Hilfe, mein Bäcker verschwindet

Sonntag, 10h beim Bäcker meines Vertrauens. Nachdem ich die Brötchen bezahlt habe, meint die immer nette Verkäuferin: „Übrigens, der Laden macht zu.“ Ich: „Welcher Laden?“ „Ja wir, Ende November schon. Es geht wohl einfach nicht mehr.“

Upps – das sitzt. Zwar ist einige Meter weiter ein „Kamps“, aber mit den Broten und Vollkornbrötchen von meinem Handwerker-Bäcker kann der einfach nicht mithalten. Und auch mit der Leidenschaft, der Herzlichkeit und dem persönlichen Touch beim Dorfbäcker können die mit immer wechselnden Bäckereifachverkäuferinnen bei der anscheinend übermächtigen Konkurrenz nicht aufwarten.

Kein Einzelfall, denn überall verschwinden die traditionellen Bäcker – verdrängt von den Backautomaten bei Aldi und Lidl und Ketten wie Kamps und Backwerk: Einheitsware mit Mehlbehandlungsmitteln statt Sauerteigbrot. Na gut, letzteres kann ich mittlerweile selber backen (hier z.B. mein Einsteiger-Sauerteigbrot-Rezept), doch fehlt mir dazu oft die Zeit.

Allerdings sind viele Bäcker an der Entwicklung auch nicht ganz unschuldig. Auch mein Dorfbäcker nicht. Bei den normalen hellen Brötchen (Rundstücke, Semmeln, Schrippen…) hat er zuletzt die fertige Mischung von Bäko genommen – wahrscheinlich, um beim Preis mithalten zu können.

Dabei sollten die Bäcker auf Ihre Stärken konzentrieren: handwerklich gefertigte Brote und andere Backwaren mit möglichst wenig Zusatzstoffen, bei denen auf regionale/lokale Besonderheiten und Kundenwünsche eingegangen wird. Dann sind die meisten Verbraucher auch bereit, mehr für Ihre Brötchen zu bezahlen. Also liebe Bäcker, nutzt Eure Stärken.

Und liebe Kunden – sagt was Ihr wollt: rheinische Malzkrusten, fränkische Bauernbrote, Dinkelbrötchen mit Körnern – und kauft diese dann auch.

Und dann sind beide Seiten glücklich und solche Schilder muss es seltener geben:

baeckereisterben