Die halbe Wahrheit des Tareq Alaows rund um seine Bundestagskandidatur

Tareq Alaows wollte als erster Flüchtling für den Bundestag kandidieren – als Direktkandidat für die Grünen in Wahlkreis 117, Oberhausen-Wesel III.

Nun wurde auf der Homepage der Grünen Dinslaken die Rücknahme der Kandidatur bekanntgegeben:

„Die hohe Bedrohungslage für mich und vor allem für mir nahestehende Menschen ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur.“

wird Alaows dort zitiert.

Und Presse und Politik springen über das Stöckchen „Aus Angst um die eigene Familie“ titelt die Zeit, Ulf Poschardt twittert, dass dies eine „Schande für Deutschland“ sei und NRW Integrationsminister Joachim Stamp will ihn gleich ins Ministerium einladen.

Ich bezweifle nicht, dass Alaows massiv angefeindet wurde. Ich vermute, Bundestagsabgeordnete mit nicht deutsch klingenden Namen wie Grigorios Aggelidis, Gökay Akbulut, Nezahat Baradari, Danyal Bayaz, Canan Bayram, Sevim Dağdelen, Ekin Deligöz, Karamba Diaby, Bijan Djir-Sarai, Yasmin Fahimi, Josip Juratovic, Elvan Korkmaz, Żaklin Nastić, Cem Özdemir, Mahmut Özdemir, Aydan Özoğuz oder Gülistan Yüksel können ein Lied davon singen.

Was diese alle aber von Alaows unterscheidet: Sie haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Und diese ist unbedingte Voraussetzung dafür, in den Bundestag gewählt werden zu können, so will es das Gesetz:

Bundeswahlgesetz – § 15 Wählbarkeit

(1) Wählbar ist, wer am Wahltage

1. Deutscher im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes ist und
2. das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat.

Ziffer 1 trifft auf ihn nicht zu – und da er keine wirklichen Chancen hat, bis zum September 2021 die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten (für eine Einbürgerung nach § 10 StAG ist er zu kurz hier, selbst für eine grundsätzlich unsichere Ermessenseinbürgerung dürfte es knapp werden, dazu hier), war seine Kandidatur inklusive markiger Sprüche – z.B. dass der Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ am Reichstag entfernt werden solle – nichts anderes als ein PR Gag. Genau so wie der jetzt erfolgte Rückzug von der Kandidatur.

Damit bleibt mehr als ein Gschmäckle. Die Bekämpfung von Rassismus ist ein wichtiges Anliegen. Rassismus aber vorzuschieben, wo ganz andere Gründe maßgeblich sind, schadet diesem Anliegen.

Abschließend möchte ich noch zur Abrundung auf einen twitter Thread von Manaf Hassan verweisen, in dem dieser auf weitere Ungereimtheiten rund um Alaows hinweist, z.B., dass dessen Verhältnis zum Islamismus durchaus hinterfragt werden kann. Aber das ist eine andere Geschichte…

Nachtrag I

Am 14. September 2021 erhielt Tareq Alaows übrigens seine deutsche Staatsbürgerschaft, wie er auf twitter mitteilte. Es hätte also mit der Kandidatur geklappt.

Nachtrag II

Ende Dezember 2021 war er wieder im Fokus der Medien, da er durch die Polizei kontrolliert wurde und sich darüber auf twitter beschwerte:

Hallo @polizeiberlin , ich wurde an der S-Bahn Friedrichstraße kontrolliert. Begründung: Eine Gefährdung sei nicht auszuschließen. Man müsse nach gefährlichen Gegenstände suchen und Perso kontrollieren. So sah ich aus. Wie kann man aufgrund dessen eine Gefährdung feststellen?

Der tweet erhielt viel Aufmerksamkeit.

Liste: Abkürzungen bei der Polizei

Hier finden Sie eine Übersicht gängiger polizeilicher Abkürzungen.

„Liste: Abkürzungen bei der Polizei“ weiterlesen

Kurz berichtet: Wenn die Polizei von Strafanzeigen abrät oder nicht ermittelt

Ich hatte berichtet, dass mir in drei Fällen vom Stellen einer Strafanzeige bzw. der Einschaltung der Polizei abgeraten wurde.

In dem Zusammenhang habe ich darum gebeten, mir solche Fälle zu mitzuteilen, in denen die Polizei davon abgeraten hat, nach einer Straftat eine Anzeige zu erstatten oder aus anderen Gründen keine Anzeige aufgenommen hat. Hier sind einige kurze Reaktionen, die ich in den sozialen Netzen und per E-Mail erhalten habe:

Ist Ihnen klar, dass das nichts bringt?

Kann ich subjektiv bestätigen. Von der Polizei kommt in den letzten Jahren häufig sowas wie: „Natürlich kann ich die Anzeige aufnehmen, aber ihnen ist klar, dass das nichts bringt?“ Dabei ging es von Diebstahl bis Körperverletzung in den letzten 4 Jahren. Die beiden Sachen die ich gegen den Widerstand der Polizei anzeigen konnte sind ohne Ermittlungen eingestellt worden.
Oliver T. über Facebook.

Wollen Sie hier wirklich zwei Stunden sitzen?

Mir wurden in den letzten drei Monaten zwei Anzeigen aus geredet, und Bekannten von mir ebenfalls noch mal zwei. Mit der subtilen Frage wollen sie jetzt wirklich anderthalb Stunden hier sitzen bzw der Aussage bringt doch eh nichts Verfahren wird eingestellt.
Anonym über twitter.

Das bringt doch nichts

Meiner Tochter wurde auf dem Schulhof von einem Schulfremden das iPhone gestohlen. Die Polizei kam zwar und hat auch mit der Direktorin gesprochen. Von beiden Seiten wurde ich gebeten, auf eine Anzeige zu verzichten. Von der Direktorin wegen des Rufs der Schule, von der Polizei, da man ohnehin schon genug zu tun habe und ein Ermittlungserfolg sehr unwahrscheinlich sei.
Judith S. über Privatnachricht auf twitter

Ermittlung eingestellt

Meine Tochter wurde vor Kurzem Opfer eines Internet-Betrügers und erstattete bei der Kripo Anzeige. Knapp 2 Wochen später kam die Einstellung durch die StA. Das spannende daran: Zu der Zeit war die Annonce noch Online! Man hatte wohl keine echte Lust, den Täter zu ermitteln.
Günther Z. über twitter.

Weitere Fälle gibt es unter dem Hashtag „keine Anzeige„.

Sie haben etwas ähnliches erlebt? Bitte schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen an severint@live.de oder kontaktieren Sie mich über twitter oder Facebook – im Zweifel auch gerne anonym.

Kein Polizeieinsatz nach Ladendiebstahl

Ich hatte darum gebeten von Fällen zu berichten, in denen die Polizei davon abgeraten hat, nach einer Straftat eine Anzeige zu erstatten oder aus anderen Gründen keine Anzeige aufgenommen hat. Folgendes hat sich in Berlin zugetragen; die Verfasserin ist mir bekannt:

Jahr 2017 in Berlin – Eine Gruppe Jugendlicher betrat den Laden meines Mannes. Es handelt sich um ein Textilgeschäft. Einer dieser Jugendlichen verwickelte meinen Mann in ein Gespräch während die anderen sich umschauten und anprobierten. Ohne was zu kaufen verließen dann alle das Geschäft und führen mit Fahrrädern davon. Zeitgleich bemerkte mein Mann den Verlust einer Jacke, die von einem dieser Jugendlichen anprobiert wurde. Mein Mann folgte ihnen noch aber sie entkamen.

Ich war vor Ort (zur Tatzeit allerdings nicht im Geschäft) und rief zeitnah die Polizei an. Dort sagte man mir, das passiere laufend und sie hätten niemanden der kommen könnte. Alle Kollegen wären im Einsatz – das glaubte ich bei dem Zustand der Berliner Polizei sofort.

Man sagte mir auch noch wenn wir unbedingt wollten, könnten wir online eine Anzeige abgeben aber die Erfolgsaussichten sind gleich null. Haben wir dann auch nicht gemacht, da Aufwand und Nutzen hier in keinerlei Verhältnis stehen. Das war es.

In anderen vorherigen Fällen, kam zwar die Polizei, hat auch eine Anzeige aufgenommen, allerdings wurde nie jemand ermittelt. Wir bekamen immer einen Brief, die Ermittlungen werden eingestellt.

Sie haben etwas ähnliches erlebt? Bitte schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen an severint@live.de oder kontaktieren Sie mich über twitter oder Facebook – im Zweifel auch gerne anonym.

Was tun, wenn man mit privaten Bildern erpresst wird?

Obacht beim privaten Bildertausch

Heutzutage ist es ganz normal, dass man übers Smartphone Bilder austauscht. Und auch ganz normal ist dabei, dass darunter privatere und vielleicht sogar erotische sein können.

Was man dabei aber immer bedenken sollte – diese Bilder können mit einem Klick in der digitalen Öffentlichkeit landen.

Und gerade, wenn Beziehungen und Freundschaften in die Brüche gehen, wird die Androhung der Veröffentlichung nicht selten als Druckmittel eingesetzt. Sei es, dass damit die Fortsetzung einer Beziehung, Geld oder etwas anderes erreicht werden soll.

Oft behaupten die Täter, man hätte ja ohnehin das Recht an seinem Bild aufgegeben, indem man es z.B. über Whatsapp oder den Facebook Messenger an ihn übertragen habe. Oft verweisen Sie dabei auf AGB Formulierungen der Dienste. Das ist nicht richtig. Wenn nicht vorher ausdrücklich vereinbart wurde, dass das Bild auch weitergegeben werden darf, behält man das Recht daran und kein anderer darf es weitergeben.

Wichtig: Hat jemand anderer das Bild gemacht, ist er zunächst der Urheber. Es kann nicht schaden, zur Sicherheit klarzustellen, dass man mit einer Weitergabe des Bildes an Dritte nicht einverstanden ist – z.B. „Es ist ok, dass Du das Bild gemacht hast, aber bitte verschicke es nicht weiter. Das möchte ich nicht.“ Dann kann sich der „Täter“ später auch nicht damit herausreden, dass er ja der Bildurheber sei, was in der Praxis häufig versucht wird.

Die Strafbarkeit der Veröffentlichung an sich

Dabei ist die Weiterverbreitung privater Bilder, auf denen Dritte zu sehen sind, grundsätzlich strafbar und sogar strafbar. Dies ergibt sich aus § 33 KUG (auch KunstUrhG oder Kunsturhebergesetz):

  1. Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer entgegen den §§ 22, 23 ein Bildnis verbreitet oder öffentlich zur Schau stellt.
  2. Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt.

Wichtig ist bei dem Verweis der erste Satz von § 22 Kunsturhebergesetz:

Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden.

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Die unnütze Kampagne der Stadt Köln zu Silvester 2017/2018

Silvester in Köln ist ja inzwischen fast zu einem Synonym für Staatsversagen geworden. Und so gab es auch 2017 wieder eine Pressekonferenz, in der thematisiert wurde, wie man sich auf den Jahreswechsel 2017/2018 vorbereiten werde.

Dabei gab es durchaus auch sinnvolle Aussagen wie z.B.

Ereignisse von vor zwei Jahren dürfen sich niemals wiederholen. In #Köln gilt nicht das Recht des Stärkeren, sondern jederzeit die Stärke des Recht.

oder

Erwarten von jedem, der in #Köln feiert, Respekt. […sinnlose Einlassung hier entfernt] Das Kölner Lebensgefühl ist legendär tolerant, aber nicht zu verwechseln mit Regellosigkeit.

Das ist alles richtig. Und es ist auch zu erwarten, dass auch diesmal wieder ein massives Polizeiaufgebot dafür sorgen wird, dass sich die Ereignisse vom Jahreswechsel 2015/2016 nicht wiederholen werden.

Hinterfragen darf man aber durchaus den Sinn der begleitendenden Social Media Kampagne (siehe Bild oben) oder der Verteilung von Gummi-Armbändern mit dem Aufdruck „Respect!“.

Ohne jetzt inhaltlich darauf eingehen zu wollen – ich bin mir sehr sicher: Hierdurch wird kein einziger Übergriff verhindert.

Das Geld, das in diese Kampagne geflossen ist, hätte man daher sinnvoller verwenden können. Zum Beispiel für Sozialarbeit, den Weißen Ring und einfach heiße Erbsensuppe und Getränke für die Einsatzkräfte.

Bildquelle: Tweet der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Über #NAFRI, eine kaputte Diskussionskultur und ein Dankeschön

nafri-nordafrikaner

Das Jahr 2017 ist erst wenige Stunden alt und hat schon seine erste typisch deutsche Debatte – zumindest bei twitter. Es geht darum, dass die Polizei in einem tweet die Abkürzung Nafris verwendet hat:

nafri-tweet

In der Tat waren einige hundert Nordafrikaner zur Silvesternacht 2016/2017 nach Köln gereist – mithin genau die Gruppe, die beim Jahreswechsel 2015/2016 für massive Probleme gesorgt hat. Dass diese Personengruppe angesichts der Umstände nun besonders kontrolliert wird, sollte nicht weiter verwundern.

Doch viele meinen, der Polizei angesichts des Tweets Rassismus vorwerfen zu müssen.

Zum einen behaupten sie, die Polizei würde damit alle Nordafrikaner zu Tätern machen, stünde NAFRI doch für Nord-Afrikanische Intensivtäter. Falsch – NAFRI steht lediglich für NordAFRikaner und ist schon seit langem Polizeijargon. Das hat ein Polizeisprecher aktuell auch nochmals bestätigt. Der Begriff ist im übrigen schon lange vor 2016 gebräuchlich gewesen.

Zum anderen meinen sie, es sei diskriminierendes „racial profiling“, wenn diese Personengruppe kontrolliert würde. Zur Erinnerung: Es war genau diese „Nafri“, von der am Silvester 2015/2016 hunderte Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und Eigentumsdelikte begangen wurden. Es wäre mehr als fahrlässig, diese nun nicht schwerpunktmäßig zu kontrollieren, wenn sie wiederum zum Jahreswechsel in großen Gruppen nach Köln reist.

Weiter wird behauptet, es würde Rassismus Vorschub leisten, diese Personengruppe besonders hervorzuheben. Ich wage zu behaupten: keiner wird durch diesen Tweet der Polizei zum Rassisten. Und hätte die Polizei nicht getwittert, würde kein Rassist bekehrt. Vielmehr gehe ich davon aus, dass es der „Lügenpresse-Fraktion“ in die Hände spielte, würde diese Diskussion nicht offen geführt.

Natürlich sind Kontrollen aufgrund der Ethnie grundsätzlich problematisch und „racial profiling“ muss diskutiert werden. Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit und der Umstände diesmal blieb aus meiner Sicht der Polizei wohl nichts anderes übrig. Das ist traurige, aber wohl leider die Realität.

Schade finde ich zudem: Auf twitter prallen wieder vorbehaltlose Polizeikritiker (alles Rassisten) auf vorbehaltlose Wutbürger (alle Nafris sind Verbrecher und gehören abgeschoben). Differenzierte Diskussionen und Zwischentöne sucht man nahezu vergebens.

Und bei all dem Geschrei geht zudem völlig unter, dass nicht nur in Köln tausende Polizisten keinen freien Silvesterabend genießen konnten, damit hunderttausende Menschen friedlich feiern können. Dafür ein Dankeschön.

10 Fakten zum 29. September

  1. Heute ist Michaelitag. Michael ist nach christlicher Vorstellung ein Erzengel und ist der Schutzpatron der Deutschen – möglicherweise wurde daraus auch der „deutsche Michel“ abgeleitet. Michaeli war früher ein wichtiger Stichtag, an dem Pacht- und Zinsbeträge gezahlt werden mussten, aber gerade auch für Kinder ein Festtag. So wird heute noch in Augsburg das Turamichele-Fest gefeiert. Da Michael ein Erzengel ist, wurde der heutige Tag schon im 9. Jahrhundert auf die beiden anderen Erzengel Gabriel und Raphael ausgeweitet (der ausschließlich im 4. Buch Esra erwähnte Uriel sowie die im alten Volksglauben verankerten Jehudiel, Sealtiel und Barachiel zählen nicht „offiziell“ zu den Erzengeln). Demzufolge haben heute auch Gabriel, Gabriele, Maik, Michael, Michaela und Raphael Namenstag.
    Außerdem ist heute Weltherztag, zu dem wir hier 10 Tipps zur Herzgesundheit haben.
  2. Die Polizeibehörde von London, der Metropolitan Police Service, wird 1829 Jahren gegründet. Nach dem verantwortlichen Innenminister Robert „Bobby“ Peel werden die Polizisten bis heute „Bobbies“ genannt.
  3. 1874 wird das erste Fußballspiel in Deutschland ausgetragen. Schüler des Martino-Katharineums, eines Gymnasiums in Braunschweig, spielen es unter der Leitung von Konrad Koch und August Hermann.
  4. Beim Bau des General Electric Buildings entsteht 1932 die Fotografie „Lunch Atop a Skyscraper“: elf Männer, die auf einem Stahlträger Mittagspause machen und ihre Füße aus mehr als 200 m Höhe über den Straßen von New York City herunterbaumeln lassen.
  5. 1941 ermorden Angehörige der Wehrmacht und anderer Deutscher Einheiten (SD, geheime Feldpolizei, Einsatzgruppe C) bei Babyn Jar (nahe Kiew) über 33.000 Juden, darunter vornehmlich Frauen und Kinder. Das Massaker gilt als größte einzelne Mordaktion im zweiten Weltkrieg.
  6. Drei Jahre später – 1944 – ermorden Angehörige der Wehrmacht und der Waffen-SS bei Marzabotto (Italien) mindestens 770 Zilisten, darunter mindestens 213 Kinder unter 13 Jahren. Dieses Massaker gilt als größte einzelne Mordaktion der Wehrmacht in Italien. Eine Lehrerin, die in einer Kirche Schutz suchte, berichtet: „…öffnete sich nach kurzem die Tür und einige Nazis tauchten mit furchteinflößenden Gesichtern auf. … Dann flogen Handgranaten durch die Tür und die Fenster: Wir schrien, weinten, flehten, die Mütter hielten ihre Kinder fest, schützten die Gesichter und suchten verzweifelt Schutz.“
  7. In Genf gründen 1954 zwölf europäischen Staaten die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN).
  8. Der Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR tritt 1990 in Kraft.
  9. Horatio Nelson kommt 1758 auf die Welt.
  10. Walter Rathenau wird 1867 geboren.

Hier finden Sie mehr Beiträge rund um den 29. September.

20 Minuten bis zum Eintreffen der Polizei – das ist zu viel

Gastbeitrag von Lucas Kulczycki.

Als ich Freitagabend nach einer Vorfinanzierungsparty meiner Stufe nach Hause kam, bemerkte ich kurz vor dem Schlafengehen ein Motorengeräusch, das scheinbar aus der Einfahrt mit anliegendem Parkplatz unserer Straße kam. Als ich zum Fenster ging und hinausblickte, sah ich einen großen weißen Laster, der ungewöhnlich schräg in einen der Parkplätze hineinfuhr, dort stehen blieb und daraufhin all seine Lichter ausschaltete. Lediglich in der Fahrerkabine war ein kleines Licht – möglicherweise das einer Taschenlampe – zu erkennen. Nachdem bei uns in der Nähe schon des Öfteren Einbrüche stattgefunden hatten, zögerte ich nicht und rief um Punkt zwei Uhr morgens die Polizei mit Dienststelle in Bergisch Gladbach. Nachdem ich etwa eine Minute warten musste, bis jemand abhob, wurde mir mitgeteilt, dass Polizeibeamte losgeschickt werden würden.

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Ich beobachtete den Laster daraufhin weiter. Nach kurzer Zeit sah ich dann, wie der Laster rückwärts aus der Parklücke hinaus und in die Straße unserer Wohnsiedlung hineinfuhr. Ich ging zur anderen Seite des Hauses und blickte auch dort aus dem Fenster; diesmal konnte ich beobachten, wie der Laster vor einem Haus in der Straße Halt machte. Erneut rief ich die Polizei, um dieses Statusupdate weiterzugeben. Zwischen den beiden Anrufen sind bereits neun Minuten vergangen.

Was bereits wie eine relativ lange Zeit für das Eintreffen der Polizei klingt, sollte sich nochmal mehr als verdoppeln. Ich lief nun andauernd zwischen den zwei Enden unseres Reihenhauses hin und her, einmal, um den Laster zu beobachten und zum anderen, um zu sehen, ob die Polizei endlich eintrifft.

Nachdem mehr als 20 Minuten vergangen sind, sah ich endlich ein Polizeiauto in die Straße hineinfahren. Kurz darauf fuhr sogar ein zweiter Streifenwagen hinein. Als sie von den Parkplätzen hinter dem ersten Haus der Wohnsiedlung um die Ecke gefahren sind, erblickten die Beamten sofort den Transporter und schienen diesen mit ihrem Fernlicht an. Ich war sehr erleichtert, dass die Polizei nach über 20 Minuten doch noch rechtzeitig gekommen ist.

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Im Nachhinein stellte sich glücklicherweise heraus, dass es sich nicht um einen Einbrecher gehandelt hat. Es soll der Zeitungslieferant gewesen sei, welcher einem Zeitungen austeilenden Nachbarn die nächste Lieferung Zeitungen gebracht hat. Trotzdem hätte es etwas Schlimmeres sein können.

Bedenkt man, dass 20 Minuten vom ersten Anruf bis zum Eintreffen der Polizeibeamten eine nicht akzeptabel lange Zeit sind, wenn es sich wirklich um einen Einbruch gehandelt hätte. Womöglich hätten sogar Leib und Leben gefährdet sein können – neben dem wahrscheinlich riesigen Sachschaden, der in einer solch langen Zeit hätte entstehen können. Zehn Minuten wären sicher in Ordnung gewesen, zumal an Freitagabenden in der Regel mehr Trubel herrscht als normalerweise. Aber grade deswegen sollte die Polizei an solch „riskanten“ Abenden in der Lage sein, schnell an Ort und Stelle zu sein. Insbesondere, wenn in diesem Gebiet in letzter Zeit schon des Öfteren Einbrüche stattgefunden haben.

Natürlich kann man jetzt nicht die ganze nordrhein-westfälische Polizei dafür kritisieren. Auch ist mein Augenzeugenbericht keineswegs repräsentativ. Aber in Anbetracht vieler in letzter Zeit aufgekommenen Berichte, insbesondere der totalen Überforderung der Polizei in Köln am Silvesterabend, kann dem Bürger schon ein wenig bange werden. Ich persönlich fühle mich nicht mehr sicher. Was ist, wenn ich wirklich mal in Lebensgefahr schwebe und die Polizei braucht wieder so lange?

Genau das ist ein Problem. Wenn der normale Bürger sich nicht mehr ausreichend durch den Staat gesichert fühlt, wird es für Kriminelle umso leichter. Die Sparpolitik unserer (Landes-) Regierung schlägt sich scheinbar sehr im Sicherheitsempfinden der Bevölkerung nieder. Und das ist wahrhaftig ein Skandal. Man kann sich nun nicht mehr wundern, wenn das Vertrauen in die Regierungsparteien weiter sinkt und neue Parteien, die dieses Misstrauen instrumentalisieren, wie in unserem konkreten Fall die rechtspopulistische AfD, weiter erstarken. Also liebe Regierung, tu was dagegen!

Ist mein Nachbar tot?

Manchmal kann es vorkommen, dass einem bei seinem Nachbarn etwas komisch vorkommt.

Vielleicht, dass der Briefkasten überquillt, die Rolläden nicht mehr hochgezogen werden, andauernd ohne Pause der gleiche Fernsehsender läuft, man ihn nicht mehr zu gewohnten Zeiten auf der Straße sieht, der Garten verkommt oder sonst etwas ungewöhnliches.

In dem Fall sollten Sie nicht untätig bleiben und die Initiative ergreifen. Sicher, vielleicht ist Ihr Nachbar nur in Urlaub gefahren und hat vergessen, Ihnen Bescheid zu geben. Vielleicht liegt er aber auch verletzt und hilflos in seiner Wohnung oder ist gar schon tot. Sie sollten aber versuchen herauszufinden, was da los ist.

Als erstes sollten Sie einfach einmal klingeln und an der Tür hören, ob Sie ungewöhnliche Geräusche hören, z.B. röcheln oder leise Hilferufe. In diesem Fall sollten Sie sich nicht scheuen, sofort die Polizei anzurufen.

Ergeben sich aber zunächst keine weiteren Hinweispunkte, versuchen Sie mehr Informationen zu erhalten. Fragen Sie andere Nachbarn, versuchen Sie anzurufen, klopfen Sie an Türen und Fenstern und versuchen Sie notfalls, durch die Fenster zu schauen. Kennen Sie Freunde und Verwandte Ihres Nachbarn, versuchen Sie diese zu erreichen. Auch ein eventuell vorhandener Hausmeister kann eine große Hilfe sein.

Wenn all diese Bemühungen keinen Erfolg bringen, sollten Sie die Polizei kontaktieren und Ihre Beobachtungen und Bedenken schildern. Diese wird entscheiden können, was nun zu tun ist. Und wer weiß, vielleicht retten Sie durch ihr besonnenes Handeln sogar ein Menschenleben.

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