Postkarte: Godesburg und Lindenwirtin

Ein beliebtes Studentenlied war die „Lindenwirtin“ von Rudolf Baumbach:

Keinen Tropfen im Becher mehr und der Beutel
schlaff und leer, lechzend Herz und Zunge. – Angethan hat’s
mir dein Wein, deiner Äuglein heller Schein, Lindenwirtin, du
junge, Lidenwirtin, du junge!

„Angekreidet wird hier nicht, weil’s an Kreide uns gebricht,“
lacht die Wirtin heiter. „Hast du keinen Heller mehr, gieb zum Pfand
dein Ränzel her, aber trinke weiter! aber trinke weiter!“

Tauscht der Bursch sein Ränzel ein, gegen einen Krug voll
Wein, thät zum Gehn sich wenden. Spricht die Wirtin: „Junges Blut,
hast ja Mantel, Stab und Hut; trink und laß dich pfänden!“

Da vertrank der Wanderknab Mantel, Hut und Wanderstab,
sprach betrübt: „Ich scheide. Fahre wohl du kühler Trank, Lindenwirtin
jung und schlank, liebliche Augenweide!“

Spricht zu ihm das schöne Weib: „Hast ja noch ein Herz im
Leib, laß mir’s, trauter Wandrer!“ Was geschah, ich thu’s euch kund:
Auf der Wirtin rotem Mund brannte heiß ein andrer!

Der dies neue Lied erdacht, sang’s in einer Sommernacht
lustig in die Winde, vor ihm stund ein volles Glas, neben ihm Frau
Wirtin saß unter der blühenden Linde.

Studenten ergänzten das Lied später:

Wißt ihr, wer die Wirtin war.
Schwarz das Auge, schwarz das Haar?
Ännchen war´s, die Feine.
Wißt ihr, wo die Linde stand,
Jedem Burschen wohlbekannt?
Zu Godesberg am Rheine.
Zu Godesberg am Rheine. 

Aennchen Schumacher, die „Lindenwirtin“ aus Godesberg, wehrte sich zunächst gegen die Strophe, fand sich aber später damit ab.

Die Postkarte zeigt die Linde, die Godesburg und Aennchen Schumacher mit Gästen.

Liedtext: Es waren vor Zeiten drei Bonner Studenten

Es waren vor Zeiten drei Bonner Studenten
die wollten dem Herrn Pastor seine Köchin,
— schweig stille! — anwenden
die wollten dem Herrn Pastor seine Köchin anwenden
Und schlichen sich heimlich zum Garten hinein

Schön war diese Köchin, das tu ich zu wissen
sie ließ sich, wenns Not tat, im Dunkeln
— schweig stille! — gern küssen
sie ließ sich, wenns Not tat, im Dunkeln gern küssen.
Denn wißt ihrs, im Dunkeln da küßt sichs gar fein

Auch unser Herr Pastor hats weislich gerochen
und hinter der Hecke im Garten
— schweig stille! — verkrochen
und hinter der Hecke im Garten verkrochen.
Und paßt die drei Bonner Studenten hier ab

Als nun die drei Bonner Studenten ankamen
und sich dieser reizenden Köchin
— schweig stille! — annahmen
und sich dieser reizenden Köchin annahmen
sprang hinter der Hecke der Pastor hervor

Ihr Schlaufuchs, ihr Lumpen, ihr eitelen Gecken
was wollt ihr im Dunkeln mein Hannchen
— schweig stille! – erschrecken
was wollt ihr im Dunkeln mein Hannchen erschrecken
geht, packt euch, sonst wird euch was andres gelehrt!

Herr Pastor, der führt nun schön Hannchen nach Hause
und macht mit ihr hinter der Hecke
— schweig stille! — eine Pause
und macht mit ihr hinter der Hecke eine Pause.
Denn hinter der Hecke pausiert sichs ganz gut

Was nun die drei Bonner Studenten beklaget
sie hätten so gerne schön Hannchen
— schweig stille! – begleitet
sie hätten so gerne schön Hannchen begleitet
Doch unser Herr Pastor begleitet sie schon

Herr Pastor, Sie wissen. Sie sind schon bei Jahren
Sie müssen mich künftig weit besser
— schweig stille! — verwahren
Sie müssen mich künftig weit besser verwahren
Sonst laß ich die Bonner Studenten herein!

Melodie: Sigmund Grolimund