Über Social-Media Berater

Vor langer Zeit schrieb ich auf facebook, dass ich schon das kalte Grausen bekomme, wenn ich nur das Wort „Social-Media Berater“ höre oder lese. Einige Social-Media Berater fragten mich nach den Gründen dafür und ich versprach zu gegebener Zeit eine Antwort – hier ist sie.

Eigentlich hätte ich diesen Beitrag schreiben sollen, bevor ich meine Freundesliste bei facebook aufgeräumt habe (dazu später mehr) – denn diesem Aufräumen fielen die meisten Social-Media Berater zum Opfer und werden von diesem Beitrag gar nicht mehr erfahren. Egal.

Auch schon vor einigen Monaten postete ich bei facebook, dass ein Social-Media Berater (jedesmal wenn ich das Wort schreibe, zucke ich innerlich zusammen) eigentlich nur zwei Eigenschaften brauche: Anstand und – besonders wichtig – gesunden Menschenverstand. Letzteres kann man aber nicht unbedingt erlernen.

Die meisten Social Media Berater machen aber irgendeine Ausbildung, denn…

Facebook, Twitter & Co. revolutionieren die öffentliche Meinungsbildung. Das Mitmach-Internet stellt ganz neue Herausforderungen an die gesamte Unternehmenskommunikation und verändert das Marketing nachhaltig. Immer mehr Organisationen wollen daher wissen, wie sie mit den öffentlichen Dialogen, die im Social Web stattfinden, umgehen sollen bzw. sich selbst dort einbringen können. Hier sind Social Media Manager gefragt, um interne Überzeugungsarbeit zu leisten, Veränderungsprozesse zu steuern sowie zielgruppengerechte Lösungen im Einsatz von Social Media zu entwickeln und umzusetzen.

…schreibt z.B. die ILS. Man lernt dann angeblich, was Social Media eigentlich ist, erhält eine Einführung ins (Micro-)Bloggen, erprobt Social Networking am Beispiel von XING und Facebook, lernt Social Media Monitoring und SEO (noch so ein schlimmes Wort) und kann das zusätzlich das Wahl-Modul Community Management buchen. An erster Stelle lernt man aber viele tolle Fachbegriffe. Zum Beispiel Shitstorm, viral oder Social Media Guideline.

All das führt dann leider dazu, dass der Social-Media Berater überall einen Shitstorm wittert: Habt Ihr den Shitstorm bei xyz gesehen? Also, da haben die ja ganz schlecht reagiert… Naja, es haben sich zwei Kunden nicht ganz so positiv geäußert. Gerne wird auch auf Videos aufmerksam gemacht, die gerade permasteil viral gehen. Danke für den Hinweis, kenne ich seit einem halben Jahr. Postings werden gerne mit Was meint Ihr dazu? beendet, da so ein Social CTA zu gefühlten 0,2% mehr Kommentaren führt. Ja super.

Besonders beliebt sind auch Vorschläge, bei denen man direkt merkt dass es an der Grundvoraussetzung „gesunder Menschenverstand“ fehlt – da wurde ich allen Ernstes gefragt, ob ich für meine harmlose facebook Page eine Social Media Guideline in Auftrag geben wolle. Nein, da poste nur ich, es sind nur wenige Fans und es ist ein reines Hobby Projekt. Danke.

Auf Dauer nervt mich das alles.

Ich habe bei facebook niemanden gelöscht, nur weil er Social-Media Berater ist. Aber ich habe so viele Social-Media Berater gelöscht, weil Sie so viel unnötiges und sich wiederholendes Zeug posten. Und dadurch, dass sie immer ihre eigene Guideline im Hinterkopf haben, sind viele einfach nicht mehr authentisch.

Dem ein oder anderen tue ich sicher unrecht. Und natürlich gibt es auch Social Media Berater, die in dem was Sie machen, ganz großartig sind – aber die nennen sich dann meist auch nicht so.

Bild: pixabay. Schönen Krusty Merchandise Kram gibt es z.B. hier.

Der Artikel wurde am 6.4.2017 moderat überarbeitet.