Das Eigentor der Bettina Wulff

Es hätte alles so schön sein können für Bettina Wulff: Reichlich Ehrensold, nebenher ein bisschen Charity, die Biographie, in der man die eigene Sicht der Dinge darstellt und dann der Form halber noch eine PR Agentur, damit niemand behaupten kann, man liege mit Ende 30 nur dem Staat auf der Tasche.

Doch plötzlich sind sie wieder in aller Munde – die Gerüchte, Bettina Wulff habe einmal als Prostituierte gearbeitet. Das Thema war schon einmal zum Höhepunkt der Wulff-Krise in den Medien, verpuffte damals aber recht schnell. Mehr als eine Randnotiz war es nie.

Es wäre wohl auch nicht mehr hochgekommen, hätte Frau Wulff sich nicht entschlossen, gegen dieses Gerücht vorzugehen. Zuerst ging alles ruhig vonstatten. Einstweilige Verfügungen wurden gegen zahlreiche Blogs und renommierte Medien erwirkt, die sich anscheinend allesamt verpflichtet haben, die entsprechende Berichterstattung einzustellen. Doch zwei Klagen führten jetzt dazu, dass es Bettina Wulff als Breaking News wieder in die Schlagzeilen geschafft hat – die gegen Jauch und die gegen Google. Nachlesen kann man das alles in Ruhe z.B. bei der Welt oder der FAZ und muss hier nicht nochmals wiederholt werden. Schon geschrieben habe ich auch, dass ich es unfassbar fände, sollte die Wulff mit ihrer Klage gegen Google durchkommen,

Sicher ist, dass Bettina Wulff sich mit diesen beiden Klagen ein Eigentor geschossen hat.

Die Gerüchte waren eine Randnotiz, entsprechende Texte fanden sich vornehmlich in Verschwörungsblogs oder Gerüchteseiten. Alles in allem vernachlässigenbar.

Gut, es ist ärgerlich, wenn Google bei der Eingabe des eigenen Namens weitere Suchvorschläge wie „Prostituierte“ oder „Escort“ macht. Doch das Problem hätte sich mit der Zeit von selbst gelöst oder hätte sich mit wenig Aufwand schnell lösen lassen.

Aber jetzt schreiben alle großen und kleinen Nachrichtenseiten und Blogs über Bettina Wulff – und in diesem Zusammenhang auch über die Begriffe Prostituierte und Escort. Spätestens jetzt hat jeder von den Gerüchten gehört. Und wenn man derzeit bei der Google Bildersuche „Escort Dame“ eingibt, wird man von Bettina Wulff-Bildern erschlagen. Barbra Streisand Effekt eben.

Dass Bettina Wulff und ihr Anwalt Gernot Lehr das beabsichtigt haben, halte ich dann auch für unwahrscheinlich…

Doch damit zeigt sich einmal mehr, dass Juristen in der PR-Krise schlechte Berater sind -und selbsternannte PR-Beraterinnen auch nicht zwingend etwas von ihrem Handwerk verstehen müssen…

Oder aber ihr Image ist ihr zunächst egal und sie hofft einfach auf steigende Verkäufe ihrer Biographie – und darauf, dass später das Mitleid überwiegt.

Bettina Wulff verklagt Google (und Jauch)

Wie die „Süddeutsche“ berichtet, hat Bettina Wulff Klage gegen Günther Jauch und Google eingereicht. Hintergrund sind die Gerüchte, „Tattoo Betty“ habe als Hure gearbeitet.

Bettina Wulff geht schon lange massiv juristisch gegen diese Behauptung vor und hat wohl schon über 30 einstweilige Verfügungen gegen entsprechende Berichte erwirkt. Viele Medien haben auch schon jeweils in fünfstelliger Höhe Schadensersatz an Frau Wulff gezahlt.

Jauch sei von ihren Anwälten bereits im Mai aufgefordert worden, entsprechende Äußerungen nicht zu wiederholen, habe sich aber geweigert, eine diesbezügliche Erklärung abzugeben.

Sollte es sich nun tatsächlich um eine falsche Tatsachenbehauptung handeln, müsste Herr Jauch aber nun zu recht in den sauren Apfel beißen. Das Problem hier dürfte hier nämlich sein, dass es sich bei der Aussage, Bettina Wulff sei eine Prostituierte gewesen, zwar möglicherweise um eine wahre, aber eben nicht gerichtsfest belegbare Tatsachenbehauptung handelt.

Denn auf der einen Seite wird diese Episode aus Bettina Wulffs (geborene Körner)  Vergangenheit von zu vielen Quellen aus verschiedensten Bereichen nach wie vor hinter vorgehaltener Hand immer wieder kolportiert, auf der anderen Seite ist das Rotlichtmilieu aber auch einfach zu verschwiegen, als dass man hier konkretes erführe. Und Bettina Wulff selbst hat eidesstattliche Versicherungen abgegeben, dass sie nie als Escort gearbeitet habe.

Es wäre also mehr als verwunderlich, bekäme Bettina Wulff gegen Jauch nicht recht.

Anders liegt es bei der Klage gegen Google. Gibt man zur Zeit bei Google „Bettina Wulff“ ein, macht die Suchmaschine wie allgemein üblich Vorschläge, was man denn wahrscheinlich suchen will:

Autocomplete (Autovervollständigung) nennt sich dieses Google-Feature. Wie üblich schlägt Google hier die häufigsten weiteren Suchbegriffe rund um ein Keyword, hier eben Bettina Wulff, vor.

Und dagegen wendet sich die Frau des Ex-Präsidenten.

Vielleicht macht Google damit sogar eine Tatsachenbehauptung – aber eben nur diese, welche Begriffe in Verbindung mit Bettina Wulff am meisten gesucht werden. Google behauptet damit aber eben nicht, dass „Betty“ eine Prostituierte im Artemis war, im Chateau angeschafft hat oder als Escort Girl tätig war oder sonst eine Rotlicht-Vergangenheit hatte.

Die Google-Autocomplete Funktion weist nur darauf hin, dass dies die wahrscheinlichsten weiteren Suchbegriffe zu „Bettina Wulff“ sind.

Sollte ein Gericht der Wulff gegen Google – ich betone, anders als gegen Jauch – Recht geben, wäre dies eine willkürliche Entscheidung, auf deren Begründung ich dann sehr gespannt wäre.

Aber wahrscheinlich will Bettina Wulff nur PR für Ihr angekündigtes Buch erreichen…

Und unabhängig davon… Wie sagte jemand mal so schön: „Frauen mit Tätowierung gehören in den Sauna-Claub und nicht in Schloss Bellevue.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

…doch – eins noch: hätte sie nicht geklagt, wäre das Thema nicht mehr hochgekocht. Jetzt ist es wieder in aller Munde… Man spricht in diesem Zusammenhang vom „Barbra Streisand Effekt„.