Sturm im Wasserglas um die Pusteblume in Bonn-Röttgen

Beim Bonner Generalanzeiger scheint schon die Saure-Gurken-Zeit ausgebrochen zu sein – macht er doch groß mit einem vermeintlichen Skandal um den Kindergarten Pusteblume in Bonn Röttgen auf. War doch in einer Selbstbeschreibung des Kindergartens zu lesen:

Die Kinder stammen fast ausschließlich aus Familien der Mittelschicht und gehobenen Mittelschicht. Die Zahl der alleinerziehenden Mütter und Väter ist, ebenso wie die der Familien mit Migrationshintergrund, minimal.

Die Aufregung ist groß: beim GA, der das in einem Kommentar die vermeintlich abgehobene Einstellung der Röttgener Elternschaft geißelt, bei der Stadt, die angeblich von dem Text auf den Webseiten der Stadt Bonn nichts wusste und natürlich auch bei der Integrationsbeauftragten Coletta Maneman, die hier gleich Diskriminierung wittert.

Zufälligerweise war meine Tochter auf diesem Kindergarten und mein Sohn geht dort immer noch hin. Und zufälligerweise habe ich mitbekommen, wie dieser Text seinerzeit 2009 entstanden ist. Und der ist nichts anderes als eine Bestandsaufnahme der Ist-Situation.

Denn wer Röttgen, Ückesdorf und das nähere Einzugsgebiet der „Pusteblume“ kennt, weiß, dass es dort eben auch nur sehr wenige Migranten und Alleinerziehende gibt. Daher sind dort auch nicht viele. Punkt. Nicht mehr.

Ganz im Gegenteil: von den vier Kindergärten in Röttgen/Ückesdorf ist die Pusteblume der, der den höchsten Migrantenanteil hat, sich am meisten um die Integration dieser kümmert und alleinerziehende Eltern bestmöglich unterstützt. Und die beiden angesprochenen Gruppen werden bei der Platzvergabe tatsächlich bevorzugt, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

Sicher, die Formulierung kann etwas unglücklich verstanden werden. Falsch gemeint ist sie sicherlich nicht.

Die Krise der vierten Gewalt

Konstantin Neven DuMont stellt auf seinem Facebook-Profil die Frage, inwieweit der Journalismus seiner Rolle als "vierte Gewalt" noch gerecht wird. Tatsächlich kann man auch nach meinem Gefühl von einer Krise des investigativen Journalismus sprechen. Die Ursachen hierfür sind sicher vielfältig – hier einige kurze Gedanken zum Thema.

Im wesentlichen müssen vier Dinge zusammenkommen: Thema, Publikum, Geld und Qualität.

Schon beim Thema sehe ich das erste große Problem: ich glaube, dass Politik und Wirtschaft im großen und ganzen heute skandalfreier sind, als noch vor 20/30/40 Jahren. Zudem ist die Kommunikation der Institutionen heute professioneller und Probleme werden besser aufgegriffen. Des weiteren sind nahezu allen Bereichen Fakten und Hintergrundinformationen heute durch das Internet viel besser und für jedermann verfügbar, als in der Vergangenheit.

Zudem scheint mir das Publikum bei komplexen politischen Themen nicht mehr so interessiert zu sein, wie früher. Sicher, Stuttgart 21 und Castor sind Aufreger, werden aber von der breiten Masse eher oberflächlich und beiläufig aufgenommen. Die intensiv betroffenen Wutbürger informieren sich über andere Kanäle.

Damit wird es auch schwieriger, investigativen Journalismus zu monetarisieren. Stichworte sind rückläufige Werbeeinahmen im Print-Bereich und Kostenlos-Kultur im Internet. Jeder Verleger wird sich die Frage stellen müssen, wieviel hochwertigen Journalismus er sich leisten kann und will. Von möglichen Einflussnahmen der werbetreibenden Wirtschaft will ich gar nicht anfangen.

Letztlich müssen gerade bei investigativen Journalismus höchste Ansprüche an die Qualität gestellt werden. Ob diese angesichts des zunehmenden Zeit- und Kostendrucks immer erfüllt werden, vermag ich nicht zu beurteilen.

Dass sich anspruchsvoller Journalismus neuen Herausforderungen stellen muss, dürfte unbestritten sein.

Neuer Skandal um Ex-Postchef Zumwinkel

…das behauptet jedenfalls die Bild. Und warum? Er hat sich seinen Pensionsanspruch in Höhe von 20 Millionen Euro auszahlen lassen. Einen Anspruch, den er sich vertraglich erarbeitet hat und auch ein ganz gängiges Verfahren, das in vielen Fällen für die Unternehmen sogar noch günstiger ist, als die fortlaufende Zahlung der Pension.

Wo hier also der Skandal ist? Vielmehr soll wohl mal wieder Volkes Seele billig befriedigt werden.