10 Fakten über alkoholfreies Bier

  1. Als „Alkoholfrei“ dürfen Biere bezeichnet werden, die nicht mehr als 0,5% Alkohol enthalten. Gesetzlich geregelt ist dies interessanterweise nicht, ergibt sich aber aus der aus § 47 Weinverordnung hergeleiteten allgemeinen Verkehrsauffassung, nach der alkoholfreier Wein maximal 0,5% Alkohol enthalten darf. Nach EU Recht ist die Angabe des Alkoholgehalts bei Lebensmitteln ohnehin erst ab 1,2% erforderlich.
  2. Die meisten alkoholfreien Biere enthalten um die 0,4% Alkohol. Auf dem Etikett ist aber von wenigen Ausnahmen abgesehen meist nur „<0,5% Alkohol“ angegeben.
  3. Der geringe Alkoholanteil ist jedoch unproblematisch. Viele Lebensmittel enthalten ebenfalls geringe Mengen Alkohol, z.B. Obstsäfte, Bananen, Sauerkraut, Kefir und sogar Brot. Für Autofahrer und Schwangere ist also das ein oder andere Alkoholfreie Bier unproblematisch und für Schwangere sogar gelegentlich empfehlenswert, da alkoholfreie Hefeweizen wertvolle B-Vitamine enthalten. Bei stillenden Müttern kann alkoholfreies Hefeweizen die Milchproduktion anregen. Ob Alkoholiker alkoholfreies Bier trinken dürfen, haben wir hier ausführlicher behandelt.
  4. Wer wirklich ganz auf Alkohol verzichten will, kann auf einige wenige Biere, z.B. Bitburger 0,0, zurückgreifen, die tatsächlich gar keinen Alkohol enthalten. Diese dürfen dann auch als „ohne Alkohol“ bezeichnet und beworben werden.
  5. Kinder und trockene Alkoholiker sollten jedoch keine alkoholfreien Biere und auch keine ohne Alkohol trinken, da sie der herbe Geschmack (wieder) an Alkohol heranführen kann.
  6. Das erste alkoholfreie Bier in der Bundesrepublik war das „Sanwald Pro“, das 1972 von der Sanwalder Brauerei auf den Markt gebracht wurde. Die Brauerei wurde 1977 von Dinkelacker übernommen und ist vollständig in dieser aufgegangen. Der Name lebt aber in den Weizenbieren von Dinkelacker weiter. Auch 1972 kam in der DDR das „AUBI“ (Autofahrerbier) auf den Markt, das nur 0,3% Alkohol hatte und dort als „alkoholarm“ bezeichnet wurde.
  7. Es gibt im wesentlichen zwei Verfahren, um alkoholfreies Bier herzustellen. Bei der einen Methode wird die Gärung gestoppt, sobald der gewünschte Alkoholgehalt von weniger als 0,5% erreicht wird; diese Biere zeichnen sich im Regelfall durch eine gewisse Süße aus. Im anderen Fall wird das Bier zunächst normal gebraut und dann der Alkohol entzogen; diese Biere sind meist herber und enthalten kaum oder gar keinen Zucker. Wenige Brauereien setzen beim Gärprozess auch spezielle Hefen ein, die den Zucker nicht in Alkohol umwandeln können. Das ist z.B. beim Kehrwieder Ü.NN der Fall.
  8. Inzwischen stellen über 200 Brauereien alkoholfreie Biere her. 2015 wurden 5,2 Millionen Hektoliter alkoholfreies Bier gebraut, was einem Marktanteile von ca. 5,6% entspricht. Am beliebtesten sind alkoholfreie Hefeweizen und Pils.
  9. Auf alkoholfreiem Bier müssen die Nährwertangaben ausgezeichnet werden; so kann man schnell erkennen, wie hoch z.B. der Zuckergehalt ist und sich so bewusst für ein möglichst gesundes Getränk entscheiden. Besonders bei Hefeweizen wird auch oft der Gehalt an bestimmten Vitaminen angegeben. Dies ist zulässig, wenn
  10. Eine Liste mit alkoholfreien Bieren und entsprechenden Verkostungsnotizen finden Sie hier.

Was bedeutet Pröfke?

Pröfke ist ein in Teilen des Ruhrgebiets, vor allem rund um Mühlheim an der Ruhr, gebräuchlicher Begriff für Säufer oder Trinker.

Das alte Wort ist aber kaum mehr gebräuchlich.

Sie wollen weniger trinken? Dann schauen Sie doch mal bei unserem Schwerpunktthema Trinken vorbei.

Meine Fastenzeit

Ein paar Kirschtomaten, Schwarzbrot mit Ziegenfrischkäse und Kräutern.

Mein Abendessen am Aschermittwoch 2017.

In den nächsten 46 Tagen werde ich mich – weitgehend – an die Regeln der katholischen Fastenzeit halten. Das heißt zunächst:

  • Abstinenz: also kein Fleisch, wie es die katholische Kirche vorsieht. Darüber hinaus werde ich auf Alkohol verzichten. Süßigkeiten esse ich ohnehin fast nie.
  • An Aschermittwoch und Karfreitag werde ich fasten, also nur eine sättigende Mahlzeit zu mir nehmen; auch das sieht die katholische Kirche so vor. Allerdings plane ich, auch hier weiter zu gehen und an mehr Tagen wenig zu essen.
  • Erleichtert wird es mir dadurch, dass die Sonntage fastenfrei sind. Dann gibt es zumindest Fleisch – und dazu auch Bier und Wein.
  • Zuletzt habe ich mir vorgenommen, mehr zu lesen und mit offeneren Augen durch die Welt zu gehen.

Mir geht es dabei in der Tat weniger ums Abnehmen, sondern ums Ändern von Gewohnheiten. Wobei ich zugeben muss: wenn ich dabei abnehme, freue ich mich. Denn mit meinem 11kg abnehmen Projekt, das ich mir fürs neue Jahr vorgenommen habe,

Für alle, die mitmachen wollen, habe ich hier einen Fastenkalender zusammengestellt, der automatisch für jeden Tag passende Empfehlungen fürs Essen und fürs bewusstere Leben macht.

Welche Nahrungsbestandteile haben wieviel kcal? Und warum Low Carb so gut funktioniert

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Es sind im wesentlichen vier Nahrungsbestandteile, die dem Körper Energie zuführen können: Proteine, Fette, Kohlenhydrate und Alkohol. Welche Ihr Körper davon braucht und warum Low-Carb Ernährung so gut funktioniert, erfahren Sie hier.

Proteine und Fette – essentiell für den Menschen

Proteine – vulgo auch Eiweiß – finden wir besonders reichhaltig in Fleisch, Fisch, Milchprodukten und auch einigen pflanzlichen Lebensmitteln (Hülsenfrüchte, Soja). Ohne fortwährende Proteinzufuhr wären Sie schnell tot. Die Instandhaltung und Neubildung von Zellen z.B. beim Muskelaufbau, der Haut oder bei Ihrem Immunsystem würde ohne eine ständige Proteinzufuhr einfach nicht funktionieren. 1g Eiweiß hat übrigens einen Brennwert von 4kcal pro Gramm (17kJ).

Fette liefern satte 9kcal (37kJ) pro Gramm – und haben daher einen schlechten Ruf als Kalorienbomben. Weitgehend zu Unrecht, denn Fett ist ebenfalls ein wichtiger Baustein unserer Zellen. Zudem schützt und isoliert es unseren Körper. Ein Körperfettanteil unter 5% bei Männern und unter 10% bei Frauen führt in der Regel auf kurz oder lang zum Tod. Auch Fette müssen also unbedingt sein.

Eiweiß und Fett muss man mit der Nahrung aufnehmen, sie sind unverzichtbare essentielle Nährstoffe.

Alkohol – besser vermeiden –

Anders sieht es bei Alkohol aus: er liefert Energie (7kcal=29kJ) , ist aber nicht lebensnotwendig. Vielmehr bereitet der übermäßige Alkoholkonsum dem Körper viel Arbeit, weil er ein Zellgift ist, das abgebaut werden muss. Wer schon mal einen Kater hatte, weiß wovon ich rede. Langfristig kann zu viel Alkohol schwerwiegende Schäden nach sich ziehen, z.B. in der Leber. Die manchmal behauptete gesunde Wirkung von alkoholischen Getränken in kleinen Mengen rührt nicht vom Alkohol her, sondern von anderen Inhaltsstoffen. Mehr zum Thema Alkohol haben wir hier zusammengefasst.

Ballaststoffe – und sonst noch ein paar

Ein bisschen unter dem Radar fliegen die Ballaststoffe. Das sind weitgehend unverdauliche Pflanzenbestandteile, die dementsprechend einen niedrigen Brennwert haben: nur rund 2kcal pro Gramm (8kJ). Sie sind übrigens wahrscheinlich für die Darmgesundheit wichtig, doch ist der Forschungsstand hier noch erstaunlich dünn. Viel spricht aber dafür,  dass eine ballaststoffreiche Ernährung der Gesundheit förderlich ist.

Daneben kommen in Lebensmitteln noch andere Inhaltsstoffe vor, die Energie liefern: Polyole, organische Säuren und Salatrims (energiereduzierte Fette) – diese können wir hier an dieser Stelle aber vernachlässigen.

Kohlenhydrate und die Lebensmittellobby

Eine Gruppe habe ich bisher noch nicht erwähnt: Die Kohlenhydrate. Aus gutem Grund – denn um diese geht es hauptsächlich in diesem Artikel.

Kohlenhydrate – insbesondere Zucker und Stärken – sind besonders reichhaltig enthalten in Kartoffeln, Reis und Getreideprodukten wie Nudeln, Brot und Cornflakes.

Kohlenhydrate sind super, sagen die klassischen Ernährungswissenschaftler. Sie sind leicht verdaulich und liefern Ihrem Körper schnelle Energie.

Kohlenhydrate sind super, sagt auch die Industrie. Denn kohlenhydratlastige Produkte sind billig in der Herstellung, leicht lagerbar und lassen sich teuer verkaufen.

Wenn Sie mal überlegen nehmen Sie über den Tag eine ganze Menge Kohlenhydrate zu sich: Cornflakes zum Frühstück, ein Brötchen in der 10h Pause, Nudeln zum Mittagessen, ein Schokoriegel zum Nachmittagskaffee und Brot am Abend – auch wenn da zur Tarnung Light-Frischkäse und Gurke drauf sind.

Das sind eine ganze Menge Kohlenhydrate. Eine ganze Menge Energie. Eine ganze Menge Energie, die Ihr Körper so gerade nicht braucht – weil Sie nicht durch die Steppen Afrikas streifen wie unsere Urahnen, sondern morgens mit dem Auto in die Kanzlei Meier, Huber & Partner fahren, dort den Tag überwiegend sitzend verbringen, mit dem Auto nach Hause fahren, wo sich auch nicht mehr groß bewegt wird.

Und was macht Ihr Körper mit dieser Energie? Er lagert sie ein. Zunächst für den schnellen Abruf in Muskeln und Leber. Als eine Zuckerart. Das geht aber nur mit einer kleinen Menge Kohlenhydrate, im Mittel um die 500g.

Der Großteil wandert danach aber direkt in Ihre Fettzellen. An Ihren Bauch, an Ihre Oberschenkel, an Ihren Hintern, zwischen Ihre Organe, an Ihren Hals und in Ihr Gesicht. Sie werden fett und fetter. Jeden Tag ein bisschen mehr. Schleichend. Es fällt Ihnen vielleicht erst gar nicht auf. Doch lassen Sie es im Jahr nur 600g sein. Wenn Sie mit 21 noch schlank und rank waren, schleppen Sie mit 36 auf einmal 9kg überflüssiges Fett mit sich herum. Mehr als 18 Päckchen Butter, verteilt an und in Ihrem Körper. Blöde Sache.

Besonders blöd, wenn man bedenkt, dass Kohlenhydrate nicht essentiell sind. BANG. Der Körper muss sie nicht mit der Nahrung aufnehmen, um zu funktionieren. Genau auch wie Alkohol nicht. PUNKT.

Und das lassen Sie jetzt einmal sacken: Den Nährstoff, mit dem Sie nach den altmodischen Ernährungswissenschaftlern den größten Anteil Ihres Energiebedarfs decken sollen, muss gar nicht mit der Nahrung aufgenommen werden.

Mooooment – denken Sie jetzt vielleicht, es heißt doch immer, das Gehirn braucht Zucker (ein Kohlenhydrat), um zu funktionieren. Und das das stimmt auch. Aber wenn man nicht genug Zucker mit der Nahrung aufnimmt, bildet der Körper ihn einfach selbst. Und das aus dem eingelagerten Körperfett. BANG!

Das ist das große Geheimnis, der LowCarb Diäten, bei denen man auf Kohlenhydrate weitgehend verzichtet.

Das Wunder der Ketose

Und weil es so wichtig ist, gleich nochmal: Nimmt man weniger Kohlenhydrate zu sich, als der Körper – insbesondere das Gehirn – verbraucht, bildet der Körper aus Fett selbst Zucker und Zuckerersatzstoffe, die sog. Ketonkörper.

Und ist das bei allen Menschen so? Ja, das funktioniert bei allen. Natürlich hat sich der Mensch angepasst, seitdem er Ackerbau betreibt und Nutzvieh hält. So vertragen die meisten von uns Kuhmilch, eine extrem erfolgreiche Mutation, die sich rasend schnell unter den Europäern durchgesetzt hat. Und es mag ebenso auch Menschen geben, deren Erbgut schon an den massenhaften Verzehr von Kohlenhydraten angepasst ist und die dann dennoch schlank bleiben. Bewiesen ist das aber noch nicht. Und wenn es sie gibt, werden diese Zeilen hier mangels Übergewicht ohnehin nicht lesen.

Da aller guten Dinge drei sind also nochmal: Fehlen die Kohlenhydrate aus der Nahrung, baut sich der Körper aus Fett selbst welche.

Und was heißt das jetzt, wenn ich Abnehmen will?

Sie haben jetzt einen recht guten Überblick, welche Nahrungsbestandteile einen Brennwert haben und inwieweit Ihr Körper diese braucht – sie können Ihre Nahrung jetzt etwas bewusster auswählen. Außerdem wissen Sie jetzt, warum Low Carb Diäten so gut funktionieren.

Aber rund ums Thema Abnehmen und Ernährung gibt es noch viel mehr zu erfahren…

Dieser Beitrag ist im Rahmen meines Projekts „11 kg weniger“ erschienen.

Bild: pixabay

Was bedeutet das finnische Wort Olfrygt?

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Wer kennt das nicht. Es läuft eine Party, die Stimmung ist bestens und plötzlich sieht man, dass der letzte Kasten Bier angebrochen wurde und die letzte Tankstelle schon geschlossen hat.

Die Finnen haben dafür ein Wort: Olfrygt. Wörtlich auf deutsch übersetzt heißt es „Bierangst“ – und meint genau die Angst davor, dass gleich kein Alkohol mehr da sein könnte…

Besonders schlimm ist Olfrygt aber beim Kalsarikännit

10 Fakten zu Christi Himmelfahrt

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  1. An Christi Himmelfahrt feiert die Kirche, dass Jesus Christus in den Himmel aufgefahren ist und den Platz zur Rechten seines Vaters eingenommen hat. Das Verhältnis von Auferstehung und Himmelfahrt wird theologisch intensiv diskutiert.
  2. Der Feiertag wird von der katholischen und den orthodoxen und evangelischen Kirchen als Hochfest begangen.
  3. In der Schweiz und Liechtenstein wird das Fest Christi Auffahrt genannt, die lateinische Bezeichnung ist „Ascensio Domini“ (Aufstieg des Herrn).
  4. Begangen wird Christi Himmelfahrt am 40. Tag des Osterfestkreises und fällt damit immer auf einen Donnerstag. Der frühestmögliche Termin ist der 30. April, der späteste der 3. Juni.
  5. In einigen Regionen finden zu Christi Himmelfahrt Prozessionen statt. Besonders bekannt ist der Gymnicher Ritt, eine Reiterprozession in Erftstadt-Gymnnich. Früher hatten diese Prozessionen, die auch vorher und nachher stattfinden konnten, auch große agrarische Bedeutung – so stand die Bitte um gutes Wetter und Wachstum auf den Feldern im Vordergrund.
  6. In einigen Kirchen in Bayern, Österreich und Südtirol wird zu Christi Himmelfahrt  die Jesus-Statue durch das sog. Heiliggeistloch nach oben gezogen, um so die Auffahrt in den Himmel zu veranschaulichen.
  7. In der Himmelfahrtskapelle in Jerusalem ist angeblich der letzte Fußabdruck Jesu auf Erden zu sehen.
  8. Christi Himmelfahrt ist ein bundesdeutscher Feiertag. Auch in der Schweiz, in Österreich, in Liechtenstein, in Luxemburg, sowie in Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Grönland, Haiti, Indonesien, Island, Kolumbien, Madagaskar, Namibia, Niederlande, Norwegen und Schweden ist heute frei.
  9. In Italien und in Ungarn wurde der Feiertag abgeschafft und das Fest wird am Sonntag danach begangen. Insbesondere in Italien gibt es Bestrebungen, den Donnerstag wieder zum Feiertag zu machen.
  10. In Deutschland wird dieser Tag auch als Vatertag oder Herrentag begangen. Regional unterschiedlich werden entweder Ausflüge mit der Familie gemacht oder die Väter (und andere Männer) veranstalten Herrentouren mit dem Bollerwagen, bei denen meist viel Alkohol fließt. Regional wird der Tag auch Schinkentag genannt. Übrigens ist schon aus dem Mittelalter überliefert, dass an diesem Tag besonders viel Alkohol getrunken wurde. Mehr dazu gibt es hier unter dem Hashtag #Vatertag.

Bild: Der Himmel über Bonn Röttgen, aufgenommen am 5. Mai 2016 (Christi Himmelfahrt).

Die Henkersmahlzeit

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Hintergrund und Geschichte

In den meisten Kulturen war es Brauch, den zu Tode verurteilten einen letzten Wunsch in Form einer letzten Mahlzeit zu erfüllen. Und auch in den meisten Staaten der Welt, die noch die Todesstrafe vollstrecken, hat sich dieser Brauch gehalten.

Es gibt viele Versuche, diesen Brauch zu erklären und zu begründen. Meist wird angeführt, dass diese letzte Mahlzeit eine Form der Annahme des Urteils durch den Verurteilten sei und somit eine Versöhnung zwischen Gesellschaft und Täter erfolge. In ähnlichem Zusammenhang ist es zu sehen, dass in vielen Staaten der USA der Gefängnisdirektor die letzte Mahlzeit gemeinsam mit dem Todeskandidaten einnimmt.

Zurückverfolgen lässt sich das Ritual der Henkersmahlzeit in Europa bis mindestens ins 14. Jahrhundert. Aber auch schon im alten Ägypten oder Persien wurde den Todgeweihten jeder kulinarische Wunsch erfüllt.

Inzwischen ist die Tendenz in Teilen der USA eine andere. Texas hat ihn ganz abgeschafft, in den gesamten USA sind seit 1976 Alkohol und Zigaretten verboten, in Florida darf die letzte Mahlzeit nicht mehr als 40 US$ kosten, in Oklahoma gar nur 15 US$.

Die meisten Todeskandidaten in den USA wünschen sich Burger, Steaks, Pizza und frittierte Speisen. Aber es gibt auch Ausnahmen… einige Klassiker und Ausnahmen – nicht nur aus den USA – habe ich im nächsten Abschnitt zusammengefasst. Die Fälle sind chronologisch sortiert.

Einige ausgesuchte Henkersmahlzeiten

  • Susanna Margaretha Brandt, hingerichtet am 14. Januar 1772 in Frankfurt am Main; die Kindsmörderin diente Goethe als Vorlage für die Gretchentragödie: ein Glas Wasser. Das angebotene Essen – Gerstensuppe, Blaukraut, Bratwurst, Rindfleisch, Karpfen, Kalbsbraten, Konfekt, Brot, Wein – lehnte sie ab. Dies galt als schlechtes Zeichen, da sie ja so die Versöhnung ablehnte (s.o.).
  • Karl Ludwig Sand, Mörder von August von Kotzebue, hingerichtet mit dem Schwert am 20. Mai 1820 in Mannheim: Mehlsuppe
  • Charles Peace, Serienmörder, hingerichtet durch den Strang am 25. Februar 1879: Eier mit Speck (Frühstück).
  • Fritz Haarmann, Serienmörder aus Hannover, geköpft 1925: eine Zigarre und eine Tasse brasilianischen Kaffees.
  • Peter Kürten, Serienmörder und Vergewaltiger (Der Vampir von Düsseldorf), hingerichtet mit dem Fallbeil am 2. Juli 1931 in Köln: Wiener Schnitzel, frittierte Kartoffeln, eine Flasche Weißwein. Er bat um einen Nachschlag, der ihm gewährt wurde.
  • Louis „Lepke“ Buchalter, Mobster, wird am 4. März 1944 hingerichtet. Er entscheidet sich für gebratenes Hähnchen, Shoestring Potatoes und Salat. Das gleiche wählen seine willfährigen Gehilfen Emanuel Weiss und Louis Capone.
  • Hans Frank, Wilhelm Frick, Alfred Jodl, Ernst Kaltenbrunner, Wilhelm Keitel, Joachim von Ribbentrop, Alfred Rosenberg, Julius Streicher, Fritz Sauckel, Arthur Seyß-Inquart, allesamt verurteilt bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und am 16. Oktober 1946 durch den Strang hingerichtet: Würstchen mit Kartoffelsalat. Der verurteilte Herman Göring hat sich der Hinrichtung nach der Mahlzeit durch Selbstmord mittels einer Zyankali-Kapsel entzogen.
  • Raymond Fernandez, Serienmörder, hingerichtet auf dem elektrischen Stuhl in New York am 15. März 1951: Zwiebel-Omelette, Pommes Frites, Schokolade und eine kubanische Zigarre.
  • Carol Whittier „Caryl“ Chessman, Raub und Vergewaltigung, hingerichtet am 2. Mai 1960 mit Gas im im San Quentin State Prison (Kalifornien): Kaffee, Milch etwas Eiscreme. Er wurde bekannt, da er 12 Jahre in der Todeszelle 2455 einsass. Seine Schuld ist bis heute umstritten.
  • Joseph „Mad Dog“ Taborsky, Mörder, hingerichtet auf dem elektrischen Stuhl am 17. Mai 1960 in Connecticut: Banen Split, Kirschlimo, Kaffee mit Sahne und Zucker und eine Packung Zigaretten.
  • Adolf Eichman Organisator des Holocaust, gehängt am 1. Juni 1962 in Israel: er wählte die normale Kost im Gefängnis (Brot, Oliven, Käse). Er wünschte sich aber eine Flasche trockenen israelischen Rotwein (Carmel) dazu, die er zur Hälfte austrank.
  • Arthur Lucas, Mörder, gehängt am 11. Dezember 1962 in Toronto und einer der beiden letzten Hingerichteten in Kanada. Er wählte Steak, Kartoffeln, Gemüse und Kuchen. Der mit ihm gleichzeitig gehängte Ronald Turpin (Polizistenmord) entschied sich für das gleiche Gericht.
  • Victor Feguer, Mörder, gehängt am 15. März 1963 in Iowa: eine einzelne Olive mit Stein.
  • Ted Bundy, mehrfacher Mörder und Vergewaltiger,  hingerichtet am 24. Januar 1989 auf dem elektrischen Stuhl: Er lehnte eine besondere Mahlzeit ab und bekam Steak , Eier, Hash Browns, Toast mit Butter und Konfitüre, Milch und Orangensaft. Er soll diese nach verschiedenen Berichten nicht angerührt haben.
  • John Wayne Gacy, Mörder und Vergewaltiger, hingerichtet mit der Giftspritze am 10. Mai 1994:  12 frittierte Crevetten, ein Bucket Kentucky Fried Chicken, Pommes Frites, 450g Erdbeeren.
  • Thomas J. Grasso, Mörder, hingerichtet mit einer Giftspritze am 20. März 1995 in Oklahoma: zwei dutzend Muscheln, zwei dutzend Krabben, ein doppelter Cheeseburger von Burger King, ein halbes Dutzend Barbecued Spare Ribs, zwei Erdbeer-Milkshakes, ein halber Kürbiskuchen mit Schlagsahne und Erdbeeren sowie eine große Dose Spaghetti mit Fleischbällchen (bei Raumtemperatur serviert).
  • Leo Echegaray, Vergewaltigung seiner 10 Jahre alten Stieftochter, 5. Februar 1999 durch eine Giftspritze in den Philippinen hingerichtet: Sardinen und Trockenfisch, die er sich mit seinen Verwandten teilte.
  • Joseph Mitchell Parsons, hingerichtet in Utah mit einer Spritze am 15. Oktober 1999 wegen Mordes: drei Burger King Whopper, zwei große Fritten, Schoko-Shake, Schoko Eis und eine Packung Hubba Bubba, die er sich mit seinem Bruder und Cousin teilte.
  • Timothy McVeigh, Terrorist (Bombenanschlag mit 168 Toten), mit einer Injektion am 11. Juni 2001 in Indiana hingerichtet: 2 Pint (ca. 1,1l) Minzeis mit Schokostückchen (siehe Bild).
  • Ma Qingxiu, Drogendelikte, getötet bei einer Massenhinrichtung in China am 25. Juni 2003: Reisnudeln in Schweinefleischbrühe, Obsttasche.
  • Ernest Carter, Raubmord, 17. Dezember 2003 in Oklahoma, Pfannenpizza, 7-Up und ein Stück Käse-Kirschkuchen
  • Saddam Hussein, irakischer Diktator, gehängt 2006: verzichtete angeblich auf die Henkersmahlzeit (Reis und Huhn) sowie die angebotene Zigarette. Anderen Quellen zufolge soll er die Mahlzeit gegessen haben und dazu ein Wasser mit Honig getrunken haben.
  • Kenneth Biros, hingerichtet am 8. Dezember 2009 in Ohio: Pizza, Zwiebelringe, frittierte Pilze, Chips mit Zwiebeldipp, Kirschkuchen, Blaubeereis, Dr. Pepper.
  • Erik Wrinkles, hingerichtet am 11. Dezember 2009 in Indiana: Rinderbraten, Ofenkartoffel, Kotelett, Steak House Fritten, zwei Salate mit Ranch Dressing, Brötchen.
  • Lawrence Russell Brewer, Mörder, hingerichtet am 21. September 2011 in Texas: zwei frittierte Hähnchenteile in Zwiebelsauce, einen dreifachen Bacon Cheeseburger, eine große Schüssel frittierte Okra Schoten mit Ketchup, ein Käse Omelette mit Hackfleisch, Tomaten, Zwiebeln, Paprika und Jalapeños, ein Pfund Barbecue Fleisch, drei Fajitas, eine Meat Lover’s Pizza, ein Pint Eis (ca 600ml) und Erdnussbutter-Fudge mit Erdnussstückchen. Da er davon dann nichts anrührte, schaffte der Gouverneur von Texas die besondere Henkersmahlzeit ab.
  • Gary Carl Simmons Jr., Mord, hingerichtet am 20. Juni 2012 in Mississippi durch eine Giftspritze: Eine Pizza Hut medium „Super Supreme Deep Dish“ Pizza mit doppelt Pilzen, Zwiebeln, Jalapeño, Pepperoni. Eine weitere Pizza mit drei Käsesorten, Oliven, Paprika, Tomate, Knoblauch und italienischer Wurst. Zudem 10 Beutel Parmesan, 10 Portionen Ranch Dressing, eine Familienpackung Doritos Nachos mit Käse Geschmack, 224g Jalapeño Nacho Cheese, 122g Jalapeños, 2 große Erdbeershakes, zwei 0,6l Cherry Coke, eine Super-Size Portion McDonald’s Fritten mit extra Ketchup and Mayonnaise und zum Nachtisch knapp 1l Erdbeereis. Er hat angeblich die Hälfte seiner Henkersmahlzeit gegessen.
  • Andrew Chan, Drogenschmuggel, durch ein Erschießungskommando am 29. April 2015 in Indonesien erschossen: verschiedene Gerichte von Kentucky Fried Chicken. Myuran Sukumaran wurde gleichzeitig hingerichtet und wählte auch die gleiche Mahlzeit.
  • Edmund Zagorski, wegen zweifachen Mordes auf dem elektrischen Stuhl in Tennessee hingerichtet am 1. November 2018: eingelegte Schweineschwänze und Haxe.
  • Donnie Edward Johnson, wegen Mordes am 16. Mai 2019 mit Giftspritze in Tennessee hingerichtet: Verzichtete auf eine Henkersmahlzeit. Stattdessen sollten Essen für Obdachlose gespendet werden, wozu er auch öffentlich aufrief.
  • Donnie Cleveland Lance, wegen Mordes 2020 in Georgia mit der Giftspritze hingerichtet: Zwei Chili-Steak-Burger, Pommes Frites, Zwiebelringe, Senf, Ketchup und ein Soda.
  • James Barber, wegen Mordes am 20. Juli 2023 in Alabama mit der Giftspritze hingerichtet: Gefüllte Rösti, herzhaftes Rührei, scharfe Brühwurst und Toast.
  • Jack Dorsey, am 9. April 2024 wegen zweifachen Mordes in Missouri mit der Giftspritze getötet: zwei Cheeseburger, zwei Portionen frittierte Hühnchen-Teile, zweimal große Pommes sowie eine Pizza mit Salami, Peperoni, Zwiebeln, Pilzen und Extra-Käse.
  • Im Film „The Green Mile“ wünscht sich der unschuldig zum Tode verurteilte John Coffey Hackbraten, Maisbrot, Stampfkartoffeln mit Sauce, Okra and Pfirsich Cobbler (mit Teig überbackener Pfirsich).

Weitere Links zum Thema

Übrigens, die Liste mit den Henkersmahlzeiten werde ich fortlaufend ergänzen.

Welches Getränk passt zu welchem Film?

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Das passende Getränk zum Film

Vielleicht kennen Sie das: Sie freuen sich auf einen besonderen Film und wollen – damit das Gesamterlebnis stimmt – auch das passende Getränk dazu. Und hier hilft Ihnen diese Liste weiter. Sie listet einige beliebte Filme und dazu passende Getränke auf. Außerdem finden Sie einige generelle Empfehlungen weiter unten.

Meist handelt es sich um Weine, Cocktails oder Spirituosen, die in den entsprechenden Filmen selbst vorkommen, wie z.B. in der Sektion der James Bond Filme. Sie werden überrascht sein, denn es gibt mehr als nur den Martini Cocktail…

Teilweise finden Sie aber auch Filme, die einfach nur gut zur Stimmung des jeweiligen Films passen, wie z.B. bei der „Herr der Ringe“ – ein Mai Tai wäre hier unpassend, aber mit einem Rotwein oder einem dunklen Bier machen Sie hier nichts verkehrt.

Übrigens, diese Liste wird fortlaufend ergänzt. Und über Empfehlungen freue ich mich per E-Mail oder über die Kommentare hier.

Übersicht der Filme – und der passenden Drinks

21 Gramm

  • Clos du Val Weine

About Schmidt

  • Vodka Gimlet Cocktail

Air America

  • Macon-Villages Weine

Beim ersten mal

  • Clos du Val Weine

Berüchtigt (Hitchcock)

  • Bouchard Volnay Caillerets
  • Piper Brut Champagne
  • Quarts de Chaume

„Welches Getränk passt zu welchem Film?“ weiterlesen

Eine Lanze für Volker Beck

stein

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen

Voranmerkung: diesen Artikel habe ich geschrieben, bevor ich von der Bild Schlagzeile „Grüner mit Hitler Droge erwischt“ Kenntnis hatte. Aber genau wegen solcher Sätze ist dieser Beitrag hier wohl notwendig,

Der Scherz war irgendwie zu naheliegend – kurz nachdem bekannt wurde, dass Volker Beck wohl mit Crystal Meth erwischt wurde, wurden die sozialen Netze mit #breakingbeck Scherzen geflutet. Auch ich habe mitgemacht. Gut, #breakingbeck ist irgendwo noch lustig. Aber viele Kommentare und Äußerungen überschreiten inzwischen für mein Gefühl die Grenze des guten Geschmacks und dessen, was in politischen Diskussionen vertretbar ist.

Auch wenn ich Volker Beck politisch und menschlich sehr ambivalent sehe, möchte ich doch eine Lanze für ihn brechen.

Lasst Volker Beck in Ruhe.

Ja, Medienberichten zufolge hat er sich mit 0,6g Crystal Meth erwischen lassen. Gehen wir mal davon aus, dass es irgendetwas mit Methamphetamin drin gewesen sein. Der BGH zieht hier übrigens die Grenze zur nicht geringen Menge auf 5 g bei Metamfetaminbase, 6,2 g bei Metamfetaminhydrochlorid und 10 g bei Methamphetaminracemat. Die Menge, mit der sich Volker Beck erwischen ließ, war also ziemlich gering.

Natürlich war es recht ungeschickt, dass er selbst in die Wohnung des Dealers gegangen ist und letztlich dadurch erwischt wurde. Irgendwie ist das aber auch authentisch und passt zu Volker Beck.

Ich will jetzt hier kein Plädoyer für die Legalisierung von harten Drogen halten. Sie sind aber in weiten Teilen des Politikbetriebs Realität. Schon im Jahr 2000 konnte der Spiegel schreiben, dass Drogenhunde im Bundestag anschlagen würden. 2014 flog der Crystal Meth Konsum des SPD Abgeordneten Michael Hartmann auf (dessen Anwalt übrigens Eisenberg hieß, Wortspielalarm…) und FDP Politiker Alexander Alvaro verursachte unter Kokain Einfluss einen schweren Unfall. An viele weiße Nasen in der Kellerbar des Bonner Wasserwerks oder an den süßlich grasigen Geruch vor dem von vielen Abgeordneten besuchten „Mierscheids“ in der Bonner Südstadt kann ich mich selbst noch gut erinnern.

Und schaut man auf legale Drogen, sieht es noch ganz anders aus. Allein mit den Sufffahrten – allen voran, aber nicht nur – von CSU Abgeordneten, Bürgermeistern und Landräten könnte man ganze Blogs füllen.

Politik ist ein hartes Geschäft, das die Menschen an ihre Grenzen treibt. So sehr, dass sehr viele meinen, das nur noch mit Drogen ertragen zu können. Nicht alle, aber eben sehr viele. Die Gründe dafür wären einen eigenen Beitrag wert – angemerkt sei nur: der zunehmend raue Ton auf twitter und Co ist daran sicherlich nicht ganz unschuldig.

Volker Beck ist damit unter den Bundestagsabgeordnete nicht allein. Er hat eben nur den Fehler gemacht, sich erwischen zu lassen. Ausgerechnet mit einer Droge, die sich mit Crack um den ersten Platz in der Kategorie „Betäubungsmittel mit dem schlechtesten Image“ streitet. Hätte er sich ordentlich betrunken, wäre das alles nicht so schlimm…

So oder so: es ist richtig, dass er von seinen herausragenden Ämtern zurückgetreten ist. Sein Bundestagsmandat sollte er aber nicht aufgeben. Der Bundestag als Volksvertretung soll eben auch aus einem Querschnitt der Bevölkerung stellen. Und dazu gehört auch ein bekennender Schwuler, der auch mal Fehler macht.

Denn nur von veganen, abstinenten und spaßbefreiten Diplom-SozialpädagogI*nnen möchte zumindest ich mich nicht vertreten lassen.

Im übrigen gilt:

Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein.

Anhang: Methamphetamin

Für Hintergrundinformationen zu Crystal Meth gibt es nun einen eigenen Artikel.

Köln – eine hilfsbereite Stadt (ein Karnevalserlebnis)

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Dass man in Köln an besonderen Tagen wie Silvester oder Karneval auch viel Hilfsbereitschaft erfahren kann, zeigt dieser Gastbeitrag. Der Autor ist uns persönlich bekannt.

Karneval sollte Jedem ein Begriff sein. Insbesondere Köln gilt hierbei als Karnevalshochburg, was eigentlich nur eines bedeutet: Zur Karnevalszeit ist Köln voll. Und die Leute in Köln auch.

Doch obwohl in Köln an Rosenmontag gefühlte 80% der Leute einen geschätzten Promillewert von „nur ein Glas Bier… na gut, eine Flasche. Ich geb’s ja zu; ich hab den ganzen Kasten getrunken“ haben, konnte sich Köln auch an diesem Tag von einem seiner schönen Seiten zeigen.

Mein bester Freund und ich entschieden uns schon vor mehreren Wochen dafür, Rosenmontag in Köln zu feiern. Dies wollten wir, wie für zwei junge Männer üblich, auch mit ordentlich Alkohol tun. Schließlich musste für mich ja auch noch eine Freundin gefunden werden (Anmerkung: im Nachhinein merken wir schon selber, wie dämlich das klingt).

Als wir also schon am Karnevalssonntag ordentlich in die Nacht rein gefeiert hatten, auch, um den Superbowl bloß nicht zu verpassen, wollten wir am darauffolgenden Montag schon früh zum Dom fahren, um uns dort einen guten Platz am Rosenmontagszug zu ergattern. Wir stiegen um 12:15 in die Bahn und wie es an Karneval so ist, fingen wir schon nach ca. 5 Minuten an zu trinken. Natürlich, stilvoll ist das nicht, und um hier keinen zum Trinken zu animieren: einfach weiterlesen.

Fast forward ein paar Stunden: Wir hatten beide ordentlich was intus. Am Nachmittag schon waren wir so betrunken, dass ich mich selber nicht mehr richtig an alle Details des Tags erinnere, geschweige denn Uhrzeiten weiß. Jedenfalls schien es grade dunkel zu werden als mein Freund meinte, er müsse sich mal setzen, da es ihm nicht gut ginge. Details will ich ersparen, aber er musste sich übergeben. Da er jedoch noch ansprechbar war und sich auch noch irgendwie auf den Beinen halten konnte, entschlossen wir uns, in den Bahnhof zu gehen. Er hatte unbedingt die nächste Bahn nach Hause nehmen wollen, doch ich merkte schon, dass das nichts wird. Um ihn jedoch ein wenig zu beruhigen, stimmte ich der Idee, erstmal zum Bahnhof zu gehen, zu.

Da waren wir nun an unserem Gleis und glücklicherweise kamen uns zwei Zufälle sehr gelegen.

  1. Unsere Bahn kam erst in 20 Minuten und
  2. Wir standen direkt am Mülleimer.

Bei meinem besten Freund schien sich keine Besserung breit zu machen nachdem er sich mehrfach in den Mülleimer übergeben hatte, also setzte er sich auf den Boden direkt an der Mauer, die die Treppe umrandet.

Betrunken wie ich war, war ich mit der Situation selber überfordert. Ich sicherte ihm, als er sehr schlapp und müde, fast regungslos, aber offensichtlich noch ansprechbar und bei Bewusstsein war, immer wieder zu, bei ihm zu bleiben und ihm zu helfen. Alles werde gut werden. Zur kurzen Orientierung schon mal vorweg: wir saßen ungefähr eine Stunde an besagtem Bahngleis.

Selbstverständlich schauten einige Leute recht angewidert auf uns hinab. Jedoch zeigte Köln für uns an diesem Abend auch seine verständnisvolle und menschliche Seite. Nach nur kurzer Zeit kam eine junge Dame zu uns, die für noch einige Minuten auf ihren Zug warten musste. Sie zeigte sich einigermaßen verständnisvoll für die Situation meines Freundes und für meine scheinbare Überforderung. Kurz kniete sie nieder und bot meinem Freund etwas von ihrem Orangensaft an; er bräuchte schließlich nun Flüssigkeit und Zucker. Zucker, das helfe ihm jetzt ganz sicher. Mein Freund trank ein paar Schlucke doch schnell musste die Frau weiter, da ihr Zug einfuhr.

Trotzdem dauerte es nicht lange, bis schon die nächste Hilfe herbei eilte. Ich selber wurde mir langsam etwas klarer im Kopf und konnte zumindest wieder der Situation bedingt ordentlich denken. Sich übergeben musste mein Freund nun schon seit mehreren Minuten nicht mehr (ob der Saft wirklich geholfen hat, oder ob die Sitzposition dies verhindert hat, sei mal dahingestellt). Zwei Menschen der DB Sicherheit kamen zu uns und ich erklärte ihnen die Situation. Jedoch sagte ich auch, dass medizinische Hilfe zu dem Zeitpunkt noch nicht nötig sei. Wasser bräuchte er jedoch. Dies war blöderweise schon länger leer.
Der freundliche Mann des DB Sicherheit-Duos bot daraufhin an, etwas Wasser zu besorgen. Daraufhin verschwanden die zwei; der Sicherheitsbeamte wollte bald mit etwas Wasser zurück sein. Ziemlich zeitgleich dazu fuhr auch unsere Bahn in den Bahnhof ein. Mein Freund sprang auf und wollte unbedingt in diese Bahn einsteigen. Mit etwas Körperlichkeit und konstantem Aufihneinreden gelang es mir jedoch, ihn davon zu überzeugen, lieber die nächste Bahn zu nehmen. Er war einfach noch nicht fit genug, um jetzt schon mit der Bahn zu fahren. Diese Entscheidung sollte sich als gut herausstellen; der Mülleimer musste erneut herhalten.

Bald saß er sich wieder. Kurz darauf kam der Mann der DB Sicherheit wieder. Er brachte einen Trinkkarton an stillem Wasser mit. Mein Freund trank in kleinen Schlucken; das Wasser tat ihm sichtlich gut. Ich bedankte mich und der DB Sicherheit-Mann ging wieder; er konnte schließlich auch nicht mehr tun als ich.

Mein Freund saß also dar und trank. Währenddessen fing ich ein wenig an, mich mit Leuten zu unterhalten. Natürlich blieb ich immer direkt neben meinem besten Freund aber ich konnte leider nicht viel machen außer warten, dass es ihm etwas besser geht. Nach einiger Zeit jedoch entschloss ich mich dazu, bei der Polizei nach Rat zu fragen. Ich sprach nochmal einen der Passanten an und fragte, ob er nicht mal kurz auf meinen Freund aufpassen könnte; ich sei sofort wieder da. Die Person stimmte sofort zu und sah mit betroffenen Blick zu meinem Freund rüber. Ich eilte herunter und fand auch sofort Polizeibeamte, die mir helfen konnten. Ich sollte sie zu meinem Freund führen und das tat ich dann auch. Zugegeben; ich war selber noch sehr betrunken und führte die Beamten versehentlich in die falsche Richtung, aber nach hoffentlich nicht zu langer Zeit waren wir dann bei meinem Freund. Zu sehen war dann, wie die Frau, die ich angesprochen hatte, sich sehr nett und hilfsbereit um meinen Freund gekümmert hatte. Sie unterhielt sich – so wie es möglich war zumindest – mit ihm, um ihn ein wenig zu beschäftigen und abzulenken. Die Polizeibeamten prüften die Lage, Fragen hier und da nach Details wie dem Namen usw. und halfen mir dann, meinen besten Freund weiter zu betreuen. Unser Zug würde jedoch in nur wenigen Minuten einfahren.

Die Beamten sagten mir, wie auch sie nicht viel machen könnten. Das Einzige, wurde mir gesagt, was möglich wäre, wäre, dass sie mir helfen, meinen Freund auf jeden Fall in den Zug zu setzen, ab wo ich ihn dann alleine wieder betreue, bis wir zuhause sind. Dem stimmte ich zu und die Beamten halfen mir, meinen noch immer sehr benommenen Freund in die Bahn zu setzen.

Doch da saßen wir dann. Ihm war noch immer schlecht, eine Tüte oder Ähnliches hatten wir nicht. Lediglich etwas Wasser hatte er.

Doch dann sprachen mich drei Personen an, die die Situation scheinbar mitbekommen hatten. Ich glaube nicht, dass sie zusammen gehörten, aber sie saßen direkt um meinen Freund und mich herum und sicherten mir Hilfe zu. Eine Frau reichte mir ein Taschentuch, die zweite eine Tüten, die ich beide meinem Freund in die Hände drückte. Wir unterhielten uns und passten alle zusammen darauf auf, dass meinem Freund nichts passiert. Wir lenkten ihn auch, soweit nötig, ein wenig ab und sicherten ihm Hilfe zu.
Als ich kurz vor der Station meines Freunds und mir sagte, ich müsse bald aussteigen, sagte einer der drei Personen, dass sie mir helfen kann, ihn nach Hause zu bringen. Sie müsse auch in diese Richtung laufen (ob sie trotzdem hätte an der gleichen Station aussteigen müssen, weiß ich an der Stelle nicht, aber ich denke, sie hätte weiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen). Weit war die Strecke schließlich nicht.
Als wir ausstiegen half sie mir, meinen Freund zu stützen und wir gingen die fünf Minuten, die ich vom Bahnhof weg wohne, zu mir nach Hause. Bis an die Haustür brache sie ihn mit mir.

Zuhause haben wir meinen Freund dann wieder weiter versorgt und ihn ins Bett gelegt. Am nächsten Morgen hatte er über all das kein Wissen mehr, aber am späten Mittag, als er endgültig nach Hause musste, bedankte er sich noch bei mir. Einiges war wohl doch hängen geblieben.

Zwei Tage später traf ich den Mann, der mit uns im Zug saß und zu den bereits erwähnten drei Personen gehörte, beim Einkaufen. Er erkundigte sich über meinen Freund und war froh, dass soweit alles in Ordnung war. Er zeigte nochmals Verständnis für die Situation meines Freundes und beteuerte, er würde dies von sich selber auch kennen. Es sei also alles in Ordnung.

Allgemein zeigten sich alle Personen, die, wie erwähnt, mit der Situation zu tun hatten, sehr hilfsbereit und verständnisvoll (schließlich kamen einige von ihnen ja auch von sich aus auf uns beide zu…).

Dabei muss ich wirklich sagen, dass es mich überrascht hat, wie hilfsbereit die Menschen doch waren. Ich hätte nicht erwartet, dass Menschen von sich aus so viel Hilfe anbieten, bzw. dann doch auch sehr verständnis- und rücksichtsvoll reagieren, wenn sie angesprochen werden. Ein paar außenstehende haben sicherlich geguckt, aber im Großen und Ganzen ist mir niemand aufgefallen, der einen negativen Eindruck hinterlassen hat.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Menschen, wenn andere Menschen offensichtlich Hilfe benötigen, oft weggucken. Doch trotz dessen, dass viele an dem Tag am Bahnhof selber auch etwas getrunken haben (davon gehe ich am Rosenmontag einfach mal aus), war das dieses Mal nicht so. Das überrascht mich und macht mich auch etwas glücklich.

Man gewinnt so dann auch ein Stück weit den Glauben an die Menschlichkeit zurück.