Die falsche Anonymous Seite bei facebook

Unter dem Namen „Anonymous Kollektiv“ bzw. jetzt nur noch „Anonymous“ findet man eine Facebook Seite, die über 1.363.766 Like hat. An sich kein Wunder, ist doch Anonymous selbsternannter unermüdlicher Kämpfer für die Freiheit im Netz.

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Und gerade in den letzten Tagen erhielt ich einige Einladungen, diese Seite zu liken, wahrscheinlich, da das Kollektiv angekündigt hat, ISIS im Netz zu hacken und zu verfolgen.

Nach kurzem Check gehe ich aber mit Sicherheit davon aus, dass diese Seite mit Anonymous nichts zu tun hat. Allein schon folgende Diktion ist untypisch:

Wie wir soeben bemerkt haben, folgen uns seit dem Wochenende über 1 Million Unterstützer. Wir verstehen das Auftrag auch weiterhin klar Kante zu zeigen, unabhängig davon wer betroffen ist. Nicht rechts oder links heißt unsere Devise, sondern wir hier unten gegen die da oben. Danke!

Viel mehr erinnern mich Posts wie diese eher an die PEGIDA Bewegung:

„Wir schaffen das…!“ Die Toten von Paris sind nicht mal abgekühlt und unter der Erde, da reist die völlig durchgeknallte und nicht mehr zurechnungsfähige amerikanische Kanzlerin in Berlin die deutschen Grenzen noch weiter auf. In Ankara beschloss Merkel jetzt sogar – Achtung festhalten – ein Umsiedlungsprogramm für die Bundesrepublik.

Andere wieder an die Reichsbürger:

Nachgereicht: Mit der Abschlussrede auf der Compact-Konferenz „Freiheit für Deutschland“ skizzierte der Philosoph Peter Feist die notwendigen Schritte zur Wiederherstellung der Souveränität unseres Landes. Feist rief dabei nicht nur zum Widerstand auf allen Ebenen auf, sondern proklamierte auch den Willen des deutschen Volkes nach einem Friedensvertrag und der Schaffung einer deutschen Verfassung…

Und in diesem Stil geht es immer weiter.

Eine kurze Recherche bringt dann auch einige Artikel ans Licht, die meine Einschätzung belegen, dass es sich hier um die Pegida und Reichsbürgerszene handelt. Zum Beispiel hier oder hier.

Wie immer gilt: Bevor man etwas liked, sollte man genauer hinschauen.

 

Lesenswertes 6

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Hier die 6. Ausgabe meiner 10 lesenswerten Links:

  1. Liveticker zu den Paris Anschlägen
    Noch immer passiert einiges. Die FAZ hat den wohl besten Liveticker rund um die Terror-Anschläge in Paris.
  2. Mein Paris, mein Schmerz
    Ulrich Wickert über seine Gefühle angesichts der Anschläge von Paris
  3. Böhmermanns 100 Fragen nach den Pariser Anschlägen
    Die 100 Fragen auch für nicht Facebook Mitglieder (und hier Anworten).
  4. Der IS wartet nur auf eine Kriegserklärung
    Ausführliche Analyse der neuen Vorgehensweise von ISIS.
  5. Die Kriegserklärung von Anonymous an den ISIS
    Hintergrundinfos bei Wired.
  6. Teufel warnt vor Überlastung der Hölle durch IS Märtyrer
    Der Postillon zum Thema.
  7. Erst nachdenken, dann teilen!
    Annette Schwindt über etwas, was ohnehin selbstverständlich sein sollte.
  8. V774104
    Am Rande unseres Sonnensystems wurde mal wieder ein interessantes Objekt gefunden.
  9. Umfrage: Ist das Ende der PC Ära gekommen?
    Umfrage mit interessanten Kommentaren der Leser zum Thema.
  10. Bonner Talweg: In was für einer Stadt wollen wir leben?
    Der Rheinauenschreiber über die kontrovers diskutierte geplante Umgestaltung des Bonner Talwegs.

Bild: Taste „6“ bei einem Lenovo Yoga 11s.

An die Netzgemeinde an den Datenempfangsgeräten…

…so hätte Ansgar Hevelings Brandschrift im Handelsblatt gegen "das Internet" wohl auch beginnen können. Ein im übrigen wirklich schlechter Text, der nur strotzt von floskelhaften Plattitüden, Bildungsbürger-Buzzwords, Halbwissen, Nichtwissen, mal mehr oder weniger unfreiwilliger Komik und viel selbstgefälliger CDU-Bräsigkeit.

Die "liebe Netzgemeinde" spielt erwartungsgemäß mit- #hevelingfacts, Hacken seiner Website, hämische Kommentar über den vermeintlichen Hinterbänkler – und Thomas Knüwer arbeitet sich mal wieder an seinem alten Arbeitgeber ab.

Man könnte sich entspannt zurücklehnen, das Popcorn auspacken und Peter Altmaier zustimmen, der dazu twittert: "GsD, seit langem mal wieder ein entspannter Tag. Die Kinder bewerfen sich begeistert mit Förmchen und haben einen Riesenspass. Alles i.O.!".

Könnte man, sollte man aber nicht. Denn Ansgar Hevelings wirres Geschwurbel sollte Stein des Anstoßes sein. Denn in einem hat Heveling sicher recht – er vertritt mit seinen Grundpositionen wohl tatsächlich eine schweigende Mehrheit in Deutschland. Eine Mehrheit, die sich auf Schützenfesten vergnügt, die zu Wulff hält, die den RTL einschaltet, dort zu Dieter Bohlen aufschaut und für die das Internet eBay, amazon, Diät- und Katzenforen und wenn es hochkommt noch MeinVZ oder schon facebook ist (und ganz heimlich youporn). Dagegen steht die "Netzgemeinde", die 18 Stunden am Tag auf twitter lebt, auf Google+ diskutiert, sich über tumbler mitteilt und facebook "sowas von 2010" findet – von MeinVZ ganz zu schweigen.

Und das ist eine Welt, die Ansgar Heveling nicht versteht, vor der er Angst hat. Weil sie Veränderungen mit sich bringt, die er nicht mehr kontrollieren kann. Weil die Netzgemeinde so vielschichtig ist und eher liberal und links. Das muss doch eingedämmt werden – mit PIPA, SOPA und ACTA. Durch Diskreditieren der anderen Seite mit einer martialischen Sprache. Durch das Hochhalten klassischer Werte und Werke – gleich, ob Bibel oder Marx. Und der Herr der Ringe geht sowieso immer. In seiner ganzen Argumentation zeigt Heveling, dass er "das Netz" eben gerade nicht verstanden hat.

Durch die Reaktionen auf ihn wird er sich bestätigt fühlen. Seht her ich hatte Recht – die böse digitale Avantgarde hat meine Homepage gehackt, verhöhnt mich und ist in den Krieg gegen mich den Bürger gezogen. Und in den Schützenzelten am Niederrhein werden sie ihm zustimmen.

Auf die Hevelings dieser Welt sollte man daher zugehen und ihnen die Angst nehmen – indem man ihnen erklärt, was "das Netz" eigentlich ist, wie es funktioniert und wie die "Netzgemeinde" tickt. Aber auch indem man ihnen zuhört und deren Ängste und Bedenken ernst nimmt.

Denn sonst hören wir vielleicht als nächstes "We are Heveling. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us."

Uhl gehackt

Der Beitrag von Hans Peter Uhl zum Bundestrojaner kam bei Anonymous wohl nicht gut an – jedenfalls haben sie seine Seite gehackt. Auch wenn ich selbst von solchen Aktionen nichts halte, möchte ich doch den Screenshot nicht vorenthalten:

[Klick für großes Bild]

Update 14:45h:

21.10.2011 ca. 8h

Uhl ist wieder online – ein bisschen