Köpfe: Joachim Ringelnatz

Joachim Ringelnatz, geboren als Hans Gustav Bötticher am 7. August 1883 in Wurzen, Deutschland, war ein bedeutender deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler.

Bekannt wurde er vor allem durch seine humorvollen und skurrilen Gedichte, die oft das Leben der einfachen Menschen und die Absurditäten des Alltags zum Thema hatten. Sein Pseudonym „Ringelnatz“ ist der Name eines Seepferdchens und spiegelt seinen Hang zum Maritimen wider, was sich auch in vielen seiner Werke zeigt.

Ringelnatz wuchs in Leipzig auf und arbeitete in verschiedenen Berufen, darunter als Matrose und Buchhändler, bevor er sich der Kunst widmete. Ab 1910 trat er in Münchner Kabaretts auf und wurde schnell für seine originellen Vorträge und Gedichte bekannt. Besonders populär wurde seine Figur „Kuttel Daddeldu“, ein Seemann, der in vielen Gedichten Ringelnatz’ vorkommt.

Während der Weimarer Republik war Ringelnatz ein gefeierter Künstler, doch seine Werke fielen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 der Zensur zum Opfer. Seine Bücher wurden verboten und er erhielt ein Auftrittsverbot. Joachim Ringelnatz starb am 17. November 1934 in Berlin an den Folgen einer Tuberkuloseerkrankung.

Trotz seines vergleichsweise kurzen Lebens hinterließ Ringelnatz ein umfangreiches und vielseitiges Werk, das bis heute für seine einzigartige Mischung aus Witz, Melancholie und Menschlichkeit geschätzt wird.

Buchtipps

Kasperleverse

Gedicht: Abschiedsworte an Pellka von Joachim Ringelnatz

Jetzt schlägt deine schlimmste Stunde,
Du Ungleichrunde,
Du Ausgekochte, du Zeitgeschälte,
Du Vielgequälte,
Du Gipfel meines Entzückens.
Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens
Mit der Gabel! – – Sei stark!
Ich will auch Butter und Salz und Quark
Oder Kümmel, auch Leberwurst in dich stampfen.
Mußt nicht so ängstlich dampfen.
Ich möchte dich doch noch einmal erfreun.
Soll ich Schnittlauch über dich streun?
Oder ist dir nach Hering zumut?

Du bist ein so rührend junges Blut. –
Deshalb schmeckst du besonders gut.
Wenn das auch egoistisch klingt,
So tröste dich damit, du wundervolle
Pellka, daß du eine Edelknolle
Warst, und daß dich ein Kenner verschlingt.

Joachim Ringelnatz

10 Bücher, die man am „Tag des freien Buches“ lesen sollte

Am 10 Mai ist der Tag des freien Buches, an dem der Bücherverbrennungen durch die Nazis gedacht wird, die hauptsächlich an diesem Tag im Jahr 1933 stattfanden.

Anders als 1933 finde ich, dass man diese Bücher in seinem Schrank stehen haben sollte:

  1. Der Untertan (Heinrich Mann)
    …zeigt, durch welche Geisteshaltung es in Deutschland überhaupt erst so weit kommen konnte (Taschenbuch). Mann wird ausdrücklich in den 9 Feuersprüchen erwähnt und seine Werke sollten daher verbindlich verbrannt werden.
  2. Die Konferenz der Tiere (Erich Kästner)
    …ist Erich Kästners erster Roman nach dem Zweiten Weltkrieg und eine deutliche Kritik an der Menschheit (Bibliothekseinband). Auch Kästner wird in den 9 Feuersprüchen erwähnt.
  3. Deutschland, Deutschland über Alles (Kurt Tucholsky)
    …ein kritischer Blick auf die Weimarer Republik. (Taschenbuch). Auch Tucholsky kommt in den Feuersprüchen vor.
  4. Im Westen nichts Neues (Erich Maria Remarque)
    …einer der klassischen Antikriegs-Romane (Kindle Ausgabe). Remarque ist einer der Autoren aus den Feuersprüchen.
  5. Des Teufels General (Carl Zuckmayer)
    …wirft die Frage auf, wie man sich in einer unmenschlichen Welt verhalten soll. (Taschenbuch). Zuckmayers Werke wurden von der Universität Halle-Wittenberg auf die Verbrennungsliste gesetzt.
  6. Die Buddenbrooks (Thomas Mann)
    …ist der erste große deutsche Gesellschaftsroman. (Kindle Ausgabe). Manns Bücher wurden unter anderem in Köln verbrannt.
  7. Die Dreigroschenoper (Bertolt Brecht)
    …ist eines der erfolgreichsten Theaterstücke des 20. Jahrhunderts. (Taschenbuch). Die Nazis verboten die Aufführung ab 1933.
  8. Berlin Alexanderplatz (Alfred Döblin)
    …der Roman gibt Tiefe in das Großstadtleben während der Weimarer Republik. (Taschenbuch). Döblins Werke wurden auch aus allen Bibliotheken entfernt.
  9. In einem andern Land (Ernest Hemingway)
    …ist wohl Hemingways berühmtester Roman und spielt in Italien während des Ersten Weltkriegs (Taschenbuch). Hemingway zählte zu den nicht-deutschsprachigen Autoren, deren Bücher verbrannt wurden.
  10. Ich bin so knallvergnügt erwacht (Joachim Ringelnatz)
    …die Gedichte von Joachim Ringelnatz waren den Nazis wohl einfach zu fröhlich (Taschenbuch).

Und als kleinen Bonus empfehle ich meine Sammlung „Wirr„, die einen Blick auf Deutschland in 750 Zitaten gibt.

Bild: Von Flugblatt – Eigenhändige Fotographie, PD-Schöpfungshöhe, Link