10 Fakten zum 23. Oktober

  1. Am 23. Oktober im Jahre 4004 v. Chr. wird nach Berechnungen des anglikanischen Theologen James Ussher das Universum von Gott erschaffen. Diese Ansicht entbehrt jeder naturwissenschaftlichen Grundlage.
    Ungarn feiert heute seinen Nationalfeiertag. Anlass sind das Gedenken an den ungarischen Volksaufstand 1956 und die neue Verfassung von 1989. Thailand gedenkt heute seines Königs Chulalongkorn, der heute im Jahre 1910 starb. Er machte Thailand zum modernen Staat. Und in Russland ist heute der Tag des Werbers.
    Johannes und Severin von Köln haben heute Namenstag.
  2. 1923 versucht die KPD, die Macht in Deutschland an sich zu reißen. Der Hamburger Aufstand scheitert noch am gleichen Tag.
  3. Das Bundesverfassungsgericht verbietet an diesem Tag im Jahr 1952 die SRP, die Sozialistische Reichspartei, nach Artikel 21 Abs. 2 GG. Die Partei orientierte sich stark an der NSDAP und forderte z.B. eine Lösung der „Judenfrage.“ Bei der Landtagswahl in Niedersachsen 1951 erreichte sie sogar 11,0 % der Stimmen. Auch in der Bremer Bürgerschaft war sie vertreten.
  4. Die Pariser Verträge werden 1954 unterzeichnet. Diese beinhalten:
    Deutschlandvertrag, über die Souveränität Deutschlands
    Erweiterung des Brüsseler Pakts und dessen Umwandlung in die Westeuropäische Union (WEU).
    Beitritt Deutschlands zur WEU und der NATO.
    Europäische Saarstatut zur Europäisierung des Saarlandes.
  5. Im französischen Magazin Spirou veröffentlicht der Zeichner Peyo im Jahr 1958 einen Comic mit den Schlümpfen in einer Nebenrolle – somit erblicken sie erstmals das Licht der Comicwelt.
  6. Daimler-Benz meldet 1971 eine „Aufprallschutzvorrichtung für den Insassen eines Kraftfahrzeugs“ zum Patent an. Heute verfügt jedes Auto über mehrere Airbags.
  7. Im Libanon werden 1983 während des Bürgerkriegs bei zwei Selbstmordanschlägen auf die Hauptquartiere der US-amerikanischen und französischen Truppen 241 US-Soldaten und 58 französische Fallschirmjäger getötet.
  8. Apple stellt 2001 den ersten iPod vor. Das erste Modell hat eine 5GB große Festplatte und ein mechanisches Steuerrad. Apple wird damit die Musikindustrie revolutionieren. Auch der Erfolg des iPhone ist ohne den iPod nicht denkbar.
  9. Adalbert Stifter wird 1805 geboren.
  10. Der Physiker Felix Bloch kommt 1905 auf die Welt. Seine Arbeiten sind wichtige Grundlage für die Kernspinresonanzspektroskopie.

Hier sind weitere Infos rund um den 23. Oktober.

Die Aktion Spindy, Klaus Pflieger – und noch einiges mehr

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„Die Aktion Spindy“ – was sich vom Titel her wie ein Kinderabenteuer anhört, ist viel mehr: es geht um die Schleyer Entführung. Dieser wurde von seinen Entführern mit dem Spitznamen „Spindy“ bedacht, da er oft in einem Spind eingesperrt war.

Ich darf zu dem Buch aus dem Klappentext zitieren:

Die Darstellung der Schleyer-Entführung ist das Ergebnis jahrelanger Ermittlungen des Autors. Klaus Pflieger war als Oberstaatsanwalt bei der Bundesanwaltschaft. U.a. Anklageverfasser gegen Peter-Jürgen Boock, Koordinator der Anklage gegen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, vernahm 1990 den ersten aussagewilligen Aussteiger der RAF (Werner Lotze) und war dann auch Vernehmender bei der „Lebensbeichte“ von Boock vom März bis Mai 1992. Seine Darstellung der Aktion „Spindy“ (wie Schleyer von seinen Entführern genannt wurde) basiert in erster Linie auf den Angaben und Erläuterungen von Tatbeteiligten und den polizeilichen Fahndungsergebnissen.

Für jeden, den die Geschichte der RAF interessiert, ist dieses Buch hochspannende Lektüre. Leider ist derzeit keine aktuelle Auflage verfügbar, hin und wieder findet man aber noch gebrauchte Exemplare:

Die Aktion ‚Spindy‘alt

In manchen Punkten ist das 1996 erschienene Buch daher auch nicht mehr aktuell (so hat sich die RAF 1998 aufgelöst) – die tiefen Einblicke und die Schilderung des ambivalenten Verhältnisses zwischen Schleyer und seinen Entführern, Stichwort Stockholm Syndrom, machen das aber mehr als wett.

Zur Schleyer Entführung habe ich ein ambivalentes Verhältnis, da man durchaus sagen könnte, dass es „den richtigen“ getroffen hat. Denn Schleyer war schon früh überzeugter Nazi: 1931 Hitlerjugend, 1933 SS. 1935 trat er unter viel Gewese aus seiner Studentenverbindung aus, als dieses sich weigerte, jüdische Altherren auszuschließen – er warf ihr „mangelnde nationalsozialistische Gesinnung“ vor. Später machte er im Dritten Reich Karriere: Im „Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren“ war er Leiter des Präsidialbüros und persönlicher Sekretär des Präsidenten. Der Verband war für die „Arisierung“ der tschechischen Wirtschaft und die Beschaffung von Zwangsarbeitern für das Deutsche Reich zuständig. Nach dem Krieg machte Schleyer rasch Karriere in der Bundesrepublik. Zum Zeitpunkt seiner Entführung war er Vorstand der Daimler Benz AG und Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Als Schleyer anlässlich seiner Ernennung zum BDI-Präsidenten gefragt wurde, wie er zu seiner SS-Vergangenheit stehe, sagte er öffentlich im Fernsehen, dass er stolz darauf sei. So war er aus RAF Sicht das perfekte Opfer. Doch bei aller Kritik an der Person Schleyer will und kann ich seine Entführung und Ermordung durch die RAF freilich nicht gutheißen.

Mit der Schleyer Entführung und der Familie verbinde ich zudem noch drei recht persönliche Erlebnisse:

Zum einen ist das Bild von Schleyer als „Gefangener der RAF“ eine meiner ersten „Medien-Erinnerungen“.

Kurz darauf portraitierte meine Mutter die Kinder eines Schleyer Sohns – und bevor diese vorbei kamen, wurde uns eingebleut, ja alle Spielzeugpistolen zu verstecken, schließlich sei der Großvater gerade erst getötet worden. Die Geschichte endete so, dass die Schleyer Enkel mit ihren mitgebrachten Spielwaffen fast alle unsere Goldfische umbrachten…

Und zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte ich mit dem Schleyer Sohn Hanns-Eberhard beruflich im Rahmen des damaligen Projekts handwerk.de zu tun… die Zusammenarbeit mit dem ZDH verlief so „gut“, dass ich eines Tages zusammen mit anderen vom ZDH geprellten Herren in der Redaktion des „Der Spiegel“ saß und mit meinen Informationen die Grundlagen zum Artikel „Handwerk: Finanzielle Grenzerfahrung“ legte. Lieber Christoph von Hammerstein, Sie müssen also nicht länger rätseln, woher „Der Spiegel“ das alles wusste – do ut des.