10 Gründe, warum online-Marktplätze meist nicht funktionieren

Zwei Marktplatz-Startups verschwinden gerade wieder aus dem Web: Der online Marktplatz für Lebensmittel kisju.de schließt Ende des Monats seine virtuellen Pforten und shoperella hat Insolvenzantrag gestellt, wie Deutsche Startups und Gründerszene berichten.

Bei diesen Marktplätzen sind Waren verschiedener Händler meist aus einem Segment in einem Shop zusammengefasst und können dort bestellt werden. Hier 10 Gründe, warum das nicht gut funktioniert – allgemein und auch auf die aktuellen Fälle bezogen:

  1. Amazon: Mit Amazon steht Händlern ein großer Marktplatz mit geringen Eintrittshürden zur Verfügung, den die Kunden bereits kennen. Also ein in beide Richtungen sehr starker Wettbewerber.
  2. eBay: Auch eBay hat sich mehr und mehr vom Auktionshaus zur Plattform für Händler gewandelt. Die Einstiegshürden für Händler sind noch geringer als bei Amazon.
  3. Andere Wettbewerber: Zu viele versuchen im Internet zu verkaufen – darunter neben den großen (siehe 1. und 2.) gerade in den Nischen viele kleine hochambitionierte Shop-Betreiber, die in ihrer Branche echte Spezialisten sind und mit einer ganz anderen Kostenstruktur antreten können. Zudem macht es der große Wettbewerb es schwierig, gegen eingesessene Shops gute generische Positionen bei den Suchmaschinen zu erreichen – und das effektive Betreiben von Adsense ist teurer und komplizierter, als uns Google weismachen will.
  4. Das Warenkorb-Problem: Bestellt man bei den Marktplätzen Produkte verschiedener Händler zusammen in einem Warenkorb, fallen für jeden Händler Versandkosten an, was eventuelle Preisvorteile beim online-Kauf meist zunichte macht. Es würde mich nicht wundern, wenn bei den Marktplätzen sehr viele Warenkörbe angelegt werden, die dann wegen der mehrfachen Versandkosten nicht bestellt werden. Zumindest Amazon hat das Problem dahingehend angegangen, dass Händler die Möglichkeit haben, ihre Waren bei Amazon einzulagern. Amazon leistet dann den Versand aus einer Hand (Fulfillment by Amazon).
  5. Vertrauen der Kunden: Viele Kunden tun sich vergleichsweise schwer, sich bei einem neuen Shop zu registrieren. Der Shop muss vertrauenswürdig sein, gerade wenn es um Zahlung geht. Im Zweifel weicht man auf Anbieter aus, bei denen man sich schon registriert hat und mit denen man gute Erfahrungen gemacht hat (siehe 1.-3.).
  6. Fehlender Mehrwert für den Kunden: Gerade gegen Amazon aber auch gegen viele spezialisierte Shops können die Marktplätze den Kunden keinen echten Mehrwert bieten. Bei Amazon ergeben sich Vorteile aus dem ggf. einheitlichen Warenkorb und aus den vielen Bewertungen der Kunden. Zudem kennt der Kunde Amazon und weiß, dass die angeschlossenen Händler recht streng beobachtet werden. Die kleinen Shops hingegen überzeugen meist mit spezialisiertem Angebot, viel Hintergrund-Content und persönlicher Betreuung.
  7. Fehlender Mehrwert für den Händler: Der einzelne dem Marktplatz angeschlossene Händler schießt sich gleich mehrfach ins Bein, wenn er denn schon einen eigenen online-Shop betreibt. Sicher, er erschließt sich auf den ersten Blick einen weiteren Vertriebskanal. Aber er tritt damit gegen sich selbst an und verschlechtert die Positionierung des eigenen Shops.Zudem muss er an den Marktplatzbetreiber Provision bezahlen, was ihn weiter Marge kostet und er setzt sich ggf. auf dem Marktplatz weiterem Wettbewerb aus.
  8. Schwierige Steuerung des Marktplatzes: Hunderte Händler, Tausende Produkte – und aus diesen soll ein einheitlich wirkender Shop werden, der zudem effektiv beworben werden will.
  9. „Think big, spend much, fail fast“: …anstatt des bewährten „Think big, start small, grow fast“.
  10. Zu viel McKinsey-Mentalität.