritte in Deutschland und Europa allein nicht ausreichen. Andere müssen mitziehen. Alle müssen mitziehen. Klimaschutz kann am Ende nur global gelingen.

Das führt uns zu dem schwierigen Thema – jedenfalls in meiner politischen Erfahrung in der Umweltpolitik, aber aktuell zum Beispiel auch in der Pandemiebekämpfung –, wie es gelingen kann, vorsorgend zu handeln, zumindest aber noch rechtzeitig das Schlimmste zu verhindern. Denn in Demokratien muss um Mehrheiten gekämpft werden, mit denen Ziele auch tatsächlich erreicht bzw. durchgesetzt werden können, fast immer auch mit einem damit verbundenen Ausgleich von Interessen.

Ich persönlich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Aktion von Greenpeace im Jahre 1995, als Greenpeace alles daransetzte, die Versenkung der britischen Ölbohrinsel „Brent Spar“ in der Nordsee zu verhindern. Das Ziel, die Versenkung der vornehmlich von Shell betriebenen Ölplattform in der Nordsee zu verhindern, konnte eigentlich kein vernünftiger Mensch ablehnen, weil mit der drohenden Versenkung der Plattform die Verschmutzung unserer Meere geradezu symbolhaft vor unseren Augen stand.

Greenpeace ging damals geschickt vor. Denn parallel zu einer für Greenpeace typischen todesmutigen Besetzungsaktion riefen Sie damals dazu auf, nicht mehr bei Shell zu tanken. Mit diesem Boykottaufruf konnte sich damals jeder, der es wollte, an der Gesamtaktion beteiligen, ohne dass dies zu einer gravierenden Einschränkung des persönlichen Alltags geführt hätte. Die Akzeptanz wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit anders ausgefallen, wenn Greenpeace statt zum Shell-Tankboykott zum Beispiel dazu aufgerufen hätte, auf das Autofahren zu verzichten, bis die Versenkung der Ölplattform „Brent Spar“ gestoppt worden wäre.

Für mich zeigten die Geschehnisse um die „Brent Spar“ damals nahezu exemplarisch sowohl die unterschiedlichen Möglichkeiten als auch Aufgaben einer Organisation wie Greenpeace auf der einen Seite und des Staates auf der anderen. Ich habe mir darüber bereits 1995 viele Gedanken gemacht, weil ich ja zu der Zeit Umweltministerin war, und habe diese Gedanken später, 1997, auch in meinem Buch „Der Preis des Überlebens“ zu Papier gebracht. Damals habe ich auch über den Unterschied zwischen umweltpolitischen Konflikten und sozialpolitischen Konflikten nachgedacht. In der Umweltpolitik gab es zwar das Instrument des Boykotts, wie Greenpeace es bei „Brent Spar“ anwandte, nicht aber das des Streiks, wie es sich die Gewerkschaften über Jahrzehnte erkämpft hatten und heute nutzen können.

Heute, ein Vierteljahrhundert später, hat sich allerdings auch das verändert, und zwar seit sich fast auf den Tag genau vor drei Jahren die damals 15-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg mit einem selbst gemachten Schild mit der Aufschrift „Schulstreik für das Klima“ vor den Schwedischen Reichstag in Stockholm setzte.

Was sie ganz alleine begann, wurde in der Folge mit Fridays for Future, also jeweils freitags wöchentlichen Schulstreiks, zu einer der größten Bewegungen für den Klimaschutz weltweit. Einer Bewegung, dessen bin ich sicher, die nicht nur Staat und Politik herausfordert, und zwar zu Recht, sondern vielleicht auch etablierte Umweltorganisationen wie Greenpeace. Sie fordert uns sowohl hinsichtlich des Mittels des Streiks und des Protests als auch natürlich in der Sache heraus.

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung des Lebens auf unserer Erde, verbunden mit der Bedrohung der Artenvielfalt zumal. Und er trifft alle. Deshalb müssen sich auch alle gegen ihn stemmen. Politisch gesprochen heißt das: Jeder muss auf seiner Ebene seinen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten.

Aber ohne multilaterales Handeln geht am Ende wenig bis nichts. Das ist überaus mühsam, zäh, zeitraubend. Doch es führt kein Weg daran vorbei, dass wir uns auch auf internationaler Ebene – etwa im Rahmen der G20 – dafür einsetzen, erneuerbare Energien auszubauen und dabei etwa auch Interessenkonflikte wie in der Windenergie zu überwinden, aus der Kohle auszusteigen, Energie effizienter zu nutzen, klimaschonende Mobilität voranzutreiben, das Ernährungssystem nachhaltiger zu machen, Regenwälder und Korallenriffe zu schützen.

Denn wir haben auch einen gravierenden Rückgang der Biodiversität zu beklagen. Derzeit sind mehr Arten vom Aussterben bedroht als während der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor.

Wir müssen ganzheitlich denken und Synergien zwischen Klimaschutz, Naturschutz und Ressourcennutzung schaffen: an Land durch die Verringerung der Nährstoffüberschüsse und des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel, durch Humusaufbau und den Ausbau des Ökolandbaus, durch den Schutz und die Renaturierung von Mooren wie auch durch den Erhalt und die Wiederaufforstung von Wäldern. Ich habe gerade viele Wochen intensiver Diskussionen über all die damit verbundenen Rechtsetzungen hinter mir. Und im Meer durch die Verringerung von Meeresverschmutzung und Überfischung, durch die Ausweisung von Schutzgebieten. Das alles ist dringend erforderlich, um die Resilienz der Ökosysteme gegenüber neuen Nutzungen und gegenüber dem Klimawandel zu stärken.

Dabei müssen wir die Menschen von der Notwendigkeit dieser großen Transformation überzeugen. Der Biologe Michael Succow – ich konnte mich überzeugen, dass er da ist – hat diese Herausforderung einmal wie folgt auf den Punkt gebracht, und ich möchte ihn zitieren: „Lassen wir die Natur unverändert, können wir nicht existieren; zerstören wir sie, gehen wir zugrunde. Der schmale, sich verengende Gratweg zwischen Verändern und Zerstören kann nur einer Gesellschaft gelingen, die sich mit ihrem Wirtschaften in den Naturhaushalt einfügt.“

Dieses Verständnis prägt auch die Arbeit von Greenpeace. Beharrlich und streitbar, überzeugt und überzeugend – so weist die Umweltorganisation seit 50 Jahren auf die Verletzlichkeit der Meere, der Atmosphäre und der Natur sowie auf ihre Bedeutung für uns Menschen hin. Ohne das Zutun von Greenpeace wäre vieles nicht so auf den Weg gebracht worden. Die „Brent Spar“ übrigens wurde damals nicht in der Nordsee versenkt, sondern ab 1998 nach und nach zurückgebaut, nachdem im Juli desselben Jahres die 15 Teilnehmerstaaten der OSPAR-Konferenz, unter ihnen Deutschland, ein Versenkungsverbot von Ölplattformen im Nordatlantik beschlossen hatten.

Sehr geehrte Frau Morgan, Ihnen und Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern gratuliere ich herzlich zu 50 Jahren Greenpeace! Sie werden auch weiter gebraucht!

Herzlichen Dank!

Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zur Eröffnung des deutsch-norwegischen Interkonnektors „NordLink“

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, liebe Erna Solberg,
sehr geehrte Frau Ministerin Bru,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Daniel Günther,
sehr geehrter Herr Bundeswirtschaftsminister, lieber Peter Altmaier,
sehr geehrte Frau van Beek,
sehr geehrte Frau Tonne,
sehr geehrter Herr Scheer,
meine Damen und Herren,

heute ist ein guter Tag für die deutsch-norwegische Zusammenarbeit – Deutschland und Norwegen rücken enger zusammen. NordLink ist ein großer Erfolg für die Energiezusammenarbeit unserer beiden Länder. Wir haben im Vorfilm gesehen, wie lange schon daran gearbeitet wurde.

Norwegen trägt schon seit Jahren – wir haben es auch von Erna Solberg eben gehört – mit seinen Öl- und Gaslieferungen zur Versorgungssicherheit in Deutschland bei. Künftig wird Norwegen auch bei der Stromversorgung ein wichtiger Partner sein. NordLink ermöglicht den Transport von Wasserkraft aus Norwegen nach Deutschland – Wasserkraft, die in Norwegen sehr weit verbreitet ist – und von Windkraft aus Deutschland nach Norwegen – Windkraft, die gerade auch in Norddeutschland schon sehr weit ausgebaut ist. So lässt sich fluktuierende Stromerzeugung leichter ausgleichen. Mit wachsendem Zubau bei den erneuerbaren Energien wird es ja überhaupt eine große Aufgabe sein, dass wir die einzelnen Energieträger miteinander verbinden können. Natürlich trägt die direkte Strombrücke auch zur Stabilisierung der Energiepreise in unseren Ländern bei. Die Kosteneffizienz des Stroms ist ja ein auch ganz wichtiger Punkt.

NordLink ist aber weit mehr als ein bilaterales deutsch-norwegisches Projekt. Wir setzen damit auch einen Meilenstein für die moderne Energieversorgung in Europa – modern, weil wir die europäische Kooperation und die Integration unserer Strommärkte stärken – ich will an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass wir bei diesem großen Veränderungs- und Transformationsprozess hin zur Klimaneutralität nicht nur national denken können, sondern dass wir einen einheitlichen europäischen Strommarkt inklusive eben auch Norwegen haben – und weil der Austausch erneuerbarer, also CO2-freier Energien von allergrößter Bedeutung ist.

Wir haben uns in Europa dem Ziel der Klimaneutralität für das Jahr 2050 verpflichtet. Deutschland hat seine Ansprüche kürzlich verstärkt und will das Ziel schon 2045 erreichen. Das bedeutet natürlich, dass wir auch eine umfassende Transformation des Energiesektors brauchen, also einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energien und auch aus der Kernenergie in Deutschland – das ist ein politischer Beschluss – sowie einen konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien.

Dass das gelingt, hängt nicht nur von der Verfügbarkeit der Erzeugung erneuerbarer Energien ab, sondern natürlich auch davon, dass die Netze vorhanden sind und dass damit der Weg zum Verbraucher gesichert ist. Jede neue Leitung hilft, mehr erneuerbaren Strom einzuspeisen und zu den Verbrauchszentren zu transportieren. Das wiederum bedeutet eine zusätzliche Absicherung der Versorgungssicherheit – dank NordLink eben auch über Ländergrenzen hinweg.

Ich will allerdings hinzufügen: NordLink alleine löst Deutschlands Energie- und Netzprobleme nicht. Vielmehr kommt es auch darauf an, dass Norddeutschland besser mit Süddeutschland verbunden wird. Erst dann kann NordLink seine ganze Kraft entfalten. Daran müssen wir aber auch sehr viel schneller arbeiten.

Für ein Industrieland wie Deutschland ist es sehr ehrgeizig, sich neben der Kernenergie, aus der wir bald aussteigen, auch von der Kohleverstromung zu verabschieden; das soll spätestens 2038 der Fall sein. Umso wichtiger ist es, dass wir mit Norwegen einen verlässlichen Partner an der Seite haben. Und andererseits wollen auch wir über NordLink als Energieverbindung ein verlässlicher Partner für Norwegen sein.

Ich hoffe und bin mir auch sicher, dass NordLink nicht das letzte deutsch-norwegische Kooperationsprojekt im Energiesektor sein wird. Erna Solberg hat eben die Bereiche genannt, in denen wir alle zulegen. Offshore-Windenergie, Wasserstoff – es bieten sich noch viele Möglichkeiten an, gemeinsam in den nächsten Jahren an der Energiewende zu arbeiten und diese Energiewende in Europa erfolgreich voranzubringen.

Dabei ist – das bleibt erhalten – NordLink ein Signal. Die heutige Inbetriebnahme bedeutet einen wirklich großen – um nicht zu sagen: einen über 600 Kilometer langen – Schritt hin zu einer nachhaltigen und damit zukunftsfähigen Energieversorgung. Ich glaube, wir können uns bei allem, was noch vor uns liegt, zu diesem Meilenstein gegenseitig gratulieren. Ich möchte allen ganz besonders danken, die an der Realisierung dieses Projekts, eines Vorzeigeprojekts, mitgewirkt haben. Jetzt freue ich mich natürlich ganz besonders, in wenigen Minuten auch bei der Inbetriebnahme mit dabei sein zu können.

Herzliche Grüße nach Norwegen.

Dokumentiert: Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich der virtuellen Bilanzveranstaltung zur Wohnraumoffensive am 23. Februar 2021 (Videokonferenz

Lieber Horst Seehofer,
lieber Olaf Scholz,
liebe Frau Lambrecht,
lieber Regierender Bürgermeister Müller,
meine Damen und Herren,

ich erinnere mich noch gut an den Wohngipfel am 21. September 2018, als wir alle Akteure zusammengebracht haben. Ich finde es richtig, dass heute Bilanz gezogen wird. Bei allem, was noch zu tun ist, kann sich diese Bilanz aus meiner Sicht wirklich sehen lassen.

Die Frage des Wohnungsbaus und der Wohnungswirtschaft ist vielleicht ein Paradebeispiel für das Funktionieren oder das Nichtfunktionieren von Sozialer Marktwirtschaft. Denn es braucht auf der einen Seite die wirtschaftlichen Akteure, die Anreize haben müssen, aber wir brauchen mit Sicherheit auch Leitplanken. Deshalb will ich zu zwei Bereichen sprechen, die hier auch schon angeklungen sind – zum einen zu der Frage, welche investiven Impulse wir geben konnten, und zum anderen zu der Frage, wie wir Bezahlbarkeit sichern können.

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Dokumentiert: Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des virtuellen Forums der Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar 2021 (Videokonferenz)

Sehr geehrter, lieber Herr Ischinger,
meine Damen und Herren,

ich freue mich, heute bei diesem Forum dabei zu sein, das ja in verschiedener Hinsicht etwas ganz Außergewöhnliches ist – zunächst einmal mit Blick darauf, dass wir in einer Pandemie leben und dass es bisher noch nie notwendig war, anstelle eines physischen Treffens ein solches virtuelles Forum einzuberufen.

Ich will zunächst kurz auf meine Rede vor zwei Jahren zurückkommen, als ich mich auf Alexander von Humboldt berufen habe, der überzeugt war: „Alles ist Wechselwirkung.“ Damit hat er im Grunde schon vor Jahrhunderten darauf hingewiesen, dass das, was wir heute Multilateralismus nennen, nämlich Zusammenarbeit, die Grundlage unserer politischen Tätigkeit sein sollte. Ich denke, dass uns die vergangenen zwei Jahre einmal mehr vor Augen geführt haben, dass das Bekenntnis zum Multilateralismus wichtig und richtig ist.

Die Pandemiebekämpfung zeigt uns das in ganz besonderer Weise. Herr Tedros von der Weltgesundheitsorganisation ist vorhin hier aufgetreten und hat darauf hingewiesen: Wenn nicht alle Menschen geimpft werden, wenn das Virus nicht global besiegt ist, dann ist auch niemand von uns sicher, dann hat niemand die Chance, vor dem Virus wirklich in Sicherheit gebracht zu werden. Wir werden immer wieder Mutationen erleben. Deshalb ist die gleichmäßige und schnelle Versorgung aller Menschen auf der Welt sozusagen eine der Hauptaufgaben. Deutschland hat gerade bei der G7-Sitzung für den ACT-Accelerator und insbesondere für die Impffazilität COVAX zusätzlich 1,5 Milliarden Euro zugesagt. Das heißt, insgesamt haben wir Zusagen in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar für dieses Programm gemacht; und das aus Überzeugung.

Vor großen Herausforderungen wie bei der Pandemiebekämpfung stehen wir natürlich auch mit Blick auf das Klima und die Artenvielfalt, beim Kampf gegen den Terrorismus und – mit noch größerer Dringlichkeit als schon vorher – mit Blick auf die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele, der SDG-Ziele, bis zum Jahr 2030. All das werden wir nur dann bewältigen und erreichen können, wenn wir unsere Kräfte in allen Bereichen bündeln und den Sicherheitsbegriff – das ist auf der Münchner Sicherheitskonferenz durch Sie, Herr Ischinger, schon vor einigen Jahren immer deutlicher geworden – als einen Begriff der vernetzten Sicherheit, der multidimensionalen Sicherheit verstehen.

Die Zeichen für Multilateralismus stehen in diesem Jahr sehr viel besser als vor zwei Jahren. Das hat auch sehr viel damit zu tun, dass Joe Biden Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden ist. Seine Rede soeben wie auch die ersten Ankündigungen seiner Administration haben uns davon überzeugt, dass nicht nur gesprochen, sondern dass gehandelt wird. Die Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen, die Rückkehr in die Weltgesundheitsorganisation, das Mitwirken im UN-Menschenrechtsrat, die Verlängerung des New-START-Vertrags, auch die Bereitschaft, das Iran-Nuklearabkommen wieder in Gang zu setzen – all das sind wichtige Schritte hin zu mehr multilateraler Zusammenarbeit.

Ich kann nur unterstützen, dass demokratische Länder nicht nur über Freiheit und Werte sprechen, sondern auch Ergebnisse liefern und zu den Erfolgen auf der Welt beitragen. – In Deutschland gibt es das Sprichwort: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ – Das ist die Agenda, vor der wir jetzt stehen. Hierbei spielt die transatlantische Kooperation natürlich eine zentrale Rolle. Was heißt das für Deutschland als ein Land, das die transatlantische Partnerschaft immer unterstützt hat, und auch als Mitgliedstaat der Europäischen Union? – Das heißt, dass wir unser Engagement in allen Bereichen fortsetzen müssen. Wir müssen auch dort handeln, wo man sich anstrengen muss. Sich anzustrengen, das bedeutet manchmal auch, über den eigenen Schatten zu springen. Ich denke, da sind wir auch in den vergangenen Jahren einige gute Schritte vorangekommen.

2014 in Wales, als wir über das Zwei-Prozent-Ziel für die Verteidigungsausgaben gesprochen haben, haben wir uns dazu verpflichtet, in diese Richtung hin zu arbeiten. Ich kann sagen, dass wir in diesem Jahr bei 1,5 Prozent angekommen sind, nachdem wir 2014  1,1 Prozent Verteidigungsausgaben hatten. Wir fühlen uns dem Zwei-Prozent-Ziel natürlich weiterhin verpflichtet und werden auch weiter darauf hinarbeiten.

Aber es kommt natürlich auch darauf an, was wir in die transatlantische Partnerschaft einbringen. Ich darf darauf hinweisen, dass Deutschland seit 18 Jahren in Afghanistan an ganz entscheidender Stelle, im Norden Afghanistans, mit dabei ist, Stabilität zu sichern oder zu erzeugen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir jetzt eine Neubewertung des Friedensprozesses in Afghanistan durch die amerikanische Administration haben. Deutschland ist dazu bereit, auch länger in Afghanistan zu bleiben, wenn es der erfolgreichen Mission dient und wenn es uns in eine Position bringt, die auch den demokratischen, den friedliebenden Kräften in Afghanistan wirklich eine Chance gibt. Der Abzug darf nicht darin enden, dass die falschen Kräfte dort die Oberhand gewinnen.

Wir sind Rahmennation in Litauen. Wir sind im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus mit dabei. Wir sind im Irak engagiert.

Deutschland bekennt sich einerseits zur NATO als dem zentralen transatlantischen Pfeiler, andererseits aber auch zur europäischen Verteidigungspolitik. Für uns ergänzen sich die beiden Elemente. Sie stehen nicht gegeneinander, sondern sie ergänzen sich und gehören zusammen.

Es gibt in der Interessenlage der Europäischen Union natürlich Dinge, die für uns von ganz besonderer Wichtigkeit sind. Das ist zum Beispiel unser Engagement in Afrika oder die Zukunft Syriens. Wir müssen ja sehen: Hierbei geht es um Länder, die direkt vor der Haustür der Europäischen Union liegen und deren Entwicklung uns deshalb in ganz besonderer Weise tangiert. Deutschland hat sich in den letzten Jahren sehr viel stärker in Afrika engagiert, auch wenn wir sehen müssen, dass Frankreich hier die allermeisten Lasten trägt. Dennoch: Wir sind bei der UN-Mission MINUSMA und bei der europäischen Mission zur Ausbildung von Streitkräften in Mali und jetzt auch in Niger mit dabei. Wir unterstützen auch die G5-Sahel-Initiative. Und ich würde mich dafür einsetzen, mit den Vereinigten Staaten von Amerika noch einmal darüber zu sprechen, ob wir diesen Ländern im Kampf gegen den Terrorismus nicht dadurch helfen sollten, dass wir gemeinsam ein Kapitel-VII-Mandat der Vereinten Nationen beschließen, denn das würde diesen Ländern noch einmal sehr viel mehr Unterstützung und Hilfe im Zusammenhang mit ihrem wirklich schwierigen Kampf gegen den islamistischen Terrorismus geben. Das Verhältnis zu Afrika ist, glaube ich, von so strategischer Bedeutung, dass es auch ein wichtiges Thema in der transatlantischen Diskussion sein sollte.

Ein Dreh- und Angelpunkt für die Befriedung des Kampfes gegen den islamistischen Terrorismus ist auch die Frage: Wie entwickeln sich die Dinge in Libyen? Deutschland hat hierbei mehr diplomatische Verantwortung übernommen. Ich freue mich, dass der UN-Prozess einige Erfolge zeitigt. Wir dürfen da aber auch nicht blauäugig sein, denn die Gefahr, dass Libyen sozusagen Spielball von großen Stellvertretermächten wird und Libyen nicht wirklich den Libyern mit einer politischen Zukunft gehört, ist immer noch groß. Die Europäische Union setzt sich dafür ein, aber ich denke, auch transatlantisch sollten wir uns dafür einsetzen, dass Libyen und seine Zukunft den Libyern gehören.

Wir müssen auch den Verfassungsprozess für Syrien – ebenfalls durch die Vereinten Nationen geleitet – voranbringen, denn auch in Syrien wird es nur dann eine friedliche Lösung geben, wenn die vielen Menschen, die Syrien verlassen mussten, wieder eine politische Zukunft in ihrem Heimatland bekommen.

Wir werden natürlich auch, was den JCPOA, das Nuklearabkommen mit dem Iran, anbelangt, sehr eng zusammenarbeiten. Ich hoffe, dass diesem Abkommen eine Chance gegeben werden kann.

Die transatlantische Partnerschaft hat darüber hinaus zwei große Aufgaben, für die wir gemeinsame Strategien entwickeln müssen.

Das betrifft zum einen das Verhältnis zu Russland. Wir sind mit Blick auf die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine in den letzten Jahren nicht vorangekommen. Der Minsker Prozess ist zwar ein diplomatisches Mittel, aber die Fortschritte lassen zu wünschen übrig. Russland verwickelt immer wieder Mitgliedstaaten der Europäischen Union in hybride Auseinandersetzungen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir eine gemeinsame transatlantische Russland-Agenda entwickeln, die einerseits kooperative Angebote beinhaltet, auf der anderen Seite aber auch ganz klar die Unterschiede benennt. Ich kann dem amerikanischen Präsidenten hier nur zustimmen, was die Frage einer starken Europäischen Union betrifft: Daran arbeitet Russland zurzeit leider nicht.

Das Zweite und vielleicht noch Kompliziertere ist, dass wir eine gemeinsame Agenda gegenüber China entwickeln. China ist auf der einen Seite systemischer Wettbewerber. Auf der anderen Seite brauchen wir China für die Lösung globaler Probleme, etwa im Zusammenhang mit den Themen der Artenvielfalt oder des Klimaschutzes. China hat in den letzten Jahren eben auch an globaler Schlagkraft gewonnen. Dem müssen wir als transatlantisches Bündnis und als Demokratien der Welt dann auch etwas an Taten entgegensetzen. Deswegen ist es zum Beispiel hinsichtlich der Frage der Impfstofflieferung an Entwicklungsländer wichtig, dass jetzt nicht nur aus China und Russland Impfstoffe geliefert werden, sondern wir uns auch fragen: Wie können wir uns über COVAX und auch als multilaterale Gemeinschaft wie die G7 einsetzen, um das Impfen für Entwicklungsländer gerade auch in Afrika voranzubringen?

Wir müssen außerdem multilaterale Organisationen wie die Weltbank, die Welthandelsorganisation, die Weltgesundheitsorganisation und den Internationalen Währungsfonds wieder stärken. Überall dort, wo wir schwach waren und wo wir uns nicht schnell genug entscheiden konnten, Veränderungen oder Kapitalerhöhungen vorzunehmen, sind subsidiäre Strukturen oder andere Strukturen im asiatischen Raum, oft unter der Federführung Chinas, entstanden. Wir müssen dem auch etwas entgegensetzen und eben durch Taten überzeugen.

Es geht also darum, dass wir gemeinsam die strategischen Herausforderungen definieren. Ich glaube, die Agenda ist klar; und klar ist auch, dass wir gemeinsame Vorgehensweisen entwickeln müssen. Das bedeutet nicht immer Interessengleichheit – ich mache mir darüber keine Illusionen; man muss auch offen über die Differenzen sprechen. Aber vom Grundansatz, von der Wertebasis, von der Überzeugung, von der Demokratie und ihrer Handlungsfähigkeit her haben wir ein breites, gutes gemeinsames Fundament. Wir müssen zeigen, dass wir Länder nicht in Abhängigkeiten bringen wollen, sondern dass wir Länder von unserer Art, zu leben, und von unserer Art, Politik zu machen, überzeugen wollen.

Die transatlantische Perspektive ist für mich der Kern dieser Bemühungen. Ich kann nur sagen: Es gibt sehr viel zu tun. Deutschland steht für ein neues Kapitel der transatlantischen Partnerschaft bereit. Und ich freue mich, das hier auf diesem Forum der Münchner Sicherheitskonferenz heute sagen zu dürfen.

Herzlichen Dank.

Dokumentiert: Rede von Bundeskanzlerin Merkel zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 vor dem Europäischen Parlament am 8. Juli 2020 in Brüssel

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Frau Kommissionspräsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen im Europäischen Parlament,
meine Damen und Herren,

es ist mir eine Freude, zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft vor dem Plenum des Europäischen Parlaments zu sprechen. Wie die meisten von Ihnen habe auch ich die direkten Begegnungen mit Menschen, die Gespräche von Angesicht zu Angesicht, vermisst.

Für mich ist dies nun die erste Auslandsreise nach Ausbruch der Pandemie; und sie führt mich bewusst und mit ganzer Überzeugung zu Ihnen, ins Herz der europäischen Demokratie. In diesen Zeiten, in denen die Europäische Union diese Krise gestärkt bestehen will, braucht es das Europäische Parlament.

Die Aufgaben vor uns sind gewaltig; und sie verlangen gewaltige Anstrengungen. Sie brauchen eine parlamentarische Auseinandersetzung, sie brauchen politische Vermittlung, sie brauchen kulturelle Übersetzungen in die verschiedenen Länder und Regionen. Und dafür braucht es Sie. Daher ist es mir eine besondere Ehre, Ihnen heute die Schwerpunkte der deutschen Ratspräsidentschaft vorzustellen.

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