Google spielt mal wieder rum – Keep ist da

Gerüchte gab es schon lange, jetzt ist Google Keep da, ein Service um damit Notizen aller Art zu verwalten. Neben der Webanwendung unter drive.google.com/keep/ gibt es auch eine Android App.

Mit Keep kann man Notizen, Listen und Fotos ablegen und diese sortieren und verwalten, z.B. indem man sie z.B. farblich sortiert. Die Volltextsuche führt schnell zu den gewünschten Ergebnissen. Interessant bei Keep ist auch, dass Sprachnotizen in Text umgewandelt werden können. Die Android App ist sehr schick und erinnert mich mit ihrer Kachel Optik an Windows Phone und Windows 8 – ist für diese Betriebssysteme aber natürlich nicht verfügbar.

Werde ich Keep verwenden? Nein. Störend ist, dass Links – anders z.B. als bei Wunderlist – nicht anklickbar sind. Eine Kleinigkeit, die aber wahrscheinlich schnell behoben wird.

Entscheidend ist aber für mich, dass man sich gerade bei neuen Google Diensten nie sicher sein kann, wie lange sie bestehen werden. Und auch altgediente Dienste wie der Google Reader werden oft überraschend eingestellt – wie zuletzt der Google Reader.

Und so bin ich weiter auf der Suche nach der perfekten Notizverwaltung.

Nachtrag: Es gab schon mal ein Google Notizbuch – wurde aber eingestellt

Gadowski gegen Reber – oder ab wann ist Copycat

Christian Reber, CEO der 6Wunderkinder, hat in seinem Unternehmensblog zu einer Anti-Copycat Initiative aufgerufen, wovon sich Lukasz Gadowski gehörig auf den Schlips getreten fühlt und sich seinerseits in seinem Blog recht despektierlich über die Wunderkinder äußert. Wörtlich schreibt er von einer „assozialen Hetzkampagne von 6wunderkindern in Berliner Start-Up Szene“ – wobei hier noch anzumerken wäre, dass man „asozial“ nur mit einem „s“ schreibt, aber sei’s drum.

Gadowksi sieht den erwähnten Blogbeitrag also als Teil einer Gesamtkampagne der Wunderkinder gegen ihn und seine Investmentgesellschaft Team Europe. Ob es eine Kampagne gibt oder nicht vermag ich nicht zu beurteilen, denn ich bin in der Berliner Start-Up Szene nicht verwurzelt und strebe das auch nicht an. Insoweit fehlt mir das Insider-Wissen.

Die Frage ist für mich viel mehr: ab wann ist ein Start-Up innovativ oder bis wohin ist es ein Copycat, also ein Nachahmer eines anderen bestehenden Geschäftsmodells

Denn In seinem erwähnten Blogbeitrag zieht Gadowski über Wunderlist, die von mir sehr geschätzte Aufgabenverwaltung, recht heftig her:

Für die, die die Kinder nicht kennen, sie machen eine recht erfolgreiche Online und mobile ToDo Liste. Genial. Isaac Newton und Albert  Einstein ziehen gleichzeitig ihren Hut. Eine digitale ToDo Liste! Der Nabel der Innovation, gab es noch nie vorher! hatte nie jemand versucht! Die Wunderkinder haben die ToDo-Liste wohl sehr gut umgesetzt, das sei ihnen unbenommen und ist eine sehr schöne Leistung.

Grundsätzlich stimmt das. Aufgabenlisten gibt es mindestens, seitdem es Tontäfelchen und so etwas wie Schrift gibt. Wahrscheinlich sogar noch früher. Man könnte also sagen, dass jedes Notizbuch und jetzt jede 2do-App eine billige Kopie von Tontäfelchen mit Keilschrift sind. Könnte man, muss man aber nicht.

Der Punkt ist: Sobald es ein Produkt gibt, wird es dazu Konkurrenz geben. Und von wenigen Dingen abgesehen ist alles Evolution statt Revolution. Und ganz pragmatisch gesehen: für den normalen Nutzer wird es in vielen Fällen gar nicht erkennbar sein, wer zuerst da war. Nur bei ganz dreisten Plagiaten ist er sofort offensichtlich. Ich denke hier an chinesische iPhone Clones oder an StudiVZ.

Grundsätzlich ist der Unterschied zwischen „innovativem Start-Up“ und „Copycat“  ein anderer. Denn Copycat oder nicht liegt vereinfacht gesprochen in der Herangehensweise an ein Projekt und in der Einstellung dazu:

  • „Wie kann ich schnell reich werden?“ gegen „Wie kann ich die Welt besser machen (und damit bestenfalls noch reich werden)?“
  • „Welches Geschäftsmodell funktioniert in den USA gut und kann schnell transferiert werden?“ gegen „Welchen Bedarf haben die Kunden und wie kann ich ihnen geben, was sie brauchen?“
  • „Hoffentlich merkt keiner, dass unter der Oberfläche alles wackelig ist.“ gegen „Ich will die beste Lösung liefern.“
  • Bloße Effizienz gegen kompetente Leidenschaft
  • Agent Smith gegen Neo
  • Hermes gegen Athene

Man merkt einem Unternehmen und seinen Produkten an, ob es diesen göttlichen Funken in den Genen hat oder nicht – darum ist Wunderlist eine so erfolgreiche Aufgabenverwaltung, darum wurde das WWW auf einem Next-Computer entwickelt und ja, auch wenn ich das jetzt nicht gerne schreibe, darum beherrscht das iPad den Tablet Markt.

Auch Copycats können erfolgreich sein. Doch wer Kompetenz mit Leidenschaft verbindet, kann Märkte und Menschen verändern.