Schavan und der verlorene Titel – eine Bewertung in Zitaten

Der Schutz des geistigen Eigentums ist ein hohes Gut.

Der Fakultätsrat der Universität Düsseldorf hat „mit 12 Ja-Stimmen zu 2 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung in geheimer Abstimmung abschließend entschieden, die schriftliche Promotionsleistung von Frau Schavan für ungültig zu erklären und ihr den Doktorgrad zu entziehen“.

Ich habe ganz klar von wissenschaftlicher Integrität als einem hohen Gut gesprochen und davon, dass die Aberkennung des Titels richtig ist. Da kann niemand auf die Idee kommen, dass ich den Vorgang für eine Lappalie halte.

Maßgeblich für die Entscheidung war „die Qualität sowie der Umfang der festgestellten Plagiatsstellen“ in der Dissertation und das öffentliche Interesse am Schutz der Redlichkeit wissenschaftlichen Qualifikationserwerbs.“

Das ist die Antwort der Wissenschaft auf die Analyse der Arbeit. … Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.

Frau Schavan ist jedoch nicht gewillt, diese Entscheidung der durch die Universität repräsentierten Wissenschaft zu akzeptieren und hat durch ihre Anwälte eine umgehende Klage gegen den Entzug des Doktortitels angekündigt. Auch wenn doch gelten sollte:

Die Uni muss entscheiden, ob sie von einer bewussten Täuschung ausgeht.

Und ist nicht

…das Wissenschaftssystem in Deutschland … auch deshalb so anerkannt, weil wir seitens der Politik die Souveränität und Selbstkontrolle der Wissenschaft achten.

Davon ist seitens der Politik diesmal leider nur wenig zu spüren. So bezeichnete z.B. Unionsfraktionsvize Michael Kretschmer das Verfahren der Uni sogleich als Farce und sprach gar von einer „politisch motivierten Kampagne“. Gerade

deshalb muss Vertrauen, das verloren gegangen ist, wiederhergestellt werden

weswegen ein Rücktritt Schavans vom Amt der Bundesministerin für Bildung und Forschung aufgrund der inzwischen geltenden Standards wohl unausweichlich ist.

Alle herausgehoben gekennzeichneten Zitate stammen von Frau Schavan selbst. Sie äußerte diese im Interview mit der SZ zur Causa Guttenberg.

Warum es gleichzeitig gut und schlecht ist, dass KTG einfach mal ruhig ist

Soso, Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg (KTG) will bis auf weiteres nicht mit deutschen Medien sprechen. Mir wäre gar nicht aufgefallen, dass er schon seit einiger Zeit ruhig ist, hätte nicht SPON darauf hingewiesen.

Nun ist das einerseits kein Umstand, über den man traurig sein müsste. Ganz im Gegenteil – es ist sogar recht wohltuend.

Andererseits ist es aber auch eine Schande. Denn immerhin soll KTG die EU Kommission im Rahmen der Europäischen „No-Disconnect“-Initiative beraten, „wie Internetnutzer, Blogger und Cyberaktivisten in autoritär regierten Ländern auf Dauer unterstützt werden können“. Dazu hatte er inzwischen über 12 Monate Zeit. Passiert ist seitdem nicht viel, wie z.B. Manuel Bewarder in der Welt berichtet. So ist ein noch vor sechs Monaten angekündigter Bericht über die Berater-Aktivitäten noch nicht erschienen und wird es wohl auch nicht.

Auch wenn KTG kein Honorar für seine Untätigkeit erhält – gemunkelt wird nur von einer knapp sechsstelligen Aufwandsentschädigung – ist der Schaden insoweit da, dass eben nichts für Cyberaktivisten in Diktaturen und Regimen getan wird. Und gerade angesichts der Situation in vielen arabischen, afrikanischen, asiatischen und anderen Ländern wie z.B. Russland und Venezuela wäre das bitter notwendig.

Insoweit sollte der Freiherr doch etwas sagen – oder die zuständige EU Kommissarin Neelie Kroes sollte die Größe haben, ihren Fehler bei dieser Personalie zuzugeben und ihn auszutauschen.

zu Guttenberg Biographie erschienen

Tatsächlich: die zu Guttenberg-Biographie von Eckart Lohse ist erschienen. Auch wenn von der Plagiat-Affäre noch nichts drin steht – lesenswert ist sie trotzdem.

Guttenberg: Biographie

guttenberg-biographie

Die riesigste bild.de Schlagzeile aller Zeiten

Der Rücktritt von zu Guttenberg vom Amt des Bundesministers der Verteidigung sorgte am 01.03.2011 für die bislang größte Schlagzeile bei bild.de:

guttenberg-ruecktritt

Je offline desto Guttenberg

Bild gedruckt: 83% für Verbleib Guttenbergs im Amt
Bild online: 55% für Rücktritt Guttenbergs.

zu Guttenbergs Dissertation ist nicht mehr im Handel

Das ging aber schnell: gerade stellte ich mir die Frage, ob man KTzG’s Dissertation denn noch kaufen kann…  und weg ist sie:

Verfassung und Verfassungsvertrag: Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU, Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg

tweet des Tages vom 23.02.2011

@blackboks:
Wenn #Guttenberg schlampig zitiert hat, dann ist Ladendiebstahl wohl schlampiges EInkaufen #Anstalt #ZDF

10 Gedanken zu zu Guttenberg

Eigentlich wollte ich noch einen langen Besinnungsaufsatz zum Thema zu Guttenberg schreiben, doch bin ich des Themas etwas überdrüssig. Daher hier nur 10 schnelle Gedanken:

  1. Der Grad der Zustimmung zu zu Guttenberg ist umgekehrt proportional zu Intellekt und akademischer Bildung. (Was angesichts 70% Zustimmung zu KTZG schlechtes für Deutschland erwarten lässt….)
  2. Es ist schon peinlich, sich im Titel einer autorisierten Biographie als „Politstar“ bezeichnen zu lassen (Karl-Theodor zu Guttenberg – Aristokrat, Politstar, Minister).
  3. Jetzt auch noch Titelmissbrauch? Dass er seinen Doktortitel angeblich schon führte, als er noch gar nicht dazu berechtigt war, wundert in der Gesamtschau nur wenig.
  4. Die Umstände der Entlassung von General Schneiderhan erscheinen nun auch in einem anderen Lichte – vielleicht hatte der Minister vor lauter Stress den Überblick hinsichtlich der anwesenden Personen verloren?
  5. Wie war das noch mal? „Jemanden zu seiner eigenen Sicherheit aus der Schusslinie nehmen, bis die Vorwürfe geklärt sind.“
  6. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. (Volksmund, in Deutschland anscheinend vergessen).
  7. Menschen mit zu Guttenbergs Talenten könnten sich auch als Diplom-Betrüger verdingen.
  8. Teflon Karl – doch irgendwann hat auch Teflon so viele Kratzer, dass selbst der anspruchsloseste Koch die Pfanne nicht mehr verwendet.
  9. Müssen wir für ihn sammeln? Er hat seine Dissertation laut Anna von Bayern noch auf einem Diskettencomputer geschrieben und daher die Fußnoten falsch gespeichert.
  10. Erscheint die neue Guttenberg Guttenberg Biographie jetzt später, da sie noch angepasst werden muss?

tweet des Tages vom 19.02.2011

@schauender
wenn ich noch mal auf die welt komme dann als #guttenberg … ich kann gegen regeln verstossen und die leute finden das noch gut. hurra!!!!

Die Guttenberg Rezension des Tages

"Mit seinem Meisterwerk "Verfassung und Verfassungsvertrag" hat der freiherrschaftliche Autor ein einzigartiges Zeugnis seines einmaligen und bisher in der Menschheitsgeschichte nie dagewesenen Wissens im Bereich des Staats- und Verfassungsrechts von sich gegeben.

In zähem, siebenjährigen Ringen hat dieser hochgebildete und weltbewanderte Tausendsassa, eingeschlossen in seinem hochherrschaftlichen fränkischen Kastell auf hoher Bergeshöh, welches er nur ab und an für seine Nebentätigkeiten als Legislativvertreter und Gutsbesitzer verlassen hat, eine durch und durch fundiert durchdachte, authentische und einfach nur epochale Dissertation zum weltbewegenden Thema der Entwicklungswege der Konstitutionen in der USA und den der Europäischen Union angehörenden Staaten beschrieben, das längst zum vielgerühmten Standardwerk für alle einschlägig Interessierten geworden ist.
Mir gefällt dabei besonders der immer wieder spielerisch wechselnde Schreibstil,
der den Autor als eines der größten literarischen Genies unserer Zeit ausweist,
Zeugnis von seiner schier unbegrenzten Vorstellungskraft und Kreativität gibt
und ihn in eine Reihe mit Tolstoi, Goethe, Cervantes etc. stellt.

Edelmut, Ehrenhaftigkeit und eine unendliche Liebe zu seinen Untertanen beweist der Autor dadurch, dass er einigen aufstrebenden, aber im Vergleich zu ihm fehlbaren Neulingen, die Möglichkeit verschafft ihre Texte, nach gründlicher und gutväterlicher Analyse, in sein Werk einfliessen zu lassen.

Einige dieser Quellen nennt er, andere wiederum verheimlicht er, genau wissend
dass die unglaubliche Auszeichnung des Meisters diesen schwachen Gemütern die Galle hochtreiben würde und sie daher gefährlich erkranken würden.
Fazit: Mit diesem Werk empfiehlt sich ihre freiherrliche Hoheit für höhere, seinem Intellekt entsprechenden Aufgaben. Nur die Übernahme sämtlicher Regierungsposten innerhalb der EU in Personalunion können ein solches Genie, neben dem ein Napoleon, ein Alexander und ein Augustus verblassen, vor der jetzt leider noch gegebenen unterfordernden Agonie vielleicht bewahren.
Es freut mich vom ganzen Herzen, dass nun endlich die wahre Dimension dieser Dissertation erkannt worden ist und der Autor endlich die ihm allein gebührende Anerkennung geniessen darf.

Nie wurde ein Doktortitel verdienterweise vergeben."

(c) Frankenthal Link zum Buch:

Verfassung und Verfassungsvertrag: Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU