Die Projekte des Konstantin Neven DuMont

Am 25. August 2012 um 16:02h postete Konstantin Neven DuMont auf facebook:

Aufgrund finanzieller Notwendigkeiten muss ich unser vor sieben Jahren erbautes Ayurvedahaus bald vermieten. Die letzten Baumängel werden zur Zeit beseitigt. Ein wenig Wehmut kommt schon dabei auf. Das Leben geht aber weiter.

Vorab: ich finde es offen und mutig, so etwas öffentlich zu schreiben. Respekt!

Ich will jetzt hier nicht auf seine finanzielle Situation eingehen – alleine schon, weil ich die Hintergründe nicht kenne und mich diese letztlich nichts angehen. Was aber nicht nur durch das Posting deutlich wird: mit den angekündigten Projekten läuft es wahrscheinlich nicht so gut, wie geplant.

Neven DuMonts auf facebook&Co verbreitete Aktivitäten nach dem Ausscheiden aus dem väterlichen Verlag habe ich von Anfang an aufmerksam beobachtet – und sie sind ein Lehrstück dafür, wie man es gerade nicht machen sollte. Anmerken darf ich, dass ich viele dieser Fehler früher selbst gemacht habe…

Doch worum geht es Neven DuMont? Auf der Website seiner GmbH kndm.de steht:

Wir verfolgen Ideen, von denen wir glauben, dass sie Menschen zu einem nachhaltigen und verantwortungsvollem Umgang mit sich selbst, der Gesellschaft und natürlichen Ressourcen anregen.

Derzeit hat es ein Projekt in den Markt geschafft – evidero.de. Nach eigener Darstellung ist Evidero

…ein interaktives Web-TV-Magazin flankiert von einer journalistischen Plattform von Bloggern, Experten und Autoren. Themen auf evidero sind Nachhaltigkeit, Verantwortung und Engagement – in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Alltag. Wechselnde Schwerpunktthemen werden begleitet von Reportagen, Hintergrund, Meinung und Wissenswertem.

Soweit so gut. Über den Ansatz darf man nun trefflich streiten – mir persönlich ist es ein zu großer Spagat zwischen konkreten Ansätzen einerseits (Kochrezepte) und großen gesellschaftspolitischen Themen wie die Energiewende, die bei evidero.de einträchtig nebeneinander stehen.

Was mich aber am meisten wundert: nach eigenen Angaben wurden für evidero mehrere 100.000 Euro in die Hand genommen. Allein die Technik soll über 200.000 Euro gekostet haben. Dazu macht es den Eindruck, dass sich rund um das Projekt zahlreiche Berater eine mehr oder weniger goldene Nase verdient haben.

Was nun aber bei evidero online ist, steht dazu in keinem Verhältnis. Nur rund 260 Inhaltsseiten sind Stand heute (27.08.2012) im Google Index. Und ich halte für schier unmöglich, mit dem derzeitigen Konzept und Themenmix die Investitionskosten wieder hereinzuspielen.

Bei Webprojekten dieser Art gilt für mich immer das Motto

Think big, start small, grow fast.

Konkret hieße das hier: ein einfaches Webhosting-Paket, eine saubere WordPress Installation, ein angepasstes Theme, ein ordentliches Notebook zum Schreiben der Texte, passende Software und eine einfache HD Kamera. Alles in allem kostet das für das erste Jahr nicht mehr als 4.000 Euro – und das ist schon hochgegriffen. Inhalte erstellen könnte Konstantin Neven DuMont dann selbst und/oder Autoren als freie Mitarbeiter beschäftigen. Das Ergebnis sähe zumindest nicht schlechter aus, als das, was jetzt online ist.

Und wenn das Konzept ankommt, kann es entsprechend schnell wachsen und das Wachstum aus den laufenden Einnahmen finanzieren.

Es ist auch nicht so, dass Neven DuMont es nicht hätte wissen können. Ich selbst hatte gelegentlich E-Mail Kontakt zu ihm, der aber immer wieder schnell abbrach. Meine Bedenken habe ich jedenfalls vorgetragen. Und ich weiß, dass ihn auch frühere Weggefährten und Freunde vor dem eingeschlagenen Weg gewarnt haben.

Jedenfalls wünsche ich Konstantin Neven DuMont, dass er die derzeitige Krise meistert und Evidero noch zum Erfolg führt. Denn seine Ziele und Ideale finde ich unterstützenswert.

Breaking News: Konstantin Neven DuMont kündigt Parteigründung an

Der Kölner Verleger Konstantin Neven DuMont hat eben auf facebook angekündigt, eine Partei zu gründen.

Hier der direkte Link zur entsprechenden Status-Meldung:

kndm-partei

Die Krise der vierten Gewalt

Konstantin Neven DuMont stellt auf seinem Facebook-Profil die Frage, inwieweit der Journalismus seiner Rolle als "vierte Gewalt" noch gerecht wird. Tatsächlich kann man auch nach meinem Gefühl von einer Krise des investigativen Journalismus sprechen. Die Ursachen hierfür sind sicher vielfältig – hier einige kurze Gedanken zum Thema.

Im wesentlichen müssen vier Dinge zusammenkommen: Thema, Publikum, Geld und Qualität.

Schon beim Thema sehe ich das erste große Problem: ich glaube, dass Politik und Wirtschaft im großen und ganzen heute skandalfreier sind, als noch vor 20/30/40 Jahren. Zudem ist die Kommunikation der Institutionen heute professioneller und Probleme werden besser aufgegriffen. Des weiteren sind nahezu allen Bereichen Fakten und Hintergrundinformationen heute durch das Internet viel besser und für jedermann verfügbar, als in der Vergangenheit.

Zudem scheint mir das Publikum bei komplexen politischen Themen nicht mehr so interessiert zu sein, wie früher. Sicher, Stuttgart 21 und Castor sind Aufreger, werden aber von der breiten Masse eher oberflächlich und beiläufig aufgenommen. Die intensiv betroffenen Wutbürger informieren sich über andere Kanäle.

Damit wird es auch schwieriger, investigativen Journalismus zu monetarisieren. Stichworte sind rückläufige Werbeeinahmen im Print-Bereich und Kostenlos-Kultur im Internet. Jeder Verleger wird sich die Frage stellen müssen, wieviel hochwertigen Journalismus er sich leisten kann und will. Von möglichen Einflussnahmen der werbetreibenden Wirtschaft will ich gar nicht anfangen.

Letztlich müssen gerade bei investigativen Journalismus höchste Ansprüche an die Qualität gestellt werden. Ob diese angesichts des zunehmenden Zeit- und Kostendrucks immer erfüllt werden, vermag ich nicht zu beurteilen.

Dass sich anspruchsvoller Journalismus neuen Herausforderungen stellen muss, dürfte unbestritten sein.