10 Fakten zum 1. Juli

kanada-flagge

  1. Kalenderblatt umdrehen, es ist Juli! Hier sind 10 Fakten zu diesem Monat.
    Kanada feiert heute mit dem Canada Day seine Unabhängigkeit von Großbritannien, die es durch den „British North America Act“ seit 1967 hat.
    Auch Ruanda hat seinen Staatsfeiertag – es wurde 1962 von den Belgiern in die Unabhängigkeit entlassen. Früher dran war Somalia, das heute seinen Staatsfeiertag begeht: 1960 vereinigten sich die italienische Kolonie Somalia und British-Somaliland und wurden gleichfalls unabhängig.
    Aaron, Dietrich und Dirk haben heute Namenstag.
  2. 1938 wird Wolfsburg als „Stadt des KdF Wagens bei Fallersleben“ durch die Nazis gegründet. Es sollte die Heimatstadt der Arbeiter werden, die den „Kraft durch Freude Wagen“, den spätere VW-Käfer, bauen. Die Stadt sollte eine große Residenz für Adolf Hitler und keine christlichen Kirchen bekommen.
  3. Heinrich Lübke wird 1959 von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt. Eine Übersicht aller Bundespräsidenten Wahlen finden Sie hier. Und Gustav Heinemann übernimmt 1969 das Amt als deutscher Bundespräsident, 1974 Walter Scheel, 1979 Carl Carstens, 1984 Richard von Weizsäcker, 1994 Roman Herzog, 1999 Johannes Rau und 2004 Horst Köhler.
  4. Sony bringt 1979 den ersten „Walkman“ auf den Markt.
  5. In Berlin findet 1989 die erste Loveparade statt. 150 Menschen feiern auf dem Kurfürstendamm.
  6. 1990 tritt die Währungsunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der „DDR“ in Kraft – die DM wird auch dort Zahlungsmittel.
  7. Der Regelbetrieb des D-Netz startet 1992 in Deutschland.
  8. Bei der Flugzeugkollision von Überlingen stoßen 2002 ein russisches Passagierflugzeug vom Typ Tupolew Tu-154 und eine Frachtmaschine der DHL vom Typ Boeing 757 in 11.000 m Höhe über dem Bodensee bei Überlingen zusammen und stürzen ab. 71 Menschen sterben.
  9. Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil kommt 1804 auf die Welt. Bekannt wird sie unter ihrem Synonym George Sand.
  10. Ignaz Semmelweiß wird 1818 geboren.

Bild: Pixabay.

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10 Fakten zum 23. Mai

  1. Herzlichen Glückwunsch, Deutschland begeht heute den Tag des Grundgesetzes. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland! wurde heute im Jahre 1949 vom parlamentarischen Rat verkündet.
    Heute ist außerdem der Welt-Schildkröten-Tag (World Turtle Day), an dem es um mehr Aufmerksamkeit für diese vielerorts bedrohte Tierart geht.
    Renate und Desiderius haben heute Namenstag.
  2. 1863 gründet Ferdinand Lassalle in Leipzig gemeinsam mit Abgesandten aus Leipzig, Hamburg, Harburg, Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, Solingen, Frankfurt am Main, Mainz und Dresden den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), den Ursprung der heutigen SPD.
  3. Italien erklärt 1915 Österreich-Ungarn im Rahmen des Ersten Weltkriegs den Krieg.
  4. 1934 werden Bonnie Parker und Clyde Barrow von der Polizei in Louisiana von der Polizei erschossen. Die Geschichte vom Gangsterpärchen Bonnie und Clyde wird oft besungen, beschrieben und verfilmt.
  5. Adolf Hitler gibt 1939 der militärischen Führung Deutschlands bekannt, „bei erster passender Gelegenheit“ das Nachbarland Polen überfallen zu wollen. Die Rede wird von Rudolf Schmundt schriftlich aufgezeichnet und das sogenannte Schmundt-Protokoll wird später zu einem wichtigen Dokument im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher.
  6. Die von Reichspräsident Karl Dönitz eingesetzte geschäftsführende Reichsregierung mit Sitz in Flensburg-Mürwik (Kabinett Schwerin von Krosigk), wird von den Alliierten 1945 für abgesetzt erklärt und verhaftet. Daher gilt der heutige Tag vielen Historikern auch als Ende des Deutschen Reichs.
  7. Der ehemalige Reichsführer SS Heinrich Himmler begeht während eines Verhörs durch die britischen Alliierten in Lüneburg mittels einer in einer Zahnlücke versteckten Zyankalikapsel im Jahr 1945 Selbstmord.
  8. Der 23. Mai ist ein beliebter Tag zur Wahl von Bundespräsidenten:
    1979 wird Karl Carstens (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Gegenkandidatin ist Annemarie Renger (SPD).
    1984 wird Richard von Weizsäcker (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Gegenkandidatin ist Luise Rinser, aufgestellt von den Grünen.  Bei seiner Wiederwahl am gleichen Tag im Jahre 1989 gibt es zum ersten mal keinen Gegenkandidaten.
    1994 wird Roman Herzog (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Wahl gelingt erst im dritten Wahlgang, Gegenkandidaten sind Hildegard Hamm-Brücher (FDP), Johannes Rau (SPD), Jens Reich (Grüne) und Hans Hirzel (Republikaner).
    1999 wird Johannes Rau (SPD) zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Gegenkandidatinnen sind Dagmar Schipanski (CDU) und Ute Ranke-Heinemann (PDS).
    Und an diesem Tag im Jahr 2004 und 2009 wird Horst Köhler (CDU) zum Bundespräsidenten gewählt. 2004 ist seine Gegenkandidatin Gesine Schwan (SPD). 2009 ist sie es wieder, daneben noch Peter Sodann (Linke) und Frank Rennicke (DVU, NPD).
  9. Carl von Linné kommt 1707 auf die Welt.
  10. Flugpionier Otto Lilienthal wird 1848 geboren.

Weitere Infos rund um den 23. Mai.

10 Fakten zum 26. April

  1. Heute ist der „Welttag des geistigen Eigentums“, der von der UNESCO angeregt und dann im Jahre 2000 von der WIPO (World Intellectual Property Organization) eingeführt wurde. Mit dem Aktionstag soll der Wert geistigen Schaffens und dessen Schutz betont werden.
    Helene hat heute Namenstag.
  2. Max Brod veröffentlicht heute im Jahre 1925 als Nachlassverwalter das Romanfragment „Der Process“ seines verstorbenen Freundes Franz Kafka – gegen dessen vorher geäußerten Willen.
  3. Ebenfalls 1925 wird im zweiten Wahlgang der Reichspräsidentenwahl der frühere Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, als Nachfolger des verstorbenen Sozialdemokraten Friedrich Ebert zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt.
  4. Die baskische Stadt Gernika wird 1937 während des spanischen Bürgerkriegs durch die deutsche Legion Condor bombardiert und weitgehend zerstört. Der Vorfall inspiriert Picasso zu dem Gemälde „Guernica“.
  5. 1942 findet die letzte Reichstagssitzung im Dritten Reich statt, in der Adolf Hitler zum Obersten Gerichtsherren bestimmt wird, der nicht mehr Gesetze gebunden ist. Gegen den Führerbefehl gibt es keine Rechtsmittel mehr.
  6. Am 26. April 1986 kommt es während einer Übung im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der heutigen Ukraine (damalige Sowjetunion) zu einem sog. Super-GAU (Größten Anzunehmenden Unfall), bei dem in den ersten zehn Tagen mehrere Trillionen Becquerel Strahlung freigesetzt werden. Wie seinerzeit in der Sowjetunion üblich, wird die Bevölkerung nicht informiert, so dass viele Menschen ungeschützt der Strahlung ausgesetzt sind.
  7. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hält 1997 seine berühmte Rede, die durch seinen Satz „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!“ als Ruck-Rede bekannt wird.
  8. 2002 tötet Robert Steinhäuser in seiner ehemaligen Schule, dem Gutenberg-Gymnasium, beim Amoklauf von Erfurt 16 Menschen und dann sich selbst.
  9. Marc Aurel kommt 121 auf die Welt.
  10. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein wird 1889 geboren.

Hier sind mehr Beiträge rund um den 26. April.

Bild: © Foto H.-P.Haack – Antiquariat Dr. Haack Leipzig → Privatbesitz, CC BY 3.0, Link

10 Fakten zum 5. April

  1. Juliane und Enno haben heute Namenstag.
  2. Karl IV. wird am 5. April 1355 in Rom zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. Er ist einer der wichtigsten Kaiser des Mittelalters. Das Bild oben zeigt ihn beim Krönungsmahl.
  3. Am 5. April 1722 entdeckt der niederländische Seefahrer Jakob Roggeveen die Insel Rapa Nui und nennt diese Osterinsel, da gerade Ostern ist.
  4. Im Jahre 1908 findet das erste offizielle Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft statt. Sie unterliegt in Basel 5:3 gegen die Schweiz.
  5. 1951 wird in den USA das jüdische Ehepaar Ethel und Julius Rosenberg wegen des angeblichen Verrats von Atomgeheimnissen an die UdSSR zum Tode verurteilt. Wesentlich für das Urteil ist das wohl mit unfairen Mitteln geführte Verhör von Ethels Bruder David Greenglass durch den Staatsanwalt Roy Cohn. Der Fall ist einer der Höhepunkte der McCarthy-Ära, der Kommunistenverfolgung in den USA.
  6. Winston Churchill tritt wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme heute im Jahr 1955 vom Amt des britischen Premierministers zurück.
  7. Die ARD sendet 1963 zum ersten mal den „Bericht aus Bonn“. Die Sendung ist auch deswegen denkwürdig, da Bundeskanzler Konrad Adenauer darin ankündigt, im Herbst zurückzutreten.
  8. Die Belagerung Sarajevos durch die jugoslawische Volksarmee beginnt heute im Jahre 1992. Sie wird mit 1425 Tagen die längste Belagerung des 20. Jahrhunderts werden.
  9. Thomas Hobbes wird 1588 geboren.
  10. Der ehemalige Bundespräsident, Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Innenminister Baden Württembergs, Roman Herzog, wird 1934 geboren.

Hier sind weitere Infos rund um den 5. April.

10 Fakten zum 27. Januar

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  1. Heute ist „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. An diesem von Bundespräsident Roman Herzog 1996 per Proklamation festgelegten Gedenktag wird aller Opfer des Nazi-Regimes gedacht. Öffentliche Gebäude werden heute beflaggt und die Fahnen auf Halbmast gesetzt und es finden viele Veranstaltungen und Gottesdienste statt. Das Datum wurde gewählt, da am 27. Januar 1945 das KZ Auschwitz-Birkenau von der roten Armee befreit wurde. Seit 2005 begehen die UN den heutigen Tag als internationalen Holocaustgedenktag, Israel und Großbritannien taten dies schon vorher.
    In Kanada ist heute „Family Literacy Day“, an dem Familien ermutigt werden, mehr zu lesen und einander mehr vorzulesen.
    Angela, Dietrich, Gerhard und Julian haben heute Namenstag.
  2. Kaiser Karl V. eröffnet 1521 den Reichstag zu Worms. Dieser wird bis zum 26. Mai dauern. Neben Problemen der Reichsverwaltung wird als letzter Punkt dann auch die „Causa Lutheri“ behandelt werden.
  3. Thomas A. Edison erhält heute im Jahre 1880 das Patent auf die von ihm deutlich verbesserte Glühlampe. Er ist zwar nicht der Erfinder der Glühbirne, macht diese aber durch seine Erfindungsarbeit praktisch nutzbar.
  4. Die Gebrüder Franz und Erich Sass dringen 1929 durch einen von ihnen gegrabenen Tunnel in den Tresorraum der Berliner Diskontobank am Wittenbergplatz, räumen diesen aus und trinken zur Feier des gelungenen Einbruchs dort zunächst zwei Flaschen Wein, die sie am Tatort zurücklassen. Dann blockieren Sie die Tür zur Stahlkammer von innen, so dass es drei Tage dauert, bis Mitarbeiter der Bank in den geplünderten Raum gelangen. Später werden sie kurz festgenommen, die Tat kann ihnen aber nicht bewiesen werden und sie geben dann eine Pressekonferenz bei Lutter und Wegner am Gendarmenmarkt und werfen bedürftigen Berlinern Geldscheine in die Briefkästen.
  5. 1967 verbrennen bei einem Test der Apollo Weltrumkapsel auf dem Boden die drei Astronauten Virgil Grissom, Edward H. White und Roger B. Chaffee. Das Unglück führt zu über 1.000 Änderungen an der Kapsel, verzögert das Apollo-Mondprogramm der NASA aber nur kurz.
  6. Am gleichen Tag im Jahr 1967 schließen die USA, die Sowjetunion und Großbritannien den „Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper“, der der Einfachheit halber einfach „Weltraumvertrag“ genannt wird.
  7. In Berlin (West) beginnt 1978 mit 15–20.000 Teilnehmern aus dem linken politischen Spektrum das Treffen in Tunix, auf dem zahlreiche Projekte der Alternativbewegung initiiert werden, unter anderem die taz.
  8. 1991 wird Boris Becker durch seinen Sieg bei den Australien Open als erster Deutscher Nummer 1 der Herren-Tennis-Weltrangliste.
  9. Lewis Carroll, britischer Schriftsteller, Mathematiker und Fotograf wird 1832 geboren. Wir erinnern bei der Gelegenheit an sein Gedicht „Der Zipferlake„.
  10. Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, der spätere Kaiser Willhelm II. kommt 1859 auf die Welt.

Hier sind weitere Infos rund um den 27. Januar.

Vom gierigen Wulff und der Politikverdrossenheit

Es hätte alles gut sein können – Christian Wulff tritt zurück, zieht sich nach Großburgwedel zurück und sorgt noch für eine schöne Schlagzeile: z.B., dass er den Ehrensold zumindest teilweise an gemeinnützige Organisationen spendet – vielleicht an den Blindenverband, als kleinen Ausgleich dafür, dass seinerzeit Niedersachsen als einziges Bundesland unter seiner Führung das Blindengeld gestrichen hat. Das Strafverfahren wird gegen eine Geldzahlung eingestellt, das Gras des Vergessens wächst und alles ist gut.

Leider schönes Wunschdenken.

Vom Ehrensold hört man nur noch, dass er ihn annimmt – entgegen seiner früheren Verzichtappelle. Sein Advokat reagiert auf entsprechende Anfragen erst gar nicht. Stattdessen hört man, dass Wulff auch Anspruch auf Büro, Fahrer, Referent etc. erhebt – für weitere geschätzte 280.000 Euro im Jahr.

Nun gut mag man einwenden, gegen diese Privilegien vorzugehen ist juristisch zumindest nicht ganz einfach. Stimmt. Und vielleicht sollten wir hier tatsächlich etwas Großmut zeigen und den Kleingeist aus Hannover in Ruhe lassen.

Mich widert jedoch an, dass ein sonst integerer Politiker wie Thomas de Maizière Wulff den großen Zapfenstreich andient und dieser das Angebot zum Hohne aller billig und gerecht denkenden Menschen noch annimmt. Dass der sich dann noch statt der üblichen drei Lieder vier wünscht, ist eigentlich nur eine lächerliche Randnotiz lässt aber tief blicken.

Sicher, Teile der Politik sind nicht bereit, bei diesem Theater mitzuspielen. Den Hut ziehen muss man insbesondere vor den vier noch lebenden Altbundespräsidenten Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler, die an diesem Zapfenstreich nicht teilnehmen werden.

Doch alle, die an der Veranstaltung teilnehmen – allen voran die Kanzlerin – treiben einen weiteren Keil zwischen Bevölkerung und herrschende Klasse und zeigen, dass sie nicht erkannt haben, worum es jetzt eigentlich geht.

Und das ist auf Dauer fatal.

Warum Wulff untragbar und unerträglich ist

tl;dr: Christian Wulff hat im Interview mit ARD/ZDF gezeigt, dass er dem Amt nicht gewachsen ist. Das allein reicht für einen Rücktritt nicht aus, auch wenn dieser angemessen wäre. Sollten aber weitere Unwahrheiten herauskommen, insbesondere in Bezug auf den Anruf bei Kai Diekmann, ist ein Rücktritt unausweichlich.

Wenn ich an Bundespräsidenten zurückdenke, erinnere ich mich zunächst an Karl Carstens, der auf mich als siebenjährigen kleinen Jungen zumindest wie ein Präsident wirkte. Geprägt haben mein Präsidentenbild dann Richard von Weizsäcker und Roman Herzog, die beide für mich die herausragenden Präsidenten der Bundesrepublik sind. Doch dann begann der Abstieg. Setzte Johannes Rau mit seinen Grundsatzreden und seinen Äußerungen zur Tagespolitik immerhin noch Akzente, war dem von Merkel ausgesuchte Horst Köhler zwar moralisch unangreifbar, aber zu bieder – und letztlich für das Amt nicht geeignet, wie sein beleidigter Rücktritt zeigte.

Und dann kam Christian Wulff. Auch wenn ich Gauck nicht unbedingt für eine gute Wahl gehalten habe – er war die deutlich bessere Wahl als der Ministerpräsident aus Niedersachsen, der in meinen Augen in erster Linie nicht das intellektuelle Format für das Amt hatte und hat, der absehbar Präsident von Merkels Gnaden sein würde und ist, der zu sehr in den Tiefen des Alltagspolitikbetriebs verstrickt war und dessen Umgangs- und Freundeskreis nicht unbedingt dem entsprechen, was man von einem Bundespräsident erwarten sollte. Kurz nachdem bekannt wurde, dass Wulff Bundespräsident werden sollte meinte ein ein Geschäftsführer eines Hannoveraner Unternehmens beim Mittagessen zu mir: „Dass der sich das traut. Wenn rauskommt, mit wem der Geschäfte macht und wo der überall drinsteckt, muss er aber viel erklären.“ Vielleicht war dies Christian Wulff auch durchaus klar, als er einmal im Stern-Interview sagte, dass er das Amt des Kanzlers nicht anstrebe. Im Bund steht man nochmals unter ganz anderer Beobachtung. Und dass gute Landespolitiker eben nicht zwangsläufig gute Bundespolitiker sein müssen, haben schon andere bewiesen – wie z.B. Kurt Beck. Wulff konnte also durchaus wissen, was auf ihn zukommen könnte. Doch letztlich wird dann die Aussicht auf das prestigeträchtigste Amt des Landes verlockender gewesen sein dürfen.

Als Präsident war er bislang unauffällig. Seine Reden gehören sicher zu den flachsten, die je ein Bundespräsident gehalten hat (Lübke ist wegen seiner Krankheit entschuldigt), gespickt mit floskelhaften Plattitüden und verallgemeinernden Kalenderblatt-Weisheiten („Der Islam gehört zu Deutschland“). Aber – ich gebe es zu – wirklich gestört hat er nicht. Seine Reaktion auf die rechtsradikalen Morde ist sogar positiv hervorzuheben.

Das alles änderte sich erst, als die Kreditaffäre hochkam. Hätte Herr Wulff sich sofort nach dem Bekanntwerden des Häusle-Kredits hingestellt und in etwa gesagt:

Liebe Bundesbürger, es ist richtig, ich habe von einer befreundeten Unternehmerfamilie einen günstigen Kredit erhalten. Ich habe im Landtag von Hannover auf eine entsprechende Nachfrage zumindest missverständlich geantwortet. Diesen Kredit habe ich dann mit einem zinsgünstigen Darlehen bei der BW-Bank abgelöst, wobei ich verstehen kann, dass das jetzt zu Irritationen führt. Daher werde dieses Darlehen jetzt mit einem üblichen Immobilienkredit bei der XY Bank ablösen, zu der ich sonst keinerlei Geschäftsbeziehungen unterhalte. Als Ministerpräsident von Hannover war ich notwendigerweise mit der dortigen Wirtschaft teilweise auch freundschaftlich eng verbunden, teilweise vermutlich sogar zu eng. Dies hat aber keine Auswirkungen auf meine Amtsführung als Bundespräsident mehr. Ich werde durch meine Anwälte alle Kontakte und diesbezüglichen Unterlagen ins Internet stellen lassen und dann Ihre Fragen in einer Pressekonferenz beantworten. Die entstandene Situation tut mir leid und ich werde mich bemühen, den entstandenen Schaden durch eine untadelige Amtsführung wiedergutzumachen. Als erstes berufe ich eine Ethik-Kommission unter Leitung von Hans-Jürgen Papier ein, die Grundsätze für den Umgang zwischen Politikern und Wirtschaftsführern erarbeiten soll. Daran werde ich mich messen lassen. Zudem werde ich nach Ablauf meiner Amtszeit auf die Ruhebezüge des Bundespräsidenten verzichten. Ich danke Ihnen.

Es wäre reiner Tisch gewesen und die Affäre wäre wahrscheinlich längst ausgestanden.

Stattdessen wutentbrannte Anrufe bei der Bild-Zeitung, Zugeben nur, was eh schon offensichtlich ist, falsche Aussagen zum Zustandekommen von Verträgen, immer neue Enthüllungen über Verquickungen im Sumpf von Hannover, langes Schweigen…

Das gestrige Interview hat die Situation nur noch verschlimmert:

  1. Hat Wulff gezeigt, dass er dem Amt nicht gewachsen ist und immer noch erst hineinwachsen muss. Er ist sozusagen „Präsident in Ausbildung“ – das macht er selbst deutlich wenn er sinngemäß sagt, dass er erst ein präsidiales Verhältnis zu den Medien entwickeln muss oder wenn er darauf hinweist, dass der Sprung von Ministerpräsidenten zum Bundespräsidenten ein großer ist. Lächerlich gemacht hat er sich auch mit Aussagen wie „Menschenrechte gelten auch für Präsidenten“ oder dass angesichts der Recherchen „das ganze Dorf aufgeschreckt war“.
  2. Nach Aussagen der Bild Zeitung spricht Wulff hinsichtlich des Anrufs auf Herrn Diekmanns Anrufbeantworter die Unwahrheit, wenn er sagt, er habe nur um eine Verschiebung des Artikels um einen Tag gebeten. Hier kann an sich nur die Offenlegung des Mitschnitts durch die Bild helfen. Und am saubersten wäre es, wenn Herr Wulff dazu sein Einverständnis gäbe.
  3. Viele Fragen bleiben offen: Warum reist Gehrkens beim Ministerpräsidenten mit, wenn er doch nur ein väterlicher Freund ist? Wurde mit dem Kredit nicht doch gegen das Ministergesetz verstoßen? Wie ist das Verhältnis zu Herrn Maschmeyer? Was ist mit Eventmanager Manfred Schmidt? Was trug sich wirklich mit dem Redakteur der Welt zu? Und nicht zuletzt: bezahlt Frau Schausten wirklich 150 Euro für Übernachtungen bei Freunden?

Es bleibt also zunächst die Sache der mangelnden Eignung. Deswegen muss niemand zurücktreten, auch wenn schön wäre. Sollte er aber gegen das Ministergesetz verstoßen haben, ist ein Rücktritt nach seinem bisherigen Kurs unausweichlich. Und erst recht gilt das, sollte Wulffs Darstellung des Telefonats auf Kai Diekmanns Mailbox falsch sein. Denn dann hat er die Republik belogen.

Wenn jetzt gesagt wird, wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein dann antworte ich, dass ich nicht ohne Schuld bin. Die meisten seiner Kritiker sicher auch nicht. Ich bin aber auch nicht Bundespräsident und weiß, dass ich dem Amt moralisch und intellektuell nicht gewachsen wäre.

Der Amtsinhaber aber sollte ein moralischer und intellektueller Leuchtturm sein. Und das ist Christian Wulff eben nicht.

Offener Brief: An Christian Wulff

Lieber Christian Wulff,

Sie waren noch nie mein Präsident.

Der Bundespräsident ist in meiner Vorstellungswelt eine intellektuelle Vater-Figur. Roman Herzog war und ist damit für mich die Idealbesetzung. Und auch Richard von Weizsäcker ist herausragend, spätestens seit seiner Rede zum Kriegsende.

Zumindest aber sollte der Präsident moralisch unangreifbar sein.

Und beides sind sie nicht.

Ich möchte eigentlich gar nicht wissen, dass Ihre Frau ein Tattoo hat, dass Sie gerne Lena hören und dass der „Kleine Prinz“ ihr Lieblingsbuch ist. All dies hat sie nämlich entzaubert – Sie sind nicht der Präsident, sondern der Mensch „wie Du und ich“ von nebenan.

Noch weniger möchte ich wissen, dass Sie mit Carsten Maschmeyer feiern, über dessen weiteres Umfeld und Methoden nicht nur in Hannover soviel getuschelt wird. Dass Sie sich upgraden lassen und das angeblich nicht mitbekommen – oder dass Sie sich von einer befreundeten Unternehmergattin 500.000 Euro leihen.

Ihr „Nein“ auf die parlamentarische Anfrage, ob sie geschäftliche Beziehungen zu Herrn Egon Geerkens unterhielten, mag formaljuristisch korrekt sein (wenn nicht doch der Scheck von ihm war). Mir kommt es aber so vor, als bestreite der Klassenrüpel, dass er er dem Stephan aus der 8c das iPhone 4 geklaut habe – das auch zu Recht, denn abgezogen hat er das 4S…

So bleibt eine Bitte: Treten Sie zurück. Denn eins ist sicher – jetzt wird jeder Stein zweimal umgelegt, um doch noch etwas juristisch relevantes zu finden. Und das sollten Sie sich, uns und besonders dem Amt nicht antun.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Severin Tatarczyk