Einige Gedanken über doo

Frank Thelens aktuelles Projekt doo.net verfolge ich schon seit einiger Zeit und habe mir direkt die ModernUI App für Windows 8 installiert.

Wer nun von doo noch nichts gehört hat, lese sich am besten diese treffende Beschreibung durch:

doo sammelt all deine Dokumente und legt sie nach intelligenter Analyse sicher und sortiert für dich ab. So lassen sie sich unmittelbar finden, aber auch kinderleicht mit Familie, Freunden und Kollegen teilen oder gemeinsam bearbeiten.

Vereinfacht gesprochen lade ich also meine Dokumente hoch, doo kategorisiert diese und ich habe dann von überall her Zugriff drauf. Eine ausführlichere Beschreibung des Dienstes gibt es hier bei Futurezone.

Allein – mein doo sieht derzeit etwas leer aus:

Und nun berichtet auch Deutsche Startups, dass doo nur wenige aktive Nutzer habe. So sei es nicht gelungen, die anfänglich gewonnene mediale Aufmerksamkeit entsprechend zu nutzen.

Nun muss man dazu sagen, dass diese mediale Aufmerksamkeit in erster Linie darauf beruhte, dass es Thelen gelang, rund 8 Millionen VC einzusammeln – eine beachtliche Leistung. Allein stand dabei eben nicht das Produkt als solches im Vordergrund, sondern eben das Unternehmen. Mediale Aufmerksamkeit per se bringt eine Applikation aber nicht nach vorne – der „doo Gedanke“ ist (fast) nur innerhalb der Startup- und Tech-Gemeinde verbreitet worden. Hier finden sich zwar die 1st Mover, aber eben nicht nicht die breite Masse der Nutzer.

Und bei den 1st Movern scheint der Funke nicht so recht übergesprungen zu sein.

Auch mir fehlt bei doo der „Wow“ Effekt, den ich bei anderen Apps erlebe. So hat mich Wunderlist mit seiner Einfachheit und Eleganz direkt begeistert und zum ersten mal in meinem Leben nutze ich seitdem konsequent eine Aufgabenverwaltung. Die Erfolge des Tools sprechen dann auch für sich. Das mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Wunderkit aus dem gleichen Hause enttäuschte hingegen und wird eingestellt – weil es zu komplex ist und vielleicht auch eine Antwort auf eine Frage gibt, die so in dieser Form niemand gestellt hat. Lesenswert dazu ist auch der Blogpost von Christian Reber, dem CEO der 6Wunderkinder.

Das könnte auch das Problem von doo sein. Der Gedanke, alle seine Dokumente gut strukturiert immer zugreifbar zu haben ist reizvoll. Und schon vor 20 Jahren habe ich mir mein Jura-Studium u.a. damit finanziert, dass ich Rechtsanwälte hinsichtlich Dokumentverwaltungslösungen beraten habe.

Ein Problem von doo ist dabei, dass es im geschäftlichen Bereich bereits viele Lösungen  gibt, die das Bedürfnis nach dem papierlosen Büro hinreichend gut erfüllen – eingebettet meist in Branchenlösungen (Rechtsanwaltssoftware, CRM Lösungen). Die Dokumente werden der entsprechenden Akte/Mandanten/Kunden etc. zugeordnet und gut ist. Sich in diesem Bereich zu etablieren wird für doo entsprechend schwer sein.

Bleiben Freiberufler und normale Privatanwender. Hier ist die Lebenswirklichkeit aber eben die, dass in fast allen Branchen ein Teil wichtiger Kommunikation noch in Papierform abläuft. Diese Dokumente müssen dann natürlich gescannt und in doo importiert werden. Ein Aufwand, den sich nicht viele Otto-Normalnutzer antun werden. Den doo-Ansatz, alle Dokumente bei der Hand zu haben, erschwert das.

Liegen die Dokumente schon digital vor, brauche ich persönlich für mein Empfinden das derzeitige doo nicht, denn über SkyDrive habe ich immer alles griffbereit, was ich griffbereit haben will – ob über mein Windows 8 Notebook, mein Windows 7 Phone oder mein Android-Device. Und wenn Ihnen SkyDrive nicht gefällt, nehmen Sie eben Dropbox. Sicher, es wäre manchmal reizvoll, hier bessere Kategorisierungs- und Suchfunktionen zu haben. Aber zum Umstieg auf doo hat mich das noch nicht bewegen können.

Ist doo deswegen schon gescheitert? Ich glaube nicht.

Zunächst einmal würde ich den Kommunikationsansatz ändern. Das derzeitige doo-Motto „Deine Dokumente. Organisiert. Sicher.“ geht eben zu sehr in Richtung „Dokumentverwaltung“. Sorry, das hört sich nach Finanzamt, Rechtsanwaltskanzlei und Steuerberater an. Gähn.

doo könnte eine zentrale Ablagestelle werden, bei der ich digitale Dokumente, gescannte Unterlagen, Fotos, Soundfiles etc. hochladen und strukturieren kann. Einerseits ich selbst, andererseits auch doo, das von mir lernt. Das kann doo im wesentlichen schon – es würde nur anders verkauft.

Nachtrag:

Inzwischen wurde mir von doo eine Beta Version für Windows 8 zur Verfügung gestellt, die einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung darstellt. Ich bin mir daher sicher, dass das doo Team in kurzer Zeit eine öffentliche Version vorstellen wird, die deutlich mehr Nutzer anzieht.

Nachtrag 2:

Sehenswert ist das Interview mit Frank Thelen bei Gründerszene.

Gadowski gegen Reber – oder ab wann ist Copycat

Christian Reber, CEO der 6Wunderkinder, hat in seinem Unternehmensblog zu einer Anti-Copycat Initiative aufgerufen, wovon sich Lukasz Gadowski gehörig auf den Schlips getreten fühlt und sich seinerseits in seinem Blog recht despektierlich über die Wunderkinder äußert. Wörtlich schreibt er von einer „assozialen Hetzkampagne von 6wunderkindern in Berliner Start-Up Szene“ – wobei hier noch anzumerken wäre, dass man „asozial“ nur mit einem „s“ schreibt, aber sei’s drum.

Gadowksi sieht den erwähnten Blogbeitrag also als Teil einer Gesamtkampagne der Wunderkinder gegen ihn und seine Investmentgesellschaft Team Europe. Ob es eine Kampagne gibt oder nicht vermag ich nicht zu beurteilen, denn ich bin in der Berliner Start-Up Szene nicht verwurzelt und strebe das auch nicht an. Insoweit fehlt mir das Insider-Wissen.

Die Frage ist für mich viel mehr: ab wann ist ein Start-Up innovativ oder bis wohin ist es ein Copycat, also ein Nachahmer eines anderen bestehenden Geschäftsmodells

Denn In seinem erwähnten Blogbeitrag zieht Gadowski über Wunderlist, die von mir sehr geschätzte Aufgabenverwaltung, recht heftig her:

Für die, die die Kinder nicht kennen, sie machen eine recht erfolgreiche Online und mobile ToDo Liste. Genial. Isaac Newton und Albert  Einstein ziehen gleichzeitig ihren Hut. Eine digitale ToDo Liste! Der Nabel der Innovation, gab es noch nie vorher! hatte nie jemand versucht! Die Wunderkinder haben die ToDo-Liste wohl sehr gut umgesetzt, das sei ihnen unbenommen und ist eine sehr schöne Leistung.

Grundsätzlich stimmt das. Aufgabenlisten gibt es mindestens, seitdem es Tontäfelchen und so etwas wie Schrift gibt. Wahrscheinlich sogar noch früher. Man könnte also sagen, dass jedes Notizbuch und jetzt jede 2do-App eine billige Kopie von Tontäfelchen mit Keilschrift sind. Könnte man, muss man aber nicht.

Der Punkt ist: Sobald es ein Produkt gibt, wird es dazu Konkurrenz geben. Und von wenigen Dingen abgesehen ist alles Evolution statt Revolution. Und ganz pragmatisch gesehen: für den normalen Nutzer wird es in vielen Fällen gar nicht erkennbar sein, wer zuerst da war. Nur bei ganz dreisten Plagiaten ist er sofort offensichtlich. Ich denke hier an chinesische iPhone Clones oder an StudiVZ.

Grundsätzlich ist der Unterschied zwischen „innovativem Start-Up“ und „Copycat“  ein anderer. Denn Copycat oder nicht liegt vereinfacht gesprochen in der Herangehensweise an ein Projekt und in der Einstellung dazu:

  • „Wie kann ich schnell reich werden?“ gegen „Wie kann ich die Welt besser machen (und damit bestenfalls noch reich werden)?“
  • „Welches Geschäftsmodell funktioniert in den USA gut und kann schnell transferiert werden?“ gegen „Welchen Bedarf haben die Kunden und wie kann ich ihnen geben, was sie brauchen?“
  • „Hoffentlich merkt keiner, dass unter der Oberfläche alles wackelig ist.“ gegen „Ich will die beste Lösung liefern.“
  • Bloße Effizienz gegen kompetente Leidenschaft
  • Agent Smith gegen Neo
  • Hermes gegen Athene

Man merkt einem Unternehmen und seinen Produkten an, ob es diesen göttlichen Funken in den Genen hat oder nicht – darum ist Wunderlist eine so erfolgreiche Aufgabenverwaltung, darum wurde das WWW auf einem Next-Computer entwickelt und ja, auch wenn ich das jetzt nicht gerne schreibe, darum beherrscht das iPad den Tablet Markt.

Auch Copycats können erfolgreich sein. Doch wer Kompetenz mit Leidenschaft verbindet, kann Märkte und Menschen verändern.

Wunderkit Beta-Anmeldung

Jetzt ist die Beta-Anmeldung für Wunderkit möglich, sozusagen dem großen Bruder von wunderlist, die zahlreiche Möglichkeiten zur Zusammenarbeit haben soll.

Sobald ich mehr Infos haben, setze ich diese online.

Andenken an Steve Jobs im Internet

Apple Homepage:

Google Deuschland:

Mark Zuckerberg auf facebook:

Microsoft

wired

6wunderkinder

boingboing.net

Bill Gates

myTaxi facebook Page

panic.com

macnn

Amazon

Anmerkung „Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers“ ist derzeit der Nummer 1. Bestseller auf Amazon.