Was bedeutet bedünken?

Das Wort „bedünken“ hat in der historischen Sprache die Bedeutung von „scheinen“ oder „den Eindruck haben“. Es drückt ein Urteil oder eine Meinung aus, die man aufgrund einer Wahrnehmung oder eines Gefühls über eine Sache bildet. Wenn man beispielsweise sagt „Mich bedünkt, es sei schon spät“, bedeutet das, dass es einem so vorkommt oder man den Eindruck hat, dass es schon spät ist.

In moderner Sprache würde man „bedünken“ mit „denken“, „meinen“ oder „glauben“ übersetzen. Es handelt sich also um eine subjektive Einschätzung oder Vermutung. Der Ausdruck „nach meinem Bedünken“ entspricht in der heutigen Sprache „meiner Meinung nach“.

Der Adelung schreibt in seinem Eintrag zu bedünken schon 1793, dass das Wort veraltet ist. Insoweit ist es verwunderlich, dass es erst 2024 aus dem gedruckten Duden gestrichen wurde:

Bedünken, verb. reg. impers. welches mit der vierten Endung der Person für scheinen gebraucht wird, das Urtheil auszudrucken, welches man auf Veranlassung der Sinne von einer Sache fället. Mich bedünkt, es sey schon spät. Er ist, wie mich bedünkt, ein rechtschaffener Mann.

So wird die Vorsicht uns weise, der Himmel uns gnädig bedünken,
(Kleist)

Sich bedünken lassen, dafür halten, der Meinung seyn. Auch der Infinitiv wird zuweilen, am häufigsten aber in der Sprache der Kanzelleyen, als ein Hauptwort für Gutachten, Meinung, wahrscheinliches Urtheil gebraucht. Nach meinem Bedünken. Das ist, meines Bedünkens, sehr unrichtig. Gleichwohl geben sie ihm, meines Bedünkens, nichts nach.

Doch soll ich anders sagen, was mein Bedünken ist,
(Opitz)

Anm. Ehedem war für dieses Zeitwort in der Oberdeutschen Mundart auch bedäuchten üblich, welches noch bey dem Hans Sachs vorkommt; z.B. als mich bedäucht. Allein im Hochdeutschen ist solches veraltet, und selbst bedünken scheint immer mehr aus dem Gebrauche zu kommen. S. Dünken.

Was bedeutet bürgerlich? Die Definition im Adelung von 1793

Bürgerlich, adj. et adv. einem Bürger, oder dem Bürgerstande gemäß, in dessen Verhältnissen gegründet, doch, nach dem verschiedenen Gebrauche des Wortes Bürger, mit verschiedenen Nebenbegriffen.

1) So fern Bürger den Einwohner einer Stadt bedeutet, welcher in Ansehung seines Nahrungsgeschäftes der Rechte und Freyheiten der Stadt theilhaftig ist. Sich bürgerlich nähren, wie Bürger sich zu nähren pflegen. Bürgerliche Nahrung treiben. Bürgerliche Freyheiten, bürgerliche Beschwerden, bürgerliche Abgaben. Ein bürgerlicher Krieg, ein Krieg unter den Bürgern einer Stadt. Der bürgerliche Gehorsam, ein gelindes Gefängniß für straffällige Bürger. Bürgerliche Sachen, dergleichen unter Bürgern vorkommen, und den Verlust des Bürgerrechtes nicht nach sich ziehen; Civil-Sachen. Das bürgerliche Recht, so fern es dem peinlichen entgegen gesetzt ist, welches über bürgerliche Sachen richtet. Weichbild Art. 17. in Gloss. »Die Klagen sind entweder burglich oder peinlich. Burgliche Klagen sind, da beyde der Kläger und der Antworter vor der Klag und nach der Klag Burger bleiben, also daß keiner den andern nicht vorflüchtig darf werden. Peinliche Klage ist anders nichts, denn da man fordert von dem Bruchhaftigen seine verdiente Pein und keinen Abtrag noch Buße.« In einer weitern Bedeutung kommt es im dritten Absatze vor. Die bürgerliche Obrigkeit, die nächste Obrigkeit einer Stadt, welche die Polizey und den äußern Wohlstand der Stadt zu besorgen hat, zuweilen aber auch mit der bürgerlichen Gerichtsbarkeit versehen ist; die Civil-Obrigkeit.

2) So fern unter dem Worte Bürger der dritte Stand eines Staates verstanden wird, bedeutet dieses Wort,

(a) oft so viel, als im gemeinen Leben üblich, dem gemeinen Leben gemäß, doch mit verschiedenen Einschränkungen und Nebenbegriffen. Das bürgerliche Leben, die Lebensart der meisten in einem Staate. Der bürgerliche Tag, in der Astronomie, der Tag der aus Tag und Nacht oder 24 Stunden bestehet, in welcher Zeit sich die Erde Ein Mahl um die Sonne beweget, der Sonnentag, der natürliche Tag; im Gegensatze des künstlichen, welcher nur die Zeit begreift, in welcher die Sonne über dem Horizonte gesehen wird. Das bürgerliche Jahr, welches nur nach Tagen berechnet wird, und wozu so wohl das gemeine Jahr, als das Schaltjahr gehören; im Gegensatze des astronomischen Jahres, dessen Dauer nach Stunden und Minuten berechnet wird. Die bürgerliche Baukunst, welche im gemeinen Leben gebraucht wird; im Gegensatze der Kriegsbaukunst, Schiffsbaukunst und Wasserbaukunst.

(b) In der Sprache der großen Welt bedeutet bürgerlich figürlich oft so viel, als von seinen Sitten entfernet, den Gewohnheiten des Hoflebens und Adelstandes nicht gemäß. Sehr bürgerliche Sitten haben. Sein Wort halten, läßt heut zu Tage gar zu bürgerlich.

Ein Sprößling eigennütz’ger Ehe,
Der stolz und steif und bürgerlich,
Im Schmausen keinen Fürsten wich,
Haged.

3) So fern unter Bürger die Glieder eines Staates verstanden werden. Die bürgerliche Gesellschaft, da sich viele dem Willen Eines unterworfen haben, im Gegensatze derjenigen Gesellschaft, welche aus Ältern und Kindern bestehet. Bürgerliche Gesetze, in der weitesten Bedeutung, wonach man im gemeinen Leben seine Handlungen einzurichten hat, besonders in Rücksicht auf seinen Nächsten. Das bürgerliche Recht, in der weitesten Bedeutung, der Inbegriff der Rechte, welche Unterthanen oder Bürger als Bürger gegen einander haben; im Gegensatze des Staatsrechtes, und des Staatenrechtes oder öffentlichen Rechtes. In engerer Bedeutung verstehet man unter dem bürgerlichen Rechte (Jus civile) nur die Sammlung der darauf gerichteten Römischen Gesetze, im Gegensatze des kanonischen und Municipal-Rechtes. In der engsten Bedeutung ist es im ersten Absatze vorgekommen. Ein bürgerlicher Krieg, ein innerlicher Krieg, unter den Unterthanen eines Staates.

Quelle: Adelung, Leipzig 1793

Bild: James Gillray um 1802, „Bürger Volpone wird in Paris vorgestellt“

10 Fakten über den Flatus

  1. Als Flatus bezeichnet man den Abgang von Darmgasen über den After.
  2. Andere Bezeichnung sind Wind, Darmwind, Furz, Pups, Leibwind oder auch Darmwind.
  3. Am Tag pupst ein Mensch normalerweise circa 10 bis 20 mal, was einem Gesamtvolumen 0,5 bis zwei Liter Gas entspricht.
  4. Zu 99% bestehen Pupse aus Kohlendioxid, Methan, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Diese Gase sind übrigens geruchlos. Kommen andere Gase insbesondere Schwefelverbindungen dazu, die durch Bakterien im Darmtrakt gebildet werden, dazu, kann ein Furz übelriechend sein.
  5. Muss man mehr als 24 mal am Tag pupsen spricht man von Flatulenzen.
  6. Sammeln sich übermäßig viele Gase im Bauchraum an, spricht man auch von Meteroismus,
  7. Der Furz an sich ist Gegenstand vieler Witze und Sprüche und wird auch immer wieder in Kunst und Kultur thematisiert, Menschen, die mit ihren Flatulenzen Musik machen können, bezeichnet man als Flatulisten.
  8. Schon immer beliebt war es, in Kerzen zu pupsen, so dass sich die Gase dann entzünden.
  9. Der Adelung von 1796 schreibt zum Thema: „Der Furz, des -es, plur. die Fürze, Diminut. das Fürzchen, Oberd. Fürzlein, in den niedrigen Sprecharten, eine Benennung der Blähungen in dem Eingeweide, so fern sie mit einem gewissen Geräusche in das Freye gehen. Daher furzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, dergleichen Blähungen gehen lassen. Anm. Im gemeinen Leben auch Farz und farzen, im Nieders. Furt, Purt und furten, purten, im Angels. Feort, im Engl. Fart, im Dän. Fiärt, im Schwed. Fjärt, im Isländ. Freta, im Albanischen Pord, im Wallachischen Pjerd, im Griech. πορθƞ, und περθειν, Franz. Bourdon und bourder, Böhm. prdeti. Es ist eine Nachahmung des Lautes solcher Winde, daher man sich über die Übereinstimmung so vieler Sprachen nicht verwundern darf.“
  10. In den USA ist der 7. Januar der „National Pass Gas Day“ , in Deutschland begeht man den 5. Februar als den „Hast Du gepupst?“ Tag.

Bild: Katsushika Hokusai; 18./19. Jhr,; Holzschnitt, koloriert aus der Edo(Tokugawa)-Zeit mit dem Titel „Shitei läßt einen Pups fahren“.

Ficken im Adelung von 1796

Ficken, verb. reg. act. welches nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist. 1) Hin und her reiben, im Oberdeutschen. 2) Mit Ruthen züchtigen, im Niedersächsischen und Oberdeutschen. Ein Kind ficken. In einigen Gegenden ist auch das Diminut. fickeln in eben dieser Bedeutung üblich. Engl. fig, feaze, Holl. ficken. Das Lat. figere, stechen, stecken, im mittlern Lat. ficare, Ital. frecare, scheinet genau damit verwandt zu seyn. S. Fegen

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 144.

Was bedeutet Speckhals?

Speckhals war früher ein Begriff, der insbesondere bei Pferden von Bedeutung war. So steht bereits im Adelung von 1801:

Der Spêckhals, des -es, plur. die -hälse, ein allzu fetter, mit vielem Specke bewachsener Hals, besonders bey den Pferden, wo auch ein Pferd, welches einen zu fetten Hals hat, ein Speckhals genannt wird.

Heute ist dies nicht mehr üblich und wurde z.B. auch aus dem gedruckten Duden 2024 entfernt, wird aber noch als Schimpfwort genutzt.

Hier finden Sie mehr illustrierte Schimpfwörter.

Was bedeutet Ranzmöse?

Bei Ranzmöse handelt es sich um ein in Deutschland gebräuchliches Schimpfwort. Es beginnt mit dem Anfangsbuchstaben R und hat 8 Zeichen.

Möse ist derb für die Vagina, ranz kommt von ranzig. Der Adelung schreibt dazu:

Ranzig, -er, -ste, adj. et. adv. welches nur von dem Fette und fetten Dingen gebraucht wird, wenn sie verderben, und einen widerwärtigen und ekelhaften Geruch und Geschmack bekommen. Ranziger Speck. Die Butter, das Öhl ist ranzig. Im Niederd. bask, von dem Specke galstrig.

Ranzmöse ist also eine stinkende, ungepflegte Möse.

Die Ursula hat wieder streng gerochen, die ist eine richtige Ranzmöse.