Der Balenciaga Skandal – ein kurzer Überblick

Im November 2022 wurde auf dem Instagram-Account der Modemarke Balenciaga eine Werbekampagne gepostet, die Kinder zeigte, die Teddybären in Bondage- und BDSM-Ausrüstung hielten. Gabriele Galimberti, der Fotograf, behauptete, die Bilder seien Teil einer – unverfänglichen – Projektserie mit dem Namen „Toy Stories“, über die es auch einen Bildband gibt.

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Dokumentiert: Das Statement von Balenciaga zur Werbe-Affäre

Die Modefirma Balenciaga hat zwei Werbekampagnen gestoppt, die von manchen als kinderpornografisch empfunden wurden, bzw. in denen man Anspielungen auf Kinderpornografie erkennen konnte. Wir haben einiges dazu hier zusammengefasst.

Wir dokumentieren hier das über Instagram veröffentlichte Statement des Labels und haben es übersetzt. „Dokumentiert: Das Statement von Balenciaga zur Werbe-Affäre“ weiterlesen

Elon Musk geht das Kinderporno Problem auf twitter an

Twitter ist eine Plattform, die für ihren lockeren Umgang mit Nacktheit und erotischen Inhalten bekannt ist, Hashtags wie der #FrivoleFreitag belegen das.

Ein bislang zu wenig beachtetes Problem: Auch viele kinderpornografische und andere in Hinblick auf Kinder problematische Inhalte konnte man auf twitter finden, ohne dass es dort bisher gezielt bekämpft wurde.

Das neue Management unter Elon Musk hat aber nun damit begonnen, das Problem der Veröffentlichung von Inhalten zur sexuellen Ausbeutung von Kindern auf Twitter anzugehen. Während viele Plattformen dieses Problem mit Hilfe von KI-Tools bekämpfen hat Twitter bislang keine wirklichen Anstrengungen in dieser Hinsicht unternommen.

Eliza Bleu, selbst Betroffenene, versucht nach eigenen Angaben, Twitter für das Problem zu sensibilisieren. Im Februar 2022 fügte Twitter dann eine Funktion hinzu, mit der man Material über sexuelle Ausbeutung von Kindern melden konnte, nahm diese jedoch ohne Angabe von Gründen und für die Aktivisten unverständlicherweise zurück.

Eliza wies nun in einem Thread auch darauf hin, dass Twitter jetzt eine direkte Meldeoption für sexuelle Ausbeutung von Kindern hat. Dies war vorher eben nicht möglich und das Meldetool war schwer zu finden und sieht das als einen großen Schritt für Twitter und Kinderrechte an.

Elon Musk hat in einem anderen Thread bestätigt, dass die Bekämpfung von kinderpornographischen und vergleichbaren Inhalten nun zu den größten Prioritäten bei Twitter gehört.

Dokumentiert: Das Statement von Christoph Metzelder zu den Kinderpornographie Vorwürfen

Christoph Metzelder hat sich Ende April 2021 zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfe wegen des Besitzes von Kinderpornographie geäußert. Wir dokumentieren hier sein Statement:

Die vergangenen anderthalb Jahre habe ich geschwiegen. Ich bin dritter von vier Söhnen, geboren in Haltern am See. Ich bin ledig, habe eine Tochter aus einer ehemaligen Beziehung. 2000 Abitur abgelegt, im Anschluss beim BVB unterschrieben. Nach sieben Jahren zu Real Madrid gewechselt, dann zum FC Schalke. 2013 nach Verletzungen meine Karriere beendet. Im Anschluss habe ich eine neue Karriere eingeschlagen. Eine Sportmarketing-Agentur gegründet und bin TV-Experte geworden. Darüber hinaus habe ich mich für soziale Organisationen engagiert. 2006 die Christoph Metzelder Stiftung gegründet. Seit Mitte 2020 wird die Stiftung ohne meinen Namen fortgeführt. Auf die jahrelange ehrenamtliche Arbeit bin ich stolz. Den Landesverdienstorden NRW und das Bundesverdienstkreuz gebe ich zurück. Aus Respekt werde ich alle öffentlichen Auszeichnungen zurückgeben. Der 3. September 2019 war eine Zäsur in meinem Leben. Beruflich, gesellschaftlich und privat. Alle ehramtlichen Engagements sind beendet.

10 Gedanken zur Edathy Affäre

Über die gesamte Edathy Affäre könnte man so viel schreiben, dass man den ganzen Tag für nichts anderes mehr Zeit hätte… daher hier nur 10 schnelle Gedanken…

1. Wo bleibt der Aufschrei?

Ein tweet von @derwachsame bringt es auf den Punkt:

Schlimm ist, dass alle über Edathy, Oppermann und die verletzten Gefühlen der CSU diskutieren, aber keiner über die Opfer: die Kinder.

— Der Wachsame (@DerWachsame) 18. Februar 2014

Genau das ist die Frage – insbesondere diejenigen, die in der Debatte rund um eine anzügliche Bemerkung von FDP Mann Rainer Brüderle aufgeschrien haben, sind verdächtig ruhig oder nehmen Edathy gar in Schutz. Und wenn es nun in manchen Blogbeiträgen so dargestellt wird, als sei Edathy nichts vorzuwerfen, er habe sich schließlich nicht an Kindern vergangen, so ist dem zu entgegnen, dass es ohne Käufer solcher Bilder zumindest weniger kommerzialisierten Missbrauch geben würde.

2. Bitte keine falsche Solidarität

Was mich in vorigem Zusammenhang ärgert – hätte Rainer Brüderle solche Bilder gekauft, wäre der #Aufschrei da – und was für einer. Nur weil Edathy dieser Gruppe wegen NSU Untersuchungsausschuss oder seines Standpunktes zur NSA Affäre „sympathisch“ ist,  wird er in Schutz genommen oder eben zumindest nicht thematisiert. Das ist falsche Solidarität.

3. Aber bitte auch kein billiger Populismus

Genau so falsch finde ich es aber, wenn jetzt einfach nur gegen Edathy gekeilt wird, weil einem seine politischen Positionen nicht gefallen. Dazu gehören nicht nur die üblichen „Schwanz ab“ oder „Todesstrafe für Kinderschänder“ Schreie aus einer bestimmten Ecke sondern auch Schlagzeilen wie diese:

streicht-edathy-geld

4. Edathy sollte sich erklären

Mehr oder weniger unstrittig ist, dass Edathy sich Material mit nackten minderjährigen Jungs besorgt hat. Statt sich nun nur als Opfer einer Hexenjagd zu sehen und gegen die Staatsanwaltschaft zu schießen sollte er zumindest Mitgefühl für die Opfer zeigen. Und das sind die abgebildeten Kinder.

5. Gesetzesänderung notwendig

Anscheinend ist eine Änderung des Sexualstrafrechts vonnöten. Bitte überlegt und ohne Aufregung. Lesenswert dazu „Prävention im Kinderschutz stärken“ von Katja Dörner und Konstantin von Notz.

6. Wie man’s macht, man macht es falsch… oder das „Friedrich Dilemma“

Nein, ich bin kein großer Freund von Hans-Peter Friedrich. Leider war er im Dilemma: Gibt er seine Erkenntnisse über die Edathy Ermittlungen in irgendeiner Form an die SPD Spitze weiter und verhindert damit, dass die Bombe hochgeht, wenn Edaty möglicherweise im Kabinett sitzt? Oder schweigt er? Vielleicht hätte er Gabriel nur stecken sollen: „Ich kann Dir leider nicht sagen warum, aber Edathy in herausgehobener Position geht gar nicht. Du wirst vielleicht noch sehen, warum….“. Auch schwierig.

Ich befürchte: In dem Moment, in dem Friedrich von den Edathy Ermittlungen erfahren hat, war das Ende seiner Karriere als Bundesminister in dieser großen Koalition eigentlich schon besiegelt. Er war eben das naheliegende Bauernministeropfer.

7. Die SPD Spitze hat Edathy nichts gesteckt

In einem bin ich mir ziemlich sicher – von Gabriel, Steinmeier, Oppermann und Christine Lamprecht hat Edathy nichts von den Ermittlungen gegen ihn gewusst. Denn diesen musste klar sein: Sollte die ganze Angelegenheit öffentlich werden, wäre ein Rücktritt Edathys unvermeidlich und die SPD müsste sich von ihm abgrenzen. Und der oft impulsiv handelnde Edathy würde dann durchstechen, dass die SPD seit geraumer Zeit über die Vorwürfe informiert war und ihn warnte. Das wäre es dann auch für die SPD Führungsriege gewesen…

8. Geht wer in der SPD?

CDU/CSU haben ihren politischen Teil zur Bereinigung der Affäre mit dem Friedrich Rücktritt schon geleistet. Und ohne das Verhalten Oppermanns wäre es erstmal nicht dazu gekommen – er hätte von Friedrichs Information gar nichts öffentlich sagen müssen, denn spätestens wenn bekanntgeworden wäre, dass Oppermann beim BKA angerufen hat… somit ist er eigentlich derjenige, der bei der SPD die politische Verantwortung übernehmen müsste. Ärgerlich nur – er ist zu wichtig für die große Koalition und das weiß auch Merkel. Wenn also jemand in der SPD geht, wird es am naheliegendsten Christine Lamprecht sei, die im frühen Stadium der Affäre sagte:

Die genannten Gründe, Besitz von Kinderpornografie, sind sehr schwerwiegend. … Ich beziehe mich nur auf die genannten Gründe, die in Medien bekannt wurden. Ich persönlich habe keine Kenntnis darüber, was der Grund für das Ermittlungsverfahren ist.

Und diese Aussage war nach derzeitigem Kenntnisstand falsch. Wird also um des lieben Koalitionsfriedens willen ein Rücktritt der ersten parlamentarischen Geschäftsführerin sein.

9. Die eigentlichen Vorwürfe gegen Edathy werden sich wohl nie aufklären lassen

Sicher auch – Edathy ließ über seinen Anwalt im Herbst 2013 beim LKA Niedersachsen anfragen, wie der Ermittlungsstand in seiner Sache sei. Er hatte also mehr als genug Zeit, möglicherweise Material verschwinden zu lassen oder sagen wir mal Laptops zu verlieren. Wenn nicht aus anderer Quelle handfeste Beweise kommen, wird man Edathy nichts weiteres nachweisen und ihn nicht verurteilen können. Zu Recht. Die moralische Frage ist freilich eine ganz andere.

10. Bismarck hatte Recht

Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie!
(Otto von Bismarck)

Ein geschwätziger Innenminister, der zurücktreten muss. Ein SPD Fraktionsgeschäftsführer, der den BKA Präsidenten anruft. Ein BKA Präsident, der dem SPD Fraktionsgeschäftsführer widerspricht. Eine Provinzzeitung, die rechtzeitig über eine Razzia informiert ist. Presserechtlich fragwürdige Bilder. Ein geöffneter Brief der Staatsanwaltschaft Hannover an den Bundestagspräsidenten. Büros, die zu durchsuchen vergessen wird. Ein mysteriöser Rücktritt eines SPD Abgeordneten, der dann im Ausland untertaucht. Ein Laptop, der unter eigenartigen Umständen verschwindet. Bilder von nackten Knaben im rechtlichen Graubereich…

In der Tat – würde ich all das nicht wissen, würde ich wohl besser schlafen.

Nachtrag

Der ursprünglich als Beispiel unter Punkt 1 verlinkte (lesenswerte) Blogbeitrag sieht den Sachverhalt differenzierter, was ich beim ersten Lesen so nicht gesehen habe. Inzwischen gibt es dort auch eine Klarstellung. Ich habe die entsprechende Verlinkung entfernt, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.

Entscheidung des US Supreme Court: Ashcroft v. Free Speech Coalition

Ashcroft v. Free Speech Coalition, 535 U.S. 234 (2002), ist ein Fall des Obersten Gerichtshofs der USA, in dem zwei zu weit gefasste Bestimmungen des Gesetzes zur Verhinderung von Kinderpornografie aus dem Jahr 1996 für ungültig erklärt wurden, weil sie „die Freiheit, sich in erheblichem Umfang rechtmäßig zu äußern“, einschränkten.

Der Fall wurde von der Free Speech Coalition, einem „kalifornischen Handelsverband für die Unterhaltungsindustrie für Erwachsene“, zusammen mit Bold Type, Inc., einem „Verleger eines Buches, das den FKK-Lebensstil propagiert“, Jim Gingerich, der Aktbilder malt, und Ron Raffaelli, einem Fotografen, der sich auf erotische Bilder spezialisiert hat, gegen die Regierung eingereicht.

Die Entscheidung vom 16. April 2002 sorgte übrigens 2022 nochmals für Aufsehen, da sie auf einem Schreibtisch bei einem Balenciaga Fotoshooting auftauchte. Mehr dazu hier.