Was wichtiges zum Burka Verbot – und warum Haarspalterei hier gefährlich ist

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Das Burka Verbot

Momentan wird ja intensiv über ein mögliches Burka-Verbot diskutiert. An dieser Stelle möchte ich bewusst nichts dazu schreiben, ob ich ein solches befürworte oder nicht, ob es verfassungsrechtlich möglich ist, gesellschaftspolitisch sinnvoll, wie man es aus weiblicher Sicht sehen soll etc. etc. Es gibt gute Gründe die dafür und auch gute Gründe, die dagegen sprechen.

Burka oder Niqab – beides kann Vollverschleierung sein, muss aber nicht

Mir ist nur wichtig eine Sache klarzustellen: Burka-Trägerinnen im eigentlichen Sinn wird man in Deutschland wahrscheinlich nur einige Dutzend finden – und jetzt wird es leider etwas kompliziert, ich fasse daher nur das wesentliche Zusammen:

Die Burka (auch Burqu oder Barqa und einige andere Bezeichnungen) ist ein (gar nicht so) traditionelles afghanisches Gewand, bei dem der gesamte Körper und auch das Gesicht der Frau in bestimmter Form verschleiert werden. Eine Burka ist meist blau – das signalisiert Reichtum – kann aber auch andere Farben haben. Ursprünglich ist die Burka übrigens nur die Gesichtsverschleierung, der Begriff wird aber inzwischen oft für das gesamte Gewand verwendet, auch in Teilen der muslimischen Welt.

Davon zu unterscheiden ist der Niqab. Auch dies ist an sich nur ein Gesichtsschleier bzw. ein Tuch. Da er meist aber in Verbindung mit einem Tschador oder einem anderen langen Gewand getragen wird, ist führt er in der Praxis zu einer anderen Form der Vollverschleierung. Der Niqab stammt aus dem arabischen Raum und ist im Regelfall schwarz. Hinsichtlich der Bedeckung der Augen gibt es hier unterschiedliche Varianten – so kann die Augenpartie in unterschiedlichen Graden frei sein oder auch komplett bedeckt sein. Übrigens, auch bei der Burka ist nicht immer alles gleich: so können bei der pakistanischen Variante der Burka die Augen sichtbar sein…

Festzuhalten ist aber:

  • Sowohl Burka als auch Niqab können Formen der Vollverschleierung muslimischer Frauen sein.
  • Burka und Niqab haben aber Unterschiede, z.B. hinsichtlich der Art und Weise, wie sie getragen werden, wieviel vom Gesicht sichtbar ist oder welche Farben sie haben.
  • Im Westen hat sich Burka als Oberbegriff für die Burka im engeren Sinne und den Niqab (in Kombination mit dem Tschador) eingebürgert.

Vielleicht wäre es besser, von einem Vollverschleierungs- oder einem Burka- und Niqab-Verbot zu sprechen. Der Zug ist aber wohl abgefahren, die Diskussion ist zu sehr vom Begriff Burka geprägt. Auch in anderen europäischen Ländern ist es nicht anders, z.B. in Frankreich oder der Schweiz.

Ich bin mir in der Tat nicht sicher, ob ich schon eine Burka-Trägerin in Deutschland gesehen habe. Um dutzende Niqab Trägerinnen zu finden, bei denen die Augen fast oder auch gar nicht zu erkennen sind, muss man aber nur nach Bonn Bad Godesberg gehen. Einen qualitativen Unterschied sehe ich aber nicht.

Die nervige Haarspalterei von Fabian Köhler – und warum diese gefährlich ist

Was in dem Zusammenhang aber nicht sinnvoll ist, sind Beiträge wie der von Fabian Köhler (Schantall und die Scharia) in Bento. Ihm ist sehr wohl bewusst, dass Burka und Niqab synonym verwendet werden. Verdrängt wird von ihm, dass es Varianten des Niqab mit Vollverschleierung des Gesichts gibt und die pakistanische Burka hingegen die Augen frei lässt (wie gesagt, es ist kompliziert).

Er kommt dann zu dem Ergebnis:

Die gute Nachricht dieser Recherche: Es gibt in Deutschland keine Frauen, die die Burka tragen müssen.

Dann ist das nicht nur zynisch Frauen gegenüber, die irgendeine eine Form der Vollverschleierung tragen müssen. Ich halte solche Artikel auch generell für gefährlich. Denn Köhler betreibt hier intellektuelle Haarspalterei, obwohl im bewusst ist, dass Burka inzwischen als Oberbegriff nicht nur für Vollverschleierung sondern gar für weitgehende Verschleierung verstanden wird. Bei Menschen, die eher islamkritisch eingestellt sind, erreicht er damit aber eben das Gegenteil. Und so ergänzt er auch sein Fazit:

Die schlechte: Burka-Gegner gibt es leider umso mehr.

Dass dies meisten der kritischen Kommentare eben seiner Haarspalterei vom hohen Ross aus geschuldet sind, will er nicht sehen.

Und gießt so Öl ins Feuer einer Diskussion, die mehr Ruhe und Sachlichkeit benötigt.

10 Fakten zum 8. Juni

  1. Heute ist der „Tag des Meeres“. An diesem weltweiten Aktionstag wird besonders auf die Gefahren durch die Verschmutzung der Weltmeere hingewiesen.
    Zudem ist heute Welt-Hirntumor Tag (World Brain Tumor Day). Es finden viele Aktionen zur Krebsprävention sowie für die betroffenen Kranken statt.
    Medard hat heute Namenstag. Der Name leitet sich ab vom heiligen Medardus, einem Missionar.
  2. Mohammed, der Begründer des Islam, stirbt im Jahr 632 in Medina.
  3. 1886 erfindet Julius Maggi die nach ihm benannte Würze. Hier sind 10 Fakten über ihn.
  4. Die Carmina Burana von Carl Orff wird 1937 in Frankfurt am Main uraufgeführt.
  5. Der Porsche 356 Nr. 1 Roadster, das erste Fahrzeug, das den Namen Porsche trägt, erhält an diesem Tag im Jahr 1948 von der Kärntner Landesbaudirektion seine Einzelgenehmigung und startet zu seiner Jungfernfahrt.
  6. 1949 erscheint George Orwells dystopischer Roman 1984 in London.
  7. Rasmus Lerdorf veröffentlicht am heutigen Tag im Jahr 1995 die erste Version der Programmiersprache PHP. Auch diese Website hier setzt auf PHP auf.
  8. Fußball: An diesem Tag war der Beginn der WM in Italien 1990, der EM in England 1996 und der Polen/Ukraine EM im Jahre 2012.
  9. 1594 wird Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim geboren. Auf seine Reitertruppe geht das Sprichwort von den „Pappenheimern“ zurück.
  10. Frank Lloyd Wright wird 1867 geboren.

Hier haben wir mehr Fakten zum 8. Juni.

10 Fakten zum 23. März

  1. Heute ist der Welttag der Meteorologie, der von der WMO (World Meteorological Organization) ausgerichtet wird, der auch Weltwettertag genannt wird. Erinnert wird an die Gründung der Wetterorganisation im Jahre 1950.
    Pakistan begeht heute in Erinnerung an die 1956 erfolgte Unterzeichnung der Lahore-Resolution, in der ein eigener Staat für die Muslime Britisch-Indiens gefordert wurde, den „Tag der Republik“.
    Seit dem Mittelalter ist die Polnisch-Ungarische Freundschaft sehr eng, wie sich in dem Sprichwort „Pole und Ungar, zwei Brüderlein. Gemeinsam im Kampf und beim Trinken von Wein.“ manifestiert. 2007 fassten die Parlamente der beiden Staaten den Beschluss, diese Freundschaft am heutigen Tage zu feiern.
    Rebekka und Otto haben heute Namenstag.
  2. Im Jahre 625 besiegen Arabische Stämme die Muslime unter Mohammed in der Schlacht von Uhud. Sie lassen dann jedoch die Chance ungenutzt, Mohammed zu töten, das geschwächte Medina einzunehmen und damit der Geschichte einen ganz anderen Lauf zu geben.
  3. Der Rechtsanwalt Patrick Henry hält 1775 die Rede „Give me Liberty, or give me Death“ und sorgt damit die Unterstützung Virginias in der Vorbereitung des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs.
  4. „O.K.“ wird am 23. März 1839 in der „Boston Morning Post“ zum ersten mal nachweislich gedruckt verwendet. Es steht damals wie heute für „all correct“.
  5. Der Reichstag beschließt heute im Jahre 1933 in der Kroll-Oper das sog. „Ermächtigungsgesetz„, mit der er sich selbst entmachtet und faktisch die Weimarer Verfassung beendet. Es ist einer der wichtigsten Schritte zur Errichtung des „Dritten Reichs“. Der SPD Abgeordnete Otto Wels warnt in seiner flammenden Rede: „Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus. Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten.“ Doch letztlich wird nur die SPD gegen das Gesetz stimmen. Die beiden bürgerlichen Parteien „Zentrum“ und „BVP“ hätten mit ihren Gegenstimmen das Ermächtigungsgesetz verhindern können und verpassen die historische Chance, die mörderische und menschenverachtende Diktatur zu verhindern. Am 24. März tritt es dann in Kraft.
  6. Gemini 3  startet 1965, die erste bemannte Mission im Rahmen des US-amerikanischen Gemini-Programms mit den Astronauten Gus Grissom und John Watts Young.
  7. 1998 wird bei der Oscarverleihung James Camerons „Titanic“ mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Hauptrollen mit elf Academy Awards ausgezeichnet, darunter der „Oscar“ für den besten Film.
  8. Nach über 15 Jahren in der Erdumlaufbahn verglüht die russische Raumstation Mir 2001 gezielt über dem Pazifik.
  9. Wernher von Braun, Raketenforscher, kommt 1912 auf die Welt.
  10. Der amerikanische Virologe Robert Gallo, der maßgeblich an der der Entdeckung des HI Virus beteiligt war, wird 1937 geboren.

Lesenswertes 8

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Hier die 8 Ausgabe meiner lesenswerten Links:

  1. König Aluhut wird Deutschland beim ESC vertreten
    Ein offener Brief an die AfD ARD betreffs die geplante ESC Nominierung von Xavier Naidoo.
  2. Petition gegen die Teilnahme von Xavier Naidoo
    …und die Petition sollte man dann am besten auch gleich unterschreiben.
  3. Offener Brief an den NDR
    Noch was zum Thema – mit einem bemerkenswerten Einstiegsargument.
  4. Zweiklassenmedizin
    Der Rheinlandblogger über Krebsvorsorge. Lesen!
  5. Bundeskunsthall of Fame
    Streetart/Graffiti Projekt der Bundeskunsthalle.
  6. Wenn der radikale Islam in die Firma kommt
    Bericht aus Frankreich – interessant wäre zu wissen, wie die Lage inzwischen in Deutschland ist.
  7. Die arabischen Reaktionen auf die Anschläge von Paris
    An sich war das ja zu erwarten, aber in dieser Deutlichkeit…
  8. Merkels verheerendes Mantra
    …und das vom Vorsitzenden des Wirtschaftsrates der CDU.
  9. Suche nach DSC00001.JPG
    Den Spaß sollten Sie sich einmal machen.
  10. Ich bin bereit alles zu opfern
    Gespräch mit einem jungen radikalen Islamisten

Bild: Taste 8 eines GRANDSTREAM GXP-1450 IP Telefons

Meinung: Terror in Paris, Flüchtlinge und sieben Gedanken dazu

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Ist es nicht zynisch, wenige Stunden nach den Anschlägen von Paris „Flüchtlinge“ und „Terror“ in einer Überschrift zusammenzubringen?

Nein, ein sachlicher Debattenbeitrag dazu ist notwendig, denn die reflexhaften Reaktionen von beiden extremen Polen sind schon da. Einerseits „Macht die Grenzen dicht“ und andererseits „Refugees welcome – jetzt erst recht“. Dazwischen gibt es anscheinend – nichts. Und Begrenzungen auf 140 Zeichen begünstigen Vereinfachungen und Missverständnisse.

Wie immer liegt die Wahrheit aber in der Mitte. 7 Gedanken zum Thema:

  1. Die meisten Flüchtlinge fliehen gerade vor dem islamistischen Terror
    …dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Und wahrscheinlich 97%+x der islamischen Flüchtlinge lehnen einen radikalen Islam in den Ausprägungen von Wahabismus und Salafismus ab.
  2. Kontrolle der Flüchtenden ist aber notwendig
    Matthias Matussek erhielt viel Gegenwind für einen Post, in dem er schrieb, dass ihm schlecht bei dem Gedanken wird, „dass wir rund 250 000 unregistrierte Personen im Lande haben“. Damit richtet er sich aber nicht gegen Flüchtlinge an sich, sondern weist nur auf ein tatsächliches Problem hin. Allein schon, um die Verteilung zu planen und um (möglichst) auszuschließen, dass z.B. ehemalige Syrien-Kämpfer unerkannt nach Deutschland kommen, wären Kontrollen und Registrierungen an den Grenzen notwendig. Wer jetzt sagt, das sei nicht machbar: An einem mittelgroßen Flughafen wie Köln/Bonn werden am Tag rund 12.500 abfliegende Menschen überprüft, in Frankfurt über 80.000.
    Solche Kontrollen richten sich nicht gegen die Flüchtlinge, sondern gegen das, wovor sie fliehen (siehe 1.).
    Und wie wichtig solche Kontrollen anscheinend sind, zeigt wohl die Festnahme eines Mannes mit einem Wagen voller Waffen in Bayern – möglicherweise ein Komplize der Attentäter von Paris.
  3. Gewalt ist nie eine Lösung
    Die Anschläge können nie eine Rechtfertigung dafür sein, dass es zu Übergriffen gegen Flüchtlingsunterkünfte und Menschen kommt. Punkt. Keine Diskussion.
  4. Das Problem des islamische Antisemitismus
    Islamischer Antisemitismus in Deutschland ist ein Problem, das war auch schon 2013 so (bitte lesen). Und ich befürchte, wir werden mit diesem Phänomen in Zukunft stärker konfrontiert werden. Wer das nicht glaubt, schaue nach Frankreich, wo inzwischen viele Juden auswandern, da sie sich nicht mehr sicher fühlen. Gerade wir in Deutschland sind hier aber in einer besonderen Verantwortung, Antisemitismus keinen Raum zu geben und ungehindertes jüdisches Leben zu ermöglichen. Was dieser Punkt hier zu suchen hat? Erinnern Sie sich an die Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Frankreich.
  5. Schnell integrieren
    Fakt ist: viele derer, die jetzt zu uns kommen, werden bleiben. Und diese Gruppe müssen wir schnell identifizieren und integrieren: Deutsch Unterricht, schnelle Integration in den Arbeitsmarkt, Vermittlung unserer Werte, offene Aufnahme vor Ort. Nur so kann verhindert werden, dass es zu islamischen Parallelgesellschaften wie in den französischen Banlieues kommt, die Brutstätten für Radikalismus und damit eben auch Terror wie nun in Paris sind.
  6. Werte verteidigen
    Es gibt in Deutschland viele Werte und Errungenschaften, auf die wir stolz sein können: Gleichberechtigung, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit. Für diese Werte sollten wir selbstbewusst eintreten. Egal, ob Bedrohungen für diese Werte aus dem braunen Sumpf oder von radikal Religiösen kommen.
  7. Mehr Yoda wagen
    Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unermesslichem Leid.
    Sorgen wir dafür, dass auf allen Seiten weniger Furcht ist.

Ich könnte jetzt noch viel mehr schreiben, wie z.B. hier.

Außerdem empfehle ich die Lektüre meines Artikels „Der Islam und Deutschland„.

Mit dem Bild zum Artikel will ich verdeutlichen, dass eben nicht alles schwarz/weiß ist.

Warum ich nichts zur Flüchtlingsdebatte schreibe

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Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich einen Blogartikel zur aktuellen Flüchtlingsdebatte schreibe.

Wer meine Beiträge hier kennt, weiß dass ich mich im Regelfall um eine differenzierte Sichtweise bemühe. Ein gutes Beispiel dafür ist vielleicht der Artikel „Der Islam und Deutschland – mein ratloses Fazit„, in den viele Stunden Freizeit geflossen sind.

Auch in den geplanten Artikel zur Flüchtlingsdebatte habe ich schon viel Zeit investiert. Eben habe ich den aktuellen Entwurf aber gelöscht. Sogar direkt auf Datenbankebene. Damit ich erst gar nicht auf die Idee komme, ihn wieder aufzugreifen.

Ich habe schon vor einiger Zeit beklagt, dass kaum mehr differenzierte Debatten geführt werden. Dass die Sprache von beiden politischen Extremen immer radikaler wird. Nachlesen kann man das hier.

Ein nicht ideologischer, sachlicher Beitrag würde den massiven Zorn von Linksextremen und Gutmenschen einerseits und Nazis und besorgten Bürgern andererseits nach sich ziehen.

Und darauf habe ich zur Zeit einfach keine Lust.

Irgendwie ist gerade alles zu viel 1930er.

Die Petry Heil Partei

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Anfänglich beobachtete ich die AfD mit mehr als wohlwollendem Interesse. Hauptgrund dafür war, dass endlich eine Partei den Euro kritisch betrachtete – und das mit guten Argumenten und intellektuellen Köpfen in führenden Positionen. Anmerken möchte ich hier an dieser Stelle, dass ich nicht für oder gegen den Euro bin. Ich bin durchaus genau so für einen gut konstruierten Euro wie ich gegen einen schlecht umgesetzten Euro bin. Aber das ist hier ein anderes Thema und ein weites Feld.

Andere interessante Positionen waren das Eintreten für mehr direkte Demokratie, Abschaffung der EEG Umlage, Steuerrecht nach dem Kirchhof-Modell, schnelle Integration von Asylanten in den Arbeitsmarkt und das Eintreten für eine starken Datenschutz und das Recht auf Verschlüsselung.

In den letzten Monaten nahm die Partei jedoch eine Richtung ein, die sie für mich unwählbar machte. Nennen möchte ich hier z.B. den von den ostdeutschen Landesverbänden ausgehenden dumpfen Antiamerikanismus, den Pro-Putin Kurs sowie die zusehende Entwicklung von der wirtschaftsliberalen/konservativen Partei zum Arm der PEGIDA.

Seitdem Frauke Petry die alleinige Vorsitzende der Partei ist, ist die AfD für mich an sich nur noch PEGIDA bzw. wird sich dazu entwickeln. Und schon vor einiger Zeit schrieb ich hier, „dass der eigentlich Kern der PEGIDA Bewegung überwiegend aus Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern besteht“.

Der Richtungskampf in der AfD ist durch den entlarvenden Parteitag damit wohl endgültig entschieden. Sie ist Anti-Euro, Anti-Nato, Anti-USA, Anti-Presse, Anti-Ausländer, Anti-Islam. Sie ist keine konstruktive Partei mehr, sondern eine reine Protestpartei. Sie ist keine Partei der Professoren und des Bürgertums mehr, sondern eine Partei des unreflektierten Stammtischs. Oder mit den Worten von Olaf Henkel: Sie hat sich für „Pöbelei, Protest und das Verbreiten von Vorurteilen entschieden“. Lesenswert zum Parteitag übrigens der Bericht in Vice.

Das ist schade. Denn es gibt durchaus Bereiche in der Politik, in der über die großkoalitionäre angeblich alternativlose Eintracht hinaus diskutiert werden müsste. Sachlich und auf dem Boden des Grundgesetzes. Mit der AfD sind solche Diskussionen wohl nicht mehr zu führen, denn ebenfalls mit Henkel ist zu befürchten, dass Sie zu einer „NPD im Schafspelz“ wird.

Ob Lucke die nun wieder entstehende Lücke in der deutschen Parteienlandschaft schließen wird oder andere Parteien wie die FDP diese Rolle übernehmen, bleibt abzuwarten.

Gefährlich wird es jedoch, wenn notwendige Diskussionen nicht stattfinden – denn damit treibt man die Protestwähler der AfD weiter zu.

Meinung: Gegen das schwarz-weiße Denken

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Nur noch Schwarz und Weiß

Wenn ich die aktuellen Diskussionen betrachte, sehe ich ein riesiges Problem – es gibt kaum mehr differenzierte Sichtweisen. Entweder ist etwas gut oder schlecht, schwarz oder weiß, man ist dafür oder dagegen.

Ein gutes Beispiel dafür ist die aktuelle Islam Diskussion. Man hört die „PEGIDA“ Fraktion einerseits und die vorbehaltlos toleranten „Gutmenschen“ andererseits. Weist man darauf hin, dass die Ausübung des Islamischen Glaubens hierzulande durch die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit (zu Recht!) geschützt ist, andererseits sich diese Religionsausübung eben auch im Rahmen des geltenden Rechts erfolgen muss, wird man von beiden Seiten angegriffen.

Dieses Phänomen kann man freilich bei nahezu allen öffentlichen Diskussionen beobachten.

Radikalisierung der Sprache

Mit dieser binären Denkweise geht auch eine Radikalisierung der Sprache einher. Asylanten sind pauschal „Schmarotzerpack“ und „Verbrecher“, während alle PEGIDA Demonstranten eine Schande für Deutschland sind – beides trägt nicht zu einem möglichen Dialog bei.

Doch wenn jemand wie Innenminister Thomas de Maizière sich dafür ausspricht, mit den PEDIGA Anhängern zu diskutieren und deren Vorurteile durch Fakten zu entmystifizieren, wird er dafür auch gleich wieder angegriffen. PEGIDA Vertreter ihrerseits reden erst gar nicht mehr mit der „gleichgeschalteten lügenden Systempresse“.

Das binäre Denken zeigt sich damit auch in der Radikalisierung der Sprache und verhindert somit einen Dialog.

Für besonders problematisch halte ich in diesem Zusammenhang, dass dazu aufgerufen wird, man solle Facebook Kontakte entfreunden, die bei PEGIDA auf „Gefällt mir“ geklickt haben – Hakan Tanriverdi weist in der SZ treffend darauf hin, dass man damit auch Freunde löscht, die sich z.B. nur über die Bewegung informieren wollen. Lesenswert zu der Thematik ist auch der Beitrag von Patrick Breitenbach.

Dass der eigentlich Kern der PEGIDA Bewegung überwiegend aus Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern besteht, steht für mich inzwischen außer Frage. Ob die Bewegung nun langfristig überschätzt oder unterschätzt wird und ob sie auf Dresden und facebook beschränkt bleibt, kann man derzeit wohl kaum beurteilen.

Ich glaube aber nicht, dass die Mehrzahl der Mitläufer und der facebook-Liker aus dem bürgerlichen Lager für Argumente völlig unzugänglich ist. Wenn ich diese Mitläufer jedoch durch pauschale Ausgrenzung weiter in ein bestimmtes Lager dränge, trage ich dazu bei, dass sich diese bestätigt fühlen und weiter radikalisieren. Damit macht man PEGIDA möglicherweise erst groß.

Viel wichtiger wäre es jedoch, die besorgten Mitläufer „abzuholen“ und zu informieren und ihre Vorurteile zu widerlegen. Doch dazu muss man zunächst auf sie zugehen.

Die schweigende Mehrheit – schweigt

Angesichts dieser Entwicklungen wird die schweigende Mehrheit immer größer. Sie äußert sich nicht mehr aus der Angst heraus, für bestimmte Standpunkte und Meinungen in die eine oder andere Ecke gedrängt zu werden.

Diese Menschen finden sich auch in der Politik nicht wieder, da in den dort stattfindenden Diskussionen nur opportun ist, was dem großkoalitionär geprägten politischem Zeitgeist entspricht. Die klassische wertkonservative CDU Klientel wird sich in diesem ebenso schwer wiederfinden, wie der Ruhrgebiets-Sozialdemokrat – mit dem Unterschied, dass die SPD unter dieser Entwicklung mehr zu leiden hat, da es wählbare Alternativen links von ihr gibt. Bei der CDU ist dies schwieriger. Ich gebe zu, dass ich in der AfD ursprünglich tatsächlich eine Alternative für Deutschland gesehen habe, doch dies ist sie aus vielen Gründen nicht. Jedenfalls nicht für mich als wertkonservativen und gleichzeitig grünen Liberalen. Die FDP, die aus Ihrer Geschichte her prädestiniert wäre, sich zu den aktuellen Fragen zu äußern, hat sich leider zu lange als „One Trick Pony“ der Steuersenkung positioniert – ihr hört keiner mehr zu, auch wenn einige Vertreter zu den aktuellen Diskussionen kluges beizutragen haben.

Dieses „nicht wiederfinden“ in der politischen Landschaft führt jedoch zu den erschreckend niedrigen Wahlbeteiligungen – auf die das politische Personal (unabsichtlich) mit einer weiteren Entkoppelung von den Wählen reagiert.

Denkt in Farbtönen

Die Welt ist ziemlich kompliziert. Sie ist schwarz, sie ist weiß. Besonders aber ist sie bunt. Einige Farben sind vielleicht zu grell, aber dafür haben wir zum Glück mit unserem Grundgesetz eine Skala, die uns bei der Beurteilung hilft.

Denkt und handelt also auch so.

Meinung: Der Islam und Deutschland – mein ratloses Fazit

Meine persönliche Islam Frage

Seit kurzer Zeit beschäftige ich mich intensiver mit dem Islam und insbesondere mit dem Islam in Deutschland. Ich habe dazu viel gelesen, unter anderem auch im Koran selbst. Ich habe mit muslimischen Freunden gesprochen, mit erklärten Gegnern des Islam diskutiert, auf twitter und facebook in den einschlägigen Milieus recherchiert.

Dabei wollte ich Antworten auf einige Fragen finden. Ist der Islam ein Teil Deutschlands? Was ist der Islam eigentlich? Sind wir zu wenig tolerant? Sind wir zu blauäugig? Was hat zu Gruppierungen wie IS geführt?

Vorab sollten Sie wissen – der folgende Text ist aus dem Jahr 2014. Dementsprechend knüpft er an damals aktuelle Entwicklungen an und setzt andere Schwerpunkte, als man das heute vielleicht tun würde. Aktuelle Anmerkungen finden sich daher am Ende.

„Meinung: Der Islam und Deutschland – mein ratloses Fazit“ weiterlesen

Meinung: Besser Assad als IS

Dieser Beitrag ist aus dem September 2014. In Teilen ist er immer noch aktuell, in anderen hat er sich leider bewahrheitet.

Dass der „arabische Frühling“ gehörig in die Hose gegangen ist, sollte inzwischen jeder begriffen haben. Libyen ist ein failed State aus dem Bilderbuch, im einstmals toleranten Tunesien flüchten Christen und Juden vor den Islamisten und Ägypten ist ein tief gespaltenes Land, das schwerste wirtschaftliche Probleme hat.

Die Erwartung der westlichen Regierungen, im arabischen Raum würden nun auf einmal Demokratien nach ihrem Muster entstehen, habe ich nie verstanden – es gibt dort einfach keine gewachsene demokratische Tradition und derzeit wohl auch keinen echten Willen der Bevölkerung, eine solche zu erreichen.

Man kann nun lange darüber diskutieren, inwieweit Demokratie ein Wert für sich ist. Fakt ist aber: unter den arabischen Diktatoren war es unterm Strich in fast jeder Hinsicht besser, als es jetzt ist. Gerade für die übergroße Mehrheit der dort lebenden Menschen.

Syriens Hauptstadt Damaskus ist wohl immer noch eine der tolerantesten Städte in der Region, was Religionsfreiheit angeht – das auch dank Assad. Sicher, mit unseren Wertvorstellungen konnte und kann man das Assad Regime nicht messen, aber es ist allemal besser als der IS. Und auch die Vorstellungen von „gemäßigten Rebellen“ sind gleichfalls naiv. Ich schließe jede Wette ab: ist einmal diese Opposition in Damaskus am Ruder, können sich Jesiden, Drusen, Juden und Christen dort sehr warm anziehen. Mossul lässt grüßen. Leider.

Klar ist: Es war und ist der wohl größte Fehler der westlichen Staaten, Assad nicht weiter zu unterstützen. Erst das hat den IS zu dem gemacht, was er ist.

Es klingt jetzt sicher zynisch, aber ich bin mir sicher, dass es besser gewesen wäre, Assad einige hunderte tote Islamisten durch die Niederschlagung der „Proteste“ durchgehen zu lassen, als nun mitschuldig zu sein, dass das Blut zehntausender Menschen vergossen wird.  An die langfristigen Folgen für Syrien und den gesamten arabischen Raum mag ich gar nicht denken.

Viel Schaden ist also schon angerichtet – aber noch ist es nicht zu spät, Assad zu unterstützen.

Bild: Frederick Edwin Church: Syrien am Meer (1873)