Ist das Galaxy S4 Samsungs letztes Flagship Smartphone mit Android?

Magnolia Blossoms, Central Park, NYBei aller Kritik am Galaxy S4 – was Samsung technisch in das aktuelle Flagship Phone gepackt hat, ist in der Tat beeindruckend. Als Betriebssystem setzen die Koreaner dabei wieder auf Android mit der eigenen TouchWiz Oberfläche.

Ich vermute jedoch, dass das S4 Samsung letztes „Flagship Phone“ mit Android sein wird. Konkreter: als Marktführer im Android Lager wird Samsung noch einige Zeit lang Android Smartphones anbieten. Aber das nächste Vorzeigetelefon von Samsung wird kein Androide mehr sein.

Samsung fährt im Bereich der mobilen Betriebssysteme bislang mehrgleisig. So setzte man auf das hauseigene Bada, Windows Phone und vornehmlich auf Android.

Zwar hat Samsung mit dem Ativ S ein recht leistungsstarkes Smartphone mit Windows Phone 8 auf den Markt gebracht hat, doch sind die letzten Äußerungen seitens Samsung in Hinblick auf Microsoft eher kritisch. Das Ativ S wird von Samsung auch nicht sonderlich aktiv vermarktet. Es deutet derzeit nichts darauf hin, dass Samsung weiter auf Windows Phone setzen wird.

Bada seinerseits wird nicht weiterentwickelt, sondern soll in Tizen aufgehen, einem von Intel, der Linux Foundation und eben Samsung vorangetriebenem Linux für mobile Endgeräte. Auf Tizen werden voraussichtlich bestehende Bada Apps laufen sowie über OpenMobile’s Application Compatibility Layer (ACL) wohl auch bestehende Android Anwendungen. Damit wird Tizen Smartphones von Anfang an eine sehr große Auswahl an Apps zur Verfügung stehen.

Für Samsung wäre es ein logischer Schritt, die Gewichtung von Android zu Tizen hin zu verlagern. Vorteile gäbe es viele:

  • Samsung macht sich unabhängiger von Google, insbesondere was Update Zyklen und Weiterentwicklung angeht.
  • Die Kombination aus Hardware/Betriebssystem/eigenen Funktionen kann besser aufeinander abgestimmt werden und so zu eleganteren und leistungsstärkeren Smartphones führen.
  • Samsung  kann sich leichter an den Wertschöpfungsketten beteiligen, z.B. über einen eigenen App- und Content Store.

Zudem hat sich Samsung inzwischen eine Stellung und Ansehen im Markt erarbeitet, die es dem Unternehmen ermöglicht, diesen Schritt zu wagen.

Und daher wäre es nur logisch, wenn Samsung nächstes Spitzenmodell auf Tizen setzt.

Bild: (c) Allposters

Das Samsung Galaxy S4: Murats BMW unter den Smartphones

Tuning 6Jo, das Samsung Galaxy S4 ist da. Beeindruckend finde ich dabei das 5″ Display mit 1080p Full HD Auflösung, was zu ebenso beeindruckenden 441 Bildpunkten pro Zoll (ppi) führt. Gut, Apple hat das 326ppi Display des iPhone 4 schon „Retina“ genannt, da die Retina, die menschliche Netzthaut, ab dieser Auflösung aus normaler Betrachtungsentfernung keine einzelnen Bildpunkte erkennen kann, was ich von meinem Nokia Lumia 920 Test (Display mit ca. 336 ppi) her bestätigen kann. Aber Full HD auf dem Smartphone hört sich einfach gut an und hat vielleicht sogar Vorteile wenn man z.B. Inhalte auf andere 1080p Displays bringen will. Man muss wahrlich kein Prophet sein um vorherzusagen, dass in naher Zukunft Full HD Standard bei den Flagship Phones sein wird.

Auch sonst ist die Technik nicht schlecht, wenngleich ohne große Überraschungen – lediglich die Idee, den vielen schon vorhandenen Sensoren auch Thermometer, Barometer und Feuchtigkeitsmesser zur Seite zu stellen, finde ich gut, eröffnen diese doch neue Anwendungsmöglichkeiten. Und dass die ganze Technik dann auch nur 130g wiegt, zeigt dass Samsung technologisch in dem Segment inzwischen wahrscheinlich führend ist.

Doch erinnert mich das Samsung Galaxy S4 an Murats sprichwörtlichen BMW. Tolle technische Daten, aber alles zusammengewürfelt, ohne Stil, vieles abgekupfert, in Details unschön umgesetzt und irgendwie prollig.

Das fängt schon bei der Verarbeitung und der Optik des Gehäuses an. Plastik mit Tuning-Zierleiste in Alu. Kein Vergleich mit dem Lumia 920 (Unibody, aus einem Stück Polycarbonat gefräst), dem iPhone 5 (Glas und Aluminium) oder auch dem HTC One (Micro Arc Oxidation). Für ein Smartphone, das in Deutschland in der 16GB Version 729,00 EUR kosten soll (UVP) ist das inzwischen einfach zu wenig. Bei Amazon ist es übrigens gerade für 699 649 EUR gelistet.

Und viele der gelobten Funktionen haben die Wettbewerber schon lange. Bedienung des Touchscreens auch mit Handschuhen? Haben die Nokia Lumias der neuen Generation schon. Burst Mode der Kamera? Hat Windows Phone schon (Blink) und ist auch beim iPhone 5 ist die Funktion an Bordper App nachrüstbar. AirView/AirGesture? Im Sony Xperia Sola gab es das schon vor über einem Jahr.

Bei der Kamera folgt man übrigens dem Megapixel-Wahn, der nicht zwingend zu besseren Bildern führt, ganz im Gegenteil. Aber es hört sich eben toll an, wenn man sagen kann „Was, dein HTC One hat nur 4 Megapixel? Und Dein Lumia 920 auch nur 8,7? Ich hab S4, ich hab 13, Alter“. HTC und besonders Nokia setzen auf andere Technologien zur Bildverbesserung, was sich z.B. bei den herausragenden Nachtaufnahmen des Lumia 920 zeigt.

Die TouchWiz Oberfläche ist nach meinem Geschmack zu bunt und zu verspielt, die zahlreichen einzelnen Funktionen könnten zudem besser aufeinander abgestimmt sein. Auch hier kein Vergleich zu iOS oder Windows Phone 8.

Gespannt darf man sein, was die Neuigkeit beim Galaxy S5 sein wird. Vielleicht ist dann der Fuchsschwanz fürs Smartphone. Denn den gibt’s ja auch schon.

Bild: (c) Allposters

Nachtrag: Vielleicht überzeugt das Galaxy S5 tatsächlich damit, dass darauf kein Android mehr läuft.

Nachtrag 2: Viele Tests bestätigen meine Wahrnehmung übrigens – „Those features may work well in Samsung’s ads, but not in real life.“ schreibt z.B. phys.org.

Nachtrag 3: Sogar bei The Verge schnitt das Lumia 925 besser ab als das S4.