Offener Brief: An General Wundrak

Gerne dokumentieren wir diesen offenen Brief von Peter Recker (Oberstleutnant a.D. (Luftwaffe)) an General Wundrak.

Sehr geehrter Herr General Wundrak,

durch die Lektüre des von Brigadegenaral a.D. Dr. Wittmann an Sie gerichteten offenen Briefs habe ich mit etwas Zeitverzug erfahren, dass Sie Parteimitglied der AfD geworden sind, und das klammheimlich während Ihrer Dienstjahre. Erst als der Große Zapfenstreich verklungen und Ihre Uniform eingemottet war, ließen Sie die Katze aus dem Sack.

Mit Eintritt in die AfD wäre es konsequent gewesen, gegenüber Kameraden und Dienstherrn Farbe zu bekennen und den Uniformrock auszuziehen statt das Parteibuch der Populisten hineinzustecken. Tartüfferie im Dienst, Courage Fehlanzeige.

Haltung fehlte auch im Interview mit der NZZ. Auf die Frage zur Position Höckes in der AfD weichen Sie aus: „Ich kenne Herrn Höcke persönlich nicht, deshalb möchte ich mir kein Urteil anmaßen.“ Muss man Höcke persönlich kennen, um zu wissen, dass er gerichtsfest als Faschist gilt?

Gauland und Merkel kennen Sie auch nicht persönlich, halten es gleichwohl für angebracht, Gaulands Bewertung des Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ zu exkulpieren und die Kanzlerin zu denunzieren, sie sei „antideutsch“, sie „untergrabe das Fundament Deutschlands“, sie „schleife“ das Staatsvolk, das Staatsgebiet und die Rechtsordnung und was dergleichen mehr der völkische AfD-Sprech hergibt.

Die Kanzlerin spreche nicht von „Volk“, sondern von „Bevölkerung“. Recht hat sie (und mit ihr der Bundespräsident), denn sie amtiert nicht für das AfD-definierte genetische Deutschvolk, sondern für „die Menschen in unserem Lande“, wie Altkanzler Kohl zu sagen pflegte. – Zu fragen wäre an dieser Stelle: wem haben Sie eigenlich gedient? Von welcher Gesellschaft haben Sie sich besolden lassen, von wessen Steuergeld lassen Sie sich bis zum Ende Ihrer Tage versorgen? Dürfen „Kulturfremde“ dazu beisteuern?

Ihre Partei banalisiert historisch kontaminierte Begriffe, will sie hoffähig machen. Noch sind es nur Worte, aber man droht mit Taten. Gauland will die Kanzlerin „jagen“, Nicolaus Fest will sie „erlegen“, die Integrationsbeauftragte Özoguz wünscht man „entsorgt“. Höcke bedroht unverhohlen die Pressefreiheit, er sieht Deutschland „im letzten Degenartionsstadium“ und will uns als „Zuchtmeister mit starker Hand“ von „brandigen Volksteilen befreien“. Thorben Schwarz will Widersacher nach der Methode Pinochet aus dem Hubschrauber werfen, „so muss das“ sagt er, und Beatrix von Storch wünscht den Schießbefehl gegen Flüchtlinge, auch Kinder….etc.etc. – Sie entschieden sich für die AfD, als die Partei eine Website unterhielt, auf der der AfD-affine Mob ganze vier Jahre lang seine Tötungsphantasien gegen den Regierungspräsidenten Dr. Lübcke ausleben durfte. Bis ein AfD-Freund nicht mehr phantasierte, sondern Dr. Lübcke ermordete. Die Seite wurde gelöscht.

Diensteid und besondere Treuepflicht gegenüber der Verfassung lassen Sie hinter sich und werden (erfolgloser) Wahlkandidat der AfD. Formal Partei, de facto aber eine Gemeinschaft aus Hassern und Hetzern, Neonazis und Rassisten, völkischen Nationalisten und Verhöhnern des „Schuldkults“. Sie sollten sich angesprochen fühlen, wenn Bundespräsident Steinmeier im Rückblick auf das, was Sie „Vogelschiss“ nennen, sagt: „Es sind nicht dieselben Täter. Aber es ist dasselbe Böse.“

Peter Recker
Oberstleutnant a.D. (Luftwaffe)
Auribeau / Frankreich

Dokumentiert: Offener Brief von Brigadegeneral a.D. Dr. Klaus Wittmann an Generalleutnant a.D. Joachim Wundrak

Dr. Klaus Wittmann
Brigadegeneral a.D.

Berlin, 9. August 2019

Offener Brief

an den neuen Hoffnungsträger der AfD, Generalleutnant a.D. Joachim Wundrak

Sehr geehrter Herr General Wundrak,

als einer Ihrer Kameraden aus früheren Bundeswehrzeiten bin ich recht befremdet über Ihr Engagement für die AfD, beschränke mich aber nicht auf das „Kopfschütteln“, das, so der SPIEGEL, „unter Generälen der Bundeswehr herrscht“. Ich gebe Ihnen vielmehr folgendes zum Nachdenken auf den Weg (wobei ich mich, der Ordnung halber sei es gesagt, auf die Presseberichterstattung beziehe):

1. „Repressalien“

Sie waren schon während Ihrer aktiven Dienstzeit AfD-Mitglied, haben dies aber bis zu Ihrem Ausscheiden geheimgehalten als „eher stilles Mitglied“– aus Sorge vor Repressalien, wie berichtet wird. Da frage ich, der ich als aktiver und pensionierter Offizier und General immer, auch öffentlich und in Publikationen, meine Überzeugungen und Einsichten vertreten habe, mich und auch Sie, vor welchen „Repressalien“ ein Dreisternegeneral denn Angst haben muss. Da kann es doch eigentlich nur die Befürchtung gegeben haben, den Großen Zapfenstreich an der Seite der Ministerin in Gefahr zu bringen. Den Großen Zapfenstreich, die Ehrung unseres Staates auch für ausscheidende hohe Generale – des Staates, dessen Bundeskanzlerin Sie gleich danach als „antideutsch“ verunglimpft haben. Das finde ich (wohl gemeinsam mit vielen anderen Soldaten) ebenso wie Ihre „Sorge vor Repressalien“ unwürdig.

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