Köpfe: Efraim ben Jakob

Ephraim bar Jakob von Bonn lebte wahrscheinlich von 1133 bis 1196. Er war ein berühmter jüdischer Gelehrter.

Dieser Artikel ist in der Serie Bonner erschienen. Ziel ist es, möglichst viele Bonner Köpfe vorzustellen.

Lieber Jakob Augstein,

…in Ihrer Kolumne erregten Sie sich über die Aufregung rund um die Wuppertaler Scharia Polizei. Eigentlich wollte ich dazu etwas kritisches schreiben, bin aber bislang nicht dazu gekommen. Muss ich an sich auch nicht mehr, denn die Journalistin Sounia Siahi, selbst Muslima, hat Ihnen geantwortet.

Sie selbst wurde von der Scharia Polizei, Sektion Düsseldorf, angesprochen: „Schwester, worauf wartest du? Warum trägst du kein Kopftuch? Du bist doch auch Muslimin. Schämst du dich nicht so herumzulaufen?“.  Zu recht fordert sie: „ich will mich hier in meinem deutschen Zuhause nicht wie in einem arabischen Land bewegen müssen.“

Sie antworten Ihr dann direkt, nachzulesen unter obigem Link. Freilich antworten sie eigentlich nicht, denn Sie möchten „nicht, dass wir alle gezwungen werden können, Seiten zu beziehen“. Letztlich geben Sie auch zu: „Was ist die Lösung? Ich weiß es nicht.“

Und Sie haben ja auch recht, wenn Sie schreiben, dass man nicht zu allem eine Meinung haben muss.

Es gibt aber Bereiche, bei denen sollte man eine Meinung haben. Jedenfalls dann, wenn es um fundamentale Werte unseres Gemeinwesens geht – hier die Freiheit.

Da gibt es die von Ihnen angesprochene Freiheit, sich „in Kirchen, Parteien, Vereinen…freiwillig irgendwelchen Regeln, für die der Staat nicht zuständig ist,… zu unterwerfen“. Genau so wichtig ist aber die Freiheit, sich solchen Regeln nicht unterwerfen zu müssen. Das ist die Freiheit, die Sounia Siahi zu Recht für sich fordert.

Sie mögen die Wuppertaler Scharia Polizei für einen Einzelfall haben. Als Mitglied der „autochthonen, hauptsächlich weißen, bürgerlichen“ Bevölkerungsgruppe sind sie mit solchen Erfahrungen sicher auch nicht konfrontiert. Aber wenn Sie sich in den einschlägigen Vierteln bewegen, treffen Sie auf ziemlich viel Scharia Polizei. Auch wenn die sich nicht so nennt und ohne Uniformen auftritt.

Ich will nicht, dass durch solche Gruppen die Freiheit derer angegriffen wird, die sich diesen Regeln nicht unterwerfen wollen.

Jeder Mensch soll sich in diesem Land ohne Angst bewegen und im Rahmen der Gesetze betätigen können. Ganz gleich, ob er Christ, Jude, Moslem, Jeside, Buddhist oder Atheist ist. Ganz gleich, ob er lange oder kurze Hosen, Mönchskutte, Kippa, Minirock, Kopftuch, Salafistenbart, Glatze oder Turban trägt. Und erst recht unabhängig davon, welche Hautfarbe er hat.

Und für dieses Recht sollte man einstehen.

Mit besten Grüßen,

Ihr Severin Tatarczyk