Als Gregor Vegansa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einer ungeheueren Fleischwurst verwandelt.
Frei nach dem ersten Satz aus Franz Kafkas „Die Verwandlung„.
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Als Gregor Vegansa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einer ungeheueren Fleischwurst verwandelt.
Frei nach dem ersten Satz aus Franz Kafkas „Die Verwandlung„.
Ich – derzeit Strohwitwer – habe mir am Sonntag Abend ein veganes Abendessen gekocht. Soba Nudeln mit Tofu und vielen Kräutern. Rezept gibt’s hier. Hat sehr gut geschmeckt.
Anruf meiner Mutter: „Und, was gab es bei Dir zum Essen?“
Ich: „Buchweizen Nudeln mit Tofu.“
Mutter (irritiert): „…Warum isst Du Tofu?“
Und auch die Kommentare auf facebook zu dem geposteten Rezept sind eher skeptisch. Da wird verkündet, dass man Tofu generell nicht möge und andere stellen sich die Frage, ob man sich jetzt Sorgen um mich machen müsse.
Dabei hatte ich einfach nur mal Appetit auf Tofu. Ohne jeden Hintergedanken. Wahrscheinlich würde ich – würde ich mir wirklich intensiv Gedanken über mein Essen machen – auch keinen Tofu mehr essen. Von wegen Zerstörung von Regenwald für Sojaanbau, Abwässer bei der Tofuproduktion in Asien, Ausbeutung, lange Transportwege und so. Ob die Ökobilanz bei Tofu wirklich so viel besser ist als bei einem Stück heimischen Bio-Rinds ist nämlich die große Frage und eine gesonderte Betrachtung wert.
Aber darum geht es hier gar nicht.
Vielmehr scheint die Aussage, dass ich Tofu esse und gar selber koche bei Teilen meines näheren und ferneren Umfelds gleich akute Vorurteile auszulösen. Wird aus dem jetzt auch ein Öko? Hätte ich mir einen deftigen Gemüseeintopf (auch vegan gut kochbar) gemacht, wären diese Reaktionen wohl ausgeblieben.
Verkrampfte Reaktionen, was Nahrungsmittel angeht, kenne ich sonst auch mehr aus der vegetarischen und veganen Ecke. Scheint es aber nicht nur dort zu geben.
Oder vielleicht waren meine Kontakte einfach nur besorgt, ich könnte jetzt selber so unentspannt werden, was Essen angeht – dann könnte ich die Skepsis sogar nachvollziehen. Sei’s drum.
Wenn wir alle ein bisschen unvoreingenommener, entspannter und toleranter wären, wäre schon viel gewonnen.
Nicht nur in Sachen Essen.
Köln Hauptbahnhof am kalten Bahnsteig, der Zug hat 10 Minuten Verspätung, schon leicht genervt husche ich durch twitter und stoße auf den Link zu „Liebe Fleischesser, wir müssen reden„. Was wird das für ein missionarischer Schrott sein, denke ich mir, klicke aber trotzdem drauf. Zum Glück. Ein richtig guter Beitrag zum Thema, den zu lesen lohnt. Jetzt.
Ich bin Fleischesser. Mal mehr, mal weniger. Mal vernünftig, mal unvernünftig.
Und ich fände es einfach gut, wenn wir Fleischesser, die Pescetarier, Flexetarier, Vegetarier, Veganer, Frutarier und was es sonst noch so gibt, einfach vernünftig miteinander umgehen können ohne gleich in Grundsatzdiskussionen zu verfallen oder missionieren zu wollen.
Bitte, danke.
Bücher und mehr über Steve Jobs
Bild: By Acaben, cropped by Kyro – Flickr, CC BY-SA 2.0, Link
Zugegebenermaßen bin ich ein großer Fleischtiger. Kaum ein Tag verging in den letzten Jahren, an dem ich nicht in irgendeiner Form Fleisch gegessen hätte. Und die Vorstellung, Vegetarier zu werden, war mir so fremd, dass ich plante, das Tischtuch zwischen mir und meinen Kindern zu durchschneiden, sollten diese Vegetarier werden (weitere Gründe dafür könnten rechtsradikale Aktivitäten sowie die Benutzung von Apple-Produkten sein).
Bis zum 9. März 2011. Seit diesem Aschermittwoch esse ich nach guter alter katholischer Tradition für die Dauer der Fastenzeit kein Fleisch. Gut, Milch, Eier und auch gelegentlich Fisch stehen noch auf dem Speiseplan. So gesehen bin ich wohl eher Pescetarier… Und an den Sonntagen darf – auch entsprechend der katholischen Tradition – ein Braten auf den Tisch. Wahre Vegetarier werden jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Dennoch: es ist eine ziemliche Ernährungsumstellung. Und ich habe selten so viele neue Kochrezepte ausprobiert wie in den letzten Tagen. z.B. Salat mit Kichererbsen, Erbsenpfanne mit Tofu oder auch Arabische Zwiebelsuppe (Cherbah).
Für mich steht jetzt schon fest, dass ich in Zukunft viel weniger Fleisch essen werde. Gleichzeitig bin ich aber auch davon überzeugt, dass der Mensch von seiner Veranlagung her ein Allesfresser ist. Allerdings eben auch der einzige den die Evolution hervorgebracht hat, der frei entscheiden kann, was er isst.