Meinung: Angela Merkel und ihr USA Traum

„Der Spiegel“ hat zu 30 Jahre Mauerfall ein Interview mit Angela Merkel geführt. Dort wird sie u.a. gefragt, was sie jetzt wohl getan hätte, wenn die Mauer nicht gefallen wäre.

Merkel: Ich hätte immerhin schon meinen Traum verwirklichen können: In der DDR gingen die Frauen mit 60 in Rente, ich hätte mir also schon vor fünf Jahren meinen Reisepass abgeholt und wäre nach Amerika gereist. Rentner hatten ja Reisefreiheit in der DDR – wer als sozialistischer Erwerbstätiger nicht mehr gebraucht wurde, durfte raus.

SPIEGEL: Die USA waren Ihr Sehnsuchtsland?

Merkel: Natürlich hätte ich mir auch die Bundesrepublik richtig angeschaut. Aber meine erste weite Reise wollte ich nach Amerika machen. Wegen der Größe, der Vielfalt, der Kultur. Die Rocky Mountains sehen, mit dem Auto herumfahren und Bruce Springsteen hören – das war mein Traum.

SPIEGEL: In einem amerikanischen Straßenkreuzer?

Merkel: Nein. Ich bin ja ein Freund kleinerer Autos. Aber was Besseres als ein Trabant hätte es schon sein sollen.

Damals – Angela Merkel war immerhin beim Mauerfall schon 35 – schien sie also die USA-Reise konkret vor Augen gehabt zu haben. Ich wage zu bezweifeln, ob dies so einfach möglich gewesen wäre.

Zum einem betrug laut „Bundeszentrale für politische Bildung“ „für einen Versicherten, der 50 Jahre den jeweiligen Höchstbetrag an Beiträgen gezahlt hatte“ die Rente in der DDR monatlich 520 Mark, mehr dazu hier. Angesichts dessen und der faktisch nicht vorhandenen Konvertibilität der „Ostmark“ wäre das Vorhaben wohl nicht finanzierbar gewesen. Zum anderen ist es wohl auch für Rentner sehr schwierig gewesen sein, ein USA Visum zu erhalten – vorsichtig ausgedrückt.

Für mich lässt das nur den Schluss zu, dass Angela Merkel entweder in der DDR sehr privilegiert war oder den Arbeiter- und Bauernstaat rückblickend sehr verklärt. Und beides finde ich problematisch.