Sich bei der Bundestagswahl 2021 einfach selbst wählen. Eine Ermutigung, als Einzelbewerber anzutreten

Wen bei der Bundestagswahl 2021 wählen? Sich selbst!

Derzeit fragen sich viele, wen sie bei der Bundestagswahl 2021 eigentlich wählen sollen:

Die CDU/CSU mit unklarem Profil und Versagen in der Corona Krise, die SPD nur noch ein Schatten ihrer selbst, die Grünen als Fortschrittsverweigerer, die FDP ist nicht mal mehr als Spaßpartei gut, die AfD zu völkisch, die Linke ist die Linke und auch bei den vielen Kleinstparteien findet man derzeit leider nichts, was überzeugt.

Warum sollte man sich also nicht einfach selbst aufstellen und als Einzelbewerber antreten? So weiß man wenigstens, wen man mit der Erststimme wählen kann…

Was ein unabhängiger Einzelbewerber?

Als unabhängiger Einzelbewerber tritt man als mit Erststimme wählbarer Direktkandidat an – und dies nicht für eine Partei, man ist eben unabhängig.

Schafft man als Einzelbewerber in seinem Wahlkreis die relative Mehrheit der Erststimmen, zieht man als Wahlkreisabgeordneter in den Bundestag ein. Erreicht man in seinem Wahlkreis 10% der Stimmen, erhält man immerhin Wahlkampfkostenerstattung. Natürlich gibt es einige Voraussetzungen, die größte Hürde ist, dass man 200 Unterstützerstimmen sammelt. Die wichtigsten Details zu den Formalien habe ich hier zusammengefasst.

Was bringt das aber?

Zugegeben – seit 1953 hat es kein Einzelbewerber mehr in den Bundestag geschafft. Nur wenige haben die 10% gerissen. Die meisten kriegen nur 0,x% der Stimmen.

Doch es gibt dennoch gute Gründe, sich als Direktkandidat aufzustellen:

  • Endlich wissen Sie und Ihre Freunde, wen Sie guten Gewissens mit der Erststimme wählen können.
  • Der Wahlzettel mit dem eigenen Namen drauf ist eine Erinnerung, die man für Geld nicht kaufen kann…

Und abgesehen davon: Viele Direktkandidaten können in der Tat etwas bewirken. Denn je mehr Direktkandidaten in einem Wahlkreis antreten, desto mehr können Sie dort die Erststimmenergebnisse durcheinanderrütteln und so für einen bunteren Bundestag sorgen. Viele unabhängige Einzelbewerber könnten also jeden Fall für eine buntere Politik in Deutschland sorgen.

Also treten Sie an!

Unterstützung gibt es hier

Sie sind dabei? Ein bisschen Unterstützung bekommen Sie von mir – z.B., indem ich Sie durch eine Vorstellung hier im Blog dabei unterstütze, die 200 Unterschriften zu erhalten. Schreiben Sie mir dazu einfach.

Liste: Unabhängige Einzelbewerber bei der Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg

Wahlkreis 258 Stuttgart I

Werner Ressdorf (VIP – Volkstribun ins Parlament)
Autor, Jahrgang 1954
Stuttgart

Wahlkreis 260 Böblingen

Friedhild Anni Miller (FRiDi – unabhängig – unbestechlich – ehrlich – bürgernah)
Familienhelferin, Jahrgang 1969
Sindelfingen

Wahlkreis 267 Heilbronn

Eduard Martin (BÜRGERKANDIDATEN.DE – Für Volksabstimmungen und Gemeinwohl)
Dipl.-Ingenieur, Jahrgang 1960
Heilbronn

Werner Marquardt (Querdenker in den Bundestag)
Naturwissenschaftlicher Fachübersetzer, Jahrgang 1958
Lauffen am Neckar

Wahlkreis 271 Karlsruhe-Stadt

Bruno Meyer (Bürgerkandidat)
Medieningenieur, Jahrgang 1964
Pirmasens

Wahlkreis 273 Rastatt

Peter Raps (Internationalistische Liste)
Rentner, Jahrgang 1949
Rastatt

Wahlkreis 278 Bruchsal-Schwetzingen

Michael Dachner (Internationalistische Liste)
Angestellter, Jahrgang 1957
Karlsruhe

Wahlkreis 279 Pforzheim

Wolf Glück (Internationalistische Liste)
techn. Angestellter i.R., Jahrgang 1943

Wahlkreis 281 – Freiburg

Daniel Barski (BÜRGERKANDIDATEN – für Gemeinwohl und Volksentscheid)
Heilpraktiker, Jahrgang 1982
Ihringen

Wahlkreis 282 Lörrach-Müllheim

Zeki Ates (Internationalistische Liste)
Industriearbeiter, Jahrgang 1962
Grenzach-Wyhlen

Wahlkreis 286 Schwarzwald-Baar

Stefan Welte (Parteiunabhängiger Bürgerkandidat)
Energieelektroniker, Jahrgang 1978
Karlsruhe

Wahlkreis 287 Konstanz

Helmut Ringger (HELMUT)
Privatier, Jahrgang 1955
Radolfzell am Bodensee

Wahlkreis 289 Reutlingen

Ralf Matheis (parteilos)
Fachinformatiker, Jahrgang 1969
Reutlingen

Wahlkreis 290 Tübingen

Prof. Dr. Jens Martin Rohrbach (Parteilose!)
Augenarzt/Hochschullehrer, Jahrgang 1955
Tübingen

Wahlkreis 293 Bodensee

Martin Rosenacker (Einzelbewerber – garantiert ohne Gruppenzwang)
Bildender Künstler, Jahrgang 1989
Friedrichshafen

Elfriede Schuler (Internationalistische Liste)
Krankenschwester, Jahrgang 1966
Friedrichshafen

Wahlkreis 294 Ravensburg

Stefan Weinert (Politics to go)
Rentner, Jahrgang 1951
Ravensburg

Liste: Unabhängige Einzelbewerber bei der Bundestagswahl 2017 in Nordrhein-Westfalen

Wahlkreis 91

Tevfik Çelikkan (Freier Parteiloser Direktkandidat)
Analyse Agent; Jahrgang 1967
Wohnort Frechen

Wahlkreis 96

Quo-Chir Luong (Internationalistische Liste, Luong, Quo-Chir / MLPD)
Studentin; Jahrgang 1987
Wohnort Duisburg

Wahlkreis 99

Felix Johannes Staratschek (Christlich ökologische Politik für Familie, Arbeit und Umwelt (FAMILIE & UMWELT))
Arbeiter; Jahrgang 1966
Wohnort Radevormwald

Wahlkreis 101

Daniel Werner (LEV muss leben)
Student; Jahrgang 1992
Wohnort Leverkusen

Wahlkreis 105

Dirk Willing (INTERNATIONALISTISCHE LISTE)
Verlagskaufmann; Jahrgang 1971
Wohnort Essen

Wahlkreis 109

Kai Michael Müller-Horn (INTERNATIONALISTISCH)
Architekt im Ruhestand; Jahrgang 1944
Wohnort Düsseldorf

Wahlkreis 112

Willi Bovenkerk (Inter. Liste)
Landwirt; Jahrgang 1968
Wohnort Hamminkeln

Wahlkreis 116

Burhanettin Datli
Versicherungskaufmann; Jahrgang 1966
Wohnort Duisburg

Wahlkreis 120

Serge Menga Nsibu (Mut für ein besseres Miteinander)
LKW-Fahrer; Jahrgang 1977
Wohnort Essen

Wahlkreis 129

Carlos Abaga Ayingono (DIE STIMME DER STIMMENLOSEN)
Gastwirt; Jahrgang 1953
Wohnort Münster

Markus Overdiek (Proeuropäische Bewegung)
Student; Jahrgang 1993
Wohnort Münster

Wahlkreis 130

Olaf Barton (JA zu Volksabstimmungen)
Diplom-Chemiker; Jahrgang 1973
Wohnort Oelde

Wahlkreis 138

Michael Stefan Tropp (BÜRGERKANDIDATEN Für Gemeinwohl und Volksentscheid)
Geschäftsführer; Jahrgang 1960
Wohnort Hagen

Wahlkreis 144

Jürgen Mollik (Bürgerkandidat – für Gemeinwohl und Volksentscheid)
Architekt; Jahrgang 1951
Wohnort Unna

Wahlkreis 146

Jonathan Meier (Internationalistische Liste)
Integrationshelfer; Jahrgang 1994
Wohnort Ense

Wahlkreis 148

Dominik Eichbaum (Parteiloser Direktkandidat – Plattform für Zukunftspolitik (plattform 4D))
Dipl.-Kaufmann; Jahrgang 1978
Wohnort Siegen

Wahlkreis 150

Konrad Maier (Bürgerkandidaten für Gemeinwohl und Volksentscheid)
Projektingenieur; Jahrgang 1967
Wohnort Menden

Liste: Listen unabhängiger Einzelbewerber bei der Bundestagswahl 2017

Hier finden Sie nach Bundesländern sortiert alle unabhängigen Direktkandidaten bei der Bundestagswahl 2017.

Baden Württemberg

Bayern

Berlin

Brandenburg

Hamburg

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

Rheinland Pfalz

In Bremen und im Saarland treten bei der Bundestagswahl 2017 keine Einzelbewerber an.

1.000 unabhängige Direktkandidaten bei der Bundestagswahl 2017

1000-direktkandidaten-2017

Das Ziel

Ich habe einen Traum: Bei der Bundestagswahl 2017 sollen mindestens 1.000 unabhängige Direktkandidaten antreten. Mindestens. Bei den 299 Wahlkreisen in Deutschland müssten sich also durchschnittlich je rund 3,4 Kandidaten finden.

Was sind Einzelbewerber?

Die unabhängigen Einzelbewerber treten nicht für eine Partei an, sie sind eben unabhängig, teilweise werden sie aber von Wählervereinigungen unterstützt. Gewählt werden können Sie mit der Erststimme. Schafft ein Einzelbewerber in seinem Wahlkreis die relative Mehrheit der Erststimmen, zieht er als Wahlkreisabgeordneter in den Bundestag ein. Erreicht er in seinem Wahlkreis 10% der Stimmen, erhält er immerhin Wahlkampfkostenerstattung. Die wichtigsten Details habe ich hier zusammengefasst.

Was bringt das aber?

Zugegeben – seit 1953 hat es kein Einzelbewerber mehr in den Bundestag geschafft. Nur wenige haben die 10% gerissen. Die meisten kriegen nur 0,x% der Stimmen.

Was soll das also bringen? Und was ist meine Motivation?

Ich habe das Gefühl, dass sich Politik und Wähler immer mehr entfremden. Viele unabhängige Direktkandidaten wären diesbezüglich ein starkes Symbol für mehr direkte Demokratie.

Viele Direktkandidaten können aber in der Tat auch etwas bewirken.

Zunächst: Je mehr Direktkandidaten in einem Wahlkreis antreten, desto mehr können Sie dort die Erststimmenergebnisse durcheinanderrütteln und so für einen bunteren Bundestag sorgen.

Denkt man das ganze weiter, könnte man auch erreichen, dass einzelne Direktkandidaten es auch in der Tat in den Bundestag schaffen!

Wenn man den potentiellen Direktkandidaten eines Kreises eine Plattform bietet, sich im Vorfeld abzustimmen und es zeichnet sich ab, dass einer besonders erfolgreich sein könnte, könnten einige (oder auch alle) der potentiellen Bewerber diesen einen Direktkandidaten unterstützen. Wenn dieser dann die relative Mehrheit der Stimmen holt, ist er im Bundestag.

Wer könnten solche Kandidaten sein, die das schaffen?

Zum Beispiel parteilose Bürgermeister, die es ja in einigen Städten gibt. Politisch engagierte Künstler, Unternehmer, Universitätsprofessoren, Lokalgrößen, Wirte oder andere Lokalprominenz, Parteirebellen…. Stellen Sie sich vor, Boris Palmer (der grüne OB von Tübingen) würde als unabhängiger für den Bundestag kandidieren…

Viele unabhängige Einzelbewerber würden auf jeden Fall für eine buntere Politik in Deutschland sorgen.

Wie will ich das Ziel erreichen?

Zugegeben, außer ein paar hundert Lesern hier im Blog kann ich mit nicht viel dienen. Aber je mehr Leser diese Idee teilen, um so weiter kann sie sich verbreiten.

Ich werde hier im Blog weitere Anleitungen geben, wie man als unabhängiger Kandidat antreten kann, werde Direktkandidaten vorstellen, die Möglichkeit zum Austausch mit potentiellen Unterstützern bringen und Tipps geben, wie man seine Kandidatur einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen kann.

Ok, ich will helfen! Was kann ich tun?

Es gibt viele Möglichkeiten, die Aktion zu unterstützen!

  • Treten Sie selbst als Einzelbewerber in Ihrem Wahlkreis an.
  • Unterstützen Sie einen unabhängigen Direktkandidaten – finanziell, mit Sachleistungen, durch Liken seiner Seite, Mundpropaganda
  • Unterschreiben Sie die Unterstützerlisten der Direktkandidaten in Ihrem Wahlkreis
  • Motivieren Sie potentiell erfolgreiche Einzelbewerber, bei der Bundestagswahl 2017 anzutreten
  • Wählen Sie einen unabhängigen Kandidaten
  • Teilen Sie diese Artikel auf Facebook, twitter, Google Plus und wo sonst auch immer

Wie geht es weiter?

Ich werde hier informieren, wenn es etwas neues gibt!

Der Weg in den Bundestag als unabhängiger Kandidat

einzelkandidaten-bundestagDie Einzelbewerber

Immer wieder treten in einzelnen Wahlkreisen bei Bundestagswahlen von den Parteien unabhängige Kandidaten an, die auch Einzelbewerber, Parteilose oder einfach Unabhängige genannt werden.

Dies sind Direktkandidaten im jeweiligen Wahlkreis und können mit der Erststimme gewählt werde. Erreicht ein Direktkandidat in seinem Wahlkreis die relative Mehrheit der Stimmen ist er als Abgeordneter in den Bundestag gewählt.

Bei der Bundestagswahl 2013 gab es immerhin 81 solche Einzelbewerber – von denen es aber keiner ins Parlament schaffte.

Voraussetzungen

Doch was muss man tun, um selber als unabhängiger Kandidat anzutreten? Zunächst gelten folgende Voraussetzungen:

  • Passiv wahlberechtigt – also als Kandidat wählbar – ist grundsätzlich jeder deutsche Staatsbürger, der volljährig ist. Es ist nicht erforderlich, dass man seinen Wohnsitz in dem Wahlkreis hat, in dem man antreten will.
  • Spätestens am 66. Tag vor dem vorgesehenen Wahltermin muss man bis 18h beim zuständigen Kreiswahlleiter seine Anmeldung abgegeben haben. Hierfür gibt es ein Formblatt (Formblatt Anlage 13 zu § 34 Abs. 1 BWO), das die notwendigen Angaben aufführt. Angeben muss man insbesondere den Familiennamen, die Vornamen, den ausgeübten Beruf oder anderen Stand (z.B. Student, Rentner…), das Geburtsdatum, den Geburtsort und die Anschrift der Hauptwohnung. Daneben kann man statt des Parteinamens ein „Kennwort“ angeben, das dann auf dem Wahlzettel erscheint; z.B. „Ihr unabhängiger Kandidat für Bonn“ oder „Für Volksentscheide“.
  • Weiter braucht man 200 Unterschriften von Unterstützern, die in dem Wahlkreis, in dem man antritt, wahlberechtigt sind. Diese müssen die Erklärung auf einem Formblatt (Anlage 14 zu § 34 BWO) persönlich und handschriftlich unterzeichnen. Neben der Unterschrift sind dabei der Familienname, die Vornamen, Geburtsdatum und die Anschrift der Hauptwohnung sowie der Tag der Unterzeichnung anzugeben. Da die Wahlberechtigung der Unterstützerstimmen überprüft wird, empfiehlt es sich, aus Sicherheitsgründen mehr als 200 Unterschriften zu sammeln. Die Unterschriften müssen ebenfalls innerhalb der genannten Frist beigebracht werden.
  • Wenn alle Voraussetzungen passen, steht man als Direktkandidat auf dem Wahlschein.

Welches der zuständige Kreiswahlleiter ist, findet man auf den Internetseiten des Bundeswahlleiters. Der Kreiswahlleiter kann einem auch die entsprechenden Formulare zur Verfügung stellen.

Hilfen für Einzelbewerber

Als unabhängiger Kandidat kann man nicht auf die Unterstützung der Parteien zurückgreifen. Dennoch gibt es bestimmte Formen und Möglichkeiten der Unterstützung.

  • Zunächst hat jeder, der „sich um einen Sitz im Bundestage bewirbt, … Anspruch auf den zur Vorbereitung seiner Wahl erforderlichen Urlaub“, was sich aus dem Grundgesetz ergibt (Art. 48 GG). Dies sollte man mit seinem Arbeitgeber abstimmen.
  • Wahlkampfkosten sind möglicherweise steuerlich absetzbar; hier sollte man im Vorfeld mit seinem zuständigen Finanzamt Kontakt aufnehmen.
  • Spenden an Einzelbewerber sind anders als Parteispenden steuerlich nicht absetzbar. Möglich wäre es ggf. einen gemeinnützigen Verein zu gründen, der dann den Direktkandidaten unterstützt. Spenden an diesen Verein könnten dann von der Steuer abgesetzt werden. Auch dieses Konstrukt sollte man vorher mit seinem Steuerberater, ggf. Rechtsanwalt und zuständigem Finanzamt absprechen, damit es nachträglich keine bösen Überraschungen gibt.
  • Unterstützung durch bestehende Vereine und Zusammenschlüsse ist ebenfalls möglich; so traten 1987 245 unabhängige Kandidaten der Friedensliste an; 2009 hatten 62 Kandidaten das Kennwort „Willi Weise Projekt“ angegeben, das für ein bedingungsloses Grundeinkommen eintritt. 22 Kandidaten wurden in diesem Wahljahr von der Wählervereinigung „Für Volksentscheide“ unterstützt.
  • Nach der Wahl ist eine staatliche Zuwendung in Höhe von 2,80 Euro je gültige Stimme für den Einzelbewerber möglich. Diese wird aber nur gezahlt, wenn im Wahlkreis mindestens 10% der im Wahlkreis abgegebenen gültigen Erststimmen erreicht wurden. Diese Hürde ist vergleichsweise hoch und wurde bisher nur von wenigen Kandidaten erreicht. Nähers regelt § 49b BWG.

Ein Fazit

Bisher haben es erst drei Einzelbewerber in den Deutschen Bundestag geschafft, was 1949 der Fall war. Möglich war dies an sich nur durch das damals noch andere Wahlrecht sowie den Umstand, dass diese nur formell unabhängig waren, de facto aber von Parteien unterstützt wurden. Seit der Bundestagswahl 1953 erreichte kein Einzelbewerber mehr die relative Mehrheit der Stimmen in seinem Wahlkreis und nur neun mal wurden die für die Wahlkampfkostenerstattung notwendigen 10% erreicht.

Man möchte also meinen, dass es von vornherein aussichtslos ist, als Einzelbewerber anzutreten – dennoch kann dies lohnend sein, was ich in einem späteren Artikel hier betrachten werden.

Meinung: Für freie Abgeordnete

Das Abstimmungsproblem

Drastisch gesehen könnte man sich einen großen Bundestag (oder auch Landtage) mit vielen Abgeordneten sparen:

Nach den Wahlen entsenden die Parteien, die es ins Parlament geschafft haben, einfach einen Vertreter, der dann dem Wahlergebnis entsprechend viele Stimmen bekommt, die er dann bei den Abstimmungen entsprechend der Parteitagsbeschlüsse und des jeweiligen Koalitionsvertrages einsetzt. Die Ergebnisse wären nicht anders als derzeit, da die Fraktionen im Regelfall ja ohnehin blockweise abstimmen. Gut, das ist jetzt etwas polemisch und es gibt durchaus Sternstunden des Parlaments, in denen der Fraktionszwang aufgehoben ist, aber er ist leider der Regelfall und die Abgeordneten halten sich daran.

Hauptgrund dafür, dass die Abgeordneten sich den Abstimmungswünschen Ihrer Fraktionsführung unterwerfen, ist sicherlich, dass sie z.B. Sorge haben, nur auf einem schlechten Platz oder sogar gar nicht auf der nächsten Wahlliste zu stehen, wenn sie entgegen der Parteilinie abstimmen.

Die in Artikel 38 GG beschriebenen Abgeordneten, die „an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“ sind, sind mithin in der Realität kaum mehr zu finden.

Kein Wunder also, dass die Reden und Debatten im Bundestag inhaltsleer sind und das Interesse der Bürger daran kontinuierlich nachlässt, was auf Dauer gefährlich für die Demokratie ist.

Doch wie kann man das ändern?

Mehr geheime Abstimmungen

Eine naheliegende Lösung könnte sein, mehr geheime Abstimmungen durchzuführen – sie sind an sich nur für wenige Fallgruppen wie z.B. die Wahl des Bundeskanzlers vorgesehen.

So könnte man daran denken, dass grundsätzlich oder auf Antrag eines oder mehrerer Abgeordneter die Abstimmungen geheim erfolgen müssen.

Auch wenn man damit dem einzelnen Abgeordneten mehr Freiheit geben würde, werfen einige ein, dass die vom Grundgesetz beschriebene Demokratie Transparenz bedinge. Dazu gehöre eben auch, dass der Bürger wisse, wie sein Abgeordneter abstimme. Und tatsächlich wird bei besonders wichtigen Entscheidungen oftmals sogar namentlich abgestimmt und die Namenslisten sind online abrufbar.

Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob nicht doch eher geheime Abstimmungen geboten wären – doch halte ich eine dementsprechende Änderung der GeschOBT und ggf. sogar des Grundgesetzes angesichts der dargestellten Bedenken für sehr unwahrscheinlich.

Fraktionen auflösen – oder zumindest verändern

Ein weiterer Ansatz ist, die Macht der Fraktionen in der derzeitigen Form zu beschränken.

Vorgebracht wird immer, diese wären für eine effiziente politische Arbeit notwendig. Und in der Tat sorgen Sie für eine hocheffiziente Politik – bei der alle Abgeordneten der vorgegebenen Parteilinie folgen. Angesichts neuer technischer Möglichkeiten halte ich Fraktionen grundsätzlich nicht mehr für notwendig. Zudem könnte der Bundestag seinen wissenschaftlichen Dienst ausbauen und damit den Abgeordneten die für ihre Arbeit benötigten Ressourcen zur Verfügung stellen.

Interessant könnte auch ein System sein, bei dem die bisherigen Ausschüsse durch themenbezogene Fraktionen ersetzt werden – z.B. die „Fraktion der Außenpolitiker“ oder gleich auch die „Fraktion der transatlantischen Außenpolitiker“, die „Fraktion der ostorientierten Außenpolitiker“, die „atomstromfreundlichen Energiepolitiker“ und die „bayerischen Bienenfreunde“.

Egal wie – eine Abschaffung der Fraktionen in der derzeitigen Form dürfte eine der wichtigsten Maßnahmen zur Belebung der politischen Kultur sein.

Wer kann überhaupt in den Bundestag?

Bleibt das Problem, dass letztlich die Parteien entscheiden, wer als Direktkandidat eines Wahlkreises oder über die Landeslisten in den Bundestag einziehen kann. Freilich können sich schon jetzt unabhängige Direktkandidaten zur Wahl stellen, doch haben diese in der Regel keine Chancen, da sie nicht über die Ressourcen verfügen, die die Parteien bieten können.

Vorstellbar wäre, eine dritte Kategorie an Abgeordneten einzuführen – die der unabhängigen Direktkandidaten. Bei der Bundestagswahl hätte man dann zusätzlich eine „Drittstimme“, mit der man einen unabhängigen Direktkandidaten des jeweiligen Wahlkreises in den Bundestag wählen kann.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass man ähnlich wie bei einigen Primaries oder Caucuses in den USA die Kandidaten der Parteien durch alle Wähler bestimmen lässt – also echte Vorwahlen.

Die radikalste Form wäre schließlich, die Parteien in der derzeitigen Form abzuschaffen. Auch wenn ich dies für wünschenswert hielte, ist mir bewusst, dass dies weder verfassungsrechtlich noch politisch durchsetzbar wäre.

Beschränkung der möglichen Legislaturperioden

Sinnvoll könnte zudem eine Beschränkung der möglichen Legislaturperioden des jeweiligen Abgeordneten sein, dies in Kombination mit der Verlängerung einer Legislaturperiode auf fünf Jahre und eine Begrenzung der Wiederwahlen des Kanzlers.

Ein MdB das weiß, dass es nur zwei oder drei mal in den Bundestag gewählt werden kann, wäre (zumindest in seiner letzten) Legislaturperiode gegen Fraktionszwang immuner. Zudem würde diese Einschränkung die Entstehung von karrieristischen „Berufspolitikern“ erschweren und zu „Abgeordneten“ im ursprünglichen Sinne des Wortes führen.

Aber auch hier ist zu befürchten, dass die Abgeordneten aus Eigeninteresse einer solchen Änderung nicht zustimmen werden.

Mehr Bürgerentscheide

Manche werden nun einwerfen, Bürgerentscheide auf Bundesebene würden doch auch für mehr Demokratie sorgen. Mir geht es hier jedoch um die Freiheit des einzelnen Abgeordneten und die würde dadurch allenfalls mittelbar betroffen.

Passieren wird nichts

Es gäbe viele Möglichkeiten, die Unabhängigkeit der einzelnen Bundestagsabgeordneten zu stärken. Passieren wird jedoch wohl nichts – denn diese Änderungen liegen nicht im Interesse der Fraktionsspitzen.

Langfristig wird dies jedoch dazu führen, dass politische Diskussionen nicht mehr im Bundestag geführt werden, sondern nur noch auf der Straße, im Internet und in Talkshows und sich das Parlament von der Lebenswirklichkeit mehr und mehr entkoppelt.

An David Precht, Jürgen Milski, Harald Welzer und die anderen Nichtwähler. Oder – warum Nischenparteien wichtig sind

Anmerkung: Diesen Artikel habe ich anlässlich der Bundestagswahl 2013 geschrieben. Einen aktuellen Beitrag zur Bundestagswahl 2017 gibt es hier.

Die Nichtwähler sind da

In der Zeit zeigt der Boulevard-und Mainstream-Philosoph Richard David Precht Sympathien für Nichtwähler: „So gesehen, ist selbst die Wahl zwischen Wählen oder Nichtwählen nicht wirklich wichtig.“ schwurbelt er.

Bei Markus Lanz gesteht der wohl erfolgreichste ehemalige Big-Brother-Bewohner Jürgen Milski, dass er ein überzeugter Nichtwähler sei – obwohl ihm die Demokratie wichtig sei.

Und der Sozialpsychologe Harald Welzer darf im gedruckten Spiegel reüssieren, „Allein der Entzug der Zustimmung nötigt die Parteien, sich ihrem Legitimationsverlust zu stellen und sich daran zu erinnern, wer in der Demokratie der Souverän ist.“ Mit dem Entzug der Zustimmung meint er Nichtwählen.

Damit stehen die drei nicht allein. Bei der Bundestagswahl 2009 sind fast 30% der Wahlberechtigten nicht zur Urne gegangen. Alle frei nach dem Motto: „Egal was man wählt, am Ende wird es doch wieder nur Mutti. Also spar ich mir das.“

Wahlverweigerung bringt nichts

Klar, wenn alle so denken ändert sich auch nichts. Und Frau Merkel ist es am Ende egal, ob sie die 41% für CDU/CSU bei einem hohen Anteil an Nichtwählern einfährt. Dagegen fände sie eine hohe Wahlbeteiligung gar nicht gut, wenn es dann nur noch für 38% oder gar weniger reichte.

Gut, dass man eigentlich gar nicht wählen gehen will, kann ich an sich gut nachvollziehen. Lesen Sie die Euro Parabel und Sie wissen, warum ich mich von der Politik nicht ernstgenommen fühle.

Nichtwählen ist dann aber der falsche Weg. Denn wenn Sie aber nicht wählen gehen, ändert sich erst recht nichts. Ich kann es Ihnen nicht oft genug sagen: Auch wenn die Politiker eine niedrige Wahlbeteiligung nach vorne hin bedauern werden – „schade für die Demokratie“ – ist es ihnen doch lieber, dass sie wiedergewählt werden – „Puh, zum Glück haben die 30% Nichtwähler nicht für was anderes gestimmt.“

Die Lösung für die Zweitstimme: Nischenparteien

Dabei ist die Lösung ganz einfach. Es müssen ja nicht immer die alten eingefahrenen Parteien sein. Sie haben je nach Wahlkreis immerhin die Wahl aus bis zu 34 bei der Bundestagswahl 2013 zugelassenen Parteien. Und darunter gibt da viele interessante Möglichkeiten, von denen ich vier vorstellen möchte:

  • Für Eurokritiker – die AfD. CDU/CSU reden sich die Eurokrise schön, die FDP hat sie nicht verstanden, die SPD traut sich nicht die Wahrheit zu sagen… Also wählen Sie eine Partei, die die Probleme des Euro verstanden hat – die AfD (Alternative für Deutschland). Und damit geben Sie an die etablierte Politik auch das Signal, dass Sie mit der laufenden Euro-Dauerkrisen-Rettungspolitik nicht einverstanden sind. Die AfD hat sich nach vielen Querelen als nicht wählbar erwiesen. Ob sich die von Bernhard Luke (ex AfD) gegründete Alfa Partei etablieren kann, ist noch unklar. (Update vom 20. Oktober 2015)
  • Für Internet-Freiheitskämpfer – die Piraten. Sie sind gegen die NSA Überwachung, Vorratsdatenspeicherung und für Netzneutralität? Das weitgehende Totschweigen des Überwachung-Skandals durch die etablierten Parteien nervt Sie? Internet-Freiheit ist Ihn wichtig? Dann ist die Piratenpartei richtig für Sie.
  • Für überzeugte Nichtwähler – die Partei der Nichtwähler. Mit der Wahl der Partei der Nichtwähler macht man es als an sich überzeugter Nichtwähler richtig. Die Partei schreibt selbst, sie gebe „Nichtwählern das gute Gewissen, dass sie ihre Stimme einer unabhängigen Kraft geben können, die den etablierten Parteien sagt: ‚Stopp, sonst wenden sich immer mehr enttäuscht von der Politik ab'“. Und das ist ein klares Statement.
  • Oder Sie wählen die Satire-Partei „Die Partei“ und zeigen damit, dass Sie den ganzen Politikbetrieb nicht ernst nehmen.

Dass sollte es erstmal an Nischenparteiempfehlungen sein. Wobei es natürlich für jeden Geschmack etwas gibt: Tierschutzpartei, Bibeltreue Christen, Marxisten, Partei der Vernunft…

Damit ist schon klar, was Sie mit Ihrer Zweitstimme wählen können, die ja gemeinhin als die wichtigere „Kanzlerstimme“ gilt.

Was mit der Erststimme wählen?

Bleibt die Erststimme, mit der Sie Ihren Direktkandidaten für den Bundestag wählen. In einigen wenigen Wahlkreisen gibt es unabhängige Wahlbewerber, die an keine Partei gebunden sind. Zugegeben, darunter sind einige, die man nicht ernst nehmen kann oder Rechtsausleger wie Henry Nitzsche in Sachsen. Viele der Direktkandidaten bringen aber engagiert frischen Wind in die Politik wie z.B. der „Journalitiker“ Martin Kissel in Freiburg, der Ihre Stimme verdient hat. Eine Übersicht der parteilosen Direktkandidaten 2013 habe ich für Sie zusammengestellt.

Wenn es in Ihrem Wahlkreis aber keinen unabhängigen Direktbewerber gibt, können Sie sich für einen Vertreter der Nischenparteien entscheiden. Oder Sie geben Ihre Erststimme dem weniger aussichtsreichen Kandidaten in Ihrem Wahlkreis. Auch so ärgern Sie die etablierte Politik.

Und „ungültig wählen“?

Manchmal wird empfohlen, den Stimmzettel ungültig zu machen, z.B. indem man „Alle korrupt!“ darauf schreibt oder einfach mehrere Parteien ankreuzt. Allerdings hat das den gleichen Effekt wie Nichtwählen. Mit dem kleinen Unterschied, dass die ungültigen Stimmen halt nochmal gesondert aufgelistet werden. Aber ob eine ungültige Stimme aus Protest oder aus Versehen abgegeben wurde, weiß dann auch keiner.

„Ungültig wählen“ ist also Blödsinn.

Starke Nischenparteien wären ein Gewinn für die Demokratie

Was glauben Sie, was los wäre, wenn es die AfD und die Piratenpartei knapp in den Bundestag schafften? Die etablierten Parteien wären gezwungen, neue Wege der Zusammenarbeit zu beschreiten, da die bisherige Koalitionsarithmetik nicht mehr aufginge. Und vieles, was von hauptberuflichen Politikern nicht offen angesprochen wurde, käme endlich vom Rednerpult unter dem Bundesadler. Und Angela Merkel würde vielleicht endlich mal Klartext reden, als es allen Recht machen zu wollen.

Um nochmal auf Harald Welzer zurückzukommen: er irrt, wenn er postuliert, Wahlenthaltung tue den etablierten Parteien weh. Starke Nischenparteien tun es.

Verändern ist auch gar nicht schwer

Ansonsten ist wählen gehen auch gar nicht schwer. Machen Sie einfach einen gemütlichen Sonntagsspaziergang zu Ihrem Wahllokal. Und wenn Sie am Sonntag nicht aus dem Haus gehen wollen, kümmern Sie sich schnell um Briefwahl. Wie das geht, steht alles auf den Wahlunterlagen, die Sie von Ihrer Gemeinde zugeschickt bekommen haben.

Also, tun Sie was, damit sich etwas ändert in unserem Staat. Gehen Sie wählen. Und zwar eine Nischenpartei.

Bild: (c) Allposters.de

Unabhängige Kandidaten in Sachsen-Anhalt bei der Bundestagswahl 2013

Winter Twilight View, Harz/Hochharz National Park, Germany

Hier finden die unabhängigen Einzelbewerber für den Bundestag bei der Bundestagswahl 2013.

Thomas Buch, Wahlkreis 067 (Börde – Jerichower Land)
Jahrgang 1974, Sozialversicherungsfachangestellter
thomas-buch.de

Martin Gerhard Bauersfeld, Wahlkreis 072 (Halle)
Jahrgang 1950, Pilot

Erich Jaschkowski, Wahlkreis 073 (Burgenland – Saalekreis)
Jahrgang 1952, Diplom-Ingenieur

Christian Pap (Vereinigung Freie Bürger Mitteldeutschland), Wahlkreis 074 (Mansfeld)
Jahrgang 1979, Versicherungskaufmann

Hier finden Sie die Einzelbewerber aus anderen Bundesländern.

Bild (c) Allposters.de

Unabhängige Kandidaten in Rheinland-Pfalz bei der Bundestagswahl 2013

Gravenburg Castle, River Mosel, Rhineland Palatinate, Germany

Hier finden Sie den unabhängigen Einzelbewerber für die Bundestagswahl 2013 in Rheinland-Pfalz.

Franz Jansen (FRIEDENSKÄMPFER), Wahlkreis 202 (Kreuznach)
Jahrgang 1935, Rentner

Hier finden Sie die Einzelbewerber aus anderen Bundesländern.

Bild (c) Allposters.de