Gedicht: Der Träumende

Blaugrüne Nacht, die stummen Farben glimmen.
Ist er bedroht vom roten Strahl der Speere
Und rohen Panzern? Ziehn hier Satans Heere?
Die gelben Flecke, die im Schatten schwimmen,
Sind Augen wesenloser großer Pferde.
Sein Leib ist nackt und bleich und ohne Wehre.
Ein fades Rosa eitert aus der Erde.

Jakob van Hoddis

Die Illustration wurde mit der Midjourney AI erstellt.

10 Fakten zum 16. Mai

  1. Heute ist „Internationaler Tag des Lichts“. Die UNESCO hebt an diesem Tag die Bedeutung des Lichts für Wissenschaft, Kultur, Kunst, Bildung, Medizin, Kommunikation und Energienutzung hervor.
    Johannes, Adolf und Simon haben heute Namenstag.
  2. Die beiden Buchbände „Zur Farbenlehre“ von Johann Wolfgang von Goethe werden 1810 veröffentlicht. Darin befindet sich unter anderem sein Aufsatz „Beyträge zur Optik“. Goethe selbst schätzte seine Beiträge zur Farbenlehre höher als sein gesamtes literarisches Werk.
  3. Die erste elektrische Straßenbahn der Welt wird 1880 in Betrieb genommen; sie führt von Berlin Lichterfelde zur Haupt-Kadettenanstalt.
  4. Der deutsche Erfinder und Industrielle Emil Berliner stellt 1887 in Washington D.C. das von ihm erfundene Grammophon und die Schallplatte vor.
  5. Im KZ Auschwitz-Birkenau kommt es 1944 zum Aufstand der Sinti und Roma gegen die geplante Massen-Vergasung. Die SS muss die angelaufene Liquidierung des sog. „Zigeuner-Lagers“ bis in den Juli 1944 hinein unterbrechen.
  6. In New York 1946 das Musical „Annie get your gun“ uraufgeführt. Das bekannteste Lied daraus ist „There is no Business like Show-Business“.
  7. Der Physiker Theodore Maiman stellt am heutigen Tag im Jahr 1960 den ersten Laser fertig.
  8. Am heutigen Tag 1974 wird Helmut Schmidt vom Bundestag zum 5. Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland gewählt.
  9. Johann Anton Freiherr von Mikulicz-Radecki kommt 1850 auf die Welt,
  10. Jakob van Hoddis wird 1887 geboren. Das berühmteste Gedicht des expressionistischen Lyrikers ist „Weltende„.

Hier haben wir weitere Infos rund um den 16. Mai.

Gedicht: Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

(Jakob van Hoddis)

Das Gedicht wurde am 11. Januar 1911 in der Berliner Zeitschrift Der Demokrat erstmals veröffentlicht. Es stammt von Jakob van Hoddis, der am 16. Mai 1887 geboren wurde.

Bild: Ludwig Meidner, Apokalyptische Landschaft (1913)