Was bedeutet Zestlé?

Mit der Bezeichnung Zestlé wird der Schweizer Konzern Nestlé kritisiert, da er sich nicht komplett vom russischen Markt zurückzuziehen und damit hilft, Putins Krieg in der Ukraine zu finanzieren.

Das Z ist das Zeichen der Unterstützung der russischen Invasion.

Bild: CryptoDiver__.

Was bedeutet das Z in der russischen Propaganda?

Das Z ist ursprünglich das Symbol, mit dem im Krieg in der Ukraine russische Streitkräfte aus dem Militärbezirk Ost markiert sind. Russische Streitkräfte von der Krim sind mit einem Z umrahmt von einem Quadrat gekennzeichnet.

Das Z wurde zum Propagandasymbol in Russland, mit dem Unterstützung für die Invasion ausgedrückt werden soll. So gibt es T-Shirts und Anstecker mit dem Buchstaben. Aber auch sonst wird das Z, das es im kyrillischen Alphabet gar nicht gibt, verbreitet genutzt:

  • Der Generaldirektor der Weltraumorganisation der Russischen Föderation Roskosmos, Dmitri Rogosin schreibt seinen Namen jetzt RogoZin (РогоZин).
  • Kreml-nahe Telegram-Kanäle nahmen seit Beginn der Invasion den Buchstaben „Z“ in ihre Namen auf, darunter sogar die russische Regulierungs-, Aufsichts- und Zensurbehörde für Massenmedien, Telekommunikation und Datenschutz Roskomnadsor.
  • Z-Symbole werden auf Gebäude projiziert oder sie werden entsprechend beleuchtet.
  • Das Symbol ist als Graffiti beliebt.
  • Viele klebten es auf ihre Autos und Lieferwagen.
    Kinder und Jugendliche stellen sich in Z Formation auf.
  • Mädchen und Frauen bemalen sich die Fingernägel mit dem Z.

In der Ukraine und im Westen ist das Symbol – wie z.B. auch das Hakenkreuz – negativ besetzt.

Weitere Markierungen russischer Streitkräfte im Ukraine Krieg 2022

  • O: Streitkräfte aus Belarus
  • V: Russische Marineinfanterie
  • X: Streitkräfte aus Tschetschenien
  • A: Spezialkräfte, einschließlich SOBR, ALFA und ССО.

Was bedeutet 9K720?

Auf twitter und in anderen sozialen Netzwerken hört man Anfang März 2022 manchmal die Abkürzung  9K720.

Die 9K720 Iskander ist ein fahrzeuggebundenes Raketensystem aus russischer Produktion. Es kann sowohl ballistische Kurzstreckenraketen (SRBM) wie auch Marschflugkörper transportieren und starten.

Die GRAU-Indizes für das Gesamtsystem lauten 9K720 und 9K723. Bei den russischen Streitkräften wird das System auch als Iskander bezeichnet. Die NATO-Codenamen lauten SS-26 Stone, SS-C-7 Southpaw und SS-C-8 Screwdriver.

Die Marschflugkörper, die mit dem System abgeschossen werden können, können mit einem 450 bis 500 kg schweren Splittergefechtskopf, Streumunition oder einem Nukleargefechtskopf mit einer Sprengkraft vom 10 bis 100 kT bestückt werden. Die Reichweite beträgt bis zu 2.500km.

Die Raketen können mit unterschiedlichen Gefechtsköpfen bestückt werden, wobei der Gefechtskopf mit Streumunition der Standardgefechtskopf darstellt:

  • 9N722K-Gefechtskopf für Streumunition
  • AA-86 (9N70)-Nuklearsprengkopf mit einer variablen Sprengleistung von 5 bis 50 kT.
  • AA-92-Nuklearsprengkopf mit einer variablen Sprengleistung von 100 bis 200 kT.

By Bild: Mil.ru, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48779655

 

Dokumentiert: Das Insider Memo aus dem FSB zum Krieg in der Ukraine

Hier dokumentieren wir in deutscher automatisierter Übersetzung den Facebook Beitrag von Vladimir Osechkin, in dem dieser eine angebliche Insider Quelle aus dem FSB zitiert.

Ein Insider aus dem russischen Geheimdienst, den ich unbearbeitet und ohne Zensur veröffentliche, weil es die Hölle ist:

„Ich will ehrlich sein: Ich habe die ganzen Tage kaum geschlafen, bin fast die ganze Zeit bei der Arbeit, mein Kopf schwebt ein bisschen, wie im Nebel. Und weil ich überarbeitet bin, fange ich manchmal schon Zustände an, als wäre das nicht real.

Offen gesagt, die Büchse der Pandora ist geöffnet – bis zum Sommer wird ein wahrer Horror auf globaler Ebene beginnen – eine globale Hungersnot ist unvermeidlich (Russland und die Ukraine waren die Hauptlieferanten von Getreide für die Welt, die diesjährige Ernte wird geringer ausfallen, und logistische Probleme werden die Katastrophe auf ihren Höhepunkt bringen).
Ich kann Ihnen nicht sagen, was der Grund für die Entscheidung war, zu operieren, aber jetzt werden alle Hunde methodisch auf uns (den Dienst) gehetzt. Wir werden gescholten, weil wir analytisch sind – das ist genau mein Metier, also werde ich erklären, was falsch ist.

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Mein Vater – oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben (und warum Verhandlungen mit Aggressoren eine schwierige Sache sind)

In den ganz frühen 1980ern war ich noch keine 10 Jahre alt. Wenn ich Abends in meinem Bett in unmittelbarer Nähe der Bonner Hardthöhe lag, dachte ich oft daran, in wie vielen atomar bestückten russische Mittel-und Langstreckenraketen die Zielkoordinaten eben dieses Bettes eingespeichert sein würden. Mein Vater, Regierungsdirektor in einem Bundesamt im Umfeld des Verteidigungsministeriums, nannte mir manchmal die Zahl. Im gleichen Atemzug sagte er aber auch, ich müsse keine Angst haben, denn auf den Sohn seines sowjetischen Gegenparts seien mindestens genauso viele Sprengköpfe gerichtet. Und daher würde niemand abdrücken. Ich für meinen Teil war beruhigt und konnte erst mal gut schlafen.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Das funktionierte nur, da man den atomaren Untergang als ultima ratio nicht ausschloss. Hätte keiner das Potential ernst genommen, hätte es eben nicht funktioniert. Auch das habe ich als Kind am Küchentisch mitbekommen. Dass wir uns später zusammen „The Day After“ gemeinsam ansahen, sei nur am Rande erwähnt.

Die große Friedensdemo im Bonner Hofgarten besuchten wir beide als Zaungäste. Nach seinem Kommentar „Schau Dir diese naiven Spinner an.“ rechnete er mir zuhause vor, dass und warum die Sowjetunion die nächsten 15 Jahre wirtschaftlich nicht überleben könne und dass die atomare Abschreckung aktuell elementar sei, um den Frieden dauerhaft zu sichern.

Genau so rechnete er mir übrigens vor, wie ein kombinierter militärischer / wirtschaftlicher Abnutzungskrieg gewonnen werden kann, was nicht ganz unwichtig für die Frage ist, wie man Waffenlieferungen an die Ukraine sieht, aber das ist ein Thema für einen eigenen Artikel. Aber gut.

Sie werden zu Recht sagen, das seien zu schwierige Themen für ein Kind. Und ich habe damals auch nicht vieles verstanden. Und auch wenn ihm die Geschichte recht gegeben hat, habe ich seine Ausführungen daher später hinterfragt und viel dazu gelesen – doch bei rein objektiver Betrachtung kann man m.E. zu keinem anderen Urteil kommen, auch wenn der Idealist in mir lieber eine Welt ohne Atomwaffen sehen würde.

Aber wir leben nun mal nicht in einer idealen Welt.

Genau so skeptisch sah er auch Verhandlungen mit Aggressoren: öffentliche Gespräche auf Augenhöhe mit Zugeständnissen an diese würden sie nur als Bestätigung ihres Vorgehens sehen und bei nächster Gelegenheit noch radikaler vorgehen.

Auch diesen Standpunkt halte ich nicht nur auf den ersten Blick für richtig.

Das heißt nicht, dass man nicht im Gespräch bleiben soll – ganz im Gegenteil. Hinterzimmerdiplomatie ist wichtig und hat schon viele Krisen beendet. Hinweisen möchte in diesem Zusammenhang z.B. darauf, dass dies USA in der Kubakrise nach außen kompromisslos auftraten und in der öffentlichen Wahrnehmung als Sieger vom Platz gingen. Etwas später zogen sie aber ihre atomaren Jupiter-Raketen aus der Türkei  ab – was Folge einer geheimen Absprache zwischen den USA und der Sowjetunion war. Dieser Abzug fand auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um die NATO-Partner der USA nicht zu brüskieren und die Vereinigten Staaten als alleinigen Sieger der Krise darstellen zu können, in der die Sowjetunion durch die Stationierung von Mittelstreckenraketen auf Kuba den Auslöser lieferte. Erfolgreiche Hinterzimmerdiplomatie eben.

Die meisten Krisen und Kriege – so auch der jetzige zwischen Russland und der Ukraine – haben komplexe Hintergründe, die ich gerade hier auch durchaus sehe, siehe z.B. meinen Blogartikel zum Thema Krim aus dem Jahr 2014. Wer aber in einer Art und Weise als Aggressor aufritt, wie Putin es jetzt tut, darf trotz der komplexen Vorgeschichte im ersten Schritt nicht durch öffentliche Verhandlungen belohnt werden, sondern muss sich als erstes bedingungslos zurückziehen.

Ich sehe auch, dass man das anders sehen kann, ja meinen Standpunkt sogar kriegstreiberisch oder menschenverachtend finden mag. Vielleicht ist er das auf den Moment bezogen auch. Auf lange Sicht sind robustes Auftreten und ein funktionierendes Drohszenario aber nach meiner Überzeugung der einzig gangbare, will man Werte und Freiheit dauerhaft verteidigen.

Bild: aus Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben

Welche Einschränkungen sind bei russischem Kriegsrecht möglich?

Was ist die Rechtsgrundlage für russisches Kriegsrecht?

Rechtsgrundlage für das Kriegsrecht ist das Bundesverfassungsgesetz vom 30.01.2002 N 1-FKZ  „Über das Kriegsrecht“.

Kriegsrecht ist nach Artikel 1 desselben „eine besondere Rechtsordnung, die auf dem Gebiet der Russischen Föderation oder in ihren einzelnen Gebieten gemäß der Verfassung der Russischen Föderation vom Präsidenten der Russischen Föderation im Falle einer Aggression gegen die Russische Föderation oder einer unmittelbaren Androhung einer Aggression eingeführt wird. Zweck der Einführung des Kriegsrechts ist es, die Voraussetzungen für die Abwehr oder Verhütung einer Aggression gegen die Russische Föderation zu schaffen.“

Welche Beschränkungen sind möglich?

Folgende Beschränkungen sind im Rahmen des russischen Kriegsrechts möglich:

  • Sonderbetrieb kritischer Infrastrukturen und gefährlicher Anlagen;
  • Evakuierung von wichtigen Objekten und Personen;
  • Verstärkung des Schutzes der öffentlichen Ordnung, kritischer Infrastrukturen und anderer wichtiger Einrichtungen;
  • Beschränkung der Ein- und Ausreise und der Bewegungsfreiheit,
  • Durchsuchung, Beschränkung der Wahl des Wohnsitzes;
  • Ausgangssperre;
  • Militärische Zensur auf dem Gebiet der Kommunikation;
  • Erhöhte Geheimhaltung in staatlichen und lokalen Behörden;
  • Einschränkung des Verkaufs von Waffen, gefährlichen Stoffen, Drogen, Medikamenten und Alkohol, deren vorübergehender Entzug bei den Bürgern;
  • Verbot von Kundgebungen und Streiks;
  • Verbot von öffentlichen, internationalen oder ausländischen Organisationen, die die Sicherheit des Landes untergraben;
  • Zwangsarbeit für Verteidigungszwecke, zur Wiederherstellung zerstörter Einrichtungen und zur Bekämpfung von Bränden und Epidemien;
  • Beschlagnahmung von Privateigentum mit anschließender Entschädigung;
  • Internierung von unzuverlässigen Bürgern und Bürgern von Aggressorländern (gilt nur direkt im Falle einer Aggression und zur Verhinderung von Aufständen).
  • Präsidentschaftswahlen können während der Geltung von Kriegsrecht nicht abgehalten werden, ebenso wie Wahlen zur Staatsduma, Wahlen in lokalen Selbstverwaltungsorganen und Referenden.

Weitere Beschränkungen, die auch dann verhängt werden können, wenn das Kriegsrecht nicht gilt:

  • Beschränkung der wirtschaftlichen Tätigkeit, einschließlich des Vermögensumschlags;
  • Beschränkung der Suche und Verbreitung von Informationen;
  • Änderung der Eigentumsverhältnisse von Organisationen;
  • Änderung der Arbeitszeiten. Abschaffung des Systems der freiwilligen Beschäftigung und Einführung der Wehrpflicht (obligatorisch für alle Bürger über 14 Jahre)

Wann kann russisches Kriegsrecht verhängt werden?

Es kann insbesondere in folgenden Fällen verhängt werden:

  • Invasion oder Angriff der Streitkräfte eines ausländischen Staates (Staatengruppe) in das Hoheitsgebiet der Russischen Föderation, jede militärische Besetzung des Territoriums der Russischen Föderation infolge einer solchen Invasion oder eines solchen Angriffs oder eine Annexion des Territoriums der Russischen Föderation oder eines Teils davon unter Anwendung von Waffengewalt;
  • Bombardierung des Territoriums der Russischen Föderation durch die Streitkräfte eines ausländischen Staates (Staatengruppe) oder Der Einsatz von Waffen durch einen ausländischen Staat (Staatengruppe) gegen die Russische Föderation;
  • Blockade der Häfen oder Küsten der Russischen Föderation durch die Streitkräfte eines ausländischen Staates (Staatengruppe);
  • Angriff der Streitkräfte eines ausländischen Staates (Staatengruppe) auf die Streitkräfte der Russischen Föderation oder andere Truppen, unabhängig vom Ort ihres Einsatzes;
  • Handlungen eines ausländischen Staates (Staatengruppe), die die Nutzung seines Territoriums durch einen anderen Staat (Staatengruppe) erlauben (erlauben), um eine Aggressionshandlung gegen die Russische Föderation zu begehen;
  • Entsendung bewaffneter Banden, Gruppen, irregulärer Kräfte oder Söldner durch einen ausländischen Staat (Staatengruppe) durch einen ausländischen Staat (Staatengruppe), die Handlungen der Anwendung von Waffengewalt gegen die Russische Föderation durchführen, was den in diesem Absatz genannten Aggressionshandlungen gleichkommt.
  • Andere Aggressionshandlungen gegen die Souveränität, politische Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit der Russischen Föderation,

Was bedeutet der Hashtag #FCKPTN?

Der Hashtag #FCKPTN – bzw. die Abkürzung FCKPTN – steht für Fuck Putin.

Damit wird in sozialen Netzwerken wie twitter der Unmut über die von Wladimir Putin angeordnete Invasion der Ukraine durch die russische Armee ausgedrückt.

Dokumentiert: Das Statement von Gerhard Schröder zu den Angriffen Russlands auf die Ukraine

Gerhard Schröder hat sich über LinkedIn am 24. Februar 2022 zur Invasion der Ukraine durch Russland geäußert. Wir dokumentieren dieses Statement hier:

Der Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine muss schnellstmöglich beendet werden. Das ist die Verantwortung der russischen Regierung.

Viel ist in den vergangenen Jahren über Fehler und Versäumnisse im Verhältnis zwischen dem Westen und Russland gesprochen worden. Und es gab viele Fehler – auf beiden Seiten. Aber auch Sicherheitsinteressen Russlands rechtfertigen nicht den Einsatz militärischer Mittel.

Und mit Blick auf die Zukunft gilt, dass jetzt bei notwendigen Sanktionen darauf geachtet wird, die verbliebenen politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen, die zwischen Europa und Russland bestehen, nicht gänzlich zu kappen. Denn diese sind – trotz der gegenwärtig dramatischen Lage – die Basis für eine Hoffnung, die wir alle haben: dass ein Dialog über Frieden und Sicherheit auf unserem Kontinent wieder möglich ist.

Bild: So-Yeon Schröder Kim über Instagram

Was bedeutet der Hashtag #KriegInNeuland?

Der Hashtag #KriegInNeuland trendet auf twitter am 17. Januar 2022.

Anlass ist der Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in der Ukraine und in Russland. Die Grünen Politikerin Sara Nanni twitterte dazu

Bitte die nächsten 48 Stunden keine #Baerbock Häme kommentieren hier. Außer, ihr wollt Putin einen Gefallen tun. Dann schon. #krieginneuland

Sie spielt damit an, dass Russland seine Standpunkte .teilweise sehr aktiv in sozialen Medien vertritt und dem Land oftmals vorgeworfen wird, es würde einen digitalen (Propaganda-)Krieg auf mehreren Ebenen führen. Um Deutschlands Position in diesem „Krieg“ im Neuland nicht zu gefährden, solle man also nichts Kritisches zu Baerbock twittern – die vorbeugende Vermeidung einer digitalen Dolchstoßlegende sozusagen.

Meinung: Russland, die Krim und ein paar Hintergründe

Schröder mal wieder

Altkanzler Gerhard Schröder hat wieder für Aufsehen gesorgt, indem er meinte, dass die Krim altes russisches Territorium sei – und wurde dafür gleich z.B. von der Bild kritisiert. Und auch als ich bei einem tweet anmerkte, dass er historisch damit nicht falsch liege, folgte gleich einige Einwände:

  • Historisch kann man fast alles begründen. Die Zeit geht aber darüber hinweg und formt neu.
  • Und wo historisch gesehen Polen schon war???
  • Historisch gesehen war aber auch Moskau mal polnisches Territorium.

Doch wie ist hier eigentlich die historische Situation?

Die Geschichte der Krim

Nach einer recht wechselvollen Geschichte gehörte die Krim seit dem 15. Jahrhundert als Vasallenstaat faktisch zum Osmanischen Reich und wurde 1774 unabhängig. Am 8. April 1783 erklärte Katharina II. die Krim „von nun an und für alle Zeiten“ als russisch, was vom Osmanischen Reich mit dem Vertrag von Jassy am 6. Januar 1792 anerkannt wurde.

Nach den Irrungen und Wirrungen der Revolution und der beiden Weltkriege wurde die Krim zunächst eine Verwaltungseinheit (Oblast) innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR).

1954 schlug der aus der Ukraine stammende Nikita Chruschtschow als sowjetischer Parteichef der „Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik“ zu. Maßgeblich sollen dafür wirtschaftliche und verwaltungsrechtliche Gründe gewesen sein. Dass die Sowjetunion auseinanderbrechen könne, war für ihn wohl kaum vorstellbar. Gleichwohl dürfte dies ein Verstoß gegen die Verfassung der Russischen Föderation (RSFSR) gewesen sein, die die territoriale Integrität des Vaterlandes zu wahren verpflichtete. Und wenn hätten der Oberste Sowjet in Moskau und der in Kiew zustimmen müssen, was aber nicht geschah. Als der 1. Sekretär der KPdSU auf der Krim, Pawel Titow, gegen dieses Vorgehen protestierte, wurde er durch Dmytro Polianski ersetzt.

1991 dann sprach sich die Bevölkerung der Krim mit 93 % der Stimmen in einem Referendum für die Wiederbegründung der „Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Krim“ (ASSK) als Subjekt der UdSSR und Teilnehmer des Unionsvertrages aus. Der Oberste Sowjet der Ukraine bestätigte dies grundsätzlich in einer Entscheidung am 12. Februar 1991, allerdings als Wiederbegründung der ASSK im Bestand der Ukrainischen SSR. Da eine ASSK jedoch vorher nie innerhalb einer Ukrainischen SSR existierte, kann es juristisch gesehen auch keine Wiederbegründung innerhalb dieser geben. Vollzogen wurde dies dennoch. Die Krim wurde jedenfalls zu einem Teil der Ukraine.

Im Budapester Memorandum von 1994 verpflichteten sich dann die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Russland gegenüber der Ukraine, als Gegenleistung für einen Nuklearwaffenverzicht die Souveränität und die bestehenden Grenzen derselben zu achten (Art. 1: The United States of America, the Russian Federation, and the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, reaffirm their commitment to Ukraine, in accordance with the principles of the CSCE Final Act, to respect the Independence and Sovereignty and the existing borders of Ukraine.)

Dessen ungeachtet wurde die Krim dann ab 2014 faktisch durch Russland annektiert.

Und jetzt? Ist die Krim russisch – und mal wieder etwas über reflexhafte Reaktionen

Ich bin kein Völkerrechtler und möchte und kann mir hier kein Urteil über den Status der Krim erlauben. Klar ist allerdings, dass sie zum einen historisch gesehen russisch ist und die Eingliederung in die Ukraine – 1954 und 1991 – juristisch fragwürdig ist.

Insoweit finde ich die Situation nicht mit ehemals deutschen oder polnischen Gebieten (s.o.) vergleichbar. Fraglich ist freilich, wie das Budapester Memorandum zu bewerten ist und ob dies für Heilung und damit wirksame Eingliederung der Krim in die Ukraine gesorgt hat.

So oder so: ganz eindeutig ist die Rechtslage nicht. Und statt reflexhaft auf die bösen Russen zu schimpfen und Schröders Aussage pauschal anzugreifen, sollte man sich differenziert mit der Geschichte befassen – einmal ganz abgesehen davon, dass die Krim nach wie vor ethnisch und kulturell russisch geprägt ist.

Zu dieser differenzierten Betrachtung gehört aber freilich auch, dass Art und Weise der Annexion der Krim durch Russland so nicht zu akzeptieren sind. Und darüber – und über die Krim allgemein – habe ich 2014 schon geschrieben, was immer noch aktuell ist.

Wie immer im Leben und gerade auf der Weltbühne ist nicht alles Schwarz / Weiß.

Bild: pixabay, Blick von Jalta aufs Meer